============== Page 1/1 ============== Art d'Ameublement Pour Les Bourgeois Nouveaux StadtBlatt 4/87 Journalistischer GAU Rechtsradikaler schummelteim WB Wenige Ta g e , n a c h d e m Bielefelds Rechtspostille, d a s „Westfalenblatt", das ARD-Malheur d e r vertauschten Neujahrsansprache des Bundeskanzlers zu einer voluminösen Skandalstory aufgebauscht und noch Tage später den Mythos der SPD-Sabotage wachgehalten hatte, wurde es selbst Opfer einer folgenreichen Vertauschung. Konnten die Fernsehmacher aus Hamburg noch von einem „Alptraum" — mit heiterem Ton — sprechen, ist es für die Zeitungsmacher aus der Bielefelder Sudbrackstraße e i n journalistischer G A U von extremer Bösartigkeit. Was war geschehen? Am Donnerstag letzter Woche erschien im Lokalteil des WB ein Artikel über die Amtseinführung neuer Mitarbeiter im Johanneswerk. Unter dem dazugehörigen Foto war eine unglaubliche Bildunterschrift: „ D i e neuen leitenden Mitarbeiter des Johanneswerkes wurden von Oberfeldwebel Dr. Martin Strieve während der Euthanasietagung in einem festlichen Götzendienst in ihre Kammern gefiihrt." Nach Abklingen des ersten Entsetzens mochten d i e Leser erkennen, welche Worte ausgewechselt waren: „Oberfeldwebel", statt Oberkirchenrat, „Euthanasie-", statt Epiphanie-Tagung, „Götzen", statt Gottesdienst, „in ihre Kammern", statt in ihre Ämter eingeführt. Der Skandal am Donnerstagmorgen ließ die Telefondrähte zum Westfalenblatt heiß laufen. Hochnotpeinlich entschuldigte sich die Redaktion und verwies auf einen mysteriösen Sabotageakt. Sabotage war denn auch das zentrale Wort in der entschuldigenden Erklärung der Chefredaktion „in eigener Sache" am nächsten Tag. E i n Unbekannter habe sich in die Computergesteuerte Textverarbeitung eingeschummelt und unbemerkt einen schon eingegebenen Te x t verändert. Man habe Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, d i e Staatsanwaltschaft ermittele bereits. Eine formale Regelverletzung also, ein unbefugter Angriff auf die Freiheit des Westfalenblattes, zu schreiben und zu drucken, was es will. Kein Wort verlor indes die WB-Erklärung über die Tatsache. daß es rechtsradikale Gesinnung ist, die in dem solcherart manipulierten Te x t zum Ausdruck kommt. Kein Wort —auch in den Tagen danach — auch darüber, daß der rechtsradikale „Unbekannte" keiner ist, sondern, wie in Windeseile auch außerhalb d e r Redaktion durchsickerte, sehr wohl bekannt war: ein 18-jähriger Praktikant, d e r v o n WB-Rechtsaußen 9.e-t-•etm Biefetelder Zeitung wei 1 2 1 4 7 1 1 2 1 e 1 M 5 h rditatt, Chonawatz in die Redaktion geholt worden sei. Er habe gerade die Arbeit am Text-Terminal gelernt, aber nicht Textveränderungen rückgängig zu machen. So waren seine rechtsradikalen „Wortspielereien" im Computer geblieben, an den Korrektoren vorbei — und unverändert in Druck gegangen. 7 7 irceo,›