============== Page 1/1 ============== Brandanschlag auf Commerzbank Mekulgsvolles SäuG-Aernisch Mit einem Feuer in einer Com- löscht wurde. Trotzdem richtete merzbank-Filiale in Hamburg- der Brand mehr als 10.000 DM Wandsbek wurde in der Nacht Sachschaden an. Bei dem neuerlichen Anschlag zum Dienstag die Brandserie im Zusammenhang mit dem Tod wurde im Gegensatz zur Brandserie vom Wochenende keiner der des Frankfurter Demonstranten 'wirkungsvollen' S ä u r e -VerzögeGünter Sare fortgesetzt. rungszünder benutzt, über deren Bauart inzwischen nähere EinzelNoch vor Morgengrauen statteten heiten bekannt wurden. Danach die unbekannten Zündler diesmal bestehen die am Wochenende beder Commerzbank in der Wands- nutzten Brandsätze aus einem beker Chaussee einen Besuch ab. Reaganzglas m i t zwei Säuren Dabei haben sie nach Darstellung (Schwefel, Phosphor), die durch der Polizei auf dem Flachdach ei- ein Plättchen isoliert werden. nes eingeschossigen Baues eine Pla- Langsam zerfrißt die Schwefelstik-Kuppel entfernt. Durch die säure die Abtrennung und verÖffnung warfen sie einen Benzin- mischt sich mit der Phosphorkanister m i t einer brennbaren substanz. Dadurch entwickelt sich Flüssigkeit und entzündeten das eine chemische Reaktion, die nach Ganze. Dadurch brach in den Bü- einer gewissen Zeit (Stunden oder roräumen ein Feuer aus, das je- Tage) zur Selbstentzündung führt doch schnell durch die von An- und eine Stichflamme entstehen wohnern alarmierte Feuerwehr ge- läßt. k a d [die besteht doch schon,d.S] es zeugt aber von der Bemühung der beiden großen Parteien. mit ihrem Traditionsballast fertig zu werden, und zeigt den geringen Spielraum technokratischer Lösungen bei gegebenem gesellschaftlichen Paradigma: Konkurrenz der fast Gleichen! Lothar Späth glaubt an eine mögliche Beglückung der Menschen durch künftige Technologien, doch soll der Staat dem Markt auf die Sprünge helfen, und dann muß noch etwas hinzukommen. Lothar Späth will versöhnen: Ökonomie und Ökologie per Verantwortungsethik —mal sehen, wergewinnt —Sozialstaat und subsidiäre Solidargemeinschaft mit „postindustrieller Sozialethik" • die Werte der Menschlichkeit mit denen der Arbeit, Technologie und Kultur: alles wird schön! In dieser großen Versöhnung geht dann auch jeglicher Widerspruch unter. Späth läßt — außer beim EG-Agrarmarkt — jede Interessenkollision weg, versucht, die Zukunft als Konsens des Normalen zu empfehlen. Späth will zwar den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit endgültig beerdigen. Doch es bleiben ihm die Widersprüche: Er fordert die Gewerkschaften auf, doch Abschied zu nehmen von ihrer Fixierung auf den traditionellen (Lohn-) Arbeitsbegriff, beklagt gar, daß sich Selbst- und Fremdeinschätzung der Bundesbürger an der Stellung in der Arbeitshierarchie festmachen — und hält gleichzeitig ein Plädoyer für Leistung und Elite. Späth ist zwar fasziniert vom Denken in Regel- I kreisen, von kybernetischen Modellen — und rennt dann geradeaus: Er setzt auf Export. auf expandierende Auslandsmärkte, um die Sättigung im Inland auszugleichen. Nach Späthbasteln wirunsmitden neuen Technologien heute das Handwerkszeug für morgen, und da wirheute noch nichtkennen können, womit wirmorgen hantieren, müssen genauere Formulierungen unterbleiben. Ihm genügen Technik plus Tugend und Flexibilisierung plus Hoffnung. Vonder Verteilung von Arbeit oder Bruttosozialprodukt läßt er die Finger. Soziale Gerechtigkeit bleibt ihm Ermahnung. Doch einen Wachstumsmarkt entdeckt erdennoch: „Versorgung mit menschlicher Zuwendung" für Alteund Krankeetwa. Wenn 'Nächstenliebe` ein wenig honoriert wird — „aktive Subsidiarität" — dann, so erkennt Späth, sei das besser und billiger, fördere die Menschlichkeit in der Gesellschaft und entlaste die Sozialkassen [Na also, da hat er für die Frauen ja auch noch was gefunden, d.S]. Späth möchte erreichen, daß die Normen der Menschlichkeit auch in der Arbeitswelt Einzug halten — und ökonomisiert damit noch die letzten Nischen: „Wandel zur privaten Dienstleistungsökonomie" . P e t e r Grafe Lothar Späth: Wende in die Zukunft Spiegel-Buch/Rowohlt