============== Page 1/1 ============== Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte 15.11 (Chaos-Computer-Club) 2.1.1985 Betr.: Verbin-dungsaufbau im Btx unter dem Namen Hamburger Sparkasse durch den Chaos-Computer-Club (CCC) 1. Vermerk: Ani 18.12.1984 hat auf Veranlassung des Hamburgischen Daten- schutzbeauftragten ein Gespräch zwischen den Herren Holland und Wernery einerseits und Frau Ebel und dem Unterzeichnenden andererseits über diesen Vorfall stattgefunden. 1.1 Zunächst wurde festgestellt, daß das Vorgehen des CCC eine Ordnungswidrigkeit i.S. des Art. 14 Abs. 1 Nr. 7 des Staats- vertrages über Bildschirmtext (StV-Btx) darstellt. Dieses Ge- spräch diene der Entscheidungsfindung, ob diese Ordnungswidrig- keit im Rahmen des § 47 OWiG verfolgt werden solle. Die Herren Holland und Wernery wurden auf ihr Recht hingewiesen, die Aussagen zu verweigern und einen Anwalt beizuziehen. Ferner wurde hervorgehoben, daß in diesem Gespräch der SAchver- halt aufgeklärt werden solle, die rechtliche Bewertung bleibe vorbehalten. 1.2 Die Herren Holland und Wernery berichteten zur Vorgeschichte des Vo r f a l l e s folgendes: Rund 6 Wochen vor dem Vorfall (d.h. also Anfang Oktober) hätten sie mit Bekannten über die Sicherheit im Btx-System diskutie_ . und dabei insbesondere die Frage erörtert, welche Bedeutung für die Sicherheit die Freizügigkeit hat und ob die Post sich darüber im klaren sei, was Freizügigkeit für die Sicherheit bedeute. In diesem Zusammenhang wollten sie testen, wie das fernmeldetech- nische Zentralamt in Darmstadt (FTZ) sich selbst hinsichtlich Freizügigkeit verhält. Dabei haben sie herausgefunden, daß der Anschluß des FTZ freizügig geschaltet ist. Für einen Verbindungs- aufbau unter dem Namen FTZ benötigten sie nunmehr noch das per- sönliche Kennwort. Hier waren sie auf Vermutungen angewiesen. Sie vermuteten, daß das FTZ ein naheliegendes Kennwort gewählt habe und probierten als erstes die Teilnehmernummer als Kennwort aus. Sie waren überrascht, als sie feststellten, daß die Teil- nehmernummer tatsächlich das Kennwort war und sie unter dem Namen FTZ eine Verbindung zum Btx-System aufgebaut hatten. Nach ihren Angaben können sie dieses dadurch beweisen, daß sie die Gebührenseite des FTZ,die sie sich während der Verbindunc angesehen haben, gesichert haben. Die Herren Holland und wernery überlegten dann, welche Konse- quenzen der CCC aus dieser Information ziehen wolle. Sie ver- warfen die Idee, dieses dem Hamburgischen Datenschutzbeauf- tragten als zuständiger Aufsichtsbehörde mitzuteilen, weil sie befürchteten, daß durch die Einhaltung von Dienstwegen nicht genügend Druck erzeugt werden könne. Größere Attraktivität hatte für sie die Möglichkeit, den Verbindungsaufbau unter fremdem Namen mit einer Finanztransaktion zu verbinden. Sie überlegten dann, wer dieses tun könne; der Gedanke an eine Mitwirkung der Grünen (z.B. Joschka Fischer) schied aus, weil die Grünen zu viel Zeit für den Entscheidungsprozeß benötigten. Der SPD-Abgeordnete Paterna schied ebenfalls aus, weil nicht zu kalkulieren war, ob er nicht selbst diese Information für sich nutzen würde. Übrig blieb daher nur die Möglichkeit, daß der CCC selbst es macht. Der CCC hatte daher einen Presseinformatns termin und -ort festgelegt, um diese Möglichkeit zu demon- strieren. Inzwischen hatte das FTZ aber die Freizügigkeit seines Anschlusses aufgehoben, so daß die DemonstratiCh nicht mehr möglich war. Daraus zogen sie den Schluß, daß schnell gehandelt werden müßte, wenn ihnen nochmals eine solche Gelegenheit ge- boten würde, unter dem Namen eines anderen Btx-Teilnehmers eigene vergütungspflichtige Seiten abzurufen und damit Vergütungen zu Lasten des anderen Btx-Teilnehmers zu produzieren. Die Herren Holland und Werngery wiesen in diesem Zusammenhang darai hin, daß nach ihrem Eindruck das FTZ nichts davon gemerkt hat, daß sie unter dem Namen FTZ eine Verbindung zum Btx-System 3 aufgebaut hatten. Sie schließen hieraus, daß im FTZ keine Aufzeichnungen über die Benutzung des Btx-Systems geführt werden. 