============== Page 1/1 ============== Großveranstaltungen im Freien haben nicht nur ihre optischen, son- und somit zu den Hörern hin erfolgt. dern auch ihre akustischen Tücken. Je nach Größe der Beschallungs- Bei böigem Seitenwind jedoch könfläche müssen nach einem bestimmten System Mikrofone, Verstär- nen ganze Wort- und Satzteile „verwerden. Am kritischsten ist jeker und Lautsprecher aufgestellt und angeschlossen werden. Als weht" doch Gegenwind. Hier wird die Weltechnische Leistung besonderer Art ist zum Beispiel die akustische lenfront nach oben abgelenkt, d e r Versorgung eines Parkplatzes in Luxemburg zu werten, als dort der Schall erreicht d i e Zuhörer nicht. Papst eine Messe zelebrierte, bei der Wort und Musik für alle wahr- Eine zuverlässige Sprachübertragung, das heißt bis etwa 4 kHz, ist danehmbar und erbauend zu Gehör gebracht werden mußte. her n u r f ü r Entfernungen bis etwa Das Sichtproblem einer Veranstaltung i m Freien ist meist leichter zu lösen als das Verständlichkeitsproblem. I m ersten Fall genügt es meist schon, wenn man den Sprecher auf eine Tr i b u n e stellt. E i n Sprecher reicht i m zweiten Fall jedoch nicht aus, das Problem zu lösen. Es müssen Mikrofone, Verstärker und Lautsprecher, kurz, Beschallungsanlagen eingesetzt werden. D i e Festlegung der Anzahl- der erforderlichen Lautsprecher und Mikrofone sowie ihre Plazierung stellen mithin erhebliche Ansprüche a n d i e Planung, d e n n auch unter ungünstigen Witterungsund Umgebungsverhältnissen m u ß die Sprachverständlichkeit gewährleistet sein. Große akustische Probleme galt es zu lösen, als der Papst anläßlich seines Besuches im Großherzogtum Luxemburg auf dem Glacis-Gelände in Luxemburg-Stadt eine Messe zelebrierte. Der Festplatz (normalerweise ein Parkplatz) mit dem Altarraum und d e n Plätzen f ü r die Chore erreichte e i n Ausmaß v o n 250 m x 120 m. Entsprechend hatten die Beschallungsanlagen für die Massenveranstaltung eine Reihe v o n Forderungen zu erfüllen: — einwandfreie Wortverständlichkeit bis zu den äußersten Geländegrenzen auch unter ungünstigen Witterungsverhältnissen, — ausreichende Musikqualität f ü r die Darbietungen der Orchester und Chöre, — ausreichend hohe Lautstärke f ü r klar verständliche Durchsagen auch bei Unruhe wie zum Beispiel bei der Ankunft des Papstes oder bei eventuellen Störaktionen, — eindeutige akustische Richtungsempfindung v o n jedem Ort des Geländes aus zum Altar hin, — Freiheit v o n Lautsprecher-Laufzeitechos, — hohe Betriebssicherheit (Bei Massenveranstaltungen besteht ein hohes Sicherheitsrisiko f ü r Veranstalter und Ordnungsorgane. Die Lautsprecheranlage m u ß f ü r ordnende Durchsagen stets einsatzbereit sein). Der Lautsprecher-Nutzpegel muß für eine gute Sprachverständlichkeit etwa 10 d B höher sein als der von den Teilnehmern erzeugte Störpegel. Bei Veranstaltungen im Freien sind als Störpegel etwa 70 dB(A) zu erwarten. Bei 10 dB Überdeckung muß der Nutzpegel a m äußersten Platzrand 100 m gegeben. Für e i n e Sprachverständlichkeit von etwa 95 % ist ein linearer Frequenzbereich von 400 Hz bis 4000 Hz -ausreichend. D i e Musikwiedergabe im Freien erfordert etwa 100 Hz bis 6000 Hz. Für die Sprachwiedergabe sind D r u c k k a m m e r -Hornlautsprecher sehr g u t geeignet. Sie haben 9 J Distanz ca. 5 0 m Allee Schaller 70 2 0 0 0 O 0 a O 0 0 4 0 1 0 O 0 0 O —•• 0 3 0 0 oulaepddal p o i , . Lage des Festplatzes in Luxemburg mit den Lautsprecherpositionen. • also mindestens 80 dB(A) betragen. Andererseits soll d e r Nutzpegel i n unmittelbarer