Preview '23 - nichts ist wie es scheint'
Vortrag: Buena Vista <>
http://www.dreiundzwanzig.de
Bericht: Chris Vogel <c.vogel@w12.link-goe.de>
Keine Kosten und Mühen wurden gescheut, um die Preview von '23 - nichts ist wie es scheint' zu einem Kinoerlebnis zu machen: Buena Vista ließ für die Preview auf dem CCC'98 die Projektoren der Aula im Haus am Köllnischen Park renovieren und Stereotonabnehmer einbauen.
Es lohnte sich: Die Aula war bis auf den letzten Platz mit über 800 Zuschauern gefüllt.
Der Film zeichnet ein anderes Bild vom 1989: Nicht bunt und geflippt, sondern eher in Grau und Braun gehalten. In den Rahmen um die Ereigenisse um den Tod von Karl Koch wird der politische Hintergrund mittels Originalmaterial immer wieder eingeflochten.
23 zeichnet keine dokumentarische Sicht der Ereignisse um den Verkauf von erhacktem Datenmaterial an den Ostblock (im Film den KGB), sondern konzentriert sich darauf, ein Bild der Zeit in einer unterhaltenden und verständlichen Rahmenhandlung zu liefern.
Wer die Zeit erlebt hat, fühlt sich zurückversetzt in das Gefühl der politischen Unsicherheit und kann Karls Flucht in die Welt der Illuminaten nachvollziehen.
Verglichen mit anderen Hackerfilmen wie Sneakers oder Hackers zeichnet der Film ein realistisches und nüchternes Bild vom Mythos Hacker. Trotz seines Anspruchs zu unterhalten gleitet 23 nicht in müde Computeranimationen, schlecht nachgestellte Hackszenen oder sensationszuträgliche Pietätslosigkeiten ab.
Der Film lädt seine Zuschauer ein, nach dem Kino im Buch zum Film die Interviews, die bei den Recherchen zum Film entstanden sind, zu lesen und zu erkennen, daß es soviele subjektive Realitäten zu den Begebenheiten um Karl Koch gibt, wie es Interviewpartner gab.
Menschen mit einem leichten Hang zur Paranoia sollten sich in dem Film auf eine überzeugende Darstellung der weltweiten Verschwörung der Illuminaten gefaßt machen. Wer aus dem Film kommt und nicht wenigstens ein wenig darüber nachdenkt, ob es sie nicht doch geben könnte, hat keine Phantasie.
In der anschließenden Diskussion mit drei Zeitzeugen ergab sich, daß sich die Ereignisse von 1989 nicht mehr genau rekonstruieren lassen. Leider werden wohl auch die unzähligen Seiten der Verhörprotokolle beim Verfassungsschutz noch lange unter Verschluß bleiben und bei der Lüftung der Geheimnisse nicht helfen können.
Festzustellen bleibt, daß der CCC als Verein nicht in der Position ist, Tragödien wie die um Karl Koch oder den Tod von Tron zu verhindern. Im Verein gibt es die normale soziale Kontrolle, die untereinander ausgeübt wird, wie in jedem anderen Verein auch. Was sich dieser freiwilligen gegenseitigen Kontrolle entzieht, kann und soll nicht überwacht werden.
Alle Diskutanten waren sich einig, daß sie nicht beurteilen können, ob es sich beim Tod von Karl Koch um einen Mord oder einen Selbstmord handelte. In der Tendenz der persönlichen Meinungen neigte das Bild jedoch zu Selbstmord.
Abschließend: Wer den Film nicht sehen wird, wird etwas verpaßt haben.
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