============== Page 1/1 ============== Se de \ / L _ / , d J r 71 A 4 . 7 " e3 Radio Dreyecksland. Ein Bericht während der Praxis von Karlheinz Grieger und Norbert Cyrus Ober Freie Radios wird viel diskutiert. Mangels Beispielen a u s d e r bundesdeutschen Praxis aber leider nur über die Radiotheorie. Dies zeigt d e r Beitrag „ Frequenzbesetzer klagen d i e verdrängte U t o p i e d e s R a d i o s ein" von Oskar Negt in der TA Z vom 27.5.83 sehr anschaulich. Negts theoretische A n a lyse ü b e r die Bedingungen, Möglichkeiten und G r e n z e n v o n F r e i e n R a d i o s umreißt trotzdem unsere Situation, die Situation von Radio Dreyecksland — Redaktion Freiburg, auf theoretischer Ebene sehr treffend. Radio Dreyecksland, R e d a k t i o n F r e i b u r g und E m m e n d i n g e n ( B a d i s c h e G r u p p e ) sendet a u s e i n e m grenznahen S t u d i o i n Frankreich. Seit Mitterands Regierungsantnrt 1981 konnte Radio Dreyecksland (vorher hatte es schon vier Jahre konspirativ g e sendet) bis heute ohne Verfolgung den Versuch unternehmen, d i e Utopie v o m Freien Radio teilweise in Wirklichkeit umzusetzen. Wie lange das so noch möglich bleibt, ist u n sicher. Zur Zeit läuft das Lizenzierungsverfahren f ü r private R a d i o s i m E l s a ß . D i e Chance, daß alle Stationen von RDL (Radio Dreyecksland) eine Sendegenehmigung e r halten, scheint gering. Insgesamt arbeiten fünf eisassische Redaktionen, z w e i b a d i sche und eine Basler Redaktion in eigenen Studios, m i t eigener Te c h n i k unabhängig voneinander — n u r d i e badischen u n d d i e Basler Gruppen kooperieren mit der jeweiligen grenznahen elsässischen Redaktion in gemeinsamen Studios. Mit diesem Artikel wollen wir der Diskussion über Freie Radios die verdrängte Praxis beifügen. Eine Praxis, die in die bundesrepublikanischen Verhältnisse fällt: Seit Pfingsten 1982 arbeiten wir in einem Studio, das durch einen Telefon-Anschluß den vielbeschworenen "direklen Zugriff" der Hörer ermöglicht. Seit über einem Jahr bestehen d i e tech9ischen Möglichkeiten f ü r e i n F r e i e s R a d i o ganz konkret. Zusammen mit unserem O f fentlichen Auftreten erfüllen wir die von Negt benannten „notwendigen B e d i n g u n g e n " . Das Projekt Radio Ore yeckslan d beginnt da, ► medium wo die anderen Freien Radios in d e r BRD aufhören: bei der Kontinuität. Erst diese Kontinuität schafft d i e Voraussetzung f ü r d e n Kontakt m i t H ö r e r n u n d Sendebeiträgen. Gruppen u n d Einzelpersonen s e t z e n s i c h erst dann mit der Möglichkeit von Freien R a dios auseinander, wenn sie wissen, daß es technisch funktioniert. Beiträge werden erst dann gemacht, wenn die Gewißheit besteht, daß sie auch verbreitet, daß sie gehört werden. „Die Kontinuität der Arbeitsweise" ist in der Tat eine Voraussetzung für die „ Herstellung kontinuierlicher K o n t a k t e z u d e n Hörern" (Negt). Donnerstagabend im Studio Frau von den Freiburger Grauen Panther: „ Ha hier ist F r a u Maria M w i r h a b e n g e r a d e e t Sendung verfolgt und so von den Mißständen fahren . Wir werden uns als Graue Panther sot engagieren, die verantwortlichen Leute d e r AV aulsu.-hen, ü b e r SPD-Genossen intervenieret da m u ß s o f o r t w a s p a s s i e r e n . E s i s t a u c h f Skandal, daß sich die Badische Zeitung (örtlic Monopolpresse) u n d d e r Südwestfunk bisher den Vorwürfen der Pfleger und Pflegerinnen nit geäußert/berichtet h a b e n . . . Ü b r i g e n s , suchen ab sofort einen neuen Treffpunkt. Wer nen kennt, soil doch unter der Telefon- N r. . . . bei mir anrufen ." An diesem Sendeabend steht das Telefon Studio von Radio Dreyecksland kaum si 15 Leute rufen zu d e m Alteripflegerbeitr an. Darunter sind fünf Personen, die ä h r che Erfahrungen erzählen. Die Autoren „ Hier ist Radio Dreyecksland ." — H a l l o , hier ist Georg T . aus Freiburg . Ich möchte kurz was zu Cassette schalten sich dreimal übers Te l dem Altenpflegerbeitrag sagen, den ihr eben gefon in die Sendung e i n u n d ergänzen ih sendet h a b t . " — „ O k a y, w a r t e e i n e Minute, w i r spielen gerade die Platte aus u n d nehmen dich Anschuldigungen, konkretisieren und arg dann direkt a u ! S e n d u n g ." A n s a g e i m Studio: mentieren. Zwei Leute, darunter eine SW „Liebe Hörer, w i r haben