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EINE WEISSE ROSE IST EINE WEISSE ROSE IST EINE WEISSE ROSE


Katya Komisaruk, Militärsaboteurin

"I hat a very nice middle class Jewish American girlhood. I was definitely set up to be a Jewish American Princess..."

Erstaunliche Bemerkung einer Frau, nach deren Aktionen man eher geneigt wäre anzunehmen, sie wäre Hardcore-Guerillero. Eine Serie von Aktionen gegen Behörden, Militär und Industrie hatten Katya Komisaruk in den zurückliegenden fünf Jahren 31 mal ins Gefängnis gebracht. Zuletzt war sie in die Vandenberg Air Force Base eingedrungen und hatte einen Navstar- (Navigation System Time and Ranging)-Computerkomplex zerstört. Diese Basis auf den Marshall Islands an der kalifornischen Küste ist bekannt durch Test von Interkontinentalraketen.

Betrachtet man die Fixierung der Militärs auf "fortgeschrittene Technologie", ist es nicht weiter überraschend, daß diese Raketen die Neigung haben, irgendwo in den pazifischen Ozean zu fallen. Das Navstar-System ergänzt derzeitige Raketenleitsysteme, die zwar um ein Hundertfaches weniger genau arbeiten, aber perfekt zur Strategie der gegenseitigen Abschreckung (Mutal Assured Destruction, MAD) passen, und soll diese in absehbarer Zeit ersetzen. Die Genauigkeit von Navstar macht einen "chirurgischen" nuklearen Erstschlag technisch möglich. Dies war der Grund, weshalb Katya das Navstar-System zum Ziel ihrer eigenen Auffassung von aktiver Abrüstung machte.

Sie nannte ihre Aktion "Weisse Rose", nach einer studentischen Widerstandsgruppe in Nazideutschland, die diesen Namen im Zuge ihrer Proteste gegen das Dritte Reich angenommen hatte; die Mitglieder der Gruppe wurden damals wegen ihrer Aktionen festgenommen und hingerichtet. Katya weist auf Parallelen zwischen Nazideutschland und den USA heute hin: das Klima von zügellos wucherndem Militarismus und Nationalismus, und ein Führer, der die Medien dazu benutzt, simple, undurchführbare Beschlüsse zu komplexen Problemen paradieren zu lassen. Karty fühlte sich aufgerufen, die Aufmerksamkeit auf einen (von vielen) Wegen zu richten, auf dem die USA ihr Szenario für einen Massen-Völkermord vorantreiben.

Während der Morgenstunden des 2. Juni 1987 schlich Katya Komisaruk in die Vandenberg Base, ausgerüstet mit einem Sack, in dem sich Brecheisen, Hammer, Zangen, Bohrer und ähnliches Werkzeug befand. Sie marschierte eine Stunde durch die Dunkelheit, ehe sie unentdeckt den Navstar-Komplex erreichte, gelangte durch eines der Tore hinein und schloß es mit einem Fahrradschloß hinter sich ab. An dem Tor hinterließ sie Blumen, eine Schachtel "Mrs. Fields Kekse" und das folgende Gedicht:

I have no gun you must have lots let's not be hasty no cheap shots have a cookie and a nice day

Zu den Keksen sagte sie: "Wenn schon nichts anderes, dann würden sie auf jeden Fall zehn Extraminuten aufwenden, um die Schachtel Kekse zu 'entschärfen', ehe sie weitermachen würden."

Sie bemalte die Außenwände des Gebäudes mit Sätzen aus den Nürnberger Prozessen. Da über jedem Eingang ein Schild hing, auf dem stand ELEKTRONISCHES ALARMSYSTEM IN BETRIEB, entschied sie sich dafür, erst auf die Radarantenne am Dach zu klettern und Beulen und Löcher in deren Oberfläche zu machen. Danach brach sie in das Gebäude ein und lief - da sie annahm, innerhalb der nächsten Minuten festgenommen zu werden - zu dem großen Hauprechner und verstreute hunderte seiner Chips auf dem Fußboden. Dann vollführte sie einen wilden Tanz auf den Chips, um deren Verwandlung zu zelebrieren. Da es ihr nicht gelang, eines der großen Computergehäuse zu knacken, sprühte sie den Inhalt eines Feuerlösches in den Rechner, drehte den Hauptschalter an und erzeugte ein elektronisches Fegefeuer aus Kurzschlüssen. Zum Abschluß bemalte sie den Mainframe mit weiteren Sätzen, die sich auf die Nürnberger Prozesse bezogen.

Ungeachtet zweier Stunden, während der sie unaufhörlich Equipment kaputtgemacht hatte, verließ sie die Basis, ohne von dem fortschrittlichen Sicherheitssystem wahrgenommen zu werden. Zu diesem Sicherheitsleck bemerkt Katya in einem Interview mit Richard Hindmarsh (veröffentlicht in dem australischen Magazin "Graffitti"): "Das Absurde ist, daß wir auf Elektronik und Computertechnologie bauen, die äußerst fehlbar ist, erwiesenermaßen fehlbar ---". In diesem Fall gestattete die Fehlbarkeit des Systems es ihr, die Basis zu verlassen und per Autostop zurück nach San Francisco zu fahren.

Am nächsten Tag hielt sie eine Pressekonferenz und stellte sich freiwillig dem FBI. Am 16. November, kurz nach dem Interview, wurde sie vor einem Federal Court in Los Angeles für schuldig befunden, staatliches Eigentum zerstört zu haben. Das Gericht lehnte eine Verteidigung, basierend auf internationalem Recht und den Beschlüssen der Nürnberger Prozesse ab. Am 1. Januar 1988 wurde Katya Komisaruk zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Quelle: Processed World, San Francisco, #21 Scouted by: Klaus & Marina Schleisiek, Elitäre Zelle

 

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