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bolo`boloAbfahrtIch stelle mir vor. mit dem Bus bis zur Endstation zu fahren und dann noch weiter: durch Österreich, Jugoslawien, die Türkei, Syrien, Persien... nach Indien, Malaya. Auf der Reise verwandelt sich der Bus allmählich, wird er neu bemalt, repariert, umgebaut, mit Betten ausgerüstet, Die Fahrgäste verwandeln sich in eine enge Gemeinschaft. Sie arbeiten unterwegs um den Treibstoff, die Ersatzteile und die Lebensmittel zu beschaffen. Sie erzählen sich ihre Geschichten. Sie handeln von den verschiedensten Formen des Widerstands gegen die Alltagsmaschine: Leistungsverweigerung, Sabotage, absichtliche Schlamperei, Diebstahl, Indiskretionen, Krankfeiern, Brandanschläge, solidarische Aktionen. Die Brutalität der Maschine erklärt sich aus dem Widerstand gegen sie. Fünf Jahre später kehrt der Bus zurück. Er ist bunt, hat Vorhänge, Aufbauten, Inschriften in unbekannten Alphabeten. Niemand erkennt ihn wieder und die Rückkehrer sind Fremde... Haltestelle. Der Traum ist zu Ende. Wochenenden, Ferien, Illusionen. gehen immer wieder zu Ende und wir sitzen wieder gehorsam im Bus oder im Tram. Die Alltagsmaschine triumphiert über uns. Wir sind ein Teil von ihr. Sie zerstückelt unser Leben in Zeit-Portionen, saugt unsere Energie auf, walzt unsere Wünsche nieder. Wir sind zuverlässige, pünktliche, disziplinierte Zahnrädchen. Warum funktionieren wir?
DealDer Deal ist faul, weil die «guten Dinge» von der Maschine zerstört werden: wir selbst, die Zeit, die Beziehungen, die Natur, die Traditionen. Obwohl wir immer schneller und immer weiter reisen können, nimmt unser Bewegungsspielraum im Alltag ab. Rationallsierungen, Renovierungen, Sanierungen, Standardisierungen, spüren jede «freie», Sekunde und jeden ungenutzten Quadratmeter auf, Zeit und Raum sind Geld. Mit dem Geld setzt die Maschine ihre Logik durch. Wir sind eingesperrt, verplant, sauber und ordentlich und unglücklich, obwohl wir eigentlich «keinen Grund» haben. SicherheitDie Angst vor dem Ungewissen ist stärker als der Ekel vor dem Alltag. Die Maschine erscheint als die einzig mögliche Wirklichkeit, Gewohnheit. Sicherheit. Vernunft. Normalität. Macht. Wer garantiert unser Uberleben, wenn wir die Maschine verlassen oder zerstören? Wo bleibt die medizinische Versorgung, die AHV, die Versicherungen? Wir sind allein und die Maschine ist unsere einzige Sicherheit im Leben. Daher versuchen wir, unsere Gefühle, unsere Einsichten und unsere Zweifel zu verdrängen, damit wir funktionieren können. Wir reden uns immer wieder ein, dass das Leben eben so ist und dass ein anderes nicht möglich ist. Wir brauchen daher die Normalität, um uns gegen die Einsicht in unser Unglück zu schützen. Wir sind eine Verschwörung der Unglücklichen, die gemeinsam ihr Unglück verteidigen. Wer.das Unglück bewusst macht, es angreift, wird mit Hass und Neid verfolgt, Wer nicht mitmacht, wird zum Störer, zum Parasiten, Weichling, Versager, Träumer oder Terroristen, je nach dem Grad an Hass, den iman gerade empfindet. Gegen die Aussteiger richtet sich die perverse Solidarität derjenigen, die den Ernst des Lebens begriffen haben, die mit beiden Beinen im Leben stehen, die auf ihre Entbehrungen und Frustrationen (auch Leistung genannt) stolz sein können... Doch wie sicher ist denn die Maschine? Lohnt sich die Solidarität mit ihr? Woher kommt diese merkwürdige Nervosität der Vertreter der Normalität? Die Wahrheit besteht heute darin, dass diese so imposante Maschine, die industrielle Arbeitsgesellschaft, unaufhaltsam dem Zusammenbruch entgegen treibt. Nicht nur saugt sie uns aus, sie macht auch sich selbst kaputt. Der industrielle Reichtum beruht auf Arbeit, doch die Arbeit wird durch Automatisierung und Elektronik überflüssig gemacht und es entsteht Massenarbeitslosigkeit. je komplizierter die Maschine wird, umso mehr Arbeit muss I'ür Reparaturen, Verwaltung und Kontrolle aufgewendet werden. Der Unterhalt der Maschine