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PERSONAL COMPUTER EMULATION


Erste Erfahrungen mit dem PC-Speed, dem Hardware MS-DOSe Emulator für den Atari

Es ist kaum zu glauben, aber heute war der Tag aller Tage in Bezug auf die laegendaere Sache mit einem HARDWARE-PC Emulator fuer den ST.

Nun, ich sitz' da gemuetlich inner Werkstatt, kommt doch glatt jemand vorbei und haelt mir seinen Mega ST vor die Nase, zusaetzlich ein kleines, weisses und recht unscheinbares Kaestchen. PC-SPEED stande drauf ... Moment sachte ich, da war doch was, da war doch was ... ?!

Ok, ran an's Werk. Eine gute und sehr detaillierte Einbauanleitung, die auch fuer Leute verstaendlich ist, die einen Loetkolben auch mal an der falschen Seite anfassen, stimmte mich schon mal positiv ein. Die Hardware-Emulator besteht aus einer ca. 10 cm x 12 cm grossen Platine, die auf die 68000er CPU geloetet wird. Die Groesse und Form der Platine wurde so eingerichtet, dass der Einbau bei jeden Rechner (260,520,1040, Mega) der ST Serie problemlos ist.

Probleme gibt es leider beim 1040 ST, bei einer Revision der Platine ist es unmoeglich, den PC-Speed einzubauen, naemlich dann, wenn sich die CPU unterhalb der Tastatur befindet. Bei einer anderen 1040er Version ist es sehr schwer, den PC-Speed zu installieren, weil die Platine des Emulators mit der Lage des Laufwerks in Kollision kommt. Hier ist viel Geduld gefragt, will man den Emulator sauber installieren.

Bei der Installation ist es ratsam, die CPU auszuloeten, zu sockeln und dann erst die Platine auf die CPU zu loeten, da man sonst z.B. beim MEGA ST sehr schwer korrekte Verbindungen geloetet bekommt (u.a. stoert der Megabus doch arg :-(

Es muessen keine weiteren Hardware-Installationen erfolgen. Auf der Platine befindet sich ein V30 Chip, drei 74HC373 (Bustreiber), sowie zwei GAL's. Abgesehen von ein paar Wiederstaenden und einem Kondensator war's das schon. Ein wenig skeptisch war ich ja, aber dazu spaeter mehr. Der V30 wird mit den 8 Mhz Takt der CPU gefuettert. Durch die Hucke- Pack-Installation ist es auch ohne Weiteres moeglich, einen vorhandenen Co-Prozessor weiterhin zu verwenden. Der Emulator bzw. die Software unterstuetzt leider den Co-Prozessor nicht, der Entwickler meinte aber, dass es in Zukunft einer Version geben wird, die einen evtl. vorhanden Co-Prozessor unterstuetzt.

Also, Rechner wieder zusammengebaut. Erstmal habe ich jetzt getestet, ob sich der PC Emulator im normalen ST Betrieb bemerkbar macht. Aber nein, nichts. Nach einigen Tests mit verschiedenen Geraeten (Harddisk, Streamer, Wechselplatte, Laserdrucker und ner' Menge Software) griff ich dann zur beigelegten Disk, auf der sich der Software-Teil des Emulators befindet.

Auf der Disk befinden sich nur vier Programme. Einmal ein Installations-Programm, mit dem man seinen 'PC' konfigurieren kann. Hier fiel mir gleich etwas sehr Positives auf. Der Emulator ist in der Lage, saemtliche Partitionen einer bereits vorhandenen Festplatte zu nutzen, ohne das irgendetwas geaendert werden muss. Man kann jede Partition in freier Wahl einem PC-Drive zuordnen. Auch nicht 'GEM' Partitionen koennen auf Wunsch verwendet werden, man kann sich also auch reine PC Partitionen anlegen.

Gleich eine Warnung: Der PC-Speed arbeitet noch nicht mit dem neuen HDX V3.01 von Atari zusammen, was u.a. bedeutet, dass unter dem PC-Speed keine Wechselplatte (Megafile 44) betrieben werden kann!

Neben den bereits von PC-Ditto her bekannten Funktionen wie Auswahl des Keyboards, internes/externes Drive kann man zwischen einer Herkules und einer CGA Emulation waehlen. Die Herkules Emulation ist leider nicht so ganz gelungen, jedoch kann man relativ vernuenftig drunter arbeiten. PC-Speed emuliert sowohl Herkules als auch die CGA unter beiden ST Modi, also Monochrom und Farbe. Auf einem Farbbildschirm werden die CGA Farben durch die 16 Farben des Atari ST's emuliert, auf Monochrom durch 16 unterschiedliche Graustaufen (mittels Rasterung).

