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Der alte Mann und das -MEHR ?-
Seit etwa sechs Jahren gibt es nun Mailboxen auch in diesem unseren Lande. Zwischenzeitlich sind Millionen von immer besseren und immer leistungsfaehigeren Computern verkauft werden, das Modem verdraengt allmaehlich den Akustikkoppler, alles wird schneller, groesser. Nur besser wird es nicht. Sieht man genau hin, hat sich in der Mailboxlandschaft seit 1984 nicht sehr viel bewegt. Gewiss, seit geraumer Zeit gibt es vernetzte Systeme, man kann heute durchaus eine Nachricht innerhalb von fuenf, sechs Tagen von einer Hamburger Box in die andere senden, wenn man einen Umweg ueber Wuppertal und andere Staedte fuer vertretbar haelt. Gewiss, es gibt Systeme, die halten -zig Megabyte an Daten fuer ihre Benutzer abrufbereit, hunderte von Programmen zum Herunterziehen, sowie all die netten kleinen Texte, die besagen: Ich war auch hier. Gewiss, es gibt inzwischen auch Systeme mit inhaltlichen Schwerpunkten, meist im Bereich linker und/oder alternativer und/oder umweltpolitischer Themen, deren groesste Freude es ist, darueber zu debattieren, innerhalb welchen Netzwerkes man sich angemessen verbreiten kann. Und das soll es dann schon gewesen sein ? Hier tut offenbar eine kritische Bestandsaufnahme not (Sie , lieber Leser, sind selbstverstaendlich in den folgenden Zeile nicht gemeint, egal ob Sie nun User sind oder Sysop, Point, Terminal oder Node, Einzelperson oder Gruppe. Es sind immer nur die Anderen, die gemeint sind. Aber das sehen Sie ja ohnehin genauso). Beginnen wir auf der untersten Ebene, bei den Benutzern. Benutzer sind grundsaetzlich dumm, viele dazu noch dreist. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Gruenden zur Mailbox, weil sie in einer selbsternannten Fachzeitschrift darueber gelesen haben, weil Hans-Bernhardt um die Ecke das auch geil findet, weil sie keinen Bock mehr auf noch zehn weitere Ballerspiele haben, weil der Computer sonst verstaubt, weil sie mal gehoert haben, dass Hacker sowas auch machen und und und... All diese User treffen dann bei ihren ersten Gehversuchen auf die zweite Gruppe, die Boxbetreiber oder Sysops. Sysops unterscheiden sich von den Usern dadurch, dass sie grundsaetzlich dreist sind, viele dazu noch dumm. Die meisten Sysops sind nicht in der Lage, ihr Mailboxprogramm selbst zu schreiben, geschweige denn, zu verstehen, wie es funktioniert. Sie kommen zur Mailbox, weil sie sich ueber die anderen Boxen geaergert haben, weil sie sich ueber die anderen User geaergert haben, und so weiter... Die Sysops treffen bei ihren Versuchen, eine eigene Mailbox zu eroeffnen, auf eine weitere Gruppe, die Mailboxautoren. Mailboxautoren sind grundsaetzlich dummdreist, viele dazu noch geldgierig. Sie kommen zum Programmieren, weil sie sich ueber die anderen Mailboxprogramme geaergert haben, weil sie sich ueber andere Sysops geaergert haben, etc. etc etc. ... Mailboxautoren treffen frueher oder spaeter auf Netzwerker. Netzwerker sind dummdreist und geldgierig, viel dazu noch groessenwahnsinnig. Sie kommen zum Netzwerk, weil sie sich ueber die bestehenden Netze geaergert haben, weil sie sich ueber lange Laufzeiten geaergert haben, weil sie sich ueber irrsinnige Routwege geaergert haben ... Fairerweise sei dazu gesagt, dass die Grenzen zwischen den Gruppen mittlerweile fliessend geworden sind. Im Zerberus-Netz gibt es beispielsweise User, die mehr dreist als dumm sind, das sind die Terminals. Und es gibt ueberall in den Netzen Sysops, die mehr dumm sind als dreist, ja sogar etliche, die nur dumm sind. Eine hochinteressante