============== Page 1/1 ============== Japan: Ein Tag in der Tsukuba-Technikausstellung bei Tokio cz,gr RosaRoboterund Geisterbahn Tokio (taz) - Am 16. September geht 50 Kilometer nördlich von Tokio die Tsukuba EXPO '85 zu Ende. Far acht Milliarden D M wurde dort ein halbes Jahr lang Zuversicht fiir die technisierte Zukunft demonstriert. Kai Beutler hat sich vor Ort fiir die taz umgesehen. r Ägypten waren" (Sony) oder: „Freier Dialog zwischen •Mensch und Technik" (Hitachi). Derartige Sprüche sind symptomatisch. Technik-Kritik ist in Japan (noch) ein Fremdwort. Wo in Europa über Humanisierung der Arbeitswelt immerhin acredet wird, gilt Rationalisierung in Japan als etwas Selbstverständliches, durchweg Positives: Erhöhung der Produktivität muß sein, um die internationale Konkurrenzfähigkeit Japans zu sichern und als Ausgleich für den Makel der RohstoffarWart ihr schon auf der Expo? Das ist in mut. Die Technik dient dem Menschen — diesen Monaten in Japan stets die erste welchem Menschen sie dient und welche Frage an einen Fremden. Selbst im kleinMenschen ihr dienen — diese Frage sten japanischen Dorf hängt irgendwo ein scheint nur wenigen Japanern wichtig. Tsukuba-Plakat. 20 - 30 Millionen ZuDas ist umso erstaunlicher, als es noch schauer aus aller Welt waren schon da. vor relativ kurzer Zeit verheerende UmDa wollten auch wir nicht abseits stehen, welt-Katastrophen gegeben hat (Itai-Itai, obschon wir uns die im AusstellungsprosMinamata,...), in der Tokyoter Innenpekt empfohlene Anreise per Hubschraustadt standen an vielen Ecken Sauerstoffber nicht leisten konnten. Boxen zum Atemholen. Auch auf der Und siehe da: nachdem man an der Kasse Expo werden Technik oder bestimmte seine 30 DM Eintritt gelöhnt hat, kommt Technologien nirgends in Frage gestellt, man aus dem Staunen gar nicht mehr herweder für die Arbeitswelt, noch für den aus. Da harren geduldige Japaner in SerHaushalt (z. B . Heimarbeit, Datenpentinenschlangen bis zu drei Stunden schutz). Maschinen werden als Spiellang klaglos in der prallen Sonne aus, um zeuge gestaltet, als komplexe technische eine Viertel-Stunde lang ein RoboterSysteme, die aber auch von Laien nach Ballett" oder einen „Kosmos-Ausflug" deren freien Willen gesteuert werden erleben zu können. Diese und ähnliche können. Zusätzlich wird der nationalistiGaudi werden nämlich in 50 extravagant sche Stolz auf die Leistunged japanischer gestylten Pavillons japanischer GroßkonFoto: Kai Beutler Konzerne dazu eingesetzt, Technik als etzerne auf hundert Hektar ehemals grüner was Nützliches. Gewolltes und UnproWiese geboten. blematisches zu zeigen. Der Autohersteller Kurumakan zum Bei- schen über alle Wände. Sodannwird man Durch entsprechende Requisiten und Be- Es gibt auch einen bundesdeutschen Pamalung wird den Robotern sogar ein Teil automatisch in die unteren Ausstellungsspiel hat einen zylinderförmigen Palast villon auf der Expo. oder genauer gesagt: spendiert. An dessen Wänden fährt eine räume ausgeschleust, in denen Modelle ihres Maschinen-Aussehens genommen zwei Teile der europäischen GemeinGeisterbahn in Spiralen hoch. Bei der Ab- zur Physik (Molekularbewegung, Erd- — sie wirken eher wie große Spielzeug- schaftspavillons. Doch die sind gähnend wärtsfahrt auf der Innenseite der Kreation schollen-Verschiebung,...) und — selbst- Kraniche. leer. Denn ausländische Aussteller dürrast der Wagen dann auf drei Großlein- yerständlich — Spielautomaten aufgebaut Ungefähr im Zentrum des Ausstellungs- fen keine eigenen Architekten beschäftigeländes befindet sich eine Ansammlung sind. wände mit fliegenden Landschaften zu. gen und mußten mit den zur Verfügung Durch Stereo-Effekte soll das "rasende Das HITACHI-„Schiff" bietet neben an- von gegliederten Metall-Säulen zur Ver- gestellten Standartgebäuden vorliebnehanschaulichung der zehner-Potenzen; ein deren Attraktionen drei „Handwerker der Gefühl" noch verstärkt werden. Wem das men. Und außerdem haben die Planer nicht reicht, der kann sich danach zwölf Zukunft": Hinter Glasscheiben fräsen Segment für die 10. zwei Segmente für vom Bundesministerium für Forschung die 100, eine längere Säule mit 12 Segzwei rosarote Roboter mittlerer Größe Minuten lang im Windkanal erfrischen. aus einem Kubikmeter Eis ein Peanut-Ge- menten für die Billion. Das ist umgerech- und Technologie statt high tech in spieIm Kugelpavillon von IBM wird man sicht. Der dritte steht (wie im richtigen net etwa der Preis der Ausstellung in Yen. lerischer Aufmachung gleich Schlaucherstmal in das Planetarium der oberen Leben) daneben, präsentiert den Zuacht Millarden DM, hauptsächlich von boote und Zelt. ABS-Bremsen und BTXHalbkugel gedrückt. Dort flimmert in schauern drei Figuren zum Aussuchen, der japanischen Industrie finanziert. Beschreibungen aufgetischt. Was immer fünf Minuten die gesamte Wissenschafts- verbeugt sich artig, fächelt seinen beiden Die einheimischen Firmen werben mit man davon halten mag: 25 Millionen DM geschichte von der Steinzeit bis zur Be- „Kumpanen" mit einem Bast-Fächer Luft Sprüchen wie: „Das Jumbotron ist für die Steuergelder wurden für das Hobbysortiherrschung der Natur durch den Men- zu. Beutler elektronische Welt, was die Pyramiden ment verbraten. K a i I