============== Page 1/1 ============== DASHACKE DereinsameHackerist „out". Die elektronischenDaten-Bummler setzen jetzt auf Kommunikation. F r i i h e r knackte Buddha* Paßwörter und drang in fremde Computer-Systeme ein. Heute prüft er Zugangsberechtigungen, vergibt selber Paßwörter, knüpft und sichert Informationssysteme. ,,Aber diese endlosen Streitereien, ob denn nun Atari oder Amiga oder ob dieser oder jener Flugsimulator, die kommen bei mir nicht rein. Mir geht es um die Inhalte." Unkonventionelle Inhalte, dargeboten mit unkonventioneller Informationstechnik, das ist der neue Trend in der Hacker-Szene. Wau Holland, legendäre Leitfigur des Chaos-Computer-Clubs (CCC): „Als im März 1988 unser Club-Mitglied Steffen WernLy in Paris verhaftet wurde, mußte sich zeigen, welche Kommunikationsmethoden leistungsfähig sind und welche nicht. Es stellte sich heraus, daß das Telefon dem Computer im Echtzeit-Management derzeit noch überlegen ist." Die arg gebeutelten Hakker, ins Visier genommen von Strafverfolgungsbehörden a u s 2 7 Ländern, e r k a n n t e n e i n n e u e s Aktionsfeld: Kommunikationssysteme für jedermann. Und sie machten sich daran, die Mailbox-Szene umzukrempeln. Die hatte einen kreativen Schub bitter nötig. Kaufe, biete, suche, wer hat, wer kann mir, Grüße an alle - Mailboxen können ja so langweilig sein. „The medium i s t h e message" schrieb Marshall McLuhan, KommunikationsGuru der 60er Jahre - er hatte sich ten wurde, hat sich die Szene gründlich gewandelt. Mailboxen werden AIR Informationsmedium entdeckt. Informatik-Studenten schieben auf „StrikeNet" Informationsblöcke über Vorlesungsstreiks durch UniversitätsRechner und Privat-Computer, Umweltinstitute teilen aktuelle Werte belasteter Lebensmittel mit. Religiöse Gruppen verbreiten Erbauliches, und eine LINKS-Box meldet sich auf dem Bildschirm selbstbewußt: „Unsere Mailbox ist nicht eine von der üblichen Sorte. Bretter zu speziellen Corngetäuscht. Denn bisher wußten sich putem, Programmiersprachen oder Datenkommunikations-Fans nicht viel Raubkopien wird man hier vergeblich zu sagen. Es zeigte sich. daß Kommu- suchen. Denn LINKS ist eine Mailbox, nikation auch etwas mit Inhalten zu die es sich zur Aufgabe gestellt hat, tun haben muß. Nachdem 1986 auch alternative Informationen unters Volk noch das „Hacken" per Gesetz verbo- zu bringen." Das Volk wird mit Mel- Das Unix-Netz UUCP Neue Boxen entwickeln sich auch i m internationalen UUCP-Netz: ein Datenverbund- u n d Nachrichtennetz d e r Unix-Rechner (Unix-System to Unix-System Copy). UUCP-Backbones stehen in vielen Ländern. In der Bundesrepublik Deutschland fungiert ein Rechner der Universität Dortmund („Unido") als Verteilerpunkt f ü r rund 200 Systeme. UUCP läuft über Datex-P oder Telefonnetz und wird vor allem für technische Kommunikation genutzt, bietet jedoch auch einen News-Dienst namens USE- NET an. Zusehends finden sich Benutzergruppen, d i e das Netz als neues Kommunikationsmedium für allgemein interessierende Inhalte