|
Flugfuehrungssystem COMPAS jetzt im Testeinsatz
Braunschweig - Der Flugverkehr ist in den letzten Jahrzehnten rapide ange- wachsen. Mehr Flugzeuge, das bedeutet angesichts der begrenzten Kapazitaeten, Engpaesse, Verspaetungen, zusaetzliche Warteschleifen und damit erhoehte Umweltbelastungen durch Treibstoffverbrauch und Laermbelaestigung. Die DLR hat mit dem System COMPAS (Computer Oriented Metering Planning and Advisory System) ein Instrument entwickelt, das unter den gegebenen Verhaeltnissen eine optimale Steuerung des Verkehrs ermoeglicht. Auf hochbelasteten Flughaefen wie Frankfurt/Main steigt der Anflugverkehr kontinuierlich an. Um ihn zu bewaeltigen, hatte sich in ersten Unter- suchungen als derzeit guenstigste Loesung herausgestellt, die Planungsarbeit der Fluglotsen durch Rechner zu unterstuetzen. Im Grundkonzept von COMPAS wird dies besonders wirkungsvoll realisiert. Optimale Ausnutzung der Landebahnkapazitaet: Alle Flugzeuge, die Frankfurt anfliegen, werden bereits in einer Entfernung von etwa 150 km in die rechnergestuetzte Planung von COMPAS einbezogen. Entsprechend der Verkehrssituation arbeitet COMPAS fortlaufend Vorschlaege fuer eine optimale Anflugreihen folge aus. Dadurch koennen die Flugzeuge so gefuehrt werden, dass die verfuegbare Landebahnkapazitaet optimal genutzt und Verspaetungen weitgehend vermieden werden. COMPAS entlastet die Fluglotsen bei ihrer Planungsarbeit. Im einem Zeitraum von etwa zehn Jahren hat das Institut fuer Flugfuehrung die rechnergestuetzte Planungshilfe COMPAS fuer die Anfluglotsen entwickelt. Ab 1985 wurde COMPAS zusammen mit der Bundesanstalt fuer Flugsicherung (BFS) in Simulationen intensiv erprobt und in eine operationelle Version umgestaltet. Seit 1989 wird das System am Flughafen Frankfurt im realen Luftverkehr einer Felderprobung unterzogen. Experimentelle Realisierung und Erprobung: Das COMPAS-System muss in der Lage sein, die Fluglotsen auch in kritischen Verkehrssituationen sicher zu unterstuetzen. Deshalb war dafuer zu sorgen, dass es vor dem Einsatz in der Praxis in einer realitaetsnahen Laborumgebung hinreichend ausgetestet wurde. Aus diesem Grunde wurde der COMPAS-Rechner mit dem Flugverkehrssimulator ATMOS des DLR-Instituts fuer Flugfuehrung verbunden. Um an den beiden vorhandenen Fluglotsen-Arbeitsplaetzen realistische Verkehrsablaeufe zu simulieren, wurde der eine als Strecken- Lotsen-Arbeitsplatz ausgelegt, der andere als Anflug-Lotsen-Arbeits-Platz. Sie repraesentieren einen Ausschnitt aus dem gesamten Anflugverkehr. Bei den Simulationslaeufen wirkten erfahrene Fluglotsen der BFS mit, um die Auswirkungen von COMPAS auf die Steuerung des Verkehrsflusses und die Arbeit der Fluglotsen zu untersuchen. Die COMPAS-Planungs-rechnung: Die COMPAS-Planungsrechnung ist ausgerichtet auf die optimale Nutzung von Luftraum-und Landebahnkapazitaet sowie auf wirschaftliches Fliegen. Beruecksichtigt werden dabei alle wesentlichen Faktoren, wie Luftraum- struktur, Verkehrsbelastung der Sektoren, Flugplandaten, Wind, Wirbel- schleppen-Kategorien, Flugzeug-Leistungsdaten, wirtschaftliche Flugprofile, aktuelle Flugsicherungsbedingungen usw. Die von COMPAS geplanten Anflugfolgen werden den Fluglotsen auf gesonderten Bildschirmen auf einer von oben nach unten fortschreitenden "Zeitleiter" angezeigt. Sie enthaelt die notwendigen Steuerungs-und Zusatzinformationen. Bei Bedarf koennen die Fluglotsen ueber eine spezielle Eingabetastatur