Erscheinung in den vom Zeitgeist heimgesuchten Boxen ist das inzwischen -Dank entsprechender Beispiele innerhalb gewisser Clubs- in Mode gekommene Ausgrenzspiel. Da streiten die User untereinander darueber, wer von ihnen nicht ins System passt, die Sysops streiten darueber, welche Bretter nicht in die Boxen passen und ueber die User, die Netzwerke streiten darueber, welche Boxen nicht in die Netzwerke passen, welche Netze nicht angeschlossen werden sollen und ueber Bretter und ueber User. Kaum haben die Netze begonnen, sich zu formen, werden sie durch dieses ewige Ausgrenzerei mit Laufmaschen versehen, was angesichts der wirren Strukturen toedlich sein muss. Woran liegt's ? Ein Grund, so merkwuerdig das auch angesichts der Gigabytes an Daten auf den Netzen scheint, ist mangelnde Information. Wobei deutlich darauf hingewiesen sei, dass falsche Information genauso mangelhaft ist, wie fehlende, ja, schlimmer als diese. Da werden von allen Seiten Erwartungen geweckt, die dann nicht oder nur unvollstaendig erfuellt werden. Jedes Jahr im Fruehjahr, also vor der entscheidenden Messe in Hannover, finden sich in den Fachzeitschriften sogenannte Schwerpunktbeitraege zum Thema Datenfernuebertragung, die von den Nicht-Usern gierig verschlungen werden, von den Usern mit einem Stirnrunzeln bedacht werden, von den Sysops mit einem Laecheln und von den Netzwerkern mit einem Kopfschuetteln. Natuerlich sollen diese Artikel, dafuer sind Fachzeitschriften ja da, in erster Linie den Kreis potentieller Kaeufer vergroessern. Dagegen ist nichts einzuwenden, Geschaeft ist Geschaeft. Nur darf man sich dann nicht wundern, geschweige denn aufregen, wenn die frischgebackenen User in Scharen ueber die Mailboxen herfallen und dort Bloedsinn verzapfen, weil sie noch nicht mit dem Medium umgehen koennen, oder weil sie veraergert sind, wenn ihre Erwartungen nicht erfuellt wurden. Diese Leute dann aus dem Kreis der User auszugrenzen, ist sicherlich der bequemste Weg. Unbequemer, aber sinnvoller, ist es, die User anhand einleuchtender Beispiele vorsichtig zu fuehren und ihnen eine Chance zum Begreifen zu geben. Begreifen kann man Computer und was damit zusammenhaengt aber nun einmal am Besten, wenn man das woertlich nimmt und begreift, Fehler zu machen, auch wenn dann Datenmuell entsteht, sinnlose Texte ueber die Netze schwirren oder Texte am falschen Ort landen. Ganz ohne diesen Muell geht es nicht, ja es muss sogar darauf geachtet werden, dass der Muell nicht ganz verschwindet, denn dann bliebe nur eine sterile Wueste der Seriositaet. Eine Mailbox, die in ihrem Kern gesund ist, verkraftet so etwas sehr gut. Womit wir bei den Mailboxen waeren. Das ist eine Medaille mit mindestens zwei Kehrseiten. Die meisten Sysops kommen zu ihrem Mailboxprogramm, wie Kuhscheisse aufs Dach: Keiner weiss so recht, wie und warum. Irgendwann wird der Entschluss gefasst, eine Mailbox zu eroeffnen und da man selber nicht programmieren kann, oder nicht weiss, wie man eine Mailbox programmiert, sucht man nach einem fertigen Programm. Damit ist man dann auf Gedeih und Verderb an die vorgelieferten Strukturen gebunden. Und diese sind erschreckend unklar. Da gibt es mindestens drei verschiedene Systeme, Aehnlich wie bei den Videorecordern, das eine arbeitet mit Zahlen, das andere mit Mnemonics, das dritte mit Klartextbefehlen. Eigentlich sollte man annehmen, dass dieses am einfachsten bedienbar waere, aber interessanterweise tun sich die User damit zumindest Anfangs am schwersten. Warum das so ist, kann man ahnen, wenn man sieht, dass diese Gruppe Boxen sich frueher GeoNet-Kompatibel nannte, nach