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Stiftung Datentest - Softwaredecoder für PCsDie Datenschleuder hat es schon vor Jahren prophezeit: mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Anbietern, die Softwarelösungen für Bildschirmtext-Anwendungen vorweisen können. Eines dieser Produkte nennt sich BTX-Term PC und wird von der Firma Stockem Computertechnik, Lange Wende 33, in 4770 Soest, angeboten. Für deutlich unter 300 DM erhält man einen DIN A5-Ringordner mit der Anleitung und zwei Disketten mit Installations- und Treiberroutinen, sowie dem eigentlichen Softwaredecoder. Außerdem wird ein spezielles, umschaltbares Serialkabel mitgeliefeil, das bei 50% der Käufer Anlaß zur Erheiterung geben dürfte. Dazu später mehr. Es ist gewiß keine leichte Aufgabe, einen Softwaredecoder für Bildschirmtext zu entwickeln. Dafür sorgt schon der merkwürdige Pseudostandard, den sich die Post für die langsame Übertragung bunter Bildchen hat einfallen lassen. Entsprechend schwer haben sich die Programmierer lange Zeit getan. Das Unterfangen wird noch dadurch erschwert, daß es zwar einen Industriestandard für Personalcomputer gibt, dieser aber spätestens dann peinlich wird, wenn eben die bunten BTX-Bildchen dargestellt werden sollen. Stockem hat, nach anfänglichen Schwierigkeiten, den Großteil dieser Probleme geläst. BTX-Term PC unterstützt alle gängigen Grafikkarten und holt heraus, was herauszuholen ist. Unser Testrechner war ein Billigst-PC, made in Eile, mit Hercules-Grafik und V20-Chip. Dadurch waren die Probleme vorprogrammiert. Um den Test noch weiter zu erschweren, wurde ein Postmodem D 1200S-06 benutzt, da damit die größten Schwierigkeiten im praktischen Betrieb garantiert sind. Alternativ wurde ein Datenföhn S21/23D bereitgehalten, da klar war, daß es mit einem Postmodem so einfach nicht gehen würde. Wie unschwer zu ahnen ist, haben wir schlußendlich auch letzteren benutzt. Es kam uns zunächst darauf an, zu erfahren, wie die Software mit BTX umgeht und was man für Vorteile hat, wenn man sie statt eines TV-Decoders einsetzt. Beim Testrechner war Farbe nicht drin, umsomehr galt das Augenmerk der Ersatzdarstellung auf dem HerculesScrecn, der immerhin die BTX-Auflösung locker schafft. Der Stockem-Decoder bewältigt die Aufgabe ganz gut, bis auf ein gelegentliches unmotiviertes Setzen des Invers-Attributs. Der Verdacht, daß dies sogar beabsichtigt ist, drängt sich angesichts der Regelmäßigkeit des Fehlers auf, ein Sinn kann jedoch nicht gefunden werden. Da es den meisten Anwendern weniger auf die Grafik, als auf einen sauberen Textaufbau ankommen dürfte, kann man dieses Manko getrost vergessen. Als Ausgleich bietet das Programm die Möglichkeit, die dargestellten Seiten sowohl als reine ASCII-Datei, als auch als Grafik abzuspechern und auszudrucken. Umgekehrt kann man beliebige extern erstellte Texte an das BTX-System senden, der Nachrichtenaustausch wird also auf Techniken erweitert, die man von anderen Medien wie Mailboxen schon kennt und schätzt. Darüberhinaus bietet das Programm die Möglichkeit, in einem 'Learn'-Modus festgelegte Befehlsfolgen abzurufen. Man kann so z.B. den Ausdruck seines Kontostandes automatisieren, wenn man BTX-Kontenführung macht. Darüberhinaus gibt es noch einigen Schnickschnack, der weniger interessant ist, vielleicht mit Ausnahme der Möglichkeit, resident ins DOS zu gehen, ohne daß der BTX-Dialog abgebrochen wird. Leider funktioniert das ganze nicht so weit, daß man im DOS einen Text editieren und gleichzeitig den Kontostand abfragen kann, aber solche Probleme löst man ohnehin besser mit entsprechenden Betriebssystemen. Den größten Minuspunkt erhält das Programm für den Kopierschutz, der einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Dieser verbirgt sich als Hardwarezusatz in der unvollständig konfigurierten und viel zu kurzen Serialleitung, die mitgeliefert wird. Das mutet eher rührend an, denn welche Möglichkeiten gibt es schon, ohne Beeinträchtigung der Funktion am Serialport zu manipulieren, wenn man ohnehin schon einiges verbiegen muss, um die 1200/75 Baud zu realisieren, und nur eine beschränkte Zahl von Ein/Ausgabeleitungen hat.
goblin PS: Ein Hinweis nach Redaktionsschluß: Commodore will zur IFA 10.000 BTX-Steckmodule (Innenleben von Siemens) für unter 400 DM anbieten. Das sagte Commodore allerdings auch schon auf der letzten IFA. |
[HaBi 2]
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