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Frauenberufe in der Inormationstechnik


Am Samstag beehrte Prof. Dr. Rita Suessmuth - ihres Zeichens Bundestags-
praesidentin - die Veranstaltung Chancen 2000 auf der CeBit. Mit einiger
Verspaetung - vermutlich konntes es einige uebereifrige Journalisten-
kollegen es nicht unterlassen sie zu fragen, ob sie mit einem Dienst-
wagen gekommen ist - began die Veranstaltung ueber Frauenberufe in der
Informationstechnik. Frau Suessmuth (von der wir zufaellig wissen das
sie schon manchen Operator wach gehalten hat) hielt erstmal ein Kurz-
referat ueber das Problem.

Sie stellte fest, dass keiner der Annahmen die vor 10 jahren aufkamen sich
bewahrheitet hat. Weder haben sich Frauen "nie" an Computer gewagt noch
gibt es einen ueberdurchschnittlichen Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit
als folge der Rationalisierung von typischen Frauenberufen durch die
Informationstechnik. Allerdings wurde die Weiterbildung der Frauen in
vielen typischen Frauenberufen wie Sekraeterinnen und in der Verwaltung
zur zwingenden Notwendigkeit. Damit ergab sich aber - so sieht es die
Praesidentin - die Chance in typische Maennerdomainen einzubrechen.

Aber erstmal sollten die Probleme analysiert werden. Das Frauen heute
trotzdem so selten in den technischen Berufen und besonders den Berufen
der Informationstechnik anzutreffen ist, wuerde - wer haette es gedacht -
an der Erziehung liegen. Es ist nunmal weiterhin relativ selten, dass
Maedchen zu Weihnachten einen Computer geschenkt bekommen oder von den Eltern
in technischen Bereichen gefoerdert werden. Aber auch im Kindergarten oder
in der Schule gibt es kaum einen Ausgleich zu den haeuslichen Fehlern.
Im Informatikunterricht werden die maedchen schnell benachteiligt, da
die Jungen schon Vorkenntnisse haben oder einfach bei der "Pruegelei"
um den Platz am Rechner schlicht und einfach gewinnen. Die Folgerung ist
fuer Lovely Rita klar: Aufhebung der Koedukation im informatikunterricht.
Um die Benachteilung aufzuheben ist einfach eine Trennung von Maedel und
Buben im Unterricht erforderlich. Dies muss schon allein geschehen um
die besondere sichtweise von Frauen gegenueber der Technik Rechnung zu
tragen (Anm. der Redaktion: nicht nur auf dem CCC-Congress scheint es das
Thema "Feminines Computerhandling" zu geben). Laut Prof. Suessmuth sehen
Frauen die probleme allgemeiner und umfassender, waehrend sich der Mann
eher auf das Detailproblem stuerzt - unabhaengig davon, ob das ueberhaupt
an dieser Stelle sinnvoll ist. Dieser umfassende Blick ist aber fuer die
weiterentwicklung der Gesellschaft notwendig. Sie verweist auf die
Expo 2000 in hannover, die ja Mensch, umwelt und Technik im Einklang
darstellen soll.
Aus diesen allgemeinen Blick folgeret direkt auch die Forderung nach
besonderen Foerderungsprogrammen an Hochschulen und in der Weiterbildung
im Berufsleben. Dies muss geschehen, da wir die Technik nicht abschaffen
koennen und wir mir ihr Leben muessen.
Es bleibt auch nicht unerwaehnt, dass die Frauen in den neuen Bundes-
laendern weitaus mehr in technischen Berufen qualifiziert sind, als
ihren westdeutschen Gegenstuecke.

Nach diesem einfuehrenden Referat wurden paar Fragen von den Moderatoren
und Zuschauern gestellt. Unter anderem wurde sie nach dem verbindenen
Rechnersystem ParlaCom im deutschen Bundestag gefragt. Sie erlaeuterte,
dass in der Anfangszeit viele Abgeordnete eigentlich dem Rechner eher
skeptisch gegenueberstanden, aber nun die Abgeordneten die noch kein
Rechner haben nicht schnell genug einen bekommen koennen. Jedes jahr
sind bestimmte Summen fuer die Erweiterung des ParlaCom Systems geplant,
so das jedes jahr eine Anzahl von Abgeordneten zusaetzlich ausgestattet
werden koennen. Es faellt aber auch, dass die Abgeordneten meistens die
Moeglichkeiten des Rechnersystems nicht kennen. Prinzipiell sieht sie
naemlich mehr Chancen als Gefahren in der Informatiostechnik. Allgemein
und fuer die Frauen.

Angesprochen auf einen Professor an der Uni Erlangen im FB informatik,
der den neuen semster erzaehlt, dass ja die Informatik und die Computerei
ein junges Fach sei und wenn die Informatik zum Maennerberuf werden
wuerde, die Frauen ja selbst schuld haetten, erwiderte die Bundestags-
praesidentin, dass dies eben zeige das selbst ihre Hochschulkollegen
noch eine Menge zu lernen haetten und die Informatik als Unifach zwar
neu waere, aber sich in der Gruppe der technischen "Maennerberufe"
einordnete.

2 stunden vor der Praesidentin war die niedersaechsische Familien-
ministerin zu einem aehnlichen Thema anwesend gewesen. In dieser
Veranstaltung hat die Ministerin die These vertreten, dass Frauen dadurch
benachteiligt waeren, weil sie weniger abstrakt denken wuerden.
Frau Suessmuth erteilte der These eine absage und meinte dazu, dass diese
These sich in die pseudowissenschaftlichen Erklaerungen der Vergangenheit
einreihen wuerde und die Frauen solche Geruechte nicht weiterverbreiten
sollten. Alle diesbezueglichen Studien halten einer naeheren Betrachtung
ueber ihrer Erhebung nicht stand.

Mit deutlich groesseren Applaus als bei ihrem eintreffen wurde dann die
Praesidentin nach einem - fuer eine eigentliche Repraesentationsfigur -
Referat mit politischen Forderungen und Fragenstunde verabschiedet.

Terra

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