erfordert mehr Arbeit als sie selbst an Werten erzeugt, Die Schäden an der Natur und an der Gesundheit, die sie anrichtet, wachsen schneller als die Produktion. Der "Gesundheitssektor" explodiert, weil unser Kranksein das wichtigste Produkt der Maschine ist. Die Industriearbeit zeigt sich als reine Zerstörungsarbeit. Die heutige Dauerkrise der Wirtschaft ist die Folge des inneren Widerspruchs der Maschine. Wenn es Aufschwünge gibt, dann bilden sie nur noch kleine «Erholungen» auf dem Weg nach unten. Nach jeder Konjunktur bleibt ein grösscrer Sockel an Arbeitslosen zurück. Wenn die Wirtschaft in einer Krise ist, dann gilt das auch für den Wohlfahrtsstaat. Ein Kollaps des Währungssysterns kann unsere AHV, unsere Versicherungen und Pensionen, jederzeit hinwegfegen. Unsere «Garantien» stehen nur auf dem Papier - wir haben nichts in der Hand, um uns zu holen, was uns zusteht. Unser Vertrauen in die staatliche Sicherheit ist nur Ausdruck unserer wirklichen Ohnmacht und Vereinzelung. Ein paar gute Freunde werden mehr wert sein als der AHV-Versicherungsausweis oder das Sparheft.
RealpolitikWir kommen nicht darum herum, zuerst einmal mit unseren ganz «privaten» Wunschträumen herauszurücken, damit wir uns nicht gegenseitig betr-ügen. Moral und Realismus sind die ideologischen Waffen der Maschine und daher müssen wir es wagen, sowohl egoistisch als auch lächerlich zu sein. Vielleicht zeigt es sich dann, dass die "andern" gar nicht so «anders» sind, sondern dass wir uns alle mehr gleichen als wir denken. Vielleicht ist die Mehrheit, das Volk, die Masse, die Gesellschaft, die Wähler usw. nur ein Popanz der Maschine. Gegen die «erste Wirklichkeit» der Maschine müssen wir unsere «zweite Wirklichkeit» entwickeln. Sie ist unsere einzige Chance, weil die erste (inklusive ihre Verbesserungsmöglichkeiten) definitiv in der Sackgasse ist. Die Maschine versucht die «zweite Wirklichkeit» zu erfassen und als Kultur zu verdauen. Träume sind als Filme, Musik, Romane, Feriendörfer usw. eingeplant und abgegrenzt. Eine Vermischung der ersten und der zweiten Wirklichkeit wird sorgfältig verhindert. Diese Kanalisierung unserer Wünsche müssen wir durchbrechen. Es gibt heute als «realistische» Haltung nur noch das«Nichts oder Alles». Entweder schaffen wir ziemlich schnell einen Sprung von der ersten in die zweite Wirklichkeit oder beide zusammen gehen zu Grunde. Apokalypse und Evangelium. Weltuntergang oder Utopie, stehen sich heute schroff gegenüber. Wir müssen wählen zwischen einem endgültigen, zynischen Pessimismus und einem «salto vitale» in eine völlig andere Weit. Entweder endzeitliche Begeisterung oder totale Resignation. Mittlere Haltung wie «Hoffnung», «Zuversicht» «Geduld» sind heute nur noch Selbstbetrug oder Demagogie. Das «Nichts» ist heute möglich und es ist auch eine Lebensanschauung geworden, mit der man durchaus leben kann. Wir müssen nicht unbedingt überleben. Es ist dem «Leben» und auch der «Natur», völlig egal, ob sie weiter existieren oder nicht. Aus dem Überleben und der Natur einen «Wert» zu machen bringt nur totalitäre Risiken (Oekofaschismus). Die Apokalyptiker, Nihilisten und Pessimisten haben gute Argumente für ihre Entscheidung. Sie haben ihren Lebensstil, ihre Mode, Musik, Philosophie (Schopenhauer, Cloran, Buddhismus). Vielleicht sind die Pessimisten sogar die wirklich «Glücklichen» und ist der bevorstehende atomare oder ökologische Weltuntergang die grosse Erlösung vom qualvollen «Lebenstrieb». Darum geht es nicht. Das «Nichts» ist eine Möglichkeit, das «Alles» eine andere, Wenn ich daher versuche, meine Phantasien zum «Alles» darzustellen, dann ist damit noch nichts gegen das «Nichts» gesagt. Im Gegensatz zum Nichts ist das Alles heute relativ schlecht definiert und erscheint es als weniger realistisch. Niemand macht sich lächerlich mit pessimistischen Voraussagen. Es lohnt sich nur darum schon, das Alles etwas auszubauen, damit dadurch vielleicht das «Nichts» noch verlockender wird...
