Zusatz zu Karl's Grabrede

Objekt

Titel
Zusatz zu Karl's Grabrede
Beschreibung
Nachricht von Karls Freunden an alle Computerfreaks
Veröffentlichungsdatum
2 Oktober 1989
Identifikator
ark:/45490/bbFbMU
Tag
KGB
content
Nachricht von: CHAOSHH
Nachricht Nummer: 114
Nachricht von :STEFFEN§NETW.ZER
Betrifft: Karls Freunde an alle Computerfreaks
Datum: 02.10.89 12:25

Zusatz zu Karl's Grabrede
von Karl's Freunden an alle Computerfreaks !

Karl war mit dem Umgang von Medien (Presse, Funk und Fernsehen),
aus seiner früheren Mitarbeit in vielen Gremien der Schülervetretung,
vertraut.
Trotz dieser Erfahrungen gelang es ihm nicht, seine
Interessen (ob Ideologisch oder finanziell) gegenüber den Medien
durchzusetzen.
Was bedeutete das für ihn?
Die Medien hatten mehr Interesse mit dem Staatsschutz an einem
Strang zu ziehen, als ihren Informanten zu decken.

Der Staatsschutz hat es geschafft, einen Teil der Computerszene in
die kriminelle Ecke zu stellen, um in der Öffentlichkeit einmal mehr
ihre Strafverfolgung voll rechtfertigen zu können.

Weiter bedeutet das die Medien hatten nach Karl's Tod wenig
Interesse an den Hintergründen von Karl's hacking, sondern an der
Durchleuchtung seiner Person, die Darstellung als psychisch
verirrten Drogie, der hier einmal mehr zum negativen Vorbild einer
ganzen Computerszene gestempelt wird.

Sicherlich kommt es nicht täglich zu solchen Horrorszenen in der
Zusammenarbeit von uns mit Medien, aber es zeigt, zu welchen
Handlungen sie streben können.

In der Berichterstattung stehst du, delegiert für deine Leute in der
Öffentlichkeit, ob du willst oder nicht. Sie drucken dir die
Verantwortung rein, was die Öffentlichkeit von Computerfreak's halt.

Eine Zusammenarbeit mit Medien muß anders laufen, nicht nur
finanziell, sondern auch politisch, für die ganze Szene !

Vor einem Interview muß klar sein, ob die jeweiligen Journalisten
sich vorbehalten z.B. ein Interview zu kurzen oder zu verändern. Wer
legt den Zeitpunkt der Veröffentlichung fest? Erscheint euch die
Durchsetzung eures Interviews unrealistisch oder sind eure
Interessen nicht genügend klargeworden, scheißt auf das Geld und
brecht das Interview ab. Holt euch Info's korrekten Leuten, die
ihr gut kennt und bereitet euch auf Treffen mit Journalisten vor.

Zum Thema Bullen und Staatsschutz

Karl's Meinung zu Bull'n und Staatsschutz war kritisch. Er war für
die Öffnung aller Informationssysteme für alle Menschen. Die
Behörden konnten Karl mit ihren Mitteln wie Anzeige,
Ermittlungsverfahren, Androhung von Knast, psychisch soweit
bringen, daß er für sie zur willkürlichen Informationsquelle wurde.
Den Höhepunkt der Perversität erreichten die Behörden, als sie Karl
Verständnis und Hilfe für seinen Kampf gegen die Illuminaten
entgegenbrachten, um die Qualität der "Zusammenarbeit" zu verbessern.
Vielleicht ist sich Karl seiner Probleme am Ende selbst bewusst
geworden (Apil-Mai '89), nur technische Fähigkeiten zu sammeln war
die Arbeit der Behörden, um die nachfolgenden Hagbard Celine's
besser verfolgen zu können.

Uns sollten Karl 's Erfahrungen nutzen, die so bildlich wie sonst
selten zeigen: Eine Zusammenarbeit oder Aussagebereitschaft gegenüber
Staatsschutz und Bull'n kann für dich gefährlicher werden als keine
Aussage. Denk auch an die Leute, die du mit deiner Aussage belasten
konntest.

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