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Thesenpapier zum münchner Treffen HH,17.10.81

 

Es wurde beim berliner Treffen klar, daß sich durch die Fortentwicklung der Komputertechnologie, die mit dem Schlagwort „Mikroprocessor" engegeben werden kann, einerseits die Anwendungsgebiete von maschineller Intelligenz erweitern und andererseits sich neuartige Lösungsmöglichkeiten für Aufgaben ergeben, die bisher traditioneller mainframe DV vorbehalten waren. ( Durch, Schlagwortartig: Distributed processing, Multiprocessing, Multiprocessor-systems ).

Die nun euch in der BRD verstärkt feststellbaren Marketingversuche für den "personal computer" machen deutlich, daß sich der DV Markt in einer Übergangsperiode von einem Investitions- zu einem Konsumgütermarkt befindet.

Weiters kann festgestellt werden, daß traditionelle DV Firmen großenteils "den Anschluß" verpaßt haben, so daß die sich entwickelnden Marktsegmente es wohl auch heute noch ermöglichen, neuem Organisationszusammenschlüssen zu überlebensfähigen Wachstumsraten zu verhelfen - dies vor allem dadurch, daß sich durch die Kleinsysteme traditionelle Arbeitsformen verändern – m.e. hauptsächlich dadurch charakterisierbar, daß die Grenzen zwischen Systemprogrammierung, Systemanalyse, Anwendungsprogrammierung und Hardware fließend werden. Auch die Universitäten gehen weitgehend am Trend vorbei und bilden noch wie vor Mainframe- und Batchorientiert aus - für einen Arbeitsmarkt, der immer stärker auch vom Programmierer fordert, in der Lage zu sein, ein System „hochzufahren“, d.h. ohne Operator auszukommen, Dies führt für die

Betroffenen subjektiv zu der Situation, daß sie ( endlich wieder ) volle Kontrolle über die Maschine haben und nicht nur über das, was das Betriebssystem und eine hierarchische EDV Bürokratie ihnen als Freiheitsgrade übriglassen. ( Was andererseits völlig neue Anforderungen an die Programmdokumentation stellt.)

Hieraus leite ich ab. daß es nötig ist, zu einem unabhängigen, überregionalen, fachübergreifenden Zusammenschluß derjenigen zu kommen, die ihre Spezialistenbegabungen Anderen nutzbar und in Arbeitskreisen und Fortbildungsveranstaltungen weiteren Kreisen vermitteln wollen.

Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf "fachidiotische" Themenstellungen, sondern es zeigte sich auf dem berliner Treffen, daß die sozialen Fragen. die aus der Tatsache "intelligente Maschine" resultieren, Thema von Diskussionen und Arbeitskreisen sein werden. Dies ist eine Problematik, die vielen Programmierern die Freude an ihrem Beruf verleidet und in der "Restgesellschaft" zwar teilweise heftig, oft aber ohne versachlichendes Grundlagenwissen über Tatsachen und

Möglichkeiten diskutiert wird. Dies führt dazu, daß einerseits sehr häufig negative Auswirkungen

( hauptsächlich auf die Beschäftigungslage ) beklagt werden – meist dann, wenn es eh' schon zu spät ist - andererseits das Nicht-Wissen um die Möglichkeiten das Aufstellen phantasievoller Vorgaben bzw. Projektdefinitionen, die durch die neue Technologie ermöglicht werden nicht stattfindet.

Ein weithin unbeachteter Punkt ist die Qualität der durch Komputer geschaffenen Arbeitsplätze, die zwar häufig noch physiologischen Gesichtspunkten hervorragend gestaltet sind, psychologisch aber

gewalttätig dadurch wirken, daß "Benutzerfreundlichkeit" beim pragmatisch definierten Programmentwurf zu kurz kommt und dadurch der Benutzer zum Sklaven der Maschine statt die Maschine zum Werkzeug des Benutzers wird.

Also: Nicht nur die Weiterbildung der Profis tut not, viel mehr noch eine Verbreiterung des Wissens um die Möglichkeiten des Rechnereinsatzes als auch die Verdeutlichung der Gefahren, die sich z.B. den Bürgerrechten durch staatliche und private Informationspools stellen. Die bisherigen Ausführungen werden durch die Themenschwerpunkte erhärtet, die auf dem Berliner Treffen herausgearbeitet wurden, zu denen sich auf dem münchener Treffen einzelne Koordinatoren zur Verfügung stellen sollten, um als "Informationsknoten" zu diesen einzelnen Punkten

tätig zu werden:

1. Kommunikation/Datennetze

Datex- Telex- Satellitennetz,Bildschirmtext, Teletex. Arpanet, Ethernet, Telefonnetz Zentralisiert-hierarchisch / Dezentralisiert

2. Datensicherheit/Computerkriminalität

Mißbräuchlicher Zugriff, Zugangskontrollen, Encryption

3. Datenrecht/Datenschutz/Copyright

Wem gehören meine Daten? ( Vergl. Recht am eigenen Bild! ) Datenschutzgesetz/Datenschutzbeauftragte, Wie sieht es mit dem Copyright für Programme aus?

4. Massenspeicher/Datenbanken

Schufa,BKA.5ozial- Arbeitsversicherung, kommunale DV, Wehrerfassung, Fahrplanauskunft, Lagerverwaltung, Flugreservierung, Adressverwaltung, Buchführung

5. Programmiersprachen/ -methoden/ -werkzeuge

CP/M UNIX FORTH Pascal Editoren und debugger - Konzepte und Erfahrungen

6. Benutzerfreundlichkeit

Nicht nur physiologisch gestylte Sitzmöbel sondern auch psychologisch gestaltete Programme!

7. Soziale Fragen des Komputereinsatzes

Arbeitsplatzvernichtung, Sozialkontrolle ( big brother ) Zentralisierte Steuerung, Informationsprivilegien

8. Entmystifizierung des Komputers durch Aufklärung

Bücher, Radiosendungen. Fernseh- und Videofilme, Schulunterricht und Lehrmittel, Volkshochschulen, Tagungen, Beratungen von Zielgruppen

9. Informations und Lernsysteme

Welche Informationen für wen, wie zugreifbar? ( Zentralistisch à la Bildschirmtext, oder dezentralisiert à lapersonal computer networking? )

Lernsysteme - Oberlehrerhafte Frage/Antwortschemata oder phantasievoll und vom Benutzer gesteuert.

10. alternative Komputerspiele

Neuauflage von Galaxienkriegen oder Spiele, die den Komputer als Werkzeug für mehrere Spieler benutzen – Spiele die Entscheidungshilfen vermitteln ( Simulation )

11. alternative Anwendungen

Meßdatenerfassung im Umweltschutz, z.b. Erstellen das Gesamtlastplans der Elbe, Operations research in der dritten Welt

12. ungedachte Anwendungen

- tja, die wüßte ich auch gerne

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