Politik RealIch stelle mir vor, dass bolo'bolo oder andere Wunschträume die realpolitisch Resignierten wieder aus ihrer Apathie locken könnten und dass damit so etwas wie eine neue «Politik Real» entstehen könnte. Eine Politik (d.h. Umgang mit sich selbst und den andern), die nicht nur darauf aus ist, das «Schlimmste» zu verhindern, sondern die von bestimmten, möglichst praktischen, aber auch umfassenden Vorstellungen ausgeht und dann versucht, sie in die Gegenwart zu projizieren. Das könnte z.B. bedeuten, dass man schon heute versucht tega'sadis (siehe unten) einzurichten und entsprechende Gebäude verlangt. Doch eigentlich geht es nicht um die Einschätzung der Realisierbarkeit von bolo'bolo und nicht um seinen (bescheidenen) möglichen Nutzen in heutigen Situationen, sondern um es selbst. Darum habe ich mir einige (aber nicht zu viele) Mühe gegeben, in groben Zügen abzuklären, ob bolo'bolo z. B. in einem Gebiet wie der Schweiz (die es dann aber nicht mehr unbedingt geben wird) rein technisch funktionieren könnte und wie lange es braucht, um es zu verwirklichen. Die verfügbaren Fakten zeigen, dass bolo'bolo innert fünf jahren im wesentlichen eingeführt werden könnte. Ich habe die Angste vieler Leute gerade in der Schweiz (eines der am höchsten versicherten Länder der Welt) ernst genommen und herausgefunden, dass keiner verhungern, erfrieren oder früher sterben müsste als heute. boto'bolo garantiert eine sanfte Landung in der zweiten Wirklichkeit. Fünf Jahre (gemäss dem Delegierten für wirtschaftliche Kriegsvorsorge sogar nur drei) genügen zur Umstellung der Landwirtschaft auf Eigenversorgung. Mit Improvisationskunst, Verständigung und Freude am Chaos kann das grosse Durcheinander bewältigt werden. Wenn die nimas stark genug sind, die Staatsmaschinerie gelähmt werden kann und die Fabriken still stehen, gibt es genug Zeit und Energie für den grossen Zügeltag X. bolo'bolo ist allerdings eine planetarische Veranstaltung und kann nur bestehen, wenn es weltweit zumindest vorherrschend ist (etwa im gleichen Grade wie heute die Geldwirtschaft). bolo'bolo als Anfang in einem Land, z. B. in der dafür besonders gut geeigneten Schweiz, Ist trotzdem denkbar, wenn es Teil des weltweiten Prozesses ist. Die Schweiz könnte vorangehen, weil sie übersichtlich ist, keine grossen machtpolitisehen Verschiebungen auslöst, im Grad der Industrialisierung einen gewissen Modellcharakter aufweist und auch mitten in Europa gelegen ist. Die Störungen im internationalen Rankensystem dürften auch zu verkraften sein... Doch es kann auch ganz anders kommen.
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[HaBi 1]
bolo`bolo