1.3 Die Veranstaltung über Btx auf der DAFTA am 15.11.1984 in Köln: Die Herren Holland und Wernery berichteten hierzu, daß sie über das Verhalten der Deutschen Bundespost sehr enttäuscht waren. Wenn sie in Köln bereits Kenntnis der Kennungen der Hamburger Sparkasse gehabt hätten, hätten sie sie dort an Or und Stelle verwertet und der Öffentlichkeit den Sicherheits- mangel im Btx-System demonstriert. 1.4 Die Herren Holland und Wernery berichteten weiterhin, daß sie auf der Rückfahrt von Köln nach Hamburg intensiv über die Veranstaltung und ihre Enttäuschung diskutiert hätten und die Absicht gefaßt haben, der Öffentlichkeit nachdrücklich die Sicherheitsmängel zu demonstrieren. Nach Ankunft in Hamburg haben sie intensiv am Btx-System gearbeitet und insbesondere den ihnen bekannten Fehler beim Editieren genutzt in der Hoff- nung, daß ihnen - wie dem Anbieter Portugall in Berlin - Daten eines Teilnehmers am Bildschirm sichtbar werden. Zum Fehler im Editiersystem führten sie folgendes aus: Die Informationen für den Aufbau einer Seite bestehen Decoder-Informationen und Text-Informationen. Bei den Decoder-Informationen gibt es eine Obergrenze für die Zahl der Informationen pro Seite; sie beträgt 1.626. Der Fehler im Editiersystem bestand darin, daß das System auf die Eingabe der Höchstzahl von Zeichen nicht damit reagierte, daß es die Seite so wie vorgege- ben aufbaute, sondern wirre Daten auf dem Bildschirm sichtbar machte; es erschienen Teile der eigenen Seite/ aber auch Daten aus anderen Bereichen; ein System war nach den Aussagen der Herren Holland und Wernery nicht erkennbar. 4 icel'AtiwcuLt, (Juvlate4A Dieser Fehler trat auchVauf; wenn iunächstVweniger als die Höchstzahl von Decoderinformationen eingegeben und eine eine Seite dann korrekt aufgebaut und abgespeichert._ a00.444 wurde. WennVdieselbe Seite wieder aufgerufen wurde und die Decoderinformationen bis zui. Höchstzahl ausgeschöpft wu-rden, dann trat wiederum der oben beschriebene Fehler auf. Die Herren Holland und Wernery erklärten auf Befragen, daß sie diese Seiten nicht aufzeichnen konnten, weil die Daten flüchtig auf dem Bildschirm angezeigt und vom System nach einer nicht erkennbaren Routine verändert wurden. Sie nutzten diesen Fehler im Editiersystem mehrere Stunden lang, um sich Daten am Bildschirm anzeigen zu lassen. Nach ungefähr 4 Stunden erschienen auf dem Bildschirm plötzlich Daten, von denen sie vermuteten, daß es Teilnehmer-Informationen seien. Diese Vermutung ergab sich z.B. aus einer 12stelligen Ziffern- kombination, die mit 3 Nullen begann und daher als von Hand einzugebende Hardware-Kennung erkennbar war. Diese Daten konnten aus den o.g. Gründen nicht maschinell aufgezeichnet werden. Da sie dieses aber wußten, waren sie vorbereitet und konnten wäh- rend der kurzen Zeit, da die Daten sichtbar waren (etwa 2-4 sek.) die Daten auf einem bereitgelegten Zettel notieren. Dies geschah in der Nacht des 15.11.1984. Da sie müde waren, legt sie die Notizen beiseite und gingen zur Nachruhe. Am Morgen des 16.11.1984 setzten sie die Arbeit fort. Sie haben dann die Daten eindeutig als Teilnehmer-Informationen erkannt, nicht zuletzt, weil sie auf solche Daten achteten. Auf unsere Bitten hin haben die Herren Holland und Wernery an unserem Btx- Gerät aus dem Gedächtnis die Seite mit den Teilnehmerinformatione nachgezeichnet. Wir haben diese Seite ausgedruckt; der Ausdruck liegt als Anlage bei. 5 5 SieSie haben haben dann dann unter unter Benutzung Benutzung der der erlangten erlangten