All rights reversed

Sprache, Dienste & Kultur des Internet

Vortrag: Wau Holland <wau@ccc.de>

Bericht: Axel Stachora <stachora@cademis.de>

Der Altpräsident des CCC, Wau Holland, gab eine Einführung wie das Internet eine neue Kommunikations- und Informationskultur entstehen läßt und wie wir damit umgehen bzw. umgehen sollten. Er hob dabei die besondere Bedeutung der Sprachen hervor. Neben der Muttersprache ist Englisch als Fremdsprache zwingend erforderlich geworden, um die technische Seite des Internets und vieler seiner Inhalte verstehen zu können. Für einen Hacker gehört die Kenntnis von Sprachen zur absoluten Mindestqualifikation. Sie ermöglicht es zu verstehen und durch Nachdenken neue Dinge Dinge herauszufinden. Die Fähigkeit zur Kommunikation hilft Konflikte zu entschärfen. Hier liegt die Stärke des Internets. Es beinhaltet nicht nur das WWW, sondern auch Email oder Newsgroups. Es ist nicht nur einseitiger Informationsfluß von Anbietern zu Konsumenten, sondern bietet eine weltumspannende Kommunikationsplattform.

Leider fehlt vielen Internetusern ein angemessenes Bewußtsein für die Mechanismen des Internets. Fehlbedienungen führen zu Mailfluten, die durch das eh schon überlastete Netz branden. Emotionale Beiträge in Newsgroups führen zu Flamewars, weil den Autoren nicht bewußt ist, daß ihre Meinungen nicht im kleinen Kreis sondern weltweit präsent sind. Beiträge sind global abrufbar und werden für viele Jahre archiviert. Jeder sollte sich die Frage stellen, ob das, was ich tue auch dann funktioniert, wenn das jeder machen würde? Sinnvoll genutzt bietet das Internet ein Forum mit gewaltigen Möglichkeiten. Durch RFDs (request for debate) und RFCs (request for comments) sind hochwertige Diskussionsprozesse möglich. Die grundlegenden Konventionen des Internets sind in RFCs festgehalten.

Allen Einsteigern riet Wau: Lernt mit Suchmaschinen umgehen! Sie seien die perfekten Eltern und sind mit maschineller Geduld gesegnet. Nur der bewußte Umgang mit der Sprache und Nachdenken führt zu brauchbaren Ergebnissen. Das Angebot im Internet hat die 8 Terabyte überschritten und wächst ständig. Wo derart viele Informationen fließen gibt es auch Mißbrauch und Begehrlichkeiten. Die Idee des freien Informationsaustausches trifft auf Regulationsbestrebungen von staatlicher und anderer Seite. Bei der Softwareentwicklung treten Initiativen wie Linux oder BSD mit freiem Quellcode gegen proprietäre System an.

Wau sieht zwei Arten von Computernutzern: die Knöpfchendrücker und die Nutzer, die versuchen die Grundlagen des Computers zu verstehen, um nicht mehr von anderen abhängig zu sein. Besonders hob er dabei die Initiative Mexikos hervor, 120000 Schulen mit Linux-Rechnern auszustatten. Aber auch ein tieferes Verständnis hilft nicht gegen den drohenden Verlust der Privatsphäre, der um 2008 eintreten soll. In dieser Gesellschaft wird dann die Fähigkeit zur Kommunikation entscheidend sein. Die Kommunikationsstarken werden stärker werden und die Schwachen schwächer. Wau geht dabei so weit, die "Netzwerkfähigkeit" als Grundlage für das Lebens zu bezeichnen.

In Abwandlung eines Kant-Zitats aus der "Berlinischen Wochenschrift" von 1784 beendete er seinen Vortrag: "Man gebe den Menschen ein mächtiges Kommunikationsinstrument - wie es das Internet ist - und die Menschen werden sich selbst aufklären."

Weiteres Material findet sich unter http://www.haring.com