nutzen. Dazu zählt in d e r Bundesrepublik Deutschland der Subnet e.V., online über 0 40/ 2 51 23 71 (300 baud), -72 (1 200 baud) und -73 (300 —1200 —2 400 baud), DATEX-PI 44 4000 99636. Einen besonders preisgünstigen Zugang zur Unix-Welt bietet der ISCC des CHIP Club. Er ist über 0 40/6 94 01 01 ( 3 0 0 baud) u n d 0145 (1200/2400 baud) erreichbar. * Name der Redaktion bekannt 42 C H I P Nr. 4 — April 1989 dun yen beiz sea rice gie kt kar ma nur här net zer. Me Nat net We for Lindn als auf aber tätsUmbeiöse und dem sere ibli:omxier ilich box, hat, Volk gel■ .tes )/ rs lt st 1989 dungen und Terminen aus der Politik versorgt. Die in mehreren Ländern arbeitende, in Wien beheimatete Presseagentur „phoenix" präsentiert Nachrichtenbretter zu den Themen Energie, Rüstung, Gesundheit, M ü l l , Ökologie, Recht, Verkehr, Wirtschaft, Wissenschaft. Anders a l s b e i m Zeitunglesen kann jeder mitmachen, eigene Informationen hinzufügen und seine Meinung allen Benutzern kundtun. So hängen auch d i e Themen i n den neuen Boxen ganz von ihren Benutzern ab. Beliebt sind Solarenergie, Menschenrechte, C o m p u t e r -Viren, Nazi-Software. Doch noch sind die neuen Briefkastenonkels keine „BoxWeltmeister". „Schluß mit der Politik", fordern manche Mailbox-User, d i e sich an die Online-Vereinsgemütlichkeit gewöhnt hatten. Solche Reaktionen gab es bereits nach dem spektakulären Challenger-Unglück d e r NASA im Januar 1986. In einigen Boxen entbrannte danach eine heftige Diskussion u m Computer-Fehler, Raumfahrt und das SDI. Die Debatte schlief damals wieder ein. Jetzt jedoch entwickelt sich eine Mailbox-Bewegung, die ihr Medium nutzen will, um sich kritisch über die ,,Außenwelt" zu verständigen. Der vom Saulus zum Paulus gewandelte „Sy- Nachrichten per Phoenix Phoenix heißt eine internationale Nachrichtenagentur, d i e rund urn d i e Uhr „Fakten statt Empörung" liefert: Meldungen „aus Politik, Ökologie und Wissenschaft". Phoenix-Büros gibt es mittlerweile in Wien, Zürich und Köln, hinzu kommen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen i n Warschau, Budapest u n d seit kurzem auch im US-Bundesstaat Kalifornien. Die Nachrichten b i e t e t Phoenix i n vier Formen an: als Tagesdienst (Telefax, Te l e x , M a i l b o x ) , Wochendienst oder Sammelband (Mailbox, Diskette, Ausdruck). Außerdem i s t Phoenix i n den Boxen des Z-Netzes präsent, derzeit auch für Gäste zum Schnuppern erreichbar im „Bit-Dschungel Köln". Phoenix wird nach eigenen Angaben unter anderem unterstützt von Prof. Robert jungk (Salzburg), Prof. A r m i n Weiss (Universität München), Dr. Klaus Bosselmann (Umweltjurist, Berlin) und ist per Briefpost erreichbar unter PhoenixPresseagentur, Langackergasse 29, A 1190 Wien. sop" Buddha: „Es sieht so aus, als spalte sich die Bewegung in zwei Lager. Für die einen geht's um die Technik, für die anderen um die Inhalte." Was gewiß nicht heißen soll, daß die ehemaligen Hacker keinen Spaß an der Technik hätten. Mit Hilfe der in CHIP 11/88 beschriebenen