Informationen Informationen eineeine Verbindung Verbindung aufgebaut. aufgebaut. Hierfür Hierfür haben haben sie sie die die DAT03 DAT03 ab- ab- geklemmtgeklemmt und und per per Hand Hand die die Btx Btx-Vermittlungsstelle-Vermittlungsstelle angewählt. angewählt. AlsAls diese diese sich sich meldetethaben meldetethaben sie sie mit mit Hilfe Hilfe eines eines Akustik- Akustik- kopplerskopplers und und über über Tastatur Tastatur die die erlangte erlangte Hardware Hardware-Kennung-Kennung eingegeben.eingegeben. Das Das Btx Btx-System-System hat hat daraufhin daraufhin die die SEite SEite für für den den VerbindungsaufbauVerbindungsaufbau angezeigt(in angezeigt(in der der die die Teilnehmernummer Teilnehmernummer an- an- gegebengegeben ist/und ist/und das das Kennwort Kennwort abgefordert abgefordert wird. wird. Sie Sie haben haben die die VerbindungVerbindung an an dieser dieser Stelle Stelle unterbrochen unterbrochen und und unter unter ihrem ihrem Namen Namen eineeine neue neue Verbindung Verbindung aufgebaut aufgebaut sowie sowie an an die die erlangte erlangte Teilne' Teilne' er- er- nummernummer eine eine Mitteilung Mitteilung geschickt. geschickt. BeimBeim AufbauAufbau der der Mitteilung Mitteilung wurdewurde der der Teilnehmer Teilnehmer angezeigt, angezeigt, der der zu zu dieser dieser Teilnehmernummer Teilnehmernummer gehörte;gehörte; es es handelte handelte sich sich um um die die Hamburger Hamburger Sparkasse. Sparkasse. Daraufhin Daraufhin habenhaben die die Herren Herren Holland Holland und und Wernery Wernery die die weitere weitere ihnen ihnen sichtbar sichtbar gewordenegewordene Information Information "usd70000" "usd70000" als als Kennwort Kennwort interpretiert. interpretiert. SieSie haben haben erneut erneut eine eine Verbindung Verbindung in in der der 0.g. 0.g. Weise Weise aufgebaut aufgebaut undund als als Kennwort Kennwort usd70000 usd70000 eingegeben. eingegeben. Hiermit Hiermit gelang gelang es es ihnen, ihnen, unterunter dem dem Namen Namen Hamburger Hamburger Sparkasse Sparkasse eine eine Verbindung Verbindung zum zum Btx Btx-- SystemSystem aufzubauen. aufzubauen. .5.5 Die Die Herren Herren Holland Holland und und Wern6ry Wern6ry führten führten aus, aus, daß daß sie sie sich sich nun nun ..-. g0 .. ,.. 's , 3 (.4 s- '-' .S. 1,0 4 Y- ‘,... -'-- %--' .... "i -5 N,. ...,..te ,,.,.,.<.< ,., ,., ,; ,; -2-2 -,s-,s -_-: -_-: 77 ..,:. ..,:. ', ', 'Z'Z 3 3 ',-`, ,-.,=. ',-`, ,-.,=. entscheidenentscheiden mußten, mußten, ob ob sie sie die die Aktion Aktion starten starten wollten, wollten, die die sie sie schonschon mit mit dem dem FTZ FTZ beabsichtigt beabsichtigt hatten. hatten. Sie Sie haben haben sich sich dafür dafür entschieden.entschieden. Nach Nach ihren ihren Angaben Angaben waren waren zum zum Zeitpunkt, Zeitpunkt, da da sie sie erstmaligerstmalig in in den den Besitz Besitz der der Teilnehmerinformationen Teilnehmerinformationen gelangten, gelangten, wederweder der der Anschluß Anschluß noch noch der der Teilnehmer Teilnehmer freizügig freizügig geschaltet. geschaltet. DieDie Herren Herren H.und H.und W. W. haben haben daraufhin daraufhin den den Anschluß Anschluß und und den den Teil- Teil- nehmernehmer freizügig freizügig geschaltet geschaltet und und das das persönliche persönliche Kennwort Kennwort ge- ge- ändert.