============== Page 1/1 ============== 'L.?)2 ,19 L yz 5 t 4 t I e w i u L e 2e,9141 Das Streiflicht (SZ) Es ist Februar; das oberitalienische Tief drückt auf das mitteleuropäische Gemüt - jedoch: Morgen schon bricht sich wieder die erste Reisewelle des Jahres, gefolgt von der zweiten Reisewelle, gefolgt von der dritten H ö c h s t e Zeit, daß w i r einige Anregungen veröffentlichen über neue und ältere Formen des Reisens, die im gewöhnlichen Angebot fehlen. Da wäre zunächst doch wieder d i e Abenteuerreise. Sie verzichtet diesmal auf den Stau in Richtung Süden und führt - nein, nicht nach innen, dort wimmelt es schon von weinenden Selbsterfahrungsgruppen, weshalb w i r lieber für die atomare Zukunft buchen, beim Reisebüro H. G. Wells. Oder w i r bestellen bei Dr.Strauß-Reisen ein Triptyk in die Vergangenheit, wo wir Teile der deutschen Historikerschaft b e obachten, wie sie absolut nichts Unnormales i n den Trümmern der Hitlerzeit finden. Oder wir fahren nach Hamburg und vertrauen uns R o b i n Data an. Das sind jene Leute v o m Chaos-Computer-Club, CCC, die eisige Höhen in der Beherrschung i h r e r Computer erklommen haben. Nun sind sie „Datenreisende" geworden, perfekt im Computer-Tourismus, und ausgestattet mit einem so elitären Selbstverständnis, daß sie sich selbst als „galaktische Gemeinschaft für die grenzüberschreitende Informationsfreiheit" einschätzen. Wa s w i l d futuristisch k l i n g t , i s t gleichwohl real; diese Hamburger Hacker reisten nachweislich ein Jahr lang ungebeten in einem japanischen Forschungscomputer mit, angestachelt von einer seltsamen Lust, in die Löcher der „Vernetzung" des kleinen Planeten Erde einzudringen - Vernetzung durch Informationssysteme. Nur das Gute, nichts als das Gute leitet sie, die sich der Laie allein und geisterhaft im Grünschimmer vieler Monitore vorstellen muß - aber kühl. Nur das Gute, weil sie auf das „Restrisiko der Computergesellschaft" hinweisen wollen; und Robin Data wollen sie sein, weil sie aufgespürte „Geheiminformationen" über Aids oder die GenTechnologie veröffentlichen würden. Zweifellos schwingt auch ein Gefühl der eigenen Übermacht mit, wenn diese (geschätzt) zwei- bis dreihundert Netz-Verletzer auf Tour gehen. . W e i t unter sich lassen sie das Heer der Schimmerlosen, die nicht einmal gewöhnliches Basic beherrschen (25 P O K E 53281, 0 : B U F F = 2 : POKE 53272,23 [176]). A b e r auch normale P C Freaks sind nur Lichtpünktchen auf den Bildschirmen der Computergötter. Blättert man i n den Fachblättern für Laien, findet man dort viel herzzerreißendes Gestammel über die Widerspenstigkeit der Materie („Leider bin ich über die Lösung, daß man einen 2,2 Kilo-Ohm-Widerstand von der Reset-Leitung gegen + 5 Volt schaltet, nicht sehr glücklich." Gelegentlich wird der tatsächliche Preis genannt: „Seit ein XY (Computer) auf meinem Schreibtisch auftauchte, sind meine sozialen Kontakte leider radikal weniger geworden", s c h r e i b t e i n erfolgreicher jugendlicher Hobby-Programmierer. D i e Erleuchteten v o m Hamburger Chaos-Computer-Club haben s i c h wohl längst für die Allein-Reise entschieden. Ob es sie manchmal fröstelt?