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Die Quatsch-ExplosionBericht von der ONLINE-Tagung/INFOBASE 87 in Frankfurt- so bezeichnete ein Vortragender auf der ONLINE-Tagung während der Infobase 87 in Frankfurt die ungeheure Zunahme an Datenbanken und deren Qualität. Viele Datenbankanbieter begnügten sich einfach damit, Fachzeitschriften o.ä. abzuschreiben. Diese werden dann schlicht hintereinanderweg eingespeist, einen Abstract und eine Stichwortzuordnung gibt es oft nicht. Sinnvoll, so der allgemeine Grundtenor, sei aber die Volltextdatenbank nur in einigen wenigen Ausnahmen. Besser arbeiten ließe sich mit Datenbanken, die einen Abstract böten und/oder auf die Quelle verwiesen. Allen Datenbanken gemeinsam aber ist, daß sie durchschnittlich 12-24 Monate hinter der Aktualität herhinken. Ausnahme ist da z.B. eine Datenbank, die die Urteile des höchsten US-amerikanischen Gerichts beinhaltet. Hat der Richter sein Urteil gesprochen, wird ihm der Urteilstext aus der Hand gerissen, jemand stürzt damit zum Schreibpool und das Urteil wird in die Datenbank eingefügt. So ist es möglich, daß diese Urteile schon wenige Stunden nach Verkündung abrufbar sind. Aids, Bomnot, VWWW und Zvei - von Grips, Stairs bis CCL reicht das Spektrum bei Datenbanken.Das "Who is Who - Jahrbuch zur Infobase 87", Adressbuch der ONLINEszene über Personen, Firmen, Datenbanken, deren Produzenten und Anbieter, verzeichnet Stichwörter zu etwa 3.200 Datenbanken (DM 29,50 zu beziehen bei: B. Team, B. Breidenstein GmbH, Untermainkai 83, 6 Frankfurt 1). Das Angebot ist groß genug (so groß, daß es schon wieder Datenbanken über Datenbanken gibt). Fehlen nur noch die Benutzer.
Als Hauptmängel der Datenbanken sind aufzuführen:
Thomas M. Koch (Koch Consult, Frankfurt/Main) gab einige
qualitative Anhaltspunkte zur Auswahl einer Datenbank:
Für Koch steht jede Datenbank auf drei Säulen:
Zum Schluß noch die Auflösung der Datenbankkürzel von
oben: Inwieweit das zutrifft ist fraglich. Es scheint, daß etliche Datenbankbenutzer sich beim Einsatz dieser Sprachen die Haare raufen: so viele Glatzköpfe wie auf dieser Messe sieht man sonst selten auf einem Haufen. Durchaus verständlich, bedenkt man, daß es etwa so viele Retrieval- wie Programmiersprachen gibt, von denen es wiederum (Basic-)Dialekte gibt. Im Gegensatz zu Programmiersprachen kann sich der Benutzer jedoch meist nicht aussuchen, in welcher Retrievalsprache er seine Frage stellen möchte. Jeder Host, teilweise jede Datenbank auf einem Host, verlangt eine andere Sprache. Nun gibt es Retrievalsprachen, die verhalten sich wie Basic-Dialekte zueinander. Ein bestimmter Grundbefehlssatz gleicht sich stark, die Syntaxregeln sind dieselben. Andere Retrievalsprachen vehalten sich wie Assembler zu Lisp: nichts gemeinsam. So richtig nett wird es für den Benutzer aber erst, wenn die Befehle gleichlauten, die Syntax jedoch eine andere ist. So sucht man unter Stairs (IBM) mit dem Kommando "..sea" für "search". Das wird dann erweitert, z.b. "..sea Chaos Computer Club and BTX". Doch unter Brs/Search (Bertelsmann) lautet das Kommando entweder "..search" oder "..s" ("..s Chaos Computer Club or Hacker"). Befindet man sich jedoch auf einem Host ,der die Common Command Language (CCL) der Europäischen Gemeinschaft verwendet (z.b. Echo), so lautet der Befehl "f" für find ("f Chaos Computer Club not Chaos Communication Congress"). GRIPS wiederum ist eine Erweiterung (=Dialekt) von CCL. Es kennt zusätzlich zu den CCL Kommandos TAB Kommandos (Ausgabe von Profiltabelleinträgen = bereits eingegebene und verknüpfte Suchbegriffe), MAIL Kommandos (für Briefe an den Host) und ORDER Kommandos (zum Bestellen von Dokumenten). Dietmar Strauch (PROGRIS - Projektgruppe Informationssysteme GmbH, Berlin) stellte in seinem Vortrag "Fourth Generation Retrieval Software - blicken Sie noch durch?" eine rosige Zukunft unter dem Stichwort 'Konfigurierbarkeit' dar: "Die Aufgabe der nächsten Zeit besteht darin, Baukästen für Benutzerschnittstellen zu entwerfen, aus denen dann benutzerorientiert bzw. anwendungsspezifisch konkrete Ausformungen gebildet werden können. Perspektivisch wird diese Entwicklung dazu führen, daß wir im Gebiet der Dialogtechniken zu einer Benutzerprogrammierung kommen. Jeder Benutzer stellt, gestützt auf wissensbasierte Komponenten, die für ihn geeignete Schnittstelle aus den zur Verfügung stehenden Elementen zusammen. Na den mal tau! Das wird viele Neueinsteiger abschrecken. Bevor die ihre erste Abfrage machen können, müssen sie erst mal den Host maßschneidern (-regeln). So schön das auch wäre, aber nur geübte Datenbankbenutzer werden in der Uge sein, diese Schnittstellen zu programmieren (für alle anderen). Wer sich näher mit Retrievalsprachen beschäftigen will, sei auf folgende Publikationen hingewiesen: - Inforrnation Retrieval mit Grips/Dirs3. Kurzbeschreibung der wichtigsten Grips/Dirs3-Kommandos für den LINE-MODE. Stand: April 1984. Redaktion: Ingrid Crüger (Sft-Retrievalhilfen 2); Frankfurt am Main: gid, 1984 (Adresse unten); 64 Seiten DIN A4, geheftet DM 10,-. - Information Retrieval mitGrips/Dirs3. Kurzbeschreibung der wichtigsten Grips/Dirs3 Kommandos für den PAGE-MODE. Stand: April 1984. Redaktion: Ingrid Crüger (Sft-Retrievalhilfen 2); Frankfurt am Main: gid, 1984 (Adresse unten); 65 Seiten DIN A4, geheftet DM 10,-. Diese beiden Hefte sind Einführungen in die Abfragesprache Grips/Dirs3 anhand von Beispielen. Sie sind für Grips/Dirs3 Benutzer geschreiben und sollen dem Anfänger als Gedächnisstütze und später als Nachschlagewerk bei der Arbeit am Bildschirm dienen. - Information Retrieval mit STAIRS. Kurzbeschreibung der wichtigsten STAIRS-Kommandos anhand von Beispielen. Stand: Juli 1982. Redaktion: Ingrid Crüger (Sft-Retrievalhilfen 1); Frankfurt am Main: gid, 1982 (Adresse unten); 81 Seiten DIN A4, geheftet DM 10,-. Aus dem Inhalt: eine Einführung in das Information Retrieval mit STAIRS/Vs - Allgemeines zur Dialog-Struktur eines STAIRS Dokuments - Aufbau einer STAIRS-DaLenbank - Zugriffsschutz Eingangsdialog - Beschreibung der STAIRSBefehle. Diese drei Werke sind zu beziehen bei:
Gesellschaft für Information und Dokumentation (gid) Darüber hinaus:
"Das unsichtbare Element - CCL-Training" Turorials (Lerndisketten):
DSO (Dala Star Online)
JURIS
Im Grunde bietet jeder Hostbetreiber Schulungsseminare an,
wenn man bei ihm einen Vertrag unterschrieben hat. Die
Zeitung OLBG-Info, das Nachrichtenblatt der deutschen
ONLINE-Benutzergruppe in der DGD e.V. (Deutsche Gesellschaft für
Dokumentation e.V., Westendstraße 19, 6 Frankfurt 1) im Heft 1/2 1987