jetzt einen Telefonanruf Journalistin, möchten eine Sendekopie h zu dem Altenpflegeheim-Beitrag ." — „Ja, hier ist Georg T. aus Freiburg, und ich möchte euch erst ben. Mike und Charly, die die Sendung abfahre mal sag en, daß es wahnsinnig gut ist, daß ihr den Beitrag e b e n gesendet h a b t . G e r a d e d i e alten haben alle Hände voll zu tun. Mike sitzt Menschen in den Altersheimen können sich kaum Mischpult, steuert die zwei Recorder, zv wehren, a n d i e Offentlichkeit g e h e n . D e s h a l b Plattenspieler, d e n Sender, d i e Mikrofo land ich es wichtig, d a ß die Pfleger u n d Pllegeund d a s Te l e f o n a u s , l e g t M u s i k a u f u rinnen in dem Beitrag d e n Mut aufbrachten, die Mißstände in d e m Altenpflegeheim i n F r e i b u r g schiebt Cassetten e i n . C h a r l y moderiE schonungslos z u s a g e n . I c h m ö c h t e d a s G e kommentiert, nimmt das Telefon ab und r sagte noch unterstützen A u c h meine Mutter war Anrufe mit hinein in die Sendung. Bei der' in einem Altenheim in Freiburg, i n d e m die B e gen Hörerbeteiligung an der Sendung reir handlung menschenunwürdig w a r. Z .8 . wurde die Zweier-Mannschaft fast nicht aus. A t sie geschlagen, d a s E s s e n w a r n i c h t ausreichend . Es kam sogar vor, daß ich bei Besuchen wie so oft, fiel der/die Dritte im Bunde für falsche Medikamente vorfand • I c h traute m i c h Elsaß-Fahrt an diesem Donnerstag kurz nicht, was zu unternehmen —ich hatte Angst, daß stig aus. So sind die eine oder andere Rüi meine Mutter die Folgen hart zu spüren bekäme . koppelung (Pfeifen) b e i m Telefonieren, Daß s o w a s m a l offen g e s a g t w u r d e — deshalb fand i c h d i e S e n d u n g h e u t e s o w i c h t i g . I c h nige Leer- und Rauschzeiten für Sekund schlage vor, daß die Pfleger von vorhin nochmals im Ä t h e r, a l s o k l e i n e r e P a n n e n b e i d ihre Kontaktadresse bekannt geben, so daß sich Live-Sendungen nicht Zu verhindern. Imp andere melden können, wir vielleicht eine Gruppe visation bestimmt so Ott noch d e n jetzt i bilden k ö n n e n . I c h w ü r d e l a d e n falls m i t m a merhin s c h o n 1 4 - m o n a t i g e n U v e - B e t r c h e n . " — „ Ts c h u e Georg u n d danke für deinen Anruf der Badischen Antenne. Ansage: „ Kann sich bitte die Altenpflegerin ArlIn d i e s e r Donnerstagssendung w a r ene 0 . hier nochmals telefonisch melden und ihre Kontaktadresse durchsagen ." Musik — Telefon — Hauptbeitrag eine Cassette, die von Pflege Die Altenpflegerin meldet sich u n d gibt Kontakt- und Pflegerinnen einE:s F r e i b u r g e r A l t i stellen an. Unmittelbar danach meldet sich eine wohnheimes produziert worden w a r. D a wiesen sie auf schwere Mißstände in dem auch dieser Erklärungsversuch unverständ- schränkte sich weitgehend darauf, die WichHeim hin. Die Vorwürfe gingen an die Ge- lich: „Ja sagt mal, stimmt denn das da mit tigkeit eines inhaltlichen Aufbaues für die sdhättsleitung des Heimes. Die Pfleger er- dem Stadtrat XY, daß da bei ihm im Heim „Hörbarkeit" und Verständlichkeit zu betostatteten a u c h gegen den Geschäfts- alte Menschen geschlagen werden? . . . " nen. führer Strafanzeige. Über Mißhandlung von So unvermittelt begann dieses Gespräch, paß der Beitrag auf diese Weise entstehen alten Menschen, unterlassene Hilfeleistung, und es wurde zum Beispiel nie klar, um wei- konnte, ist auf unser öffentliches Auftreten Medikarnentenmißbrauch reichten die Vor- ches Heim es sich eigentlich handelt. Nicht als Radio zurückzuführen. Erst die öffentliwürfe. Da eine kommunalpolitische und im sendefähig! che Redaktionssitzung hatte den Altenpflesozialen Bereich bekannte Persönlichkeit im Jetzt entschieden wir, daß zwei Mitarbeiter gern die Möglichkeit gegeben, mit uns perMittelpunkt der Vorwürfe stand — also ein des Redaktionskollektives zusammeM m i t sönlich in Kontakt zu kommen. heißes Eisen in der verstrickten und verweb- der Altenpflegergruppe einen Beitrag erarten ,Freiburger Sozialmafia', wie es ein Be- beiten sollten. Zum vereinbarten Termin kam Die öffentliche Redaktionssitzung troffener ausdrückte — und angefaßt wurde, dann die gesamte Altenpflegergruppe — ins- Bis zum Herbst 1981 trafen sich die Maschwiegen sich die örtlichen Medien-Mono- gesamt sechs Personen. Niemand unter 35 cher/innen von Radio