XML (Extensible Markup Language) |
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Stellen Sie sich vor, irgendjemand hätte irgendwann für ein weit verbreitetes Textverarbeitungsprogramm wie MS Word eine bestimmte Dokumentvorlage erstellt. Stellen Sie sich weiter vor, diese Dokumentvorlage würde sich irgendwie immer mehr verbreiten, jeder Word-Anwender hätte sie, und jeder Word-Anwender würde seine Dokumente fortan nur noch mit dieser einen Dokumentvorlage erstellen.
Genau das ist im Grunde bei HTML der Fall. HTML ist eine Sprache, die mit Hilfe von SGML definiert wird und eine Reihe von festen Befehlen enthält. Es ist zwar eine Sprache, die eigentlich alle wichtigen Befehle enthält, die ein Web-Autor heute so braucht, doch es gibt keine Möglichkeit, einfach eigene Befehle zu erfinden.
Das ist der Unterschied zwischen HTML und XML. XML wird auch mit Hilfe von SGML, der Mutter aller Auszeichnungssprachen, definiert. Doch es ist keine "SGML-Anwendung", so wie HTML, sondern ein "SGML-Profil". Das ist eine Stufe abstrakter, man spricht dabei auch von "generalized markup", also von "verallgemeinerter Auszeichnung".
Mit Hilfe von XML können Sie eigene, neue Sprachen "erfinden". Davon wird auch schon Gebrauch gemacht. Das Channel Definition Format (CDF), mit dessen Hilfe der MS Internet Explorer ab Version 4.x seine Channels, also abonnierbare Broadcasting-Dienste im WWW, verwaltet, ist beispielsweise eine Sprache, die mit Hilfe von XML definiert wurde.
Es ist jedoch bei XML nicht so, daß Sie einfach draufloslegen können und in einer neuen Datei einfach die Namen Ihrer Ex-Freunde/Freundinnen als Befehle verwenden können. XML selbst ist nur dazu da, um eigene Auszeichnungssprachen zu definieren. Eine solche eigene Auszeichnungssprache muß bestimmte Grundkonventionen einhalten. Die Befehle der Sprache müssen nach einem vorgeschriebenen Schema in XML definiert werden. Dabei können Sie durchaus eigene Namen vergeben. So können Sie zum Beispiel Befehle schaffen, um Bereiche eines Dokuments als Lexikonartikel auszuzeichnen oder als geographische Ortsbezeichnung oder als Prozedurbeschreibung in einer Bedienungsanleitung. Sie müssen bei der Definition der Befehle jedoch exakt festlegen, welche Eigenschaften ein solcher Befehl hat, zum Beispiel, innerhalb welcher anderen Befehle der Sprache er vorkommen kann und innerhalb welcher nicht.
Wenn Sie dann ein XML-Dokument mit der Definition einer eigenen Sprache erstellt haben, können Sie Dateien in der eigenen Sprache erstellen, die im Dateikopf mit Hilfe eines Bezugsbefehls angeben, zu welchem XML-Dokumenttyp sie gehören. Interpretierende Software kann Dateien in der entsprechenden Sprache nur interpretieren, wenn Sie zugleich auf den referenzierten XML-Dokumenttyp zugreifen kann. Denn nur dort erfährt die Software, welche Regeln beim Interpretieren der abgeleiteten Sprache gelten. Das kann natürlich auch ein zentraler Zugriff im Internet oder in einem Intranet sein.
XML selbst ist wie HTML eine logische Sprache. Mit XML können Sie Befehle und deren grundsätzliche Eigenschaften definieren, aber Sie können nicht angeben, wie genau eine interpretierende Software einen Befehl bei der Darstellung formatieren soll. Dazu gibt es, genau wie bei HTML, eine ergänzende Style-Sheet-Sprache. Diese Sprache heißt XSL (XML Style Language). XSL ist nicht so einfach wie die CSS Style-Sheets, aber dafür noch leistungsfähiger.
Für normales Homepage-Design ist XML relativ uninteressant. HTML und CSS sind dafür längst zu leistungsfähig und angesichts ihrer Verbreitung kaum noch zu verdrängen. Aber im professionellen Bereich gibt es genügend Fälle, in denen XML eine bessere Wahl darstellt als HTML. Dazu gehören beispielsweise große Dokumentationsprojekte, große Werkeditionen oder Lexikonprojekte. Auch im Bereich der Datenbanken könnte XML eine interessante moderne Alternative zu herkömmlichen Formaten wie etwa dem dBase-Format werden.
Das W3-Konsortium, das sowohl für die Standardisierung von HTML als auch für die Standardisierung von XML verantwortlich ist, betont ausdrücklich, daß XML nicht als HTML-Nachfolger gedacht ist, sondern daß beide Sprachen parallel weiterentwickelt werden, um für die vielfältigen Bedürfnisse der modernen EDV moderne, software-unabhängige Datenformate anzubieten.
HTML, so zeichnet sich dabei ab, wird die Brot-und-Butter-Sprache für alle einfachen, unabhängigen Dokumente und Hypertext-Projekte sein. XML wird die Sprache für den speziellen Bedarf und für zusammenhängende Projekte werden. So kann XML beispielsweise besser als HTML dazu beitragen, in großen Firmen oder Organisationen das hauseigene Corporate Design konsequenter einzuhalten, weil sich mit Hilfe von XML eben eine eigene "Corporate-Language" definieren läßt.
Der Autor der vorliegenden Dokumentation hat durchaus vor, sich auch mit XML zu beschäftigen und daraus bei größerem Interesse wieder eine Dokumentation zu machen. Wann und in welcher Form diese Dokumentation Wirklichkeit wird, ist zur Zeit aber noch nicht absehbar.
XML 1.0
Offizielle Spezifikation des W3-Konsortiums
Extensible Markup Language (XML)
Übersichts- und Einstiegsseite zum Thema mit vielen Verweisen
XML Reference Guide
XML-Dokumentation auf den Seiten von WebReview
Microsoft & XML
Einstiegsseite für die Pläne, wie Microsoft XML integrieren will
XML-Dokumentation
Verständliche Einführung ins Thema
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