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Corporate Networks, Alternative Carrier, Virtuelle Private Netze

Daß Deutschland im internationalen Vergleich hohe Telefonkosten hat, ist sattsam bekannt. Dank Telefonmonopol der Telekom ist bis 1998 daran nichts zu ändern. Oder doch?

Inland

Im Inlandsbereich sieht es wirklich nicht so gut aus (außer, daß ab 1.März 95 Standleitungen im Fernbereich deutlich billiger werden; eine 64 kbps Datendirektverbinbdung Hamburg-Düsseldorf is z.B. jetzt für etwa 3200 DM pro Monat erhäItlich).
Für Unternehmen mit hohem Telefonaufkommen zu bestimmten Anschlüssen, z.B, Filialen oder langfristige Vertragspartner, gibt es natürlich die Möglichkeit, Standleitunbgen zu schalten. Mit entsprechendem Hardwareaufwand (Sprach-Daten-Multiplexer) lassen sich solche Leitungen auch gleichzeitig für Sprache und Daten nutzen. Dem entgegen stehen die hohen (aber fixen, d.h. vorausplanbaren) monatlichen Kosten sowie die Investitionen, die pro Verbindung so um 20000 DM liegen,
Eine Alternative stellen hier virtuelle private Netze dar: Ein Unternehmen nutzt das Netz eines Alternative Carriers (s-u.) auch für Inlandsverbindfungen,zu vorher festgelegten Standorten. Standleitungen sind dabei nur auf Seiten des
Anrufenden (A-Teilnehmer§) notwendig, z.B. zum Hauptsitz bzw. Filialen mit sehr hohem Telefonverkehr. VPNs müssen vom BAPT genehmigt werden. Das stellt mehr eine Formsache als eine echte Einschränkung dar, kann aber einige Zeit in Anspruch nehmen. VPNs bieten Ersparnisse im Bereich von 10% gegenüber den StandardPreisen von Telekom, ohne mit hohen Einstands- oder monatlichen Kosten belastet zu sein. Sie werden meist mit Angeboten von Alternative Carriers kombiniert, da die Technik idenrisch ist,

Ausland

Callback

Das (außer Standleitungen) am längsten bekannte Verfahren, Auslandstelefonate günstiger zu führen, ist Callback. Der A-Teilnehmer ruft hier zunächst eine "Locknummer" in USA oder neuerdings z.T. England an, läßt einmal klingeln und legt auf Das verursacht keine Kosten auf der Telekom-Rechnung, da ja keine Verbindung zustande kam. Der Rechner am anderen Ende ruft nun die zu der jeweiligen Locknummer gespeicherte Rückruf-Nummer an. Wenn man abhebt, erhält man einen ganz normalen Wählton (meist einem USamerikanischen). Nun kann man ganz normal telefonieren - US-Nummern mit" P' vorweg, auch die "800er" Nummern, die unseren bekannten 0 1 30erli entsprechen und die sonst von Europa nicht erreichbar sind. Leider nicht gebührenfrei... Auslandsnummern werden mit "0 11 " plus Landesvorwahl etc. gewählt. Man erhält monatlich eine Rechnung, auf der alle Gespräche detailliert aufgeführl sind, mit Zielrufhummer, Datum, Uhrzeit, Dauer und Kosten. Die Gebühren liegen je nach Land um 5 bis 30 % unter den aktuellen TelekomTarifen. Manche Anbieter verlangen ein monatliches Minimum von 20 Dollar, andere eine Grundgebühr. Abgerechnet wird meist in US-Dollar, bei Privatleuten in der Regel über eine Kreditkarte.

Gespräche nach Deutschland, obwohl nicht direkt erlaubt, problemlos möglich sind - wer bei Raten von um die 60 cents per Minute an 0 11 49 171 und ähnliches denkt, liegt sicher nicht falsch. Auch als programmierte Rückrufnummer eignen sich Mobilnummern. Die Sicherheitsvortelle von Standleitungen und VPN sind hier natürlich nicht gegeben, da die Auslandsverbindungen sehr wohl über Telekom-Auslandsknoten laufen, mit bekannten Anzapfpunkten (BND
schneidet über Schlüsselworterkennung mit, d.S.)

Private Netze

Großunternehmen schalten, wie auch im Inland, häufig ihre Telefonanlagen aber Standleitungen zusammen. Dann ist die Filiale in Singapur genauso einfach zu erreichen wie eine Nebenstelle im Nebenzimmer, und ohne Extrakosten. Die Leitungen als solche rechnen sich natürlich nur bei sehr hohem Aufkommen. Bei sehr sicherheitskritischen Anwendungen wird dieses Verfahren, gekoppelöt mit geeigneter Verschlüsselung, gerne eingesetzt, Bei vermaschten Netzen bietet sich natürlich auch quasizufälliges routen der einzelnen Pakete an-

Virtuelle Private Netze (VPN), Alternative Carriers (AC)

Da fest gemietete Leitungen erst bei hoher Auslastung interessant werden, gibt es nun Firmen, die Leitungskapazität "untervermieten". Letztlich bieten sie der Telelekom vergleichbare Dienste auf eigenen

Netzen an: Von der Telefonanlage des Kunden wird eine Standleitung (PMX mit 30 Kanälen bzw. ein Bündel bei analoger Ankopplung) zum nächsten Netzknoten des AC geschaltet. Die Telefonanlage wird nun so programmiert, daß z.B. alle Nummern, die mit ",00" beginnen, auf dieses Bündel gelegt werden. Nur wenn dieses Bündel keine freien Leitungen hat, erfolgt ein Überlauf auf die TelekomAmtsleitungen. Ansonsten laufen die Gespräche nicht über TelekomAuslandsknoten, sondern Ober Standleitungen des Netzbetreibers. Vermut]ich hört also ein anderer Großer Bruder zu. Die Abrechnung erfolgt analog zur Telekom-Rechnung (auf Wunsch bieten die meisten Anbieter allerdings detailliert aufgeschlüsselte Daten auf Diskette an), in US Dollar oder DM. Die Ersparnisse liegen je nach Land zwischen 5 und 20%. Man kann aber auch einen festen Rabatt (pauschal für alle Auslandsverbindungen) vereinbaren, abhängig vom erwarteten Umsatz und Verhandlungsgeschick.

Das Imperium schlägt zurück

Die Telekom, alarmiert durch Verluste größerer Kunden an andere Anbieter, kontert mit einem Angebot namens "Ausland Spezial Plus- (das allerdings nicht gerade aktiv vermarktet wird - wer nicht gründlich nachfragt, erfährt nichts.) Der Unterschied zu den VPN besteht darin, daß auf Kgndenseite nichts technisch verändert werden muß - die Rabattlerung wird direkt in der Abrechnungssoftware der Telekom aus den Verbindungsdaten berechnet, Für diesen Service berechnet die Telekom eine monatliche Pauschale von etwa 900 DM (bis zu einem jährlichen Gebührenaufkommen von 0,5 mio DM, danach mehr). Dafür erhält man Einsparungen nach einem komplizierten Schlüssel - bei einem monatlichen Auslandsgebührenaufkommen von 10.000 DM ergibt sich z.B. eine Nettoersparnis um die 1000 DM pro Monat.

Ausblick

An der Telekom kommt man (noch) nicht vorbei - aber man kann mehr und mehr um das Monopol herumtelefonieren. Für Privatleute kommt wohl nur Callback in Frage, speziell für Mobilfunkkunden - Firmen haben da mehr Möglichkeiten, ihre meist horrenden Kosten zu reduzieren.

 

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