neue Randbedingungen vorgeben und sich neue Planungsvorschlaege erarbeiten lassen. Im einzelnen wirkte sich der Einsatz von COMPAS in der Echtzeit-Simulation wie folgt aus: 1. Anflug-Bereich: Die mittlere Verweildauer im Anflugbereich war je Flugzeug mit COMPAS deutlich kuerzer als ohne. Geringer wurde die Anzahl der Sprechfunkkontakte zwischen Lotsen und Piloten, insbesondere bei sehr hohem Verkehrsaufkommen. Bei der Benutzung von COMPAS war die Zahl der benoetigten Anweisungen geringer, die Kursfuehrung direkter und die Streuung der Flugspuren kleiner. 2. Strecken-Bereich: Der Zeitausgleich fand im wesentlichen bereits im Streckenbereich statt. Hier erhoehte sich die mittlere Verweildauer je Flugzeug und die Zahl der gleichzeitig zu fuehrenden Flugzeuge. Dagegen verringerte sich die Haeufigkeit und Dauer des Sprechfunkverkehrs sowie die Haeufigkeit von Steuerungs-aenderungen. COMPAS lieferte allen beteiligten Lotsen einen ueberschaubaren, transparenten Gesamtplan. aenderungen bei Landerichtung ("Runway Change") beispielsweise liessen sich reibungslos durchfuehren. Der Abstimmungsaufwand zwischen den Lotsen untereinander (Strecken-und Anflugsektoren) wirde wesentlich verringert. Hohe Akzeptanz bei Fluglotsen: Die Fluglotsen wurden in ihrer Planungsarbeit entlastet, wie sie ohne Ausnahme abschliessend selbst urteilten. COMPAS fand bei den beteiligten Fluglotsen insgesamt eine hohe Akzeptanz. Die Lotsen konnten selbst bei nur aeusserst kurzer Eingewoehnung mit dem System arbeiten und gute Ergebnisse erzielen. Die positiven Ergebnisse der Simulations-Erprobung fuehrten dazu, dass die DLR im Auftrag der BFS das COMPAS-System seit 1987 zu einem operationell einsetzbaren System fuer den Flughafen Frankfurt weiterentwickelt hat. Im Sommer 1989 wurde das System in der Regionalstelle Frankfurt der BFS installiert. Insgesamt sind derzeit acht Fluglotsen- Arbeitsplaetze mit COMPAS ausgeruestet, zwei weitere COMPAS- Plaetze stehen fuer die Systembetreuung und Schulung zur Verfuegung. Nach sorgfaeltiger Vorbereitung und Einweisung aller Frankfurter Fluglotsen wird das System nunmehr seit September 1989 einer Erprobung im Realbetrieb unterzogen. In begleitenden systemati- schen Auswertungen und Bewertungen soll festgestellt werden, ob sich die Ergebnisse der Simulations-Erprobung auch unter den Randbedingungen des realen Betriebs bestaetigen lassen. Erste Ergebnisse der Bewertung werden im Fruehjahr 1990 vorliegen. Kuenftige Arbeiten: Nach Abschluss der Erprobungsphase von COMPAS in Frankfurt wird ein Industriepartner, die aeG Electrocom GmbH (Konstanz) die weitere Betreuung des bisherigen 'pre-operationellen' COMPAS- Systems in Frankfurt sowie dessen Weiterentwicklung in ein industriell, nach BFS-Spezifikationen gefertigtes Produkt uebernehmen. Die BFS erwaegt bereits, COMPAS auch an den Flughaefen Muenchen II und Duesseldorf einzufuehren. Weitere deutsche Flughaefen koennen spaeter folgen. Daneben haben auch mehrere Flughaefen im europaeischen Ausland sowie in Nordamerika starkes Interesse an COMPAS gezeigt. Um eine Einsatzforderung der unterschiedlichen Flughaefen abzudecken, ist eine entsprechende Weiterentwicklung von COMPAS durch den Industriepartner vorgesehen. DFN-Projekt Wissenschaftsjournalisten, Pressestellennachricht ------------------------------------------------------------------------------ |
[Contrib]
[Chalisti]
[08]
Flugfuehrungssystem COMPAS jetzt im Testeinsatz