Bluewas ?!
Tja, was ist denn nun eigentlich C5, oder genauer C.C.I.T.T. Nr. 5 ? Bei C5 handelt es sich um ein
Zeichengabeverfahren, daß 1964 von der CCITT spezifiziert wurde. Nun hat C5 ein paar sehr interessante
Eigenarten:
1. das "line signalling", oder auch "supervisory signalling" liegt mit den beiden Frequenzen von 2400Hz
und 2600Hz mitten im Sprachband
2. dadurch, daß C5 extra für lange Verbindungen ausgelegt wurde und als erstes System das sog.
T.A.S.I. benutzen konnte (Multiplexverfahren um Satellitenverbindungen effizienter benutzen und auslasten zu
können), ist CS heute auf fast allen Leitungen ins Ausland zu finden, bzw. war, da die näheren
europäischen Nachbarländer mit Deutschland inzwischen über C6/7 in Verbindung stehen, welches
Zentralkanalzeichengabeverfahren sind, deren "line signalling" nicht im Sprachband liegt, sondern gesondert
auf einem völlig seperaten Kanal. Nichtsdestotrotz sind z.B. die USA und Frankreich über C5 an
Deutschland angeschlossen.
Sinn und Zweck dieses Systems ist die Verbindung verschiedener nationaler Zeichengabeverfahren, als da wären
IKZ 50 in Deutschland, RI in den USA, C4 in Finnland, Socotel in Spanien und Frankreich und natürlich das
neue R2 in der BRD, Frankreich, Spanien und vielen anderen Ländern. Da diese Systeme alle total
unterschiedlich sind braucht man eine Art Dolmetscher um den internationalen Selbstwähltelefondienst
gewährleisten zu können.
Mal ein Beispiel: Ich wähle in den USA die 011-49-61000 (die Telefon nummer des Hauptfernamts in Frankfurt),
dann wandelt der "international sender", derer gibt es meines Wissens 6, das Rl Gedudel in einen schönen CS
Dial-String um und schickt ihn über die Leitung. In Deutschland angekornmen wird die Nummer nun in das
entsp. deutsche Verfahren umgewandelt, bis es letztendlich dann bei dem Fräulein vom Amt klingelt,
So weit, so klar. Kommen wir nun zu den Möglichkeiten von C5: Wie bereits angesprochen besteht das "line
signalling" aus zwei Frequenzen. Beim "line signalling" handelt es sich um die Signale, die für die
Gebührenerfassung, Leitungsauf- und Leitungsabbau zuständig sind. Und da gibt es folgende:
Clear Forward(f) |
2400Hz + 2600Hz |
Seize(f) |
2400Hz |
Clear Back(b) |
2600Hz |
Forward Transfer(f) |
2600Hz (75ms gepulst) |
Answer(b) |
2400Hz |
Releast Guard(b) |
2400Hz + 2600Hz |
Das sind die wichtigsten, wobei es noch ein paar mehr- gibt, die jedoch nicht weiter erwähnenswert sind.
Die Buchstaben in Klammern besagen, daß das Signal ini (f = forward) Fall vom Caller kommt, bzw. im (b
= backward) Fall vom Empfänger.
Wieder ein Beispiel: Onkel Tom ruft aus Texas an um sich nach dem Wohlbefinden seines kleinen Enkels zu
erkundigen. Enkel Edgar ist jedoch der Phreaker schlechthin und will sich mit dem armen Onkel einen üblen
Scherz erlauben, also macht er folgendes: Sobald Onkelchen dran ist pustet Edgar ihm 2600Hz in die Ohren, worauf
die Leitung getrennt wird. Toller Scherz was?? Das ist ja auch viel witziger als einfach nur aufzulegen, was
genau den gleichen Effekt erwirkt ;-) Soviel dazu.
Nun zu den Funktionen. Mit dem "Seize" läßt sich die Vermittlungsstelle einen neuen Trunk zuteilen
(Trunks sind Verbindungen zwischen VSt4s) um dann nach erhalten des "Proceed-to-send" Signals den DialString
zu senden. Wenn der Angerufene abnimmt, wird von der anderen VSt ein "Answer" gesendet, in diesem Augenblick
startet der Gebührenzähler. Sollte der Angerufene auflegen, schickt sie ein "Clear Back", legt der
Anrufer auf wird von seiner VSt ein "Clear Forward" gesendet, solange bis die Gegenstelle mit einem "Release
Guard" die Verbindung endgültig trennt.
Der Trick, der das BlueBoxen überhaupt ermöglicht beruht auf dem Fehler, daß wenn das "Clear
Forward" nur sehr kurz gesendet wird (um die 140ms), dann entfällt das "Release Guard" Signal, bzw. ist so
kurz, daß die Leitung nicht vollständig getrennt wird und durch ein erneutes "Seize" die
Möglichkeit besteht nun selbst den DialString zu schicken.