dem Beispiel der kommerziellen GeoNet-Systeme, bei denen das Befehlssystem abgeguckt war. Mittlerweile ist nur noch von Geo-Aehnlichkeit die Rede. Das liegt daran, dass jeder Mailboxautor seinen eigenen Dialekt hinzufuegt, aber dazu kommen wir spaeter. Der User kann sich also selbst innerhalb eines Typs von Mailboxprogramm nicht darauf verlassen, mit gleichen Eingaben gleiche Ergebnisse zu erzielen. Diese babylonische Verwirrung steigert sich spaeter auf der Netzebene noch dadurch, dass jedes Netz seine eigene Art der Empfaengeradressierung hat. Das geht dann bis zu einem Punkt, an dem klartextgesteuerten Boxen auf einmal Zahlenadresse a la BTX aufgezwungen werden. Und der User, der da verstaendlicherweise nicht mehr durchsteigt, wird als Dummuser abgekanzelt. Die Netze entstehen in den Wirrkoepfen. Fuer den Sysop ist es mit dem Kauf/der Beschaffung des Programms allerdings nicht getan. Auch wenn sich in letzter Zeit immer mehr die gegenteilige Ansicht durchsetzt: Eine Mailbox zu betreiben ist arbeitsintensiv. Man kann sie nicht einfach vorsichhinbrabbeln lassen, sondern muss sich um das System kuemmern. Bretter und User wollen betreut werden, wer das versaeumt, darf sich ueber ein Zuviel an Muell nicht beklagen. Aber es ist natuerlich einfacher, auf die User zu schimpfen, als etwas zu aendern. Auf diese Weise entstehen dann die Boxen, die von den anderen Systemen belaechelt und/oder beschimpft werden. Womit wir bei den Netzen waeren (keine Angst, die Mailboxautoren wurden nur aufgeschoben, nicht aufgehoben). Da gibt es Fido-, Magic-, Maus-, PC-, Zerberus-, BTX- und sonstige Netze. Nicht nur das jedes dieser Netze eine eigene Struktur fuer die Uebertragung der Nachrichten hat, nein, jedes Netz muss auch noch eine eigene Form der Adressierung haben. Um von einem Netz ins andere zu kommen, muessen muehsam die Formate gewandelt werden, Routen ausgerechnet und optimiert werden. Bei jedem Netzuebergang das gleiche Spiel und innerhalb der jeweiligen Netze wieder das Gleiche. Dazu kommen Animositaeten zwischen den einzelnen Netzen, sogar zwischen den einzelnen Boxen eines Netzes. Die einen sind zu links, die anderen zu rechts, die einen zu serioes, die anderen zu unserioes, wieder andere zu zu. Und jeder haelt seinen Weg fuer den richtigen und versucht, die anderen in diesem Sinne zu beeinflussen, wo das nicht klappt, wird halt gemeckert und geschimpft. Nur geaendert wird nichts. (Anm. der Redaktion: Geschichtlich gab es zwei Ansaetze der Vernetzung. Die Vernetzung von Mailboxen (Bsp: Zerberus oder MagicNet) und die schon be- stehenden Netze wie UUCP die einfach fuer den Normalbenutzer attraktiv durch guenstige Unix-Anlagen und UUCP-Derivate fuer PC, ST und Amiga. Die letzteren verwenden innternational gueltige Adressierungsformen wie z.B. in der Domain- oder ISO-Domainn-Schreibweise, die Mailboxen verwenden das was in gerade in die Finger viel. Praktischerweis sollte die Mailbox- netze mit ihren insgesamt vielleicht 200 Maschinen sich an die Adressierung der "grossen" Netze mit ueber 100.000 Rechner anpassen. Verweiss auf BSMTP, RFC822, RFC987, etc). Dabei gibt es durchaus Leute, die zumindest an den technischen Gegebenheiten etwas aendern koennten (Jetzt kommen wir zu den Mailboxautoren). Doch daran scheint niemand ein Interesse zu haben. Wer ein neues Mailboxprogramm schreibt, oder ein vorhandenes neufasst, tut das auf eigene Faust, ohne sich um die vorhandenen Strukturen zu kuemmern. Nach mir die Bitflut. Wenn das Produkt halbwegs fertig ist, also die Absturzhaeufigkeit auf drei Ereignisse pro Woche gesunken ist, wird das Produkt