============== Page 1/1 ============== Auf ihrer heutigen Herbstkonferenz beraten die Innenminister der Länder und des • Bundes auch über neue GesetzEntwürfe aus dem Hause Zimmermann, die den ungehinderten Zugriff der Geheimdienste auf alle amtlichen Datenbänke ermöglichen. D e r Erfinder d e r Rasterfahndung war in seinem Element: Man müsse, forderte Horst Herold, von 1971 bis 1981 Chef des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden, »Rasterkriterien aufstellen, mit denen man durch das gesamte Rechtsgebiet hindurchfegt und das Änderungsbedürftige ermittelt«. Änderungsbedürftiges gibt es a u f diesem Gebiet allerhand seit dem Volkszählungsurteil d e s Bundesverfassungsgerichts vom Dezember 1983. In diesem Weihnachtsmonat nämlich hatten die BVG-Richter den sammelwütigen Staats- u n d Verfassungsschützern ein höChst unwillkommenes . Präsent unter die Tannenbäume gelegt: Von einem »Grundrecht« war da die Rede, das »die Befugnis des einzelnen. grundsätzlich über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten den die Überschneidungen in den Datenflüssen von Polizei und Geheimdiensten drastisch reduziert, hat sich nicht erfüllt. »Dem Trennungsprinzip,« sagt Henning Schapper, »tragen diese Entwürfe nicht gerade Rechnung.« Im wesentlichen stellen sie lediglich formaljuristisch klar, daß die Dienste in Zukunft »das dürfen. was sie bisher schon getan haben«. Ob mit der nun geplanten Legalisierung insgeheim monierte etwa Hamburgs Datenschutz- die bisherige Unrechtmäßigkeit d e r beauftragter Henning Schapper. »Die gängigen Praxis, zugegeben wird, hält bisherige Praxis wird in keinem Fall Schapper für »eine Geschmacksfrage-. kritisch überprüft. Einschränkungen Unappetitlich finden zumindest einige sind nicht vorgesehen«. Wo h l aber sozialdemokratische Innenminister das »Einschränkungen des Rechts auf in- Menü aus Zimmermanns Gesetzes- K ü formationelle Selbstbestimmung des che. NRW-Innenminister Schnoor will der geheimdienstlichen • Sammelwut einzelnen«, s o Zimmermanns G e »Einhalt gebieten«. und sein hessischer setzesplaner. Kollege Horst Winterstein segelt mit Sämtliche Dämme f ü r den Informationsfluß zwischen Polizei, Nach- grünem Rückenwind a u f Kollisionsrichtendiensten und Bundesbehörden kurs. Für die heutige Konferenz der werden niedergerissen. Ungeniert sol- Innenminister des Bundes und der Länlen sich in Zukunft Verfassungsschutz der in Würzburg hat er Zimmermann und MAD in sämtlichen amtlichen Re- bereits brieflich -Ärger« angedroht. gistern bedienen dürfen, wobei die »Er- Und für Bremens Innensenator Volker Kröning sind die Entwürfe schlicht suchen nicht begründet z u werden »von dubioser Abkunft«. brauchen«. Damit wird, so Henning Wenn er damit Zimmermanns MiSchapper, »die bisherige Praxis rechtnisterium meint, hat er gar nicht so lich abgesichert«. Die Hoffnung der Datenschützer. unrecht. S v e n -Michael Veit Michael Wittier durch die neuen Gesetzentwürfe wür- Zimmermann schwört auf den Weg in den Überwachungsstaat General-Absolution vondubioser Abkunft selbst zu bestimmen«, gewährleisten solle. Die. Gabe stieß insbesondere dem Verfassungsschutz und dem Militärischen Abschirmdienst ( M A D ) sauer auf. Denn gerade diese beiden Dienste operierten bislang hart an oder jenseits der Grenze der Legalität, schnüffelten auf Parteitagen der Grünen oder im Privatleben auch unbescholtener Bürger herum und tauschten ihre Erkenntnisse munter im Datenvergleich aus— ohne gesetzliche Grundlage. Ausdrücklich erlaubt war diese Praxis nämlich nicht, aber auch nicht ausdrücklich verboten: Eine juristische Grauzone, für die, so die Karlsruher Richter, doch bitte umgehend einwandfreie gesetzliche Regelungen geschaffen werden sollten. Die Juristen i n Zimmermanns Staatsschutzministerium erledigten ih_ re Hausaufgaben zur vollsten Zufriedenheit ihres Chefs. In einem ganzen Bündel von Gesetzentwürfen erteilen sie jetzt nicht n u r ihren nach dem Volkszählungs-Urteil a l s SchnüffelSünder dastehenden Fahndern i m nachhinein General-Absolution, sondern stoßen auch noch die Tür in den totalen Überwachungsstaat weit auf. Die umfangreichen Paragraphenwerke — ein neues MAD-Gesetz, eine Novellierung des Gesetzes über den Verfassungsschutz u n d speziell das »Gesetz über die informelle Zusammenarbeit der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden« ( Z A G -Gesetz) erfüllen allerdings nicht die Hoffnungen, die bundesdeutsche Datenschützer nach dem Volkszählungsurteil gehegt hatten. »Dies ist das Gegenteil dessen, was eigentlich zu erwarten gewesen wäre,«