ändert. SieSie haben haben dann, dann, wie wie schon schon mehrfach mehrfach beschrieben, beschrieben, mit mit Hilfe Hilfe eines eines MikroMikro-Computers-Computers ihre ihre eigene eigene gebührenpflichtige gebührenpflichtige Seite Seite unter unter dem dem NamenNamen Hamburger Hamburger Sparkasse Sparkasse mehrerer mehrerer Stunden Stunden lang lang in in schneller schneller FolgeFolge abgerufen abgerufen und und dadurch dadurch die die schon schon bezeichnete bezeichnete Vergütung Vergütung von von rd.rd. DM DM 135.000 135.000 produziert. produziert. -- 6 6--- 6 1.6 Auf die Frage, warum sie die Demonstration in den Räumen des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten durchführen wollten, haben die Herren H. und W.9eavd-iwzi Damit sollte der Öffentlichkeit demonstriert werden, daß sie keine Bereicherungsabsichten verfolgten. Außerdem wollten sie sich wegen der Ordnungswidrigkeit i.S. des Staatsvertrages den Rücken freihalten. 1.7 Auf Fragen nach den Motiven für ihr Handeln erklärten die Herren H. und W.: Sie treten für freie Information weltweit ein. Deswegen ginge es auch gegen ihre Ehre, Teilnehmer- informationen - wie behauptet - auszuspähen. Außerdem würde ein Ausspähen das Verfolgen ihrer idgllen Ziele gefährden. Nach ihrer Meinung warteten mehrere nur darauf, daß sie sich so verhalten, um sie dann zu diskreditieren. Sie betonen, daß sie keinerlei finanzielle Interessen haben. 1.3 Auf Befragen erklärte Herr W., daß er sich in einer Haspa- Zweigstelle die Btx-Vorführung angesehen habe. Er habe mit dem vorführenden Mitarbeiter der Btx-Agentur lange Zeit gesprochen und sich umfassend informiert, u.a. über die möglichen externen Anwendungen der Haspa. Herr W. hat sich nach seinen Angaben zu erkennen gegeben. Herr W. erklärte, daß während seines Gesprächs mit dem Mitar- beiter der Btx-Agentur eine Verbindung aufgebaut worden sei. Er hätte nicht erkennen können, welches Modem beim Verbindungs- aufbau benutzt würde. Auf Befragen erklärte nationen wie z.B. ein Laie U" eingibt. Wenn Herr W., daß man einebene Zeichenkombi- Kennwort, dann erkennen könne, wenn ein Se ein Profi es eingibt, ginge es so schnell, daß man es nicht verfolgen könne. Herr W. erklärte, daß er bei dieser Gelegenheit das Kennwort der Haspa nicht erfahren habe. 1.9 Während des GEsprächs haben die Herren H.und W. auch über ihre ERfahrungen mit der Deutschen Bundespost und der IBM berichtet. Bei diesem Vorfall mit der Haspa haben sich weder die Post noch die IBM bei ihnen selbst nach dem Fehler erkundigt. Auch schon früher hätten sie mit der DP schlechte Erfahrungen ge- macht; wann immer sie einen Fehler gefunden hatten% und ihn der Post mitteilten, bereitete es immer große Schwierigkeiten, den zuständigen Ansprechpartner bei der Post zu erreichen. Auch seien Bitten um Zusammenkünfte von der DP abgelehnt worden. 1.10 Auf eine entsprechende Frage berichtete Herr H., daß der Bundespostminister sie sehr kurzfristig zu einem Gespräch ein- geladen hatte. Diese Einladung konnten sie nicht wahrnehmen; auch sollte am selben Tage eine Bundespressekonferenz statt- finden, so daß sie befürchteten, von der DP vereinnahmt zu werden. Die Einladung ist bisher nicht erneuert worden. Herr H. berichtete ferner, daß es Gerüchte gebe, daß die IBM Schadensersatzklagen vorbereite. 1.11 Abschließend wurden die Herren H. und W. darauf hingewiesen, daß durch ihr Vorgehen - insbesondere auch durch die Verwendung des plakativen Begriffs "Bankrau $" - das Ansehen der Haspa geschädigt worden sein könnte; auch seien wirtschaftliche Schäden denkbar. Die Haspa hätte durchaus rechtliche Möglich- keiten, Schadensersatzansprüche geltend zu machen. 1.12 Die Herren H.und W. wurden eindringlich darauf aufmerksam ge- macht, daß - unabhängig von der Bewertung dieses Vorfalles - sie künftig nicht mehr auf eigene Faust handeln dürften, sonc .n sich an die zuständige Aufsichtsbehörde wenden müßten. Es wurde vereinbart, daß über dieses Gespräch ein Vermerk angefertigt und dieser den Herren H. und W. zugesandt wird, damit sie ihn ggf. berichtigen können. Leib und E b e 1 2. Herren Holland und Wern4ry mit der Bitte um Durchsicht und ggf. Korrektur in der beigefügten Kopie wie vereinbart. 3. Herrn Schapper m.d.B.u.K. 4. Wv (Analyse)