in Umlauf gebracht, koste es was es wolle. Die Sysops werden sich schon damit zusammenraufen, dass sie viel zu viel Zeit mit den technischen Problemen verbringen muessen, statt sich um die Betreuung der User und der Inhalte zu kuemmern, ist unwichtig. Noch schlimmer wird es bei den netzwerkfaehigen Programmen. Wenn das Programm noch neu ist und nur zwei oder drei andere Systeme am Entwicklungssystem des Autors haengen, ist die Welt noch in Ordnung. Sobald weitere Systeme dazukommen, faengt das Netz an, wild zu wuchern, niemand kuemmert sich darum. So entstehen dann solche kleinen Katastrophen wie im Z-Netz, in dem Nachrichten zwischen zwei Hamburger Boxen ueber Wuppertal und Moers geroutet werden, koste es, was es wolle. Es ist zwar eigentlich nicht der Stil dieser Zeitschrift (Der Kluengel, Anm. der Redaktion), Kritik auch konstruktiv zu fassen, trotzdem sei der Versuch gemacht, einige Vorschlaege zu machen, wie es denn besser zu machen waere. Dabei wird allerdings Unmoegliches von allen Betroffenen verlangt, was wiederum den Herausgeber zu einem befriedigten Grinsen veranlasst. Die Situtation koennte nachhaltig verbessert werden, wenn es mehr Leute gaebe, die Ahnung davon haben, wie ein Mailboxprogramm wirklich arbeitet. Krass gesagt, wer nicht selber programmieren kann, duerfte nicht Sysop werden. Zu diesem Thema hat ein bekannter notorischer Notpressereferent einmal behauptet, man muesse schliesslich auch nicht die Zusammensetzung der diversen Lackschichten eines Autos kennen, um es fahren zu koennen. Recht hat er, nur muss man halt erst mal das Autofahren selbst lernen, und ohne einige Grundkenntnisse der technischen Funktionen geht das nunmal nicht. Diese Forderung bedingt eine weitere: Die Unsitte, Mailboxprogramme nur als ausfuehrbares Programm auszuliefern, muss verschwinden. Der Quelltext gehoert dazu, schon aus dem einfach ersichtlichen Grund, dass es jedem Sysop moeglich sein sollte, alle Systemausgaben nach seinem Geschmack zu aendern, ohne muehsam mit dem Debugger im Programm herumzupatchen. Patchen ist immer eine Notloesung, die leicht ins Auge geht. An dieser Stelle wird gewoehnlich Gemurmel und Protest von Seiten der Programmierer laut, da ist von geistigem Eigentum die Rede, von Sicherheitsbedenken, von Marktverschmutzung. Unsinn. Die Forderungen lauten: Ein Mailboxprogramm, das so schlampig programmiert ist, dass man nicht einmal oeffentlich ueber vorhandene Fehler reden kann, ohne zu riskieren, dass kreative User reihenweise Boxen stillegen, darf nicht verbreitet werden (Zerberus zum Beispiel). DIe Autoren sollten sich auch entscheiden, was sie wollen: Entweder, sie schreiben ein allgemein zugaengliches Programm, um die offene Kommunikation zu foerdern, oder sie schreiben es, um damit reich zu werden (was noch keiner geschafft hat). Beides geht nicht, ausserdem sind die meisten Programme derart schlecht geschrieben, dass man sie ohnehin nicht guten Gewissens verkaufen koennte. Die naechste Forderung ist, dass man ein Mailboxprogramm nicht einfach weitergibt und den neuen Sysop damit alleine laesst und waere das Handbuch auch noch so gut. Sicher, am besten lernt man aus eigenen Fehlern, aber es ist nun wirklich unnaetig, dass jeder aufs Neue ueber den Fehler in Zeile 4711 stolpert. Betreuung der Neulinge ist also angesagt, wobei sich das natuerlich nicht nur auf die technische Seite beschraenken darf, auch die Kunst der Userbetreuung will gelernt sein. Dann ist es allerhoechste Zeit (es waere schon vor Jahren faellig gewesen), dass sich alle Mailboxautoren mal zusammensetzen und miteinander arbeiten, statt