Zerberue-Software haben sich 46 Mailboxen zum 2 -Netz" verknüpft, das mehrere Bretter gemeinsam anbietet. Das hat den Vorteil, daß die Registrierung bei einer in der Nähe befindlichen ZBox ausreicht, um an Informationen heranzukommen. Die Z-Netz-Betreiber verfolgen dabei ein weiteres Ziel: Sie wollen zeigen, daß gute Informationssysteme auch über das herkömmliche Telefonnetz laufen können, ganz ohne das umstrittene ISDN (eines der meistdiskutierten Themen in der Szene). Wau Holland: „Wahrscheinlich ist das Z Netz sogar weniger störanfällig. Fällt ein Knoten aus, so wird ein Umweg geschaltet. Wenn ein Saboteur oder sonst jemand das Z-Netz ausschalten will, dann muß er schon das gesamte Telefonnetz lahmlegen." Die Z-Netzwerker planen, d e n bundesweiten Datenaustausch per BTXnet zu betreiben. „Die Btx-Zentrale soll als großer, zum Ortstarif erreichbarer Daten-Pool genutzt werden", beschreibt ein NetzManager diese Idee. Doch so einfach, wie sich das alles anhört, ist es nicht. Es zeigen sich bereits in der Einführungsphase unerCHIP 4 3 DAS HACKERNETZ wartete Probleme, die gar nicht unbedingt in der Technik liegen. Denn bei einer Mailbox kann jeder mitschreiben. Das führt manchmal zu seltsamen Ergebnissen. Harmlos i s t d a noch „Maveriks" naive Message: „Hat jemand Tips, wie man eine Frau für den Compi begeistern kann?" In manchen Boxen finden sich dagegen abgestandene K a l a u e r, w ü s t e B e schimpfungen, veraltete Nachrichten und pubertäre Bekenntnisse in großer Zahl. Die Hacker haben das Problem erkannt. Auf dem letzten „Chaos Communication Congress" Ende 1988 i n , Hamburg trafen sich mehrere SystemOperatoren zu einer Spezialveranstale g tung „Dummheit in Netzen''. (..) 0 A l t e r n a t i v e Mailboxen haben also ein Entsorgungsproblem: W i e e r a kenne und beseitige ich Datenmüll? In einigen Systemen wird jeder beim Aufbau der Verbindung darauf hingewiesen, daß neue Meldungen überprüft werden, bevor sie ins System dürfen. „Die Konsequenz w i r d sein, daß ich eine eigene Mailbox aufmachen werde, in der diese Zensur nicht herrscht", empört sich ein verhinderter Autor. „Wir lernen neue soziale Umgangsformen", meint dazu Deutschlands populärster Hacker Wau Holland, „Umgangsformen einer neuen Kommunikationswelt: die Net-ikette." Umstritten ist beispielsweise die heute übliche Anonymität der Kommunikationspartner. Natürlich machte es Spaß, sich Phantasienamen u n d w e c h s e l n d e Identitäten zuzulegen, a b e r fördert oder behindert das die Kommunikation? Im Subnet, einer User Gruppe, die über UUCP („Unix to Unix Copy Program", s. Kasten) über technische Das Z-Netz: ein Netz von Mailboxen, die über das Telefonnetz unter ZERBERUS-Software laufen. Ein Schwerpunkt sind Fmgen der Kommunikations- und Informationstechnik amid Teilefes Nietzsame N i z s e / O r / 0 1 / 2 5 68 85 ELDI Doi's MailSystem Essen 2 400 Frank 0 8 9 / 1 2 3 44 56 INFOXK Infoxx Muenchen 1200 . 