Dreyeckland konspipole (Badische Zeitung und SW F) erstmal Jahren und alle gänz und gar nicht den rativ als kleiner Zirkel von Eingeweihten. Zu aus. Die Pfleger und Pflegerinnen wandten Gruppen entsprecKend, über die wir in der diesem Zeitpunkt hatte es sich aber deutlich Regel berichten. Im zweistündigen Vorge- herauskristallisiert, daß nur ein offensives sich an ROL . Durch diese POL-Sendung wurden die Al- spräch schilderten sie wiederholt empört die und öffentliches Auftreten für eine „andere tenpfleger bestärkt, ihre Aktivitäten fortzu- Zustände im Altenpflegeheim und ihre ver- Radioarbeit" auf Dauer sinnvoll und erfolgführen, u n d fanden weitere Unterstützer. geblichen Versuche, diese Mißstände in die reich sein kann. So wurde schließlich — trotz mancher Befürchtungen v o r polizeilicher Auch die B Z und der SW F beschäftigten Öffentlichkeit zu bringen. sich nach unserer Sendung mit den Vorwür- Die Kontaktaufnahme mit dem Träger des Repression —die Redaktionssitzung zu einer fen. Die Resonanz von der Hörerseite war so Heimes, der Arbeiterwohlfahrt, und mit der öffentlich bekannten und allgemein zugänggroß, daß die Sendung. die mit der 15-Minu- SPO waren jeweils im Sande verlaufen, und lichen Einrichtung. Dies ist möglich, da nur (en-Cassette der Altenpfleger begann, sich auch die örtlichen ünd regionalen Medien die Betätigung des Knopfes am Sender unter mit den Höreranrufen auf eineinhalb Stun- hatten aus Angst, sich die Finger zu verbren- Strafe gestellt ist, nicht aber die Vorbereitung den Sendezeit ausdehnte. Lediglich Veran- nen, jegliche Offentlichkeitsarbeit verwei- und Produktion einer Cassette. staltungshinweise zur Freiburger Friedens- gert. S o war schließlich nur noch Radio Seitdem treffen wir uns einmal die Woche, dienstags urn 20 Uhr im Freiburger BuchlaDreyeckland übriggeblieben. woche ergänzten die Sendung. An diesem Beispiel zeigt sich in vieler Hin- Die anschließende Produktion des Beitrages den „ J o s Fritz", Wilhelmstraße 1 5 (Tel. sicht, was Freies Radio sein kann —trotzdem gestaltete die Grüppe weitgehend eigen- 0761/26877), um die Donnerstagssendung oderleider sind solche „Paradebeispiele von ständig. Ohne große Umstände nahmen sie von Radio Dreyeckland vorzubereiten. Betroffenenradio" auch bei uns noch nicht das Mikrophon in die Hand und erzählten ihr Die inzwischen fast zweijährige öffentliche Anliegen. Die Funktion der Redakteure b e - und kontinuierliche Arbeitsweise hat einiges die Regel. Ole Entstehung des Altenheim-Beitrages Zur Erstellung des 15minütigen Beitrages bedurfte e s dreier Anläufe und insgesamt vier Wochen Produktionszeit. Der erste Kontakt ergab sich durch ein Flugblatt, das uns die Altenpflegergruppe mit der Bitte zusandte, es in einer unserer Sendungen zu verlesen. Dieses Flugblatt war jedoch von so schlechter, wenig ansprechender Aufmachung, in den Aussagen so unklar und verworren und in der Intention (ein Appell an die Freiburger SPD, sie möge doch helfen) unserer pclitischen Überzeugung s o wenig entsprechend, daß w i r dem Sachverhalt skeptisch gegenüberstanden. Wir entschieden, das Flugblatt nicht zu verlesen, sondern die angegebene Telefonnummer zu kontakten; die Betreffenden sollten besser '2ine Cassette besprechen und uns zur Sendung geben. Bei der Red,,..*ktionssitzung in der genden Woche fanden w i r prort,. selbstproduzierte Cassette vor. Occ.":diesen zweiten Anlaut befanden wir sendefähig. Es h nuten langes (e.:-.:r2r.n,`:Jac) pengespräch, das trotzdem noch und Empörung wiedergab. Leider doch jeglicher Ansatz von inhaltlichem Aufbau. Jedem Zuhorer ohne Vorwissen blieb an positiven Ergebnissen gebracht: Sind wir schon länger im Presseverteiler der Grünen zu. finden. so seit der „Wende" auch in dem der Kreis-SPD, Immerhin ein Hinweis. daß wir auch in diesen Sphären keine Unbekannten sind. Für die konkrete Arbeit wichtiger ist jedoch die Tatsache, daß Gruppen oder Einzelpersonen m i t v o n i h n e n produzierten Cassetten I n d i e Redaktionssitzung k o m men. Hierin liegt wohl auch die wichtigste Funktion des öffentlichen Treffens: Wir können gemeinsam m i t d e n Produzenten d i e Cassetten anhören und darüber diskutieren, Kritik a n m e l d e n u n d Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Die Kriterien, nach d e nen wir Cassetten