Nach erfolgreicher Installation laedt man den eigentlichen Emulator. Nach dem Laden eroeffnet sich ein altbekanntes Bild. Der Init-Screen gleicht dem vom PC-Ditto fast wie ein Ei dem Anderen, abgesehen von der anderen Copyright Meldung. Man sieht allerdings, das in Sachen Geschwindkeit bereits hier was getan wurde, der Bildschirmaufbau ist genauso fix wie unter TOS mit dem Software-Blitter TURBO-ST.

Man wird hoeflich aufgefordert, eine DOS Systemdisk in das interne Laufwerk einzulegen und die RETURN Taste zu druecken. Gesagt, getan. Und nach kurzer Bootzeit meldet sich auch schon der langweilige MS-DOSe Prompt, allseits bekannt. Auf der beigelegten Disk (die KEINEN MS-DOSe Bootsektor hat) befinden sich zwei Treiber. Mit dem einem kann man die Atari- Mouse zur Microsoft-Mouse 'patchen'. Gleich vorweg: Klappt einwandfrei, getestet mit PC-GEM.

Jetzt ging es an die Sachen: Turbo-Pascal, div. Compiler, Norton-Landmark. Laut Hersteller soll der PC-Speed einen Norton-Faktor von 4 haben. Hier war ich jetzt auf die Hilfe eines PC Freaks angewiesen, da ich selbst null Ahnung von Landmark und ueberhaupt PC's habe. Jener bestaetigte mir doch, was ich bereits ahnte: Der Emulator zieht ab. Und das nicht zu wenig. Der Emulator braucht sich nicht hinter einem PC zu verstecken. Im Gegenteil, die Geschwindigkeit uebertraf teilweise die eines Turbo-XT's mit 12 Mhz. Es muss hierbei natuerlich gesagt werden, dass in der Praxis dieser Wert nie dauerhaft gehalten wird. Beim Compilieren eines ca. 20 KB langen Sourcecodes unter TP 3.0 war ein herangeschaffter, vergleichbarer AT (10 Mhz) noch um einige Prozente schneller. PC-Speed uebertraf in TP 3.0 jedoch jeden XT, was mich schon zu einem erstaunten Raunzen veranlasst hat.

Der Unterschied zum PC-Ditto wird bereits in der Bootphase erkennbar und hebt sich immer wieder vom gemaechlichen Tempo des reinen Software-Emulators PC-Ditto ab. Zur Hand (zum Testen) hatte ich DBase III, welches einwandfrei lief, und das mit beachtlichen Speed.

MS-DOSe Programme laufen alle einwandfrei. Auch jegliche Software, die sich an normale DOS Interrupts haelt und/oder legale und kompatible Port-Adressen anspricht, laeuft weitestgehend einwandfrei, getestet habe ich dies z.B. mit Terminalprogrammen, die eine Auswahl der zu verwendetetn COM zulassen. Unter PC-Speed ist die eingebaute RS232 des Atari ST's immer COM1:

Hier kann man gleich ein kleines Manko beschreiben. Der PC- Speed unterstuetzt die serielle Schnittstelle leider nur bis 2400 Baud, und auch das nur gerade so eben. Das liegt daran, dass der Prozessor die RS232 per Hand abfragen muss und nicht die Interruptmoeglichkeiten des ST's genutzt werden. Laut Hersteller soll dieses Manko aber in der naechsten Version behoben werden. Insofern, bei 1 Baud (getestet mit einem Hayes-Kompatiblen Modem) arbeitet der Emulator einwandfrei, bei 2400 Baud wird's kritisch, gelegentlich hat man verschluckte Zeichen oder ungewollte Echo's zieren denn den Bildschirm.

Die Frage aller Fragen: Wozu das Ganze? Nun, der PC-Speed ist nicht billig. Ganze 498 DM muss man fuer die paar Bauteile auf den Tisch legen. Ok, man bekommt im Gegensatz zu all den Falschmeldungen endlich einen funktionierenden Emulator zu Gesicht, jedoch sollte man sich im Klaren sein, dass man fuer knapp 800 DM bereits einen ganz einfachen XT (o.Bildschirm) bekommt. Und es ist immerhinm fraglich, inwiefern der Emulator wirklich laeuft. Mir blieb ja leider nur eine Testzeit von ca. 4 Std. zur Verfuegung, schliesslich wollte der Kunde auch sein Rechner wiederhaben. ;-)

Weiterhin testend, The Frontier / LABOR

 

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