All rights reversed

Baggern im Netz

Vortrag: padeluun <congress98@padeluun.de>
www.foebud.org
Bericht: Kerstin Lenz <K.Lenz@link-goe.de>

"Baggern im Netz" war der Titel des Workshops - daraus entwickelte sich schnell ein nettes, ernsthaftes Gespräch über Kommuniktion und Kontaktaufnahme mit Wildfremden allgemein.

Wie schaffe ich es, mit vollkommen unbekannten Menschen ins Gespräch zu kommen? Warum blockt ein Gegenüber einmal ab, während beim anderen Mal eine Unterhaltung von allen Insassen eines Hamburger U-Bahn-Waggons gemeinsam zustandekommt?

Wie es auf dem Chaos Communcation Congress so häufig ist: aus einer angekündigten Veranstaltung kondensiert sich schnell eine ganz andere - so nicht geplant, aber viel näher an dem, was die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erwartet oder gar erhofft hatten.

padeluun leitete den Workshop durch behutsame Einwürfe, die eigentlich selten mehr zu bewirken hatten, als die Diskussion am Thema zu halten. Begann die Veranstaltung noch mit der Erzählung zweier Teilnehmerinnen, deren übers Netz geknüpfter Kontakt sich als menschliche Enttäuschung herausstellte, so ging das Gespräch von dort direkt zu der Frage über, wie man denn eine Gesprächsinitiative eines vollkommen Fremden zu interpretieren habe.

Zur Hilfe genommen wurde dabei die - kurz erklärte, aber mindestens im Ansatz fast allen bekannte - Kommunikationstheorie Friedemann Schulz von Thuns: Was jemand sagt, habe eine Sach- oder Informationsebene, eine Aussage zur Beziehung des Sprechers zum Adressaten, eine Aussage über den Sprecher selbst und schließlich eine Appellfunktion. Nur ist bei jedem Menschen das Ohr für eine dieser Aussagearten schärfer als für die anderen Aussagen. Daraus entstehen Mißverständnisse. Kommunikation mißlingt oder kommt gar nicht erst zustande.

Was also tun, um das Schweigen - im Netz oder im realen Leben im U-Bahn-Wagen oder in der Schlange an der Supermarktkasse - zu durchbrechen? Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sich darin einig, daß viele Menschen auf einen ersten Kontaktversuch mit Mißtrauen und Ablehnung reagieren. "Was will der eigentlich von mir?!" Vielleicht läßt sich diese Ablehnung einfach und schnell aufbrechen, indem man signalisiert, daß man nicht erwartet, etwas zu erhalten, sondern man im Gegenteil selbst etwas geben wolle - Aufmerksamkeit, Zuwendung, Mitgefühl, Empathie - ohne eine Gegengabe zu erwarten: ein Geschenk machen, ohne eine Gegengabe zu wollen - nur so ist es ein echtes Geschenk. Obwohl Skepsis laut wurde, berichteten mehrere Beteiligte, daß eine solche Kontaktaufnahme sogar ohne Worte erstaunliche Erfolge zeigt.