beurteilen, zielen vor a l lem a u f die „Hörbarkeit" a b : also, o b d i e technische Qualität ausreichend ist und ob die Inhalte allgemein verständlich (strukturiert) dargestellt sind. Auf die inhaltliche Ebene nehmen wir seltener Bezug. Dies ist nur der Fall, wenn die Sachverhalte i n s i c h widersprüchlich s i n d oder wenn wir eine vollkommen andere Einschätzung haben. I n solchen Fällen wurde schon e i n e Stunde u n d m e h r miteinander diskutiert. Es kommt dann meist zu dem E r gebnis, daß der Beitrag nochmals überarbeitet wird. Insgesamt behalten wir uns einen redaktionellen Kommentar vor, lehnen aber Eingriffe in den produzierten Beitrag selbst ab. Im Durchschnitt erhalten wir pro Woche eine nicht v o n u n s produzierte Cassette. D i e Themen reichen v o n einfachen Veranstaltungsankündigungen ü b e r Betroffenenberichte (Prozesse, Mißstände) bis zu analytischen Darstellungen (S02, Raketen). S e h r häufig w e i s e n d i e s e Cassetten a b e r E l e mente aller drei Formen auf. Der direkte Zugriff auf die Redaktion ermöglicht noch eine weitere Art der Beitragserstellung: Personen, die fürs Radio einen Beitrag machen wollen, es sich aber alleine nicht z u trauen, fragen bei d e r Redaktion nach, o b nicht einer von uns mitmachen könnte. Dies ist eine besonders erfreuliche Tendenz: die Aneignung d e s • Produktionsmittels R a d i o . Unsere Aufgabe dabei ist es vor allem, diesen Emanzipationsprozeß zu unterstützen. Mehr nicht. Der Hauptteil d e r Sendungen wird jedoch von Redaktionsmitgliedern getragen. Hierbei gibt es zwei Formen: zum einen die aus' anderen M e d i e n ( B ü c h e r, Zeitung, Z e i t schrift) zusammengetragenen Informationen. die zumeist überregionale Themen b e treffen: z u m a n d e r e n d i e m i t lebendiger Sprache (Interviews) gestalteten Beiträge, die sich meist m i t lokalen oder regionalen Problemen befassen. Auch die von Redaktionsmitgliedern produzierten Cassetten hören wir uns gemeinsam an. Führte das Offentlichmachen der Redaktion dazu, daß wir vermehrt mit unseren H ö - - medium rern in einen Kommunikationsprozeß treten konnten, so bedeutet es auch eine Erleichte- telefoniert unerkannt e i n Radiomitarbeiter die neuesten Ergebnisse aus der Halle in die Liverung für die an der Radioarbeit Interessier- Sendung hinein. „ Hällo, da bin ich vor der 'Halle wieder. Es sieht ten. Ü b e r die Redaktionsarbeit ist ein E i n - jetzt gut aus . Die anderen Treckerfahrer sind unstieg erleichtert. serem Hinweis gefolgt. Etwa 100 Trecker stehen Weitere Aufgaben der Redaktion sind vor a l - jetzt in Dreierreihen vor der Stadthalle, gerade lem organisatorischer Art: Koordinierung von bricht ein ohrenbetäubendes Hupkonzert aus. Viele Treckerfahrer h a b e n Transistorradios geplanten Themen, Vorbereiten von Veranstaltungen. Und, natürlich, Vorbereiten d e r Über Radio Dreyeckland erfahren die wartenden Donnerstagssendung. In der Freiburger R e - Demonstranten. was sie nicht hören sollen — was daktion arbeiten z u r Zeit kontinuierlich 1 2 Lothar Späth in der Halle spncht. Permanent gePersonen mit. Etwas schwächer ist die E m - hen Telefonberichte im Studio im Elsaß ein. Die Sendung wird vor Ort gemacht. Hintergründe, vormendinger Redaktion, die verantwortlich die bereitete Cassetten aus der Redaktion und die Sonntagssendung vorbereitet. Musik runden die vierstündige live-Sendung ab. Trotz der öffentlichen Struktur und d e r Z u gänglichkeit der kontinuierlichen „Alltagsbe- Aktionsradio i n d i e s e m S i n n e w a r R a d i o richterstattung" macht ROL auch Aktionsra- Oreyeckland schon oft. Ob es um den alterdio. M a n kann sogar sagen, gerade die o f - nativen Verkehrsfunk bei der Pfingstradtour fene Struktur unseres Senders ermöglicht geht, ob es sich um Brückenbesetzung und Grenzblockade im Dreyeckland handelt oder erst ein effektives Aktionsradio. wie zuletzt a n Pfingsten d i e Blockade d e s kanadischen Flugplatzes in Lahr übers R a Aktionsradio „ Hier vor der Stadthalle in Wyhl sind umfangrei- dio mitkoordiniert worden ist. Gerade bei e i che Absperrungen . Vor allem sehe ich, daß die ner zu erwartenden Auseinandersetzung urn Polizei versucht, die Trecker weit vor der Halle, das KKW Wyhl wird Radio Dreyeckland Akalso außerhalb der Sicht- und Hörweise von Ministerpräsident