Versuche einer Klärung von Trons Tod - Geschichte, Ablauf und Ermittlungen
- Diskussion
Vortrag: Andy Müller-Maguhn <andy@ccc.de>
Bericht: nikate <ame16@uni-koeln.de>
Die Sache ist heiß. Sehr heiß. Und traurig. Das sind aber
auch schon die einzigen eindeutigen Aussagen, die sich zu dem Fall Tron
bisher machen lassen. Wer von dieser Veranstaltung große Enthüllungen
erwartet hatte, wurde enttäuscht. Für alle anderen gab es eine
sehr emotional geprägte Diskussionsrunde, in der noch einmal Trons
außergewöhnliche Fähigkeiten vorgestellt wurden - und auch
das ganz besondere Spannungsfeld, in dessen Mittelpunkt er stand.
Denn Tron, der auf bisher ungeklärte Weise im Oktober dieses Jahres
tot aufgefunden wurde, war kein gewöhnliches CCC-Mitglied. So war bei
vielen Teilnehmern auch - abgesehen von der Trauer und Wut über den
persönlichen Verlust eines Freundes und Bekannten - der Wille zu spüren,
die Erinnerung an ihn vor allem dadurch lebendig zu halten, daß sein
enormes Wissen erhalten und weitergegeben werden soll.
Nach einem etwa halbstündigen Interview mit Tron von dem "Hacking
in Progress" Treffen 1997 in Holland, das im abgedunkelten Kinosaal
vor schwarzer Leinwand abgespielt wurde, präsentierte CCC-Pressesprecher
Andy Müller-Maguhn eine ausführliche Dokumentation der Tage zwischen
Trons Verschwinden und dem Fund seiner Leiche (http://www.doku.congress.ccc.de/281298-tronfolie.html).
Denn, so wurde in dieser Veranstaltung deutlich, für die Selbstmord-Theorie
gibt es bisher noch keinen einzigen schlüssigen Beweis - für den
Verdacht des CCC hingegen würden zumindest eine Reihe von Tatsachen
sprechen, die eng verknüpft sind mit dem Wirkungs- und Spannungsfeld,
in dem sich - der vielleicht etwas zu naive - Tron bewegte. Wenn es um einen
Experten für Chipcard-Hacking (Pay-TV, Telefonkarten) und ISDN-Verschlüsselung
geht, muß man nicht paranoid sein, um sich vorzustellen, wer Interesse
an diesem Wissen - oder gerade an der Zurückhaltung dieses Wissens
- haben könnte. Tron selbst war, wie das Interview zeigt, bewußt,
wie gefährlich das Terrain war, das er betreten hatte.
Wie gesagt, was wirklich geschah, darüber läßt sich vorerst
nur spekulieren:
Im Laufe der Diskussion (an der übrigens auch der zuständige
Kripo-Beamte - als Privatmann - teilnahm) wurden zum Beispiel gravierende
Fehler im Ermittlungsverfahren erkennbar, aber auch gesellschaftskritische
Probleme. Der Künstler und Kongreß- Referent padeluun erinnerte
noch einmal daran, die Selbstmordtheorie nicht völlig auszuschließen.
Jemand wollte dafür sogar die Wehrdienst-Einberufung Trons verantwortlich
machen (was sogleich als absurd dargestellt wurde). Und ganz zum Schluß
wies CCC-Alterspräsident Wau Holland (nicht ohne Augenzwinkern) auf
die Chance hin, noch einen anderen Nutzen aus dieser Veranstaltung zu ziehen:
sie ganz allgemein als Anregung zu sehen zur Annäherung zwischen verschiedenen
"Meinungsträgern"...
Wer mag, kann sich das Ganze auch noch mal als MP3-Datei anhören:
http://www.doku.congress.ccc.de/mp3/trons_tod.mp32
.
Das Interview mit Tron gibt's unter http://www.doku.congress.ccc.de/mp3/tron_interview.mp3
.
Bei der Beerdigung haben Trons Freunde ihm eine Telefonkarte mit in den
Sarg gelegt.
Meld dich mal wieder, Tron!
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