gegeneinander. Was derzeit fehlt, ist ein einheitliches Verfahren, Nachrichten auszutauschen. Es reicht halt nicht aus, mit dem X.400-Sticker von der CeBit rumzulaufen und darauf zu warten, dass etwas passiert. Dabei koennen die Ziele durchaus niedriger gesteckt werden, als es die Postverwaltungen bei X.400 tun. (Anm. der Redaktion: Ob X.400 wirklich die Loesung des Problems ist, ist zweifelhaft, da der technische Aufwand gewaltig ist. "Gaengige" Verfahren sollten aber einfach auch mal in betracht gezogen werden und nicht mit dem Argument: "Wir machen alles, nur nicht nach vor- handenen Strukturen" abgetan werden) Es muessen ja im Wesentlichen nur zwei Dinge 'genormt' werden: Erstens eine Festlegung, welches Format die Netz- nachrichten und die jeweiligen Header haben muessen, zweitens muss ein Packver- fahren entwickelt. angepasst oder uebernommen werden, das fuer alle Systeme (und alle Rechnertypen) identisch ist. Wobei man Wert auf Einfachheit legen sollte. Die Angaben Absender,Empfaenger, Absendebox, Empfaengerbox, Absendenetz, Empfaengernetz, Betreff, eventuell eine globale NachrichtenID, mehr ist fuer einen Header nicht noetig. Routwege, Weiterleitungsvermerke und der ganze restliche Bloedsinn, auf den ausser den Sysops eh niemand Wert legt, koennen genausogut weggelassen, oder in den Nachrichtentext gepackt werden. Das Packverfahren sollte ohne Muehe in allen gaengigen Programmiersprachen umgesetzt werden koennen, das benutzte Uebertragungsprotokoll sollte variabel sein, um sich besser an die Gegebenheiten verschiedener Netze anpassen zu koennen. Was die einzelnen Netze und spaeter die einzelnen Boxen dann mit diesen Daten anfangen, ist Sache des Netzes und der Boxen. Spaetestens dann, wenn so ein globales Nachrichtenformat realisiert ist, besser schon frueher, muessen sich dann alle Sysops zusammensetzen und eine Grundstruktur fuer das Netz errichten. Es reicht nicht aus, zu sagen, ich haenge meine Box an den Server XY, der ist fuer mich am billigsten, es ist auch zu pruefen, ob der Server YZ nicht geeigneter ist, weil dann die Netzstruktur klarer wird und andere Kosten sparen. Bislang arbeiten die Netze ja eher auf der Basis, dass die meisten Systeme ihre eigenen Kosten zu Lasten der Systeme optimieren, die -aus was fuer Gruenden auch immer- nicht so sehr auf die Mark sehen. Sicher wird man da Kompromisse eingehen muessen, aber zumindest sollte es sich vermeiden lassen, dass lokale System ueber den Fernbereich gehen muessen, um einander zu erreichen. Wobei - vorausgesetzt, das globale Datenformat ist vorhanden - es ja auch durchaus denkbar ist, dass eine Nachricht von Z-Netz nach Z-Netz ueber Fido laeuft, weil das fuer diesen speziellen Fall guenstiger ist. Das setzt natuerlich voraus, dass sich die Struktur der Netze grundlegend aendert, denn das Routen der Nachrichten kann nur noch von den Servern erledigt werden und als Gateways kommen auch nur noch Server in Frage. Alle anderen Systeme liefern stur und unbeteiligt ihre globalen Daten ab und pollen ihren eigenen Kram. Damit waere auch die finanzielle Seite wesentlich einfach durchschau- und regulierbarer. Nun nuetzt die ganze Technik, egal, wie sie funktioniert, ueberhaupt nichts, wenn es inhaltlich daneben geht. Das faengt bei den leidigen Diskussionen an, die innerhalb der Netze immer dann entstehen, wenn ein Brett eingerichtet oder aufgehoben werden soll. Die einen sind dafuer, dieses Brett zu errichten, andere wollen stattdessen noch zehn Unterbretter dazu, wieder andere halten das Brett sowieso fuer unnoetig. Und schon beginnen Diskussionen und Abstimmungen, die