Späth, zum Parken zu bewegen , tionsradio im Rahmen der Aktionen der B a lch sehe aber, wie dies einige ignorieren . Sie fah- disch-Elsässischen Bürgerinitiative sein. ren von der Straße links über eine Böschung run- Nach w i e v o r bleibt aber festzuhalten, daß ter, umfahren so die Polizei und können sich direkt der Alltag d e s " a n d e r e n Radios" nicht von vor der Halle aufstellen. Das ist gut, da werden dieser Arbeitsform, sondern von der kontinuwir gesehen, da können wir uns lautstark zu Wort melden. Diesem Beispiel sollten die anderen ierlichen „Alltagsarbeit" g e p r ä g t ist. A l t e r Treckerfahrer folgen . . . " Live-Sendung von Radio Dreyeckland. CDU-MInisterpräsident Lothar Späth hat Gemeinderäte und Bürgermeister aus dem Kaiserstuhl zu einem Gespräch über das KKW in die Festhalle Wyhl eingeladen. Weitere Öffentlichkeit wird nichtzugelassen. Vor der Halle demonstrieren die Bauern und Winzer aus dem Kaiserstuhl mit Treckern. Aus Freiburg und dem Markgräflerland ist ein AutoKonvoi auf dem Weg. Schon auf der Anfahrt erfahren die Demonstranten von Radio Dreyeckland über Behinderungen von seiten der Polizei. Bekommen mit, wie viele auf dem Weg sind, wo man besser durchkommt, was sich mit dem Dialog in der Halle tut. Von dort dings schließt das eine bei uns nicht das a n dere aus, wie es in s o vielen theoretischen Auseinandersetzungen i n d e r Radiobewegung postuliert wird. Eher sogar umgekehrt. Die öffentliche Struktur ermöglicht e i n viel breiteres Aktionsradio. Viel mehr Leute können sich aktiv daran beteiligen, bereichern die Berichterstattung, s o r g e n f ü r flexible, spontane Informationsflüsse. Möglichkeiten der Live-Sendungen Der Hörer kann sich über das Telefon in die Sendung einschalten —urn Veranstaltungshinweise, D e m o a u f r u fe, schnell irgendwelche Ereignisse mitzu- teilen; —um z u kritisieren, z u diskutieren, sich rnit der Sendung auseinanderzusetzen; —um direkt in die Sendung einzugreifen. — Livesendungen bei uns erlauben Diskussionen wie „ e i n e m der Schnabel gewachsen ist", Betroffene können open e n d d i rekt miteinander diskutieren und über das Studio hinaus mit den Hörern sofort über das Telefon sprechen. —Livesendungen erlauben direktes, schnelles Aktionsradio, Koordination und schnellen Eingriff bei Aktionen. Wie benutzen d i e H ö r e r diese Möglichkeiten? Die Resonanz: W e r hört uns? Das ist nach wie vor eine fast offene Frage. Jedenfalls wenn es darum gehen sollte, eine exakte Hörerzahl zu benennen. Unser Telefonbuch: Wir haben vor eineinhalb Jahren — alsc kurz vor dem Beginn unseres Live-Betnebes — angefangen, bei uns die Möglichkeit f ü r Anrufe einzurichten. B i s Pfingsten 1983 klingelte während der Sendungen bei uns dann 450mal das Telefon — diese Anrufe verteilen sich jeweils a u f unsere Donnerstags- und Sonntagssendung. Am Anfang — also rund sechs Monate lang — war das Telefon in Freiburg besetzt, w ä h rend die Sendung über Cassette aus einem „benachbarten Berghügel" abgestrahlt wurde. Die Anrufe in diesem Sendestadium b e zogen sich meist n u r darauf, o b m a n uns hört, wo es besser und wo es schlechter ist und daß e s m e h r o d e r weniger verdammt wichtig ist, daß es uns gibt. Viel mehr konnten die Hörer damals mit dem Telefon ja auch nicht erreichen. Ab Pfingsten 1982 — Start unserer zweiten Sendung, d e r Sonntagssendung u n d d e m Livebetrieb — änderte sich d a s recht bald. Immer noch äußerten sich viele zur Sendequalität: H ö r e otters, unregelmäßig, regelmäßig RDL (mehr als die Hälfte aller Anrufer gehört zu den regelmäßigen Hörern). Aber jetzt kam schon mehr die inhaltliche Kritik zu den Sendebeiträgen i n s Spiel. Insgesamt waren mehr als zwei Drittel aller Anrufe bis e7e- • 7 4 / 7 7 , ; 1 , 0 ; e• 9" er/9:(4,,,W,477iir,, . / . / / 4 7 t . 