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Zerberus


In der Halle 22 im Bereich "Chancen 2000" war auch der Foebud eV vertreten.
Es wurden dort mehrere Zerberus-Maschinen aufgestellt und war eigentlich auch
einer der Anlaufpunkte fuer Datenreisende. Unter anderem waren dort auch
Hartmut Schroeder und Wolfgang Mexner anzutreffen - die beiden Programmierer
der Zerberus-Software.

Seit Ende letzten Jahres ist ja nun die neue Version 4.0 der Zerberus-
Software erhaeltlich. Waehrend die alte Version noch ein Basic-Compilat war,
ist die aktuelle Version in C geschrieben und damit unter anderen um
einiges schneller als die alte Version. Weiterhin ist die aktuelle Version
nun voll Fernwartungsfaehig. An der Benutzungsoberflaeche wurde nix oder
nur sehr wenig geaendert. Im aktuellen Release 2.2 sind allerdings einige
Erweiterung zu der alten Version enthalten. Beispielsweise ist es nun moeglich
die Anzahl der Tage einer Nachricht in einen Brett anzugeben, nachdem die
Nachricht geloescht werden soll. Die Reorganisation des Systemes (crunch)
kann nun auch automatisch ausgefuehrt werden. Damit entfallen ziemlich nervige
Aufraeumarbeiten, die bei einer grossen Anzahl von Brettern ziemlich viel
Zeit kosteten. Ausserdem ist das PD-Programm "maps" nun gleich dabei, welches
einer angeschlossenen Mailbox ermoeglicht von ihrem Server via Mail neue
Bretter anzufordern oder alte abzubestellen.

Waehrend die alte Version ohne bzw. mit einem recht einfachen Handbuch
ausgeliefert wurde, hat die neue Version einen dicken Ordner wo alles be-
schrieben ist (Anm. der Redaktion: Also: das Eingaben von Gruppen mit
Control-B beendet werden, stand meines Erachtens nirgends). Dieses Handbuch
wurde vom Foebud eV geschrieben.

Die Installation des Zerberusprogrammes geht so gut wie von selbst. Ein
Installprogramm kopiert die Mailbox auf die Platte in das gewuenschte
Verzeichnis, passt AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS entsprechend an und passt
alle Pfade in den Configurationsdateien an. Nach dem ersten einloggen als
SYSOP werden die benoetigten Unterverzeichnisse angelegt und es kann gleich
losgehen.

Als Benutzungsoberflaeche wird weiterhin ein geo-kompatibler Interpreter
verwendet, wo mit relativ einfachen Befehlen Nachrichten gelesen, beantwortet
oder verschickt werden koennen. Befehle koennen abgekuerzt oder mit Pfeil-
tasten (soweit eine Terminalemulation angegeben wurde) ausgewaehlt werden.
Ebenfalls bei Aktivierung einer Terminalemulation werden die Bretter als
Baum dargestellt, in den ein Benutzer sich durchhangeln kann.

Zerberus waere nicht Zerberus wenn es sich nicht vernetzen koennte. Auch die
C-Version gibt die technischen Moeglichkeiten zum Anschluss an das Zerberus-
Netz oder andere sogenannter Overlaynetze (ChaosNet, ComLink, APC, etc). Die
Programmierer bestehen darauf, dass sie nur das technische Werkzeug verkaufen.
Der Anschluss an die entsprechenden Netze muss durch die netztypischen
Strukturen (also Votings, Anarchie oder Koordination) geschehen.

Wie soll es nun weitergehen mit Zerberus ?

Im Augenblick wird einmal an einer Multi-Userversion gearbeitet. Erstmal
soll das ueber Netzwerkfaehigkeit (Novell) erreicht werden. Jeder Port braucht
dann einen eingenen Rechner. Ebenfalls soll an der - haeufig geruechteweise
genannten - Unix-Version gearbeitet werden. Wann diese Versionen herauskommen
haben die Programmierer nicht gesagt (sind eben nicht mit Atari und Commodore
verwandt). Die Funktionalitaet soll der alten entsprechenden. Darauf bestanden
wurde, dass kein Chat eingebaut wird. Dagegen haette sie was. (Die Nutzer
auf dem Internet und Bitnet von Relay-Systemen sind da sicher ganz anderer
Meinung).