viel Zeit und Energie kosten, obwohl sie unnoetig sind. Mailboxen sind, auch wenn viele Sysops das anders sehen, in erster Linie fuer die User da. Also muessen die auch entscheiden, was sie lesen wollen. Das bedeutet: Es gibt keine ueberfluessigen Bretter, solange mindestens ein User sich dafuer interessiert. Das Konzept, dieses Problem in den Griff zu kriegen, koennte so aussehen, dass innerhalb des Netzes alle Bretter Unterbretter haben, deren Namen wie ueblich vereinbart werden. Systeme, deren User lieber alles in einem Brett haben wollen, pollen die Unterbretter und packen alles in ein Brett, Systeme, die das Brett gar nicht haben wollen, pollen es halt nicht. Das bedeutet, nicht der Server muss wissen, was die Boxen kriegen, sondern die Boxen fordern beim Pollen des Servers die entsprechenden Bretter ab. So entsteht lediglich fuer den Server die Verpflichtung, alle Bretter und Unterbretter zu fuehren, alle anderen Systeme sind frei in der Auswahl. Natuerlich wirft das neue Probleme beim Senden von Texten auf, die aber loesbar sind. Beispielsweise fuer eine Box, die vernnftigerweise nur ein Schwerpunktbrett Computer hat (das bei anderen Boxen und beim Server als Verzeichnis mit Unterbrettern gefuehrt wird): Der User gibt SENDEN COMPUTER ein und die Box fragt nach dem Bereich: ST C64 MSDOS ? und kriegt so die Information, fuer welches Unterbrett das Ganze gedacht ist. Womit wir bei den Inhalten angelangt waeren. Zu Beginn der Mailboxentwicklung waren die Hauptthemen computerspezifisch. In juengerer Zeit finden allerdings auch andere Themen dankenswerterweise ihre Berechtigung. Es wird also Zeit, dass sich die Betreiber Gedanken darueber machen, wo ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen. Das liegt, wie schon gesagt, in erster Linie am Userinteresse. Hier gilt es, anhand einleuchtender Beispiele zu zeigen, dass Mailboxen eben nicht nur eine Quelle fuer Software und CB-Rauschen sind, sondern dass mehr passiert, und noch mehr passieren kann, wenn man nur will. So gibt es mittlerweile etliche Gruppen, die ihre Texte auch auf die Netze blasen, die Gruenen und Greenpeace seien als Beispiele genannt. Wenn man sich allerdings ansieht, was da alles kommt und wie es aufbereitet ist, fragt man sich, ob das so Sinn hat. Fast alle Texte dieser Gruppen sind lang (genau wie dieser Striemel hier, obwohl nicht von solchen Gruppen verfasst), so lang, dass meist die Konzentration fehlt, sie aufmerksam zu lesen. Gut, das ist ohnehin eine Eigenart dieser Gruppen, die in ihrem missionarischen Eifer fast immer zuviel des Guten tun. Verstaerkt wird dieser negative Effekt aber noch durch die medientypischen Eigenschaften der Box, die ueberlange Texte eigentlich nicht vertraegt. Die oft geuebte Methode, die Texte erst auszudrucken, und dann zu lesen, hilft auch nicht weiter, denn dann koennte man sich ja gleich die Pressemitteilungen schicken lassen. Ausserdem wird diese Methode angesichts der Informationsmengen in den Netzen schnell laestig, Texte, die man am Bildschirm innerhalb einer halben Stunde liest, brauchen nunmal noch laenger auf dem Drucker. Hier muss sich also noch viel tun, es muss fuer das Medium Mailbox eine geeignete Methode gefunden werden, Informationen artgerecht aufzubereiten. Das wird sich aber erst allmaehlich entwickeln koennen und haengt wesentlich von der Bereitschaft aller Beteiligten ab, etwas (gemeinsam) zu tun. Quelle: Kluengel Ausgabe 0, Autor: Wie immer: Eine gute Frage ----------------------------------------------------------------------------- |
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