7////f/ - anderen Freien Sendern in der BRD gehabt. Das Radio-Ghetto, die Szene, w a r auch in Zeiten-der völligen Konspirativität und illegalen A r b e i t nie beschränkt auf einen kleinen ,Kreis Eingeweihter innerhalb irgendwelcher Stadtmauern. Als Gegenöffentlichkeit spielte Radio Verte Fessenheim/Dreyecksland von Anfang an eine wichtige Rolle: Informationen zu bringen, ü b e r Auseinandersetzungen in der Region zu berichten, die in den anderen Medien nicht vorkamen. So gehörten ebenso wie die Freiburger Stadtszene immer schon der Kaiserstühler W i n z e r u n d Markgräfler Handwerker, e b e n d e r sich wehrende B e wohner dieser Region zum Hörerstamm des Senders. Z u m i n d e s t b e i d e n freilich nicht wenigen Großaktionen gegen AKW-Anlagen und „ ä ' m l i c h e n K ä m p f e n " g a b e s d i e s e breite Hörerschaft und war der Sender präsent, gehörte einfach dazu — zum Inventar. große Höreröffentlichkeit bei spektakulären Großaktionen in der Region dann allerdings auch zu kontinuierlichen RDL-Hörern übergeführt werden kann, ist bisher nicht auszuwerten ( a u ß e r z u f ä l l i g e n p e r s ö n l i c h e n Rückmeldungen). Im Freundeskreis RDL e .V . haben sich seit dem einjährigen Bestehen etwas ü b e r 300 Hörer in dem Verein zur Unterstützung des Radios organisiert. A u f der Gründungsveranstaltung selbst waren zwischen 300 und heute inhaltlicher Art (d.h. Kritik, Diskussion und Benutzung d e s Radios, u m Infos/Be- 400 Leuten. Allerdings sagen solche Zahlen richte durchzugeben). I m L a u f e d e r Z e i t wenig aus. Wir haben zumindest in der Stadt nahmen vor allem diejenigen Anrufe zu, die den Eindruck (Vielfältigkeit und Anzahl d e r aktuelle Veranstaltungshinweise, Demoauf- eingehenden C a s s e t t e n , R a d i o w i r d f ü r rufe, aktuelle Berichte von Ereignissen des Live-Diskussionen, Ve r a n s t a l t u n g e n b e Tages/Abends betrafen. Dabei ist es so, daß nutzt, Besuche b e i d e r Redaktionssitzung, es von uns im Vorfeld der Sendung organi- Hörerversammlungen, P o s t e i n g a n g . . . ) , sierte Anrufe gibt; aber auch stark die spon- daß RDL zunehmend zu einem „real existietanen, von uns unabhängigen Anrufe dieser renden" Faktor im politischen und kulturellen Art ansteigen. Dies ist für uns ein Indikator Leben geworden ist. dafür, daß zunehmend m e h r Gruppen aus der Region d a s R a d i o f ü r ihre OffentlIch- Der R a h m e n : K o n t i n u i t ä t keitsarbeit benutzen, sich etwas davon ver- Das offensive, öffentliche Auftreten von R a sprechen, w e n n s i e Ankündigungen, B e - dio D r e y e c k l a n d i s t eine Grundvorausset• zung gewesen für eine Entwicklung hin zum richte machen. Die meisten Initiativen kommen dabei noch Hörerradio, zum jetzigen Status quo. Die ö f aus d e m weiten Spektrum des politischen fentliche Redaktion, der Freundeskreis (HöLebens in der Stadt Freiburg. Dadurch über- rer organisieren sich darin, finanzieren z . T. wiegen bei den Telefonanrufen auch die aus den Sender, m a c h e n Offentlichkeitsarbeit, dem Stadtbereich. Ansonsten streuen sich greifen in die Mediendiskuseion ein . . . ) und die Anrufe in unserem gesamten Sendege- der direkte Zugriff des Hörers bei den w ö biet im Oberrheintal. Das reicht vom südlich- chentlichen Live-Sendungen aus d e m S t u sten bis zum nördlichsten Sendezipfel (da- dio im Elsaß sind und waren Grundpfeiler in zwischen liegen fast 100 km). Geht man d a - der Entwicklung unseres Freien Radios. von aus, daß in jedem Dorf in diesem Ein- ROL h a t d u r c h s e i n e geografische L a g e zugsgebiet nur zwei/drei Leute regelmäßig (Oberrheintal z w i s c h e n S c h w a r z w a l d u n d Radio hören und zählt man die Stadt Frei- Vogesen) und die „Geschichte" im Dreyeckburg dazu, müßten schon ein paar Tausend land (Geburtsstunde der A K W-Nein-BeweROL-Hörer rauskommen . . . gung i n Wy h l , d i e Kämpfe in Kaiseraugst, Aktionsradio: Wenn — wie am Beispiel Wyhl Fessenheim, alternative Strukturen g r e n z beschrieben — Tr a k t o r - u n d A u t o f a h r e r überschreitend . . . ) u n d damit d e r EntsteTransistorradios z u d e n Aktionen mitneh- hungsgeschichte d e s R a d i o s ( a l s R a d i o men, so ist das auch ein Zeichen dafür, daß Verte F e s s e n h e i m i m Dreyeckland) s c h o n ROL i m „ B e w u ß t s e i n " i s t . Inwieweit d i e immer einen Entwicklungsvorteil gegenüber Begrenzt war aber die Möglichkeit, das R a dio direkt kennenzulernen und zu benutzen. Wenige „ M a c h e r " a u s d e n Bewegungen (vor allem aus den Bürgerinitiativen) prägten das Radio. Die Hörerschaft konnte nur canc.) persönliche Kontakte oder tote Briefkästen mit d e m R a d i o Kontakt aufnehmen. Ve r decktes Arbeiten im Bereich der Technik wie der R e c h e r c h e w a r vorherrschender A r beitsstil. Heute finden Benefizkonzerte für ROL statt. Redakteure treten bei vielen Gelegenheiten öffentlich auf. Jeder kann die wöchtentliche öffentliche S i t z u n g besuchen, d a s R a d i o wirklich in Besitz nehmen. Und seither stieg der Mitarbeiterstamm, identifizieren sich viel mehr Leute und Gruppen mit ROL, kommen aus d e n unterschiedlichsten Kreisen C a s setten. D i e Hauptenergie kann jetzt dafür eingesetzt werden, wirklich Freies Radio zu machen, unsere Praxis weiterzuentwickeln. Die S c h w i e r i g k e i t e n Und damit beginnen unsere Probleme! Wir konnten jetzt seit Pfingsten 1982 unter fast optimalen Bedingungen Freies Radio m a chen. Durch den Schritt in die Offentlichkeit wurde eine zweite Redaktion im Badischen möglich. Die Freiburger Gruppe verdoppelte Sich.-Fast alle linken, alternativen, kritischen Gruppen (oder wie immer man das nennen will) k a m e n i n d e r Zwischenzeit m i t d e m Sender in Kontakt. Viele benützen i h n r e gelmäßig, indem sie Berichte, Infos machen, andere hören einfach zu. Und mit den besseren Möglichkeiten wuchsen unsere Ansprüche und die unserer H ö rer. W a r e s v o r Jahren schon e i n Erfolg, wenn m a n eine Sendung ohne große S t ö rung für eine Viertelstunde empfangen konnte, h a b e n w i r heute schon mit d e r Enttäuschung d e r Hörer und unserer eigenen z u kämpfen, w e n n i n e i n e r Z w e i -StundenLive-Sendung d i e e i n e o d e r a n d r e kleine Panne den Hörgenuß stört. W i r setzen uns mehr damit auseinander, wie Radiobeiträge zu sein haben. W i e lang sollen inhaltliche Beiträge sein? W i e i s t das Verhältnis M u sik/Text? Welche Rolle soll der Musik zufallen? W i e moderiert man? Welche Sprache soll benutzt werden? Was ist eine gute oder schlechte Sendung? Wie wird recherchiert? Wie k ö n n e n w i r d a b e i helfen, d i e L e u t e "sPrechend" zu machen? Wo orientieren wir uns? Wie ist das authentische Profil von ROL Fragen, die uns auf den Fingern brennen, die uns die Praxis permanent abverlangt. Dazu versuchen wi r in selbstorganisierten Seminaren Antworten zu finden. Wo war der Reporter von Radio Dreyeckland? Anruf in eine Sendung: „Geschtern isch in Stuttgart die Debatte z u e Wyhl im Landtag gsie . D'Gnene hän wirkli gute Sache gsait un au des vum Spath isch luer unser Widerstand wichtig gsie . Aber lu euch hammer niemand gsäne . Mir sin vum Kaiserstuhl extra hieglahre . Des, wunner hit in d'Sendig do dezue gsait hän, stimmt nit immer und isch wuhl us d' Zittig übernumme ." Redakteur im Studio: „ Gut, Christel, wieso hast du nicht gleich zu Beginn der Sendung angerufen und uns etwas über die Landtagsdebatte erzählt . Du kennst dich aus, bist aus der Bewegung, warst dort — dann bist du unser Reporter in Stuttgart . Wir sind ein Hörerradio, wir arbeiten alle ehrenamtlich . Wir können nicht überall sein, recherchieren, alles selbst machen — und wir wollen es auch nicht . . . " Das kann ich doch nicht, dazu bin ich nicht in der Lage, da muß man mehr können, ich kann nicht gut erzählen. schon gar nicht übers Telefon ins Radio, wo so viele zuhören . . . So oder ähnlich antwortete Christel, und es gibt immer wieder viele Hörer, die sich so äußern, es sich mangels aktiver, selbstbewußter Erfahrungen mit dem Medium nicht zutrauen, Radio, Meinung „selbst zu machen". So prallen nach wie vor die Ideale der Radioheute und die Möglichkeiten und Vorstellun- gen der Hörer aufeinander. Deshalb wurde im Laufe der Jahre klar, daß es für uns nicht darum geht, das Konzept des „Betroffenenradios" oder dem entgegengesetzt des „professionellen Journalismus" zu proklamieren. Für uns bedeutet in der Zwischenzeit ernsthaftes journalistisches Arbeiten: Wie hole ich die Beiträge ab, die bei uns nicht automatisch „ einlau fen"? Und abholen heißt für uns nicht, jemanden als Objekt d e r journalistischen/informativen Begierde zu behandeln, aufzusuchen und dann hörgerecht zu verarbeiten. S o n d e r n hinzugehen, hinzuhören, Geduld zu haben, sich auf den anderen einzulassen, s e i n D e n k e n , s e i n e W e l t / P r o bleme e r n s t z u nehmen, j e m a n d e m z u m Sprechen, Berichten zu verhelfen. D.h. wie am Sendebeispiel Altenpflegeheim s c h o n dargestellt, auch zusammen mit Betroffenen Beiträge z u erarbeiten, technische u n d i n haltliche Hilfestellungen zu geben. Eben zu versuchen, die Barrieren, Sperren vor dem Mikrofon, d e m Sich-Ausdrücken i m R a d i o abzubauen, adäquate Umgangsformen z u entwickeln. So kommt es, daß ein Müller aus einem kleinen Kaiserstuhl-Dorf über eine halbe Stunde erzählt, wie sich der Bach/Fluß u n d seine Umgebung im Dorf verändert hat. Wie das Leben anders wurde über Jahre hinweg. Da wird a u s d e r Geschichte dieses Mannes, seiner Sprache und seiner Lebensweise e r fahrbar, w a s die Verseuchung dieses B a ches und das Fischsterben bedeutet. Er erklärt selbst, da braucht nicht mehr geschnitten, kommentiert, vermittelt zu werden. Die Hörer h ö r e n j e m a n d s p r e c h e n , d e r s o spricht, wie sie auch darüber sprechen würden — zumindest in dem Kaiserstühler Sendebereich. Gerade bei solchen Beiträgen ist oft eine Intensität und Ausstrahlung festzuhalten, die ja gerade den besonderen Gehalt des gesprochenen Wortes, des Radios g e genüber den Schriftmedien ausmacht. Erst der Dialekt und die sprachlichen Unebenheiten, der Tonfall, das Hüsteln und Räuspern ergeben d i e Wiedergabe d e r Person, d e r Persönlichkeit im Radio. Doch genau diese persönlichen Eigenheiten werden im öffentlich-rechtlichen R u n d f u n k weggeschnitten und glattgebügelt. Ein solcher Journalismus, der sich vor allem im Vorfeld der Erstellung eines Sendebeitrages abspielt, erfordert natürlich v i e l Z e i t , Auseinandersetzung und Anstrengung (über den eigenen beschränkten Horizont hinausgucken z u müssen). D a z u . k o m m e n d e r technische und inhaltliche Sendebetrieb pro Woche, Verfolgen der politischen Ereignisse, Offentlichkeitsarbeit fürs Radio, Geldbeschaffung, Mitgliederwerbung, O r g a n i s a tion . . . Die Grenzen d e r Belastung d e r einzelnen Redakteure werden bei uns immer sichtbarer. Die Umsetzung der inhaltlichen Vorstel- medium lungen im routinemäßigen Sendebetrieb ge lingt zur Zeit fast nur unter der Selbstausbeu tung der Arbeitskraft von Studenten und Ar beitslosen in der Redaktion. Quasi arbeite mindestens zwei/drei Leute schcn halbtags für den Sender. N u r halt ohne Kahle! Wei wundertG, d a ß s i c h d i e Professionalisie rungs-Debatte, wie in ähnlichen Projekter auch beim Radio stein? Wie könnte eine Ft nanzierung aussehen, wie könnten die ne gativen Folgen (weniger Engagement d e anderen, M a c h t f ü l l e , I n f o - K o n z e n t r a t i o i usw.) hauptamtlicher Redakteure aufgefan gen werden? Fragen, die momentan nice ausdiskutiert sind. Dle gesellschaftlichen B e d i n g u n g e n Der Südwestfunk läuft als unterhaltsame Hintergrundgeräusch tagsüber. D a s Radii wird beim Rasieren eingeschaltet, begleite den Hausmann oder die Hausfrau den Vor mittag über. Radio hört man so. E s komrr immer was, wenn man einschaltet. Es bene seit, die Werbung ist bekannt, gewohnt, auc die Art damit umzugehen. Es prägt ganz ein fach die Hörgewohnheiten c.'ar besser di Konsumgewohnheiten, w i e s i e i n andere Sphären dieser Gese:•,.schatt auch vorhen sehen. Radio Oreyeckland, Badische Gruppe, mu am Donnerstag um 19.45 Uhr und am Sonr tag um 12 Uhr bewußt eingeschaltet werdet Dann soll d e r Hörer das Telefon n e h m e seine Meinung sagen, sich nicht benese lassen, sondern „eingreifen", aktiv sein. f soll zu der Redaktionssitzung gehen. Er sc selbst Radio machen. Kurzum: er soll all da was er normalerweise beim Rundfunk und der Gesellschaft nicht 4011. U n d wenn Radio Oreyeckland sagt, daß mart dies so können und wollen selbstverständlich läng noch nicht alle. Trotz allen bisher (relativ) optimalen Bedi, gungen für Freies Radio bleibt der Kreis d Hörer und derjenigen, die aktiv das R aC benutzen, b e s c h r ä n k t . S o z i a l e S c h r a ken/Klassen, die prägenden Strukturen di sei Gesellschaft, k a n n u n s e r R a d i o nic aufheben, wettmachen. Revolutionäre VE haltensänderungen werden nicht erwarte Aber Freies Radio kann vielleicht in klein Schritten f ü r Veränderungen sorgen. A t die sind wirklich klitzeklein. Das erleben v und dazu gehören eine Menge Geduld u eben auch die Einsicht in die prägenden I. bensstrukturen der Gesellschaft. Um mit Oskar Negt zu enden, heißt das die konkrete freie Radioarbeit, sich „ a u / lagerfristige Prozesse d e r Elm.tellungs- u 8ewußtseinsänderung d e r Menschen e zulaSsen".