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Europaeische Wissenschaftsnetze in den 90ern


Die wichtigsten Wissenschaftsnetze in Europa sollen ihren BenutzerInnenn 
in den Universitaeten und Forschung in den 90er Jahren schnellere 
internationale Verbindungen zwischen den lokalen Netzen bereitstellen. 
Das europaeische Ziel ist gleich, doch der Weg dazu geht ueber eine 
Schlacht um europaeische oder amerikanische Standards, Postmonopole oder 
Systeme von Computerherstellern. Offenen Systemen werden dabei mehr Chancen 
zugewiesen als herstellergebundenen Loesungen. 

Zu den wichtigsten europaeischen Forschungsnetzen gehoeren das auf dem 
IBM-System basierende EARN (European Academic Research Network), das 
kooperative EUnet (European Unix Network), das Netz der Hochenergie-
physikerInnen HEPnet (High Energy Physics), auf DEC-Technik, sowie die in 
RARE (Reseaux Associes pour la Recherche Europeenne) verbundenen X.400-Netze 
auf dem OSI-Standard (Open Systems Interconnection).  Die SkandinavierInnen 
im NORDUnet (Nordic Network) unterstuetzen als Loesung fuer die Zukunft 
parallel schon verschiedene Protokolle. 

Lokale Netze koennen in internationalen Netzen ueber verschiedene Protokolle 
verbunden werden: da ist zum einem das amerikanische Protokoll TCP/IP 
(Transmission Control Protocol/Internet Protocol), das in Deutschland in 
lokalen Netzen schon zu einem weithin benutzten und zunehmend beliebteren 
Industriestandard geworden ist. 

Demgegenueber steht das X.400-Protokoll der geplanten europaeischen 
Wissenschaftsnetze, die aus der europaeischen Foederation von RARE, 
hervorgegangen sind. Die auf dem internationalen Standard OSI, Open Systems 
Interconnection basierende X.400-Dienste sollen ermoeglichen, zukuenftig 
nicht nur Text, sondern auch Graphiken und Ton zu verschicken. 
Gegenueber den amerikanischen TCP/IP-Protokollen koennte X.400 daher 
bedeutende Vorteile bringen. 

Mit diesen Multimedia-Anwendungen koennten die europaeischen Regierungen den 
europaeischen Computerherstellern und Unternehmen den Vorsprung eines 
offenen Standards bieten. Der bedeutendste Nachteil der X.400-Dienste ist 
die Tatsache, dass benutzerfreundliche Anwendungen noch nicht verfuegbar 
sind. 
Andererseits werden die Netze durch die Festlegung auf die X.25-Dienste der
nationalen Postgesellschaften technisch eingeschraenkt und fuer zukuenftige 
Netz-Projekte eventuell zu langsam. 

Einen Kompromiss zwischen europaeischem OSI und amerikanischem TCP/IP 
versuchen Netze wie EUnet, HEPnet und teilweise EARN zu gehen. Um ihren 
BenutzerInnen im Uebergang zu einem internationalen OSI-Netz die bestehenden 
Dienste ueber IP oder EARN zu ermoeglichen, sind diese Netze in der 
europaeischen Initiative RIPE (Reseau IP europeen) zusammengeschlossen. 
Mit den Aktivitaeten, die US-Standards wie TCP/IP ausnutzen, stehen diese 
Netze jedoch ausserhalb europaeischer Foerderung. In juengster Zeit engagierten 
sich auch die X.400-Netze in RARE fuer die von WissenschaftlerInnen 
benoetigten IP-Anwendungen. 

Auch das auf X.400 basierende  DFN befindet sich in der schizophrenen Lage, 
trotz des Benutzerinteresses an IP-Diensten mit den Geldern vom BMFT nur auf 
OSI-Standards festgelegt zu sein. 

Unter dem Druck der Universitaeten auf das DFN wurde eine Vereinbarung 
zwischen dem DFN und der Telecom getroffen. Diese stellt fuer die 
Universitaeten ein pauschaltarifiertes X.25 Netz zur Verfuegung. Dabei 
handelt es sich praktisch um das allzeit bekannte Datex-P Netz. Die einzigen 
Unterschiede bestehen in der veraenderten NUA-Adresse (45/44 050 xxxx xxxx), 
den Geschwindigkeiten (9,6KBps oder 64KBps), sowie der Abrechnung, die eben 
jetzt volumenunabhaengig geschieht. Dadurch koennen die Universitaeten 
laengerfristig planen und sind nicht so grossen Kostenschwankungen wie bei 
volumenabhaengigen Netzen unterworfen. Seit dem bekannt wurde, dass dieses 
WIN existieren wird, haben einzelne Rechenzentren auch schon Verhandlungen 
mit der GMD gefuehrt, um das EARN in Zukunft ueber das WIN laufen zu lassen 
und damit auch die Zukunft von EARN zu sichern. Den Betrieb des zentralen 
EARN-Rechners in Bonn wurde inzwischen auch zugesichert. Das WIN wird 
stellenweise auch als Uebertragungsmedium fuer UUCP, sowie Bundeslandnetzen 
(Bsp.: Niedersaechsischer Rechnerverbund NRV) genutzt werden.

Anschliessend konnten noch Fragen gestellt und diskutiert werden. Nachdem
verschiedene Fragen zum EuNet, speziell zur Struktur von Unido gestellt 
wurden, wurde durch die Frage: "Wie siehst du das Verhaeltnis Unido-Subnet"
eine interessante und stellenweise auch heftige Diskussion begonnen. Ver-
schiedene anwesende Subnet-Benutzer und andere Anwesende diskutierten 
ueber den Sinn bzw. Unsinn von Subnet, Unido, Kostenstrukturen, Mailboxen
am EuNet, etc. 
Im Laufe der Diskussion wurden auch die Probleme der Moeglichkeiten von 
Studenten angesprochen, wie diese an den Universitaeten Netze benutzen 
koennen oder aber auch ueber Universitaeten sich vernetzen koennen. Nur an 
ganz wenigen Universitaeten koennen Studenten Netze wie EARN benutzen. Es
wurde gemeinsam ueberlegt, wie man erreichen koennte, dass die Ver-
antwortlichen in den Rechenzentren sich mehr mit den Gedanken anfreunden,
Studenten auf dieses neue Medium zur Verfuegung zu stellen. 

Anke Goos/Terra
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