2 0 2 / 4 7 30 8 4 TTB Toelletumeox Wuppertal 2 400 Kerstin 0 8 9 / 3 00 14 26 BBPP BBPP Muenchen* 1 200 Bernhard 0 2 / 4 4 3 6 73 RMB Rorisdrf.Maill3. Wupper- 2 400 tal Horst 0 8 9 / 3 9 71 8 6 AHB AFIB-Wirtschdatenb MUnch 1 200 Tom 0 8 9 / 6 51 9 2 79 1NFINET Infinet-Muenchen* 2 400 Ruediger • 0 9 / 1 5 2 8 95 LINKS Links Muenchen 1200 Joachim ?Widen Illetzffleme NansiD/Orf 03/70 1006 1 1 3 5 I n s e d Wruip Ibm User System Dais- 2 400 M a r k u s burg 2 0 3 1 / 2 13 68 V O P Vopatepatu Velbert 21 5 1 / 7 9 82 02 L I O N LAB's Tönisvorst 1 200 P e t e r 1 200 S t e f a n 2 1 / 2 4 4 0 54 S i l t y Silly's MailSys. Köln 2 400 E r w i n 0 2 2 1 / 5 5 83 3 6 L I N K S -K Bit-Dschungel Köln Z 400 P e t e r • 22 0 3 / 2 S i 38 A B C Atari Box Cologne Koeln 2 400 U w e • 22 3 4 / 7 12 92 P L A K A T Plakat-Box Koeln • 22 3 4 / 6 33 71 Magic Mountain Koeln 1 200 J o c h e n M M 1 200 R a l f 0 22 4 1 / 4 0 4 4 03 M I D I Midimail Troisdorf 2 400 R e n e 0 2 3 1 / 2 7 05 05 E L A N Elan-Box Dortmund 2 400 H o l g e r • 24 4 1 / 5 73 25 M I - I B Moerser Hacker Box 2 400 L a n c e 0 4 0 / 4 91 1 0 85 C H A O S -HH Chaos-Box-Hamburg 2 400 H j o e r n 0 4 0 / 7 68 75 46 H D K Harb. Datenkiste Harn- 1 200 B e r n d burg 0 4 0 / 7 01 9 5 02 A N M Amiga Net Moorburg bg 0 41 4 1 / 8 72 7 9 S N W Stader Network 0 4 5 1 / 3 1 6 42 M A F I A MedienAgentur Lubeck 2 400 H e n n e 2 2 400 H a n s 400 S v e n 0 5 11 / 3 50 5 6 04 O L N Oekoline-Net Hannover* 300 U d o 0 5 5 1 / 5 91 7 2 First Goettinger Maitb. 1 200 O t t o F I J M 0 58 5 1 / 7 8 9 6 A B B S Astronom.-M Dahlenburg* 0 61 0 3 / 4 52 8 7 & I M A M Bitmail Egelsbach 0 62 0 4 / 8 5 21 W I L D Wildcat Viernheim OFFL. 1 200 0 63 3 2 / 7 24 17 G C S GrossComp. Zweibruek- .1-200 ken 0 6 7 5 3 / 5 4 07 J O L jesusOnLine Calbach* 2 400 joem 0 6 8 0 6 / 3 9 78 1 2 400 GCN GCN Muenchen 1200 RAVENNA Ravenna Muenchen 1200 Papp P. Heenelt 0 9 11 / 4 5 27 77 LINKS-N Links-Nuemberg 300 Gab/Peter 0 9 11 / 7 6 44 41 ASN Alphasoft Nuemberg 2 400 Norbert 0 91 3 1 / 9 9 29 98 AME ASK MailBox Erlangen 2 400 Klaus 0 0 41 4 5 / 2 1 1 4 88 1NVESTRA Investra CH-Kaltbach 1200 Gino 0 0 41 6 4 / 5 4 33 88 SEETAL Seetal-Box CH 1200 Werner 00 43 2 2 / 2 43 3 7 78 PHOENIX Phoenix A-Wien 2 400 Franz Alle Zerberus-Mailboxen (mit Ausnahme der durch * gekennzeichneten, 20 bis 6 Uhr) sind 24 Stunden online. Parameter 8/n/1. B e f e h l e z u m „Herumstöbern" m i t G a s t " -account: BRETT*/Zeigt alle für Gäste Erich e r r e i c h b a r e n Bretter an Peter Gunter --- -_BREIT (Name)/in ein Brett gehen U M S UserMail Saarbruecken* 2 400 Marcus EierkocherSaarbrueeken 2 400 Wombel • 68 31 /4 12 14 L I N K S -5 Links-Saarland Saarlouis 1 200 Rudi 0 8 2 1 / 7 2 21 6 6 Allg.Comp.club Augsburg Reinald 2 0 8 9 / 7 2 8 06 29 0 8 9 / 8 80 29 93 200 P e t e r 0 6 8 1 / 8 7 32 40 E I K O A C A T. Vogler 400 45 BREIT+ /nächstes Brett ansehen T,F.SEN (Nr)/Meldung Nr. lesen Gäste erfahren vor allem im Kölner „Bit-Dschungel" (02 21(55 83 36) eine ganze Menge. 44 C H I P Nr. 4 — April 1989 a Y M E . f e M i i