Lautsprechernähe 90 dB(A) b i s 95 dB(A) nicht übersteigen, u m die Zuhörer nicht zu belästigen. Bei Nebel und Regen treten neben der normalen Abnahme der Schallleistung mit dem Quadrat der Entfernung noch zusätzliche Dampfungen auf, die m i t der Frequenz stark ansteigen und bei 4 kHz etwa 10 dB bis 15 dB je 100 m betragen. Wesentlich kritischer sind jedoch die Windeinflüsse. B e i Beschallung m i t d e r Windrichtung entstehen in der Regel keine Probleme, da eine Ablenkung der Schallwellenfront n a c h u n t e n - B i l d : VDI-Nachrichten einen hohen Wirkungsgrad und benötigen deshalb n u r eine geringe Verstärkerleistung. F ü r Musik sind jedoch Breitband-Konuslautsprecher erforderlich, die aber nur einen geringen Wirkungsgrad haben u n d etwa die 30- bis 50fache Verstärkerleistung benötigen, um den gleichen Lautstärkepegel zu erzielen. Ein akustischer und ökonomischer Kompromiß ist die gemeinsame Verwendung beider Systeme. Die Hornlautsprecher bestimmen den Schalldruckpegel für die Sprache, während die Konuslautsprecher den Tiefenund Höhenbereich der Musik auffüllen. Für einen annähernd konstanten Schalldruckpegel sowohl L a u t - sprechernähe als auch in 100 m Entfernung sind die Konuslautsprecher als Schallgruppen-Richtstrahler ausgeführt, i n etwa 8 m H ö h e angebracht u n d s o geneigt, d a ß i h r e Richtkeule d i e Z u h ö r e r e b e n e berührt. Um die geforderte Richtungstreue zu erreichen, wurden in Luxemburg für die Papstmesse i m Freien d i e Lautsprecher in konzentrischen Ringen um den Altar als Mittelpunkt angeordnet. D i e nutzbare Reichweite der Lautsprecher — etwa 100 m — bestimmte den Abstand der Ringe. Die Lautsprecher durften hierbei natürlich nur radial nach außen strahlen. I n L u x e m b u r g reichten zwei Ringe, wobei der innere und der äußere Ring einen Abstand von etwa 50 m hatten und der innere Ring die bereiche d e r Ehrengäste, Presse und Chöre versorgte, der äußere Ring die gesamte Besucherfläche. Z u r Ve r meidung v o n Echoerscheinungen mußten die Lautsprecherringe untereinander verzögert angesteuert werden. B e i einer Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls von rund 330 m/s bedeutete dies eine Verzögerung von Ring zu Ring von etwa 150 ms. Um e i n homogenes Schallfeld s i cherzustellen, mußten sich der Abstand d e r Lautsprecherpositionen innerhalb eines Ringes nach der horizontalen Strahlungscharakteristik der eingesetzten Lautsprecher richten. Um hörbare Laufzeitdifferenzen innerhalb eines Ringes zu vermeiden, betrug der Abstand der Lautsprechermasten voneinander e t w a 20 m . Z u r lückenlosen .Abdeckung der gesamten Fläche waren insgesamt 13 Lautsprecherpositionen erforderlich, davon drei am Altardach .und zehn auf Masten. Die notwendige Verstärkerleistung betrug 2 kW, die von 19 Leistungsverstärkern aufgebracht wurde. Als Besonderheit waren an den Mikrofonpositionen „Monitorlautsprecher" angebracht. Bei großen Freifeldbeschallungen hat der Sprecher nämlich k e i n e n direkten K o n t a k t zum Beschallungssystem. U n d das macht ihn unsicher. Für die wichtigsten Mikrofonpositionen gab es daher gesonderte Lautsprecher. die direkt dem Redner den Höreindruck vermittelten, wieihn die Zuhörer im Gelände hatten. Die Einspielung einer solchen Zuspiellautstärke ist jedoch s e h r kritisch, da eine akustische Rückkopplung vermieden werden muß. G . Boye Nr. 37 • f i n - M o n i t o r ' - Lautsprecher (unten i m Bild) gab dem Papst die Sicherheit, daß er :auch tatsächlich verstanden wurde. F o t o : Philips