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Schülerradio - Interview

taz: Wozu braucht ihr ein Radio, ist eine Schülerzeitung nicht genug?

Radio: Zum einen können wir mit unserem Radio natürlich wesentlich
schneller auf aktuelle Repressiv-Sauereien reagieren als eine
Schuelerzeitung. Die wird auch von der Leitung zensiert - unser Radio
nicht. Zum anderen macht es uns einfach Spaß, mal mit einem anderen
Medium zu experementieren. Eine Radiosendung ist viel unmittelbarer
als eine Zeitung, die Auseinandersetzung findet sofort statt.
Überhaupt: Hast du schon mal Musik gelesen?

taz: Ihr sendet während der Stunden, nicht während der Pausen? Warum?

Radio: Weil das ein konstruktives Chaos schafft. Die Lehrer können den
Lautsprecher nicht abschalten, sie können nur sitzen und zuhören. Die
Machtsituation ist umgedreht, das gefällt den Hörern.

taz- Eure Sendungen sabotieren den Unterricht. Ist das nötig?

Radio: Aus unserer Sicht schon. Normalerweise ist alles vorbestimmt.
Du mußt zu einer bestimmten Zeit kommen, dich fremden Regeln beugen.
Du mußt fremde Inhalte reproduzieren und verinnerlichen. Du hast zu
tun, was man von dir verlangt. Die Herrschenden wollen via Schule über
deinen Kopf bestimmen - wir versuchen die Steuerung zu unterbrechen.
Angefangen hat es damit, daß es gelang, den Stundengong willkürlich
einzuspeisen - das war unser Ansatzpunkt, der monotone Ablauf war
gestört worden.

taz: In den Sendungen verbreitet ihr lediglich eure persönliche Meinung ?

Radio: Zur Zeit kommt das Programm tatsächlich nur aus einem kleinen
Umfeld von Leuten. Nicht alle Schüler können uns kontakten. Das
Problem haben UKW-Piraten auch - wir wollen nicht kassiert werden. Wir
suchen nach Möglichkeiten, da etwas zu ändern, vielleicht über einen
toten Briefkasten, ein anomymer Kontakt, wo man fertige Bänder
einwerfen kann, die dann ein offener Unterstützer abholt. Da sind wir
erst am Anfang.

taz: Wie habt ihr das Problem mit der Technik gelöst?

Radio: Das ist meist das Problem: Techno-Freaks sind für sowas oft
nicht ansprechbar. Wir hatten da Glück. Die Gegebenheiten in der
Schule sind optimal. Sämtliche Lautsprecher in den Räumen sind
parallel geschaltet, so reicht es, wenn man sich in einen reinhängt.
Wichtig ist die Verstärkerleistung - alte Röhrenradios sind da
brauchbar, man koppelt sie mit einem Kassettenrecorder. Man muß
halt rumprobieren.

taz.- Danke für das Gespräch.

 

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