Und damit wären wir dann auch gleich beim "Interregister Signalling" angekommen, welches, im Gegensatz zu
z.B. C4 aus ganz neuen Frequenzen besteht, nämlich aus den gleichen Frequenzen, die auch schon beim alten
"Blue Boxing" in Amerika genutzt wurden, denn sowohl Rl, als auch C5 benutzen MF-Signalling (zu Unterscheiden
von MF2 bei R2!) um eigentliche Verbindung aufzubauen.
Die MF(MultiFrequenz)-Töne sind immer 2 aus einer Gruppe von ingesammt 6. Diese reichen von 700-1700Hz und
haben einen Abstand von 200Hz zueinander, das ergiebt 15 Kombinationen. Nachfolgend erstmal eine Übersicht:
Nr. 1 | 700Hz+ 900Hz |
Nr. 2 | 700Hz+1100Hz |
Nr. 3 | 900Hz+1100Hz |
Nr. 4 | 700Hz+1300Hz |
Nr. 5 | 900Hz+1300Hz |
Nr. 6 | 1100Hz+1300Hz |
Nr. 7 | 700Hz+1500Hz |
Nr. 8 | 900Hz+1500Hz |
Nr. 9 | 1100Hz+1500Hz |
Nr. 10 | 1300Hz+1500Hz |
Code-11 | 700Hz+1700Hz |
Code-12 | 900Hz+1700Hz |
Code-13(KP) | 1100Hz+1700Hz |
Code-14(KP-2) | 1300Hz+1700Hz |
Code-15(ST) | 1500Hz+1700Hz |
Das sieht ja nun ein wenig gefährlich aus, ist aber wirklich ganz simpel... Jeder DialString hat folgendes
Format: Kp + discriminating digit + nat.sig.no (ONKz ohne 0 + Tln.Nr.) + ST, bzw. Kp2 + CountryCode + d.d +
nat.sig + ST
Das mag vielleicht noch schwieriger klingen, doch ist daß mindestens genauso einfach (laß ihn mal
labern...)
Also folgendes: Kp(KeyPulse) steht für Terminal-Betrieb, d.h., ich will in dem Land bleiben, während
Kp2 wiederum der VST klarmacht, das der Anrufer in ein ganz anderes Land möchte und hier nur Transit ist.
(Beispiel: Wenn ich aus Deutschland Liberia anrufe, dann wird mein Gespräch über Italien Transit
gerouted, weil Deutschland keine eigenen Verbindungen nach Liberia besitzt.) Auf Kp folgt im Terminal-Betrieb
die sog. discriminating digit, die ein paar sehr interessante Möglichkeiten bietet. Mit der d.d. kann man
sich nämlich selbst auf OperatorPriorität setzen und das geht so:
Setzt man als d.d. einfach nur eine Null ein, ist man normaler Subscriber, sobald man jedoch beispielsweise eine
eins einsetzt ist man Operator. Man kann anhand der d.d. auch noch die Sprache wählen, in der man sprechen
will, was allerdings nur in sehr wenigen Lindern wirklich funktioniert (Holland, z.B.). In Deutschland sprechen
die "Operator" nichts als Deutschen-Slang. Mit normal gesprochenem Englisch können die nichts anfangen, man
kann es mit StotterEnglisch probieren (English for runaways). Angemerkt sei, daß die d.d. auch manchmal
"Language digit" genannt wird.
Die Zahlen und ihre Bedeutung:
0 Subscriber |
1 Französisch |
2 Englisch |
3 Deutsch |
4 Russisch |
5 Spanisch |
So, jetzt sollte langsam Licht in die Angelegenheit kommen, wenn nicht, nur nicht aufgeben, einfach weiter lesen.
Gut, als nächstes kommt die nat.sig, d.h. z.B. "301188" um die Zeitansage in Berlin zu erreichen. Wie gesagt
: ONKz ohne 0 + Rest der Teilnehmernummer
Als letztes kommt nun schließlich noch "ST", was für STart steht und eigentlich selbsterklärend
sein sollte, genau wie der Country Code im Transit-Betrieb (Länderkennung ohne extras, d.h. z.B. für
Deutschland 49 und für die Staaten 1).
Code-11 und Code-12 werde ich aus gutem Grund nicht näher beschreiben, da man mit diesen auch ziemlich viel
Unheil anrichten kann.
Zu guter Letzt noch kurz zum Timing: Kp wird 100ms gesendet und die restlichen Zeichen, sowie das Spacing immer
55ms (alle Angaben +-l0ms)
BBWIE.D36
s
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