Wie teuer ist Zerberus ?

Beim Preis scheiden sich die Geister. Die Programmierer haben sich verpflichtet
ihre Software nur mit einem Handbuch zu verkaufen und dieses ist nicht gerade
guenstig in der Herstellung. Daher kosten UpDates von Zerberus-Versionen
unterhalb von 4.0 auf die aktuelle Version 250 DM. Bei Neukauf muss mensch
798 DM berappen. Ist mensch Schueler, Student oder etwas Vergleichbares kostet
es 498 DM. Bei den Preisen (frueher kostete Zerberus max. 350 DM) hagelte
es gleich auch Kritik. Es wurde darauf verwiesen, dass fuer 300-400 DM schon
netzwerkfaehige und Mutliuser Mailboxsoftware erhaeltlich ist. Entsprechende
Software wurde auf der CeBit 91 auch vorgestellt. Dazu kommen die Mailbox-
Versionen die Public Domain und im Source zu beziehen sind.
Fuer 800 DM bekommt mensch auch schon guenstige Unix-Versionen mit fertigen
UUCP-Paket. Mail+News Software ist Public Domain, ebenso wie Zerberus-Gateway-
Software.

Allerdings darf nicht uebersehen werden: Zerberus ist derzeit sicher das
stabilste Mailboxprogramm mit der meisten Funktionalitaet und einfacher
Verwendung durch Benutzer und Mailboxbetreiber. Im Gegensatz zu den oben
genannten Alternativen muss mensch bei Zerberus eben kein "Guru" sein. Die
Software kann auch sehr gut in Firmen, Vereinen und Clubs als elektronische
(unvernetzte) Anlaufstelle verwendet werden und wird wohl auch weit aus
haeufiger mit dieser Intention gekauft. Laut Angaben der Programmierer sind
seit August schon 140 Versionen verkauft werden. Zu grossen Teilen allerdings
- auf Grund von Fehlkalkulationen - zu einen erheblichen niedrigeren Preis.

Auf der CeBit 91 wurde auch zum ersten mal offiziel das neue Zerberus-Protokoll
vorgestellt. Ein Hefter mit der Aufschrift ZCONNECT sollte Licht ins Dunkel
der Geruechte bringen. Das neue Protkoll ist um einiges flexibler als das
alte. Netzadressen sind nicht mehr auf 20 Zeichen beschraenkt, es gibt
Controlmessages die automatisches Einrichten und Loeschen von Brettern
erlauben, verschiedene Arten von Mailheadern wie z.B. (Z)erberus, (X).400,
(R)FC822, etc. Das eigenliche Verbindungsmodul zum Verbindungsaufbau und
Abbau soll - sobald es fertig ist - als Public Domain Software frei verfueg-
bar sein. Der Rest kann dann von jeden Programmierer geschrieben werden.
Im Augenblick sollen die Netz-VIP's schon das Protokoll zugeschickt bekommen
haben, damit diese ihren Kommentar zu ZCONNECT abgeben koennen. Eine
endgueltige Fassung wird dann erscheinen. Schritt fuer Schritt soll dann das
neue Protokoll das alte ersetzen. Das alte soll aber auch in Zukunft ver-
wendet werden koennen, so dass die Gateways nicht von einem Tag auf den
anderen erstmal wieder abgestellt werden muessen. Allerdings ist fraglich wie
im Netz dann die reibungslose Weiterleitung von E-Mails und Brettern ge-
waehrleistet werden soll, wenn immer die Gefahr besteht das an einem Knoten
mit dem alten Protokoll die Daten haengen bleiben.

Der Anschluss einer Zerberus-Software an Overlaynetze wie ComLink und APC
oder ChaosNet ist sicher gut moeglich. An das eigentliche Zerberus sollte
mensch sich wohl nur als "hartnaeckiger Zerberusler" wagen, da sich dieses
Netz in den letzten Monaten den berechtigten Ruf als "undemokratisches,
buerokratisches und benutzerfernsten" Verbund eingehandel hatt.
Aber dafuer kann ja die Software nix...

Terra

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