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Erste Eindrücke zum CCC-Congress '88

von Ralf Rudolph
 

Dienstag, der 27. Dezember 1988: Ankunft in Hamburg.

21:30 - Das Wetter hat sich wieder beruhigt. Auf den letzten 200 km der viel zu langen Fahrt von Frankfurt liefen die Scheibenwischer unablässig. Zu viert in einem Ford Fiesta die 450 km lange Strecke auf sich zu nehmen - dazu gehört schon eine gute Portion Idealismus, denke ich mir im Nachhinein.

22:00 - Die ersten bekannten Gesichter vom Vorjahr tauchen auf. Auffällig wenig Streß. Wir betreten das Bürgerhaus und fühlen uns "wie zuhause". Steffen stellt mit Bestürzung fest, daß mittlerweile acht Leute fest davon ausgehen, bei ihm schlafen zu können. Ich gehöre auch dazu.

22:30 - Steffen fühlt sich nicht wohl und beschließt, sich abzusetzen. Wir folgen ihm in sein behagliches Heim: Es sind jetzt nur noch 6 Leute unterzubringen. Mein Schlafsack erweist sich als viel zu kalt, aber auch das bin ich schon vom Vorjahr gewohnt.

23:00 - Es folgt eine exzessive Video- und TV-Session mit vereinzelten Tippereien. Unablässig tackert Rop auf seinem Handheld: Er arbeitet an seinem Vortrag für den nächsten Tag. Ganz normaler Wahnsinn.

04:00 - Die letzten verlassen das sinkende Schiff. Ich blicke zum letzten mal auf meine Uhr. Noch immer tickert Rop. Im Dunkel der Nacht höre ich sogar das leise Zirpen des Spannungswandlers, der seinen Fluoreszenzbildschirm im Dunkeln gespenstisch leuchten läßt.
 

Mittwoch, der 28. Dezember 1988 1. Kongresstag

08:45 - Beim ersten Pieps des elektronischen Armbandweckers werde ich wach. Obwohl "wach werden" vorausgesetzt, man hätte zuvor geschlafen. Und dies zu behaupten ist zumindest sehr gewagt. Trotzdern bin ich in erstaunlich guter Verfassung: Ich fühle mich sogar in der Lage, den Schlafsack zu verlassen. Bis zur Umsetzen dieser Tat vergeht jedoch eine weitere Stunde.

10:00 - Nach einem ausgiebigen Frühstück mit einem ganzen Brötchen stellen wir fest, daß Steffen noch immer nicht aufgestanden ist. Er hat mittlerweile mit massiven Magenkrämpfen zu kämpfen. Anstatt die Eröffnungsrede zu halten, verfrachten wir ihn mit vereinten Kräften zum Arzt. Zumindest für heute wird er wohl ausfallen.

11:55 - Endlich machen wir uns auf zum Bürgerhaus, wo in fünf Minuten die Eröffnungsrede beginnt. Leider ohne uns, denn nach einer Irrfahrt durch halb Hamburg kommen wir erst gegen halb Eins an.

12:30 - Als wir durch die Tür treten ist der Kongreß seit 90 Minuten offiziell eröffnet. Nach kurzen Verhandlungen an der Kasse sind wir plötzlich Gastgeber, wenn man dem Aufdruck auf den Eintrittskarten Glauben schenkt. Der Andrang ist noch mäßig, man könnte alle Gäste per Handschlag begrüßen.

13:30 - Langsarn läuft die Veranstaltung an. Die Flure füllen sich, die Stimmen werden hektischer. Die Stimmung wird auch besser- während man bisher auf den Gesichtern den in der letzten Nacht vermissten Schlaf ablesen konnte, ist nun allenthalben operative Hektik vorzufinden. Der Kongreß ist für dieses Jahr zu neuem Leben erwacht, das Chaos nimmt seinen Lauf.

16.00 - Neueste Infos von 200 Teilnehmern. die "Vergangenheitsbewältig" - gucken sich "alte Videos" an - von ORF (Österreichisches Fernsehen) und VARA ("sozialistisches Fernsehen" in den Niederlanden) über den "Fall" Steffen Wernery an, um über die Kriminalisisrung der Hackerszene davor, dabei und anschließend zu reflektieren.

16:20 - Perspektivendiskussion ist angesagt - Netze (alle gemeinen Daten sind frei - alle Intimdaten sind geschützt). Es läuft gut!
 

Morgen ist Netze angesagt!

 

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