All rights reversed

Wizards of OS

Vortrag: Volker Grasmuck <>
http://www.mikro.org/Events/OS/
Bericht: Jens Ohlig <jo@devcon.net>

Volker Grasmuck stellte das Konzept eines Kongresses vor, den Aktivisten des Berliner Mikro e.V. für den Juni 1999 geplant haben. Er trägt den Titel "Wizards of OS -- Betriebsysteme für die Systemgesellschaft" und wird im Haus der Kulturen der Welt stattfinden.

Der Kongress wird an seinen drei Tagen in drei Bereiche zerfallen: Ein Tag, der das Thema Betriebsysteme aus der akademischen Sicht untersucht, ein Tag für die Hacker-Szene und ein Tag, der hauptsächlich Kultur-Menschen und Geisteswissenschaftler anspricht.

Wenn man die mögliche Zukunft der Betriebsysteme sieht, dann scheint es in Richtung verteilte Betriebsysteme zu gehen. Interessant ist es allerdings, daß schon bei den ersten Betriebsystemen die Vernetzung die Hauptrolle spielte, wenn auch in einem ganz anderem Sinne als heutzutage: Die User der Time-Sharing-Systeme in den 60er Jahren fühlten sich als eine Community, der überwiegende Teil der Programme auf einem System wurde von Usern für andere User geschrieben.

Ideen für das vielbeschworene "Betriebsystem der Zukunft" gibt es eine Menge. Konzepte wie Plan 9, das aus Japan stammende TRON oder Amoeba werden wohl angesprochen und den Klassikern aus der guten alten Zeit wie etwa CPM/M gegenübergestellt werden.

Wenn Geisteswissenschaftler Parallelen zwischen dem sogenannten wahren Leben und der Welt der Betriebsysteme ziehen, kommt unweigerlich Niklas Luhmanns Systemtheorie ins Spiel. Obwohl Volker Grasmuck davon bereichtete, daß viele Informatiker seine Vergleiche gar nicht nachvollziehen können, liegt es ja eigentlich auf der Hand: Auch in der Gesellschaft gibt es Process Handling, Scheduling und Ressourcen.

Letztendlich ist es auch gar nicht selten, daß zwischen dem System Gesellschaft und dem System im technischen Sinne Synergieeffekte entstehen. Auffällig ist das bei der Open-Source-Bewegung, also etwa bei Projekten wie Linux. Aber auch dieser Ansatz ist möglicherweise noch zu erweitern. In der Landwirtschaft gibt es die Entwicklung, daß mit speziellem Saatgut zunächst höhere Gewinne erwirtschaftet werden können, aber die entstehenden Pflanzen unfruchtbar sind, so daß der Landwirt im nächsten Jahr wieder beim gleichen Saatgutproduzenten kaufen muß. Proprietäre Lösungen, ein gemeinsames Schöpfen aus einem gemeinfreien Wissens-Pool ist für die Bauern nicht mehr möglich.

Eine freie Gesellschaft durch freie Betriebsysteme also? Ganz so einfach ist das natürlich nicht, aber auf dem interdisziplinären Kongress "Wizards of OS" im nächsten Sommer gibt es ganz offensichtlich eine Menge Stoff für Diskussionen.