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BegriffsvernebelungZum Thema RaubkopierenIn der letzten DATENSCHLEUDER fand sich ein Artikel zum Thema "Raubkopieren". Als Verfasser zeichneten Caesar/Stöpsel. Was das "Stöpsel" angeht, hat mich die Redaktion durch ein Versehen mit Federn geschmückt, die mir mangels Urheberschaft nicht zustehen. Ich muß mich aber, vor allem in Bezug auf die Gesamttendenz, von dem Artikel distanzieren, möchte das aber jetzt nicht im einzelnen erörtern. Dagegen will ich die Aufmerksamkeit lieber auf einen bisher völlig vernachlässigten Aspekt der Raubkopierer-Diskussion lenken. Den Begriff "Raubkopie" bzw. "Raubkopierer". Denn: ES GIBT WEDER "RAUB"-KOPIEN, NOCH "RAUB"-KOPIERER! Ist das Kopieren also frei und erlaubt? Nein, obwohl bei weitem nicht für jedes Programm, bei dem das behauptet wird, ein Urheberrechtsschutz besteht. Wogegen ich mich entschieden wende, ist allein der Begriff "Raubkopie". Er rückt ein einfaches Vergehen in die Ecke des Verbrechens und der Gewaltkriminalität, Denn unter Raub versteht der Jurist die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache unter Anwendung von (körperlicher) Gewalt oder von qualifizierten Nötigungsmitteln, d.h. unter Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben. Dies trifft aber - wie jeder weiß - auf die sog. "Raubkopien" in keiner Weise zu. Gemeint ist doch das illegale Ziehen von Kopien urheberrechtlich geschützter Programme. Ein Programm ist aber schon keine "Sache", sondern eine geistige Leistung. Sache ist nur der (dem Kopierenden gehörende) Datenträger, auf dem das Programm gespeichert ist. Das mag man vielleicht noch als übertriebenen juristischen Feinsinn abtun. Dies ändert jedoch nichts daran, daß die illegal gezogenen Kopien nicht mittels Gewalt oder unter Einsatz von qualifizierten Nötigungsmitteln beschafft werden. Von Raub kann daher keine Rede sein. Selbst wenn ausnahmsweise einmal eine Programmkopie geraubt würde, sollte man von einer geraubten Kopie und nicht von einer "Raubkopie" sprechen. Man sagt ja auch "gestohlenes Auto- und nicht "Stehlauto". Hier wird durch den gezielten Einsatz von falschen Begriffen versucht, ein vorn Gesetz mißbilligtes Verhalten noch weit darüber hinaus zu geißeln und die Täter zu diskriminieren. Selbst die bei der Wahrnehmung ihrer Interessen oft wenig zimperlichen Einzelhändler haben es nicht versucht - und schon gar nicht geschafft - die Ladendiebe als Ladenräuber zu verunglimpfen. Unverständlicherweise muckt niemand auf gegen diesen Verbalterrorismus der Software-Hersteller, Selbst im juristischen Schrifttum und in der Rechtsprechung wird der Begriff "Raubkopie" völlig kritiklos übernommen. Darum gilt mein Respekt (und meine Verachtung) der PR-Arbeit der Softwarehäuser. Gute Arbeit. Wenn die Programme auch nur annähernd so perfekt wie die PR wären, dann würde es bestimmt auch weniger "Raub"-Kopien geben... |
[HaBi 2]
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