über den Quick-Guide für Komandosprachen: Einige mögen erstaunt sein über die Datumsangaben (Stand .. ) in den Datenbanken. Dies ist jedoch verständlich, wenn man die Klage von Dr. Hans Schlarmann (Anwalt) in seinem Vortrag (JURIS -Datenbank in der Kanzlei) hört. Er spricht davon, daß es nicht ausreicht, einmal eine Retrievalsprache zu lernen. Ständig gebe es Erweiterungen und Änderungen, man müsse also andauernd sein Wissen aktualisieren. Für einen Rechtsanwalt meist eine - wegen Zeitmangels - nicht lösbare Aufgabe. Folgerung: Software muß her, die die Suche erleichtert, mit der man auf allen Hosts die gleiche Benutzeroberfläche hat. Diese Idee hatte die Firma Softcontrol (Fahrenkrön 125, 2 Hamburg 71, Tel. 040-6432766, GEO1: Softkontrol) auch. Sie entwickelte das Programm METALOG. Es bietet eine einheitliche Benutzeroberfläche für (bisher) die Hosts Juris, Dimidi, dpa, Genios, Data Star (je 250 DM) und die Mailboxen GEO1, GE03 und Telebox Ge 150 DM). Als Grundlage benötigt man das Programm Terminal Control (490 DM). METALOG bietet dann eine Menü-Pull-Down-Abfrage. Die wenigen Erfahrungen, die man auf der Messe damit sammeln konnte (an dpa hier nochmals vielen Dank: war sehr informativ), zeigten: wenn man ungefähr weiß, wie man vorzugehen hat z.b. welche Datenbank auf einem Host man anzuwählen hat, um an die gesuchten Informationen zu kommen, kann man Recherchen durchführen, ohne übermäßig viel lernen zu müssen. Ähnliche Gedanken machte sich die Firma Bertelsmann. Für ihre Patent-Datenbank PATOS und die von ihnen angebotenen deutschsprachigen Wirtschaftsdatenbanken entwickelten sie MENTOR, eine vereinfachte Benutzerführung. Im Gegensatz zu METALOG, das auf dem PC des Benutzers läuft, läuft MENTOR auf dem Host. Das hat den Vorteil, daß es allen Hostbenutzern zur Verfügung steht und man nicht an eine bestimmte Hardware (bei NIETALOG IBM oder 100% kompatibel) gebunden ist. Wählt man sich zu Bertelsmann durch, fragt einen der Host, ob man mit BRS/Search (s.o.) oder MENTOR arbeiten will. Wählt man letzteres an, unterstützt einen M:ENTOR mit Bedienungshinweisen, Datenbankbeschreibungen, Hinweisen zu Eingabemöglichkeiten und -formaten, sowie zu Menüverzweigungen über Steuerfunktionen und mit ausgearbeiteten Suchstrategien. MENTOR zeigt in der Kopfzeile das Kürzel der Datenbank, die aktuelle Seitennummer und Anzahl der Folgeseiten (Gesamtseitenzahl) und in der Fußzeile mögliche Steuerfunktionen, Als Befehle stehen zur Verfügung: AZ = Anzeigen von Dokumenten, EN = Ende der Recherche, EX = Wechsel zu BRS/Search, MIE = Auswahl-Einstiegsmenü, MQ = Auswahl des Sachgebietes - Informafionsquelle, MIB = NeueSuche, SOS = Hilfstexte. Hilft das alles nichts, gibt es zwei weitere Möglichkeiten: Entweder SOS oder der Griff zum Bertelmann Sorgen-Telefon. Über den Bertelsmann-Host in Gütersloh gibt es ein Gateway zu BRS (Host) in USA. Dort gibt es 140 Datenbanken zu den unterschiedlichsten Sachbgebieten, jedoch noch nicht mit MENTOR Unterstützung. Bei der Bertelsmann Presse Konferenz wurde dann beides vorgeführt, MENTOR wie auch BRS. Heraus kam, daß auch der weltgrößte Medienkonzern nur mit Wasser, sprich 300 Baud Epson Koppler, kocht, ebenfalls auf Datex warten muß, im übrigen aber etwas von PR versteht. So nebenbei erfuhr man, daß bei der letzten Infobase jemand erfolgreich den Bertelsmann-Leuten über die Schulter geschaut hatte. Zwei Monate später rief die Post an und fragte, ob es denn mormal sei, daß man jetzt so oft Datenbanken und Mailboxen in Kanada benutzen würde. Im übrigen möge man doch bitte die Rechnung über 16.000 DM begleichen. Die NUI fand sich dann auch in einer Mailbox, und jemand wurde dingfest gemacht, der gleich ein paar NUls bei sich rumliegen hatte. Der Nachweis, daß dieser Jemand die NUI auch genutzt hat, sei jedoch bei einem Telefenanschluß relativ schwierig. Nähre Informationen (über Datenbanken, nicht über NUI's) bei: Bertelsmann Informations Service GmbH, Neumarkter Straße 18, 8 München 80, Tel. 089-43189-0, Telex: vbmue 523259. Ebenfalls bei Bertelsmann kam die Sprache auf MEGADOC, das ist die Gruner&Jahr-Datenbank (STERN-Archiv etc.). Für Journalisten, die nicht dem Hause Gruner&Jahr angehören, gibt es die Möglichkeit der Offline-Recherche, d.h. man richtet an G&J eine Datenbankanfrage (Herr Linau, Tel.:040/41182051). Die führen nach den Spezifikationen die Recherche durch (Durchschnittliche Recherche = 1 Std. Aufwand, etwa 40 Seiten Textausdmck = ca. 320 DM und schicken dann das Ergebnis an den Fragesteller. Knowledge means money
Knowledge is power + Tüne is money - Knowiedge means
money. Seit etwa 10 Jahren gibt es jedoch eine Diskussion in den USA über Beschränkungen von Informationen, die Ausländer betreffen. Teilweise wurden bereits Westeuopäer von technischen Konferenzen ausgeschlossen. Derlei Dinge zeichnen sich auch - immer mal wieder - bei Datenbanken ab. Treibende Kraft ist das Department of Defense (DOD; siehe auch Artikel "Megacontrol" in der DATENSCHLEUDER Nr.20). Ein großer Teil der US-amerikanischen Forschung wird vom DOD finanziert. Diese Machtposition wurde in der Vergangenheit oft dazu genutzt die Forschung zu Geheimhaltung zu verpflichten. Die Richtlinie NSDD 145 definiert "sensitive Daten" als solche, deren Nutzen, Veränderung oder Zerstörung (negativen) Einfluß auf die Entwicklung (in) den USA haben könnte. Die US-Amerikaner haben schnell erkannt, daß Datenbanken eine vollkommen neue Qualität von Informationsbeschaffung bedeuteten. Die Folge war, daß viele Daten nur wegen ihrer elektronischen Verfügbarkeit für geheim erklärt wurden. Hier setzt auch die Kritik an: Informationen sollten nicht wegen ihrer elektronischen Verfügbarkeit gesperrt werden dürfen, Meist ist auch eine "nur" Beschränkung von Datenbanken ineffizient, da es einfach zu viele Verbreitungswege gibt. Als Beschränkungsmaßnahmen wurden in der Vergangenheit z.B. spezielle Paßwörter an Ausländer vergeben, die damit nur beschränkten Zugriff auf die Datenbank(-en) hatten. Die NASA legte eine Liste von Datenbanken mit ausländischen Nutzern an. Diese Datenbanken bekamen keine als "classified' eingestuften Daten mehr von der NASA. Auch bekamen Datenbankanbieter Besuch von Mitarbeitern der DOD, CIA etc. Sie sollten ihre Kundenlisten herausrücken, und bekanntgeben, wer sich für was interessiert. Es wird geschätzt, daß die bisherigen Zugangsbeschränkungen einen wirtschaftlichen Schaden von 9 Milliarden Dollar = 200.000 Arbeitsplätze hinterlassen haben. Die Entwicklung in der Bundesrepublik geht dahin, jedem den Zugang zu Datenbanken zu gestatten, gleichzeitig jedoch auch keinen "Freedom of Information Act" als Gesetz einzuführen. Footprint on the DeskMit diesem unübersetzbaren amerikanischen Idiom ist der Platz auf dem Schreibtisch gemeint, den der Computer einnimmt. Ein Datenbankanbieter hat diesen "Footprint on the Desk" auf dem Schreibtisch seines Kunden. Dieser Footprint kostet den Kunden einen nicht unbeträchtlichen Betrag. Grob gesagt kostet eine Stunde Datenbankrecherche zwischen 300 und 500 DM. Eine durchschnittliche Recherche ist mit 20-30 Min bei einem geübten Rechercheur anzusetzen. Darin enthalten sein können die Datex-Gebühren (kommtdarauf an, wie teuer die Datenbank ist), jedoch sind nicht enthalten: Lohn- oder Gehaltskosten (ein Spitzenkönner auf diesem Gebiet kann durchaus noch einmal soviel (und mehr) pro Stunde kosten), Amortisation der Hard- und Software u.ä. Lohnen sich bei diesen Preisen überhaupt Datenbanken? Dr. Heinrich Ulmer (AUDI AG, Ingolstadt) stellte dazu an Beispiel JURIS folgende Kosten-Nutzen-Rechnung auf:
Zeitdifferenz: 30 Std./Monat Demgegenüber stehen monatliche Kosten für JURIS:
Somit Ersparnis monatlich ea DM 2000.- - Die Deutsche Bundespost macht gerade "Klein-" Benutzern jedoch schnell einen Strich durch solch schöne Rechnungen. Sie erhöhte zum 1. April 87 die (Datex-)Gebühren. Mit etwas Kleingedrucktem wurde dem Benutzer der 50 (bzw. 75) Sekunden-Takt mitgeteilt. Die Zeitschrift PASSWORD ("Praxisberater für elektronische Informationsbeschaffung", Handelsblatt Verlag, Postf. 1102, Kasernenstr. 67, 4 Düsseldorf 1, Tel. 0211/83880) berichtete in ihrer Nr.5/87 über eine EUSIDIC-Untersuchung über Preise der Postverwaltungen in Europa für eine 20 min/1200 Baud-Recherche bei einer kostenfreien Datenbank (z.B. ECHO): Demnach ist die Bundesrepublik wirklich Spitzenreiter, das teuerste Pflaster. Die Liste fängt an bei der Bundesrepublik mit 4,86 ECU (European Count but not yet Cash Unit) an, und hört auf bei Platz 16, Irland, 0,90 EKuh. Bei Europäischen Verbindungen werden wir (5,75 EQ) in einem spannenden Finish von Finnland (5,91 IQ) auf Platz zwo verwiesen. Bei diesen Berechnungen ist die 1.April-Knebelung (und alle dachten April, April... ) noch nicht berücksichtigt. Spätestens seitdem waren wir wegen 800%-Verteuerung absoluter Negativ-Spitzenrriter. Besonders begeistert über die Erhöhung war man auf dem GENIOS-(Wirtschaftsdatenbanken)-Stand. Die Damen und Herren sitzen in Düsseldorf in ihrem Büro, blicken vom Screen auf, schauen aus dem Fenster und erblicken ein Postgebäude, von dem bekannt ist, daß sich darin der schwarze Kasten - auch PAD genannt - versteckt, um ab und an mal wieder "Datex-P: Auslösung durch Gegenstelle" abzuschicken. Nichtsdestotrotz macht der Gebührenzähler alle 50 Sekunden einen Tick weiter, wahrscheinlich bis zum 1.7.87. Neuester Stand der Dinge ist, daß die DBP die Gebühren wahrscheinlich zum 1.7.1987 wieder dem alten Zustand von vor dem 1. April anpassen will. CD-ROM, CD-I und WORMGlaubt man den Herstellern, dann sind CD-ROMs die Renner der Zukunft. Gleich mehrere Firmen stellten Anwendungen auf diesem Gebiet vor. Exemplarisch sei hier Bertelsmann genannt, die neben dem ja schon bekannten "Wer liefert was?", auch die Bibel, das Orts- und Straßenverzeichnis der DBP, und eine Pharmakologische Datenbank auf CD-ROM vorführten. Interessenten machte die Bertelsmann Tochterfirma BCB (Bertetsmann Computer Beratungsdienst GmbH, Heidenkampsweg 44, 2 HH 1, Tel. 040/23607167) das Angebot einer Komplettlösung. Die Firma Bertelsmann hat alle zur CD-ROM Produktion notwendigen Fachleute und Produktionsstätten, angefangen von der Analyse des Problems über die Hard- und Softwarelösung bis zur CD-Produktion und dem folgenden Vertrieb unter ihrem Konzern-Dach. Der Kunde muß im Grunde nur noch das Geld mitbringen. Die Firma "Wer liefert was?" GmbH (Postfach 100549, 2 HH 1, Tel. 040/251508-0) hatte nicht nur das Geld, sondern auch die Idee und das Datenmaterial. Sie vertreibt schon in der zweiten Auflage (2000 St.; 1.Aufl. 150 St.) ihr Buch auf CD-ROM für jeweils 1.950 DM. Ebenfalls Bertelsmann zeigte einen WORM-(Write Once-Read Many)-Speicher (200 MByte - 2 GByte). Im Gegensatz zu den CD-Roms gibt auf diesem Gebiet jedoch noch keine internationale Vereinbarung über das Speicherformat. Die physikalischen Formate reichen von 5 1/4" bis 14", die Speicherformate von 200 MByte bis 4 GByte. Zudem gibt es viele verschiedene Versionen der Technik. Dagegen ist bei den CD-ROMs und der CD-I-Technik inzwischen alles standardisiert. Die Firmen Philips und Sony geben zusammen folgende "Bücher" heraus, durch die Lizenzen vergeben werden:
RED BOOK
YELLOW BOOK
GREEN BOOK Unter dem Namen "High Sierra Proposal" wurde ein Text bekannt, der über die Angaben im Yellow Book hinaus die Volumen und Filestruktur der CD-ROM regelt. Die "High Sierra Group", so benannt nach dem Ort ihres ersten Zusammentreffens, ist ein Zusammenschluß von Firmen, die aktiv oder passiv an der CD-ROM Entwicklung interessiert sind. Auch bei der Firma Hitachi (Rungedamm 2, 2 HH 80, Tele.: 040/73411-214) wurden konkrete Zahlen genannt. Die vier CD-Player für den Computereinsatz, 3 Stand-Alone-and-Beside Geräte und ein Einbaugerät für den IBM-AT (mit dem Disk-Controller zu betreiben), sind für je 2.500 DM zu haben. Sie lesen CD-ROMs mit 552 MB Speicherkapazität mit einer Zugriftszeit von 0,5-1 Sekunde und einer Datenaustauschrate von 176 KB/s. Hitachi gab zudem die CD-ROM Produktionskosten mit etwa 10.000 DM (sehr stark aufwandsabhangig) an. Da dann erst eine CD-ROM existiert und meist mehr benötigt werden, gab man den weiteren Hinweis auf einen Stückpreis von ca 20 DM, bei einer Auflage von 1000 Stück. Schön war die CD-I Anwendung, die in Ansätzen bei Hitachi zu sehen war. CD-I steht für Compact Disk Interactiv. Das bedeutet, daß von dieser CD-I nicht nur Daten sondern auch Ton, Bild und/oder Film geliefert wird. Hitachi zeigt eine Demonstrations CD-ROM einer amerikanischen Enzyklopädie, die schon sehr nahe an dieses Ziel herankam. Man sucht nach einem bestimmten Stichwort, der Text wird angezeigt, farbig unterlegt sind die Stichworte zu dem weitere Informationen abrufbar. Zudem sind bei vielen Einträgen Bilder und Ton abrufbar. So z.B. ist unter dem Stichwort "Bach" eine Lebens- und Werkbeschreibung abrufbar, die Abbildung einer Partitur sowie ein dazu passender Ton-Ausschnitt. Bei Schlachten wird dann ein Bild mit dem Schlachtverlauf und einer passenden Schlachtmusik geliefert. Noch weiter gehts unter dem Stichwort DNA: Etwa ein Viertel des Screens wird von einem um sich selbst rotierenden DNA-Molekül-Ausschnittmodell eingenommen. Die Audio-Branche hat dieses neue Spielzeug auch schon für sich entdeckt. Noch in diesem Jahr sollen CD-Player auf den Markt kommen, die die neuen Scheiben abspielen können, dann gibts 20 Minuten Musikvideo auf CD. Insgesamt war die INFOBASE 87 eine lohnende Messe - wenn man sie sich leisten konnte: Der Eintritt von 50 DM für alle Tage war sicherlich nicht der entscheidende Punkt, sondern die Beiträge, die für die Symposien usw. gezahlt werden mußten, wollte man an ihnen teilnehmen (z.B. 390 DM für eine Tagung). Die aber waren das eigentlich interessante. Dort lernte man die Leute kennen, dort wurden Informationen und Erfahrungen gleich gebündelt und durchaus kritisch weitergegeben. Das eigentliche Messegeschehen war mehr eine Ergänzung zu den anderen Veranstaltungen. Dort wurden Einzelgespräche geführt, kamen Anwender mit Spezialproblemen zu den Datenbankanbietern. Es wurden sicherlich bei vielen die notwendigen Erklärungsgespräche geführt. Andrerseits mußte sich z.B. ein JURIS-Boss auf dem Juristensymposium gegen Kritik vom Podium und aus dem Zuhörerkreis wehren. Auf der ONLINE-Tagung wurde hart diskutiert, u.a. auch über Kids, die leider von einem Zuhörer als "Feinde" dargestellt wurden, daß sie die Statistik verfälschten, wenn sie Datenbankenabfragen starteten, die keinen wirtschaftlichen Recherchegrund haben. Andererseits gab es vom Auditorium durchaