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Maenner auf dem hohen Ross


Heute lesen Sie eine neue Folge des unendlichen Fortsetzungsromans

         eine Frau in der vermeintlichen Maennerwelt

auf geht's

Vor einigen Tagen bat mich ein Bekannter, doch mal seinen PC an meinen 
Rechner zu kabeln. Er wollte gerne mal sehen, wie das so geht.  
"Kein Problem", dachte ich mir so. 
Also ziehe ich los in den Laden mit der praktischen Uni-Naehe. Da stelle 
ich mich vor das Regal mit den richtigen Teilen und lasse meinen Blick 
schweifen. Eilfertig rannte ein Mitarbeiter der Firma auf mich zu. "Guten Tag, 
junge Frau, wie kann ich Ihnen helfen?" fragte er noch ganz liebenswuerdig. 
"Ich haette gerne ein Nullmodem mit zwei weiblichen Anschluessen", nehme ich 
sein freundliches Angebot woertlich. Dem Verkaeufer klappte das Kinn runter, 
dann kam gerade noch ein "Aeh" irgendwo her, das wars fuer's erste.

Ganz vorsichtig versuche ich es noch einmal "Ich benoetige ein Nullmodem 
mit zwei Buchsen, haben Sie so etwas?" Langsam fing der eben noch so 
freundliche Herr an zu wachsen. "Was wollen Sie denn _da_ mit?"

"Ich moechte gerne zwei Rechner miteinander verbinden."

"Junge Frau," fing er an zu dozieren, "dazu brauchen Sie ein Kabel."
Vor so viel Wissen musste ich natuerlich meinen Hut ziehen, und weil ich 
weiss, dass Maenner sehr sensibel sind, erklaerte ich ihm so freundlich, 
wie nur moeglich, dass ich bereits im Besitz eines Kabels sei. Davon liess 
er sich nun gar nicht irritieren, er musste mir erst noch verklickern, dass 
dafuer ein serielles Kabel benoetigt wird, dass dafuer aber erst einmal 
festgestellt werden muss, um welche Art Schnittstelle es sich bei den 
beiden Rechnern handelt und dass ausserdem noch ein Nullmodem von Noeten 
sein. 

In der Zwischenzeit hatte ich festgestellt, dass das Teil nicht im Regal 
lag. Also frage ich noch ein weiteres Mal nach dem Nullmodem. Nicht, dass 
der nicht mehr so nette Herr das nun begriffen haette, nein, weit gefehlt. 
Er musste wieder von seinem Kabel erzaehlen. Ich unterbrach seine Aus-
fuehrungen schon etwas heftig, hielt ihm ein anderes Modem unter die Nase und 
wiederholte meine Frage.

Ein toller Effekt trat ein: er hielt in seiner Rede inne, das Kinn klappte
wieder runter, der Kopf drehte sich langsam zum Regal, langsam bewegte
sich das Kinn wieder zurueck und es erklang das schoene Wort "Aeh".
Nach einer kurzen Weile stellte der Herr fest, dass sich kein Nullmodem
mit zwei Buchsen in seinem Regal befand. Er wolle mir gerne eines bestellen,
bemuehte er sich eilfertig zu sagen. Er schien wie ausgewechselt zu sein.
Sogleich erklaerte er mir noch, dass ich unbedingt einen surch-protector
braeuchte, den haette er naemlich zufaellig gerade da und er sei auch mit
einem Preis von 21 Mark sehr billig. Irgendwie hatte mich der Schalk gepackt,
ich fragte einfach mal, wofuer denn sowas gut sei. Tja, und schon war der
gute Mann ganz in seinem Element und erzaehlte von der Erfindung des Stroms
und dass es auch im selben Haus unterschiedliche Stromkreise gaebe und das
sei eben schlecht fuer Computer und das wuerde er mir nun freundlicherweise
erklaeren und ob ich denn wuesste, dass Strom auch was mit Spannung zu tun
haette und dass es Spannungsspitzen geben koennte, zum Beispiel bei Gewitter
und der surch-protector wuerde mich schon beschuetzen (ja, alles in einem
Atemzug). Ich konnte es nicht lassen, ich waere ganz bestimmt erstickt, wenn
ich nicht "was, diese paar Kondensatoren und denn fuer 21 Mark?" gesagt
haette.
Wieder erklang das von mir so geliebte "aeh", kurz danach ging die Tuer auf
und ich war gegangen.

Das macht ja alles nichts, Oldenburg hat ja noch mehr zu bieten. Ich machte
mich also auf zu einem namhaften Elektronik-Laden. Auf dem Weg dahin fiel 
mir eine Computer-Firma auf, bei der ich noch nie war. Da ich Zeit hatte,
bin ich rein in den Laden. Eine nette junge Frau kam mir laechelnd entgegen
und fragt nach meinem Begehr. Ich wollte gerne Infos ueber einen bestimmten
Ganzseiten-Monitor und ausserdem ein Nullmodem. Die nette Dame manoevrierte
mich zu "unserem Herrn Sowieso", der mir auch ganz jovial helfen wollte.
Ein Angebot wuerde er mir gerne erstellen, ja, das wuerde er sogar sehr 
gerne machen. "Das Nullmodem? Also, ich weiss gar nicht, ob wir so etwas
haben, bitte gehen Sie doch zum technischen Service."  Gut, ich gehe um
das Gebaeude herum zum technischen Service. Der erste Mensch, der mir ueber 
den Weg lief, meinte, er sei neu, der zweite fing an mit dem wohlbekannten
Woertchen "Aeh". Dann erzaehlte er mir, dass es Nullmodems alleine gar nicht
gaebe, sondern dass es sich um ein Kabel mit gekreuzten Leitungen handle.
Da waere ich wohl falsch informiert. Er war aber wirklich sehr hilfsbereit
und wollte mir gerne so ein Kabel anfertigen, gleich waere ja Mittagspause
und man koennte ja irgendwo Essen gehen und dann haette er wohl etwas Zeit
zum Loeten.
Hmmm ... also vielleicht doch lieber das bekannte Elektronik-Geschaeft.

Schon weniger schwungvoll bin ich rein in den Laden. Ich stellte mich
an den Tresen und trug mein Begehr vor. Der Verkaeufer ging und kam kurz
darauf mit dem gewuenschten Teil wieder. Ich bezahlte 9 Maerker und mein
Glaube an ein vernuenftiges Miteinander der Geschlechter war wieder her-
gestellt.

Uta

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