============== Page 1/1 ============== e- / e s , „ C . • r y. s 7 • Mangelhafte Zustände am Fachbereich Informatik der Uni Hamburg Professoren werfen das Handtuch Völlig veraltete Rechner, überfüllte Seminarräume, keine Forschungsgelder - das wollen drei namhafte Hamburger InformatikProfessoren nicht länger ertragen. Sie wollen die Universität verlassen. Im Süden Deutschlands gibt es für die Wissenschaftler bessere Arbeits- u n d Forschungsbedingungen. Nach dem Weggang der Wissenschaftler wird das zukunftsträchtige Fach in Hamburg nur noch von zehn Professoren vertreten werden, obwohl 19 Planstellen zur Verfügung stehen. Bereits i n den vergangen zwei Jahren haben sechs Informatik-Professoren der Hansestadt den Rücken gekehrt. „Jahrelang habe ich hier um jede Mark kämpfen müssen", sagt Professor Wilfried Brauer (48), der noch bis Mitte April Fachbereichssprecher war, „die wenigen zusätzlichen Finanzmittel, die wir von Fall zu Fall bekommen haben, waren ein Tropfen auf den heißen Stein. Meine Studenten haben keine Arbeitsräume. Unser zentraler Rechner ist 15 Jahre alt und damit völlig veraltet. Wir können den Studenten keine zeitger mäße Ausbildung mehr bieten." Während Professor Brauer jetzt mit d e r Technischen Universität Harburg i n Verhandlungen steht, hat sein Kollege Professor Werner Grass (41) bereits einen Ruf an die Universität Passau angenommen. Professor Bernd Radig (40) ist eine Stelle von der Universität Karlsruhe angeboten worden. Schwere Vorwürfe erheben die Professoren gegen den Hamburger Senat und seine Forschungsspolitik. Einhellige Meinung d e r Wissenschaftler: D e r Senat betone zwar streitet jedoch, daß diese auf Versäumnisse in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik des Senats zu- . rückzuführen sei. Finkbeiner-Dege: „Im Fach Informatik gibt es bundesweit einen eklatanten Mangel an Hochschullehrern. Zwischen den Universitäten ist ein heftiger Konkurrenzkampf um qualifizierte Wissenschaftler entbrannt. Dennoch bemühen wir uns, die frei gewordenen Stellen so rasch wie möglich wieder zu besetzen. Hinzu kommt, daß wir keine Zulassungsbeschränkungen haben. Die Zahl der Anfängerstudenten steigt ständig. Der Senat hat jetzt als Sofortmaßnahme 188 000 Mark bereitgestellt, um die Situation am Fachbereich Informatik zu verbessern." Der Behörden-Sprecher betont, daß der Senat auch eine grundsätzliche Verbesserung der Forschungsund Studienbedingungen in der Informatik anstrebe. So stehe ein neues, großes Gebäude an der JungiusEs gibt In Ham- An d e r H a m b u r g e r Die Ausstattung m i t straße bereits 1987 zur Verfügung. Rechnern ist hier völlig burg k e i n K o n - Universität w i r d d a s Der Weggang der drei Professoren zept für eine praxisge- Fach Informatik nicht veraltet. Ich verhandle aber wird wohl nicht mehr zu vermit d e r Universität rechte Forschung und genügend gefördert. hindern sein. Brauer: „Ich habe den Lehre In der Informatik. Ich gehe deshalb nach Karlsruhe. Wenn sich Eindruck, im Süden läuft die ForVon d e r TU München Passau. Dort habe ich hier nichts verbessert, schung einfach unbürokratischer. werde ich das Stellenist mir eine attraktive- wesentlich b e s s e r e Unser Fach braucht zum Beispiel Forschungsmöglichangebot nicht 6 re Stelle angeboten enge Kontakte zur Industrie. Nur so kelten ablehnen worden können wir auf dem Gebiet der moProf. Bernd Radig Prof. Werner Grass Prof. Wllfded Brauer dernen Technologien vorankommen. Es ist klar, daß auch die Stuimmer die große Bedeutung der mo- Sie ist eine relativ junge Wissen- denten nah an der Praxis und insbedernen Technologien, doch in der schaft und muß sich gegenüber den sondere an modernen Geräten austraditionellen Fächern wie Mathe- gebildet werden müssen." Praxis werde f ü r die Forschung In Hamburg studieren am Fachmatik oder Physik behaupten." Clekaum etwas getan. mens Finkbeiner-Dege, Sprecher bereich Informatik mehr als 1000 Unterstützung bekommen d i e Studenten. Die Zahl der StudienanProfessoren auch aus der Universi- der Behörde fur Wissenschaft und fänger hat sich innerhalb von drei tätsverwaltung. Ein Angestellter aus Kunst, sieht ebenfalls d i e F o r schungs- u n d Ausbildungsmisere Jahren verdoppelt. dem Planungsstab: „Die Informatik ANDREAS OLDAG hat einen schweren Stand bei uns. am Fachbereich Informatik. Er be- 99