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Die Post in Oesterreich
Bei einem Besuch in der oesterrischen Stadt Linz kam Pi und mir die Erkenntnis, dass es nicht nur in Deutschland eine Post gibt, sondern auch das Oesterreich eine solche Einrichtung besitzt. Als wir daher durch die Strassen von Linz gingen (und sich Pi darueber aufregte, wie mensch nur "zu Fuss gehen" kann) entdeckten wir die Linzer Hauptpost inklusive Telefonladen. Weil wir so lange schon nicht mehr den Gesichtsausdruck von Postbeamten gesehen haben, wenn wir nach Datex-P, X.25-Netzen oder OSI-Netzen gefragt haben gingen wir also zielstrebig durch paar Gerueste durch und waren da. Innen erstmal kein Unterschied zu einem normalen westdeutschen Telefonladen zu erkennen. Paar Telefone, paar Theken, ein wenig Prospekte und kein Mensch in Sicht. Kurz darauf tauche aber schon ein Mensch (maennlich mit Zigarrete in der Hand) auf und fragte auch gleich was wir wuenschten. Nachdem wir klarstellten, dass wir nix kaufen wollten sonst allein zum Zwecke der Information da sind, liessen wir gleich unsere Frage nach hiesigen Datex-P Netzen los. Damit began die Odyssee durch oesterreische Namen, Netzen und Geschwindig- keiten. Im Gegensatz zu hiesigen Postlern in Telefonlaeden, wusste der Mensch naemlich Bescheid. X.25, X.400, ISDN, Poststruktur, BTX und Stand- leitungen waren fuer ihn keine Fremdwoerter. Nach unseren ersten Fragen machte er fuer uns beide erstmal eine Tuete fertig. Broschueren ueber die verschiedenen Datendienste, ueber OSI-Dienste, Tarife von Datendiensten und Standleitungen, sowie ein Geschaeftsbericht ueber die PTT Oesterreich. Die oesterreische Post selbst in vor wenigen Jahren neu strukturiert worden, sowie einzelne Teile privatisiert worden. Soweit wir das beurteilen koennen, geschah dies nicht mit Zoegern oder Halbherzig, sondern wurde intensiv durchgezogen. Die neue Struktur hat Aehnlichkeiten mit den der Bundesrepublik. Die Privatisierung bezieht sich hauptsaechlich auf den Endgeraetemarkt und ist so aufgebaut wie in Deutschland. Freier Verkauf von Endgeraeten. Fuer den Anschluss ist aber eine Zulassung des Geraetes erforderlich. An der Spitze steht ein Bundesminister. In Oesterreich ist die Post dem Bundesministerium fuer oeffentliche Wirtschaft und Verkehr zugeordnet. Der Chef der eigentlichen Sektion III (Post- und Telegraphenverwaltung) ist ein Generaldirektor, der laut Titel sogar Ingenieur ist. Allerdings kommentierte ein Eingeborener diesen als Schmalspuringenieur, weil dieser nur HTL-Ingenieur ist. Was das auch immer sei ... Dem Herren sind 8 Abteilungen, 3 Gruppen mit je 3-4 Abteilungen. Insgesamt arbeiten knapp ueber 57.000 sowie 936 Lehrlinge bei der OeBP (das sind Zahlen von 1989). 1989 konnte die OePB 5.410 Millionen Schilling (ca. 772 Millioen DM) als Betriebsueberschuss ausweisen, wobei grosse Teile wieder reinvestiert wurden, wie z.B: fuer 200.000 neue Telefonanschluesse sowie Verbesserung der BTX-Dienste (Anbindung an BTX der BRD, Schweiz und Luxenburg). Weiterhin stehen im Geschaeftsbericht alle Daten ueber Postdienste, Statistiken, und andere fuer manche nuetzliche Informationen, wo mensch hier einen Zwergenaufstand ausfuehren muss um an die Infos zu kommen. Nachdem was mensch uns erzaehlte beobachtet die OeBP den freien Markt an Telefonen und Dienstleistungen der Telekommunikation und der Paketdienste intensiv und versucht darauf zu reagieren, um ihren Marktanteil zu halten. Gleichzeitig entwickelt sich die OeBP bezuegl. Stand und Verordnung auf die EG zu um nicht erst bei dem Beitritt Oesterreichs zur EG mit neuen Verordnungen und Angleichungsmassnahmen gross beginnen zu muessen. Wieder anders als die westdeutsche Post, die dauernd vor dem EG-Gerichtshof zu uebernahme von EG-Richtlinien gedraengt werden muss. Als dann kam endlich das Thema der Datennetze in Oesterreich zur Sprache. Wie in der BRD gibt es ein Datex-L Netz mit einer Geschwindigkeit von 300 Bps. Danach folgt das DDL-sychron was unserem Datex-L mit Uebertragungs- raten von 2400, 4800 und 9600 Bps entspricht. Daneben gibt es auch Datex-P, welches nach Zeit und Volumen abgerechnet wird. Modemzugaenge gibt es ins oesterrische Datex-P von der Post und von deren Tochter "Radio Austria". Letztere bietet auch ZUgaenge fuer 9600 BPs und MNP5. Die Tarife dieser Netze werden in Einheit pro Schilling (ca. 16 Pfennig) abgerechnet. Dabei wird nach Zeit und nicht nach Menge abgerechnet. Im Ortsbereich kostet Datex-P 300 Bps 2 Minuten eine Einheit, in Zone I (selbes Bundesland) sind es 20 Sekunden, Zone II (benachtbartes Bundesland) sind es 10 Sekunden und in Zone III (restliches Bundesgebiet) sind es 8 Sekunden. Zwischen 18 und 8 Uhr kostet das ganze 50% weniger. Der Hauptanschluss kostet pro Monat 750 S, also knapp ueber 100 DM. Also ganz schoen happig. Noch mehr kosten die DDL Dienste. Hauptanschluss/Monat fuer 2400 Bps kosten 1500 S, fuer 4800 Bps das ganze 2200 S und fuer 9600 Bps 4000 Schilling. Dazu kommen die Zeittakte mit zwischen 4,14 S/Minute (Nahbereich) und 28.80 S/Minute (Auslandszone 3 (Finnland, Norwegen). Weiterhin bietet die OeBP auch groessere Geschwindigkeit auf Standleitungen (die dort Stromwege heissen) an, wobei Geschwindigkeiten von 64 KBps und 2048 KBps moeglich sind. Die Bundespost in der BRD besitzen zwar 2 MBps Datenleitungen, allerdings werden sie als Backbonenetz (IDN) eingesetzt und stehen nicht dem Endbenutzer zur Verfuegung. Allerdings handelt es sich bei der OeBP um mietbare Standleitungen die nach KM gezahlt werden. Die Zielgruppe sind eindeutig Firmen. Es bleibt aber zu bemerken, dass der Betreiber die Moeglichkeit hat weitere Teilnehmer unter eigener Verantwortung (und 25% hoehren Gebuehren) anschliessen kann. Ein Traegerverein koennte also z.B. auf die Art ein eigenes Hochgeschwindig- keitsbackbonenetz aufbauen und dann eine Unterverteilung ermoeglichen. Da die Kosten nur bis zu einem bestimmten Punkt pro KM wachsen und dann als Festpreis berechnet werden, wuerde dies sich sogar fuer einige private Teilnehmer (Netzwerkbetreiber, Universitaeten, etc) rechnen. In den Broschueren werden uebrigens auch mal Fakten genannt (Anschluss bei DS 64 mit V.36 oder V.35, Steckverbindungen nach ISO4902 und Endgeraete nach X.21), z.B. sind sogar logische Schaltplaene fuer die Schnittstellen und deren Zusammenschaltung, Pegel, etc vorhanden. Das sind nicht Spezialbroschueren sondern ganz normale Broschueren des Telefonladens. Die 2 MBps Verbindungen sind etwa 10 mal teurer als 64 KBps Leitungen, von der Struktur her aber dem DS 64 aehnlich. Sattelitenverbindungen und Rabatte stehen auch gleich dabei. Auf der Anwensungsseite bekommt mensch gleich eine Broschuere fuer sinnvolle OSI-Anwendungen wie E-Mail, File- Transfer, etc mit. Das Wort ist also bei denen wenigstens bekannt. (Wobei nun fraglich ist, ob das ein Vorteil ist). Das BTX ist Oesterreich ist praktisch selbiges wie das ind er Bundesrepublik. Nur das deren Broschuere eher einen Handbuch und einer Einfuehrung gleicht, den als Werbung. Leider hat die OeBP selbe Fehler gemacht, wie die deutsche Post mit ihrere Gebuehrenpolitik Geld fuer das Anschaltgeraert und monatliche Gebuehren zu erheben. Allerdings soll die monatliche Grundgebuehr entfallen sein. Fuer eine Anmeldungsgebuehr von 400 Schilling kann an BTX auch mit Modem teilgenommen werden. Die Haushalte in Oesterreich sind zu grossen Teilen mit Telefon versorgt. Auch die Auslandsverbindungen sind zahlreich (zur BRD z.B. 6000). Allerdings sind 60% Anschluesse veraltet und basieren auf Systeme von 1950 und taugen eigentlich nix mehr (etwa Niveau der alten DDR). Deswegen ist die Haupt- aufgabe der OeBP im Augenblick Oesterreich mit ISDN zu ueberziehen. Dies geschieht anscheinend nur mit wenig Kritik ueber Ueberlegungen ueber die Auswirkungen. Ein Effekt (die Leute wollen telefonieren und denken dann nicht an Datenschutz, etc) erwartet ja auch die fuenf neuen Laender hier. Allerdings ist das doch ein wenig mehr Zukunftsmusik, als die OeBP uns das weismachen wollte. Im Augenblick installieort die OeBP hauptsaechlich das OES, dem "oesterreichischen digitalen Telefonsystem". Dies ist schon ISDN-faehig, aber auch die normalen Teilnehmer haben Vorteile, wie Tonwahl, Anrufweiterschaltung, etc. Insgesamt ist die Oeffentlichkeits- und Informationsarbeit, aber auch manche Angebote der OeBP etwas, wovon sich die DBP was abschneiden sollte. Es wundert dabei, dass z.B. die Universitaeten und Privatpersonen diese Moeglichkeiten garnicht Nutzen. Ein universiaeteres Hochschulnetz existiert nur in Teilen, eine Mailboxszene existiert auch nur in Ansaetzen. Zwar sind einige Universitaeten (Wien, Linz) an das EUnet oder Bitnet angeschlossen, aber ein Netz a la DFN, WiN oder Niedersaechsischen Rechnerverbund existiert nicht mal auf den Papier. Bei den Mailboxen gibt es paar FidoNet Systeme. Ein Zerberussystem existiert ebenfalls (Zitat: "Es gibt eine Zerberus-Box, die mich aber auch nach zehn Anmeldungsversuchen nicht haben wollte"). IM Multiuserbereich gibt es Neben der Telebox nur noch die Edicom-Box (NUA 0232 24179036). Mal sehen was sich da so tut ... Terra PS. Dank an Christian Gottschall der einige wesentliche Richtigstellungen und Informationen beigetragen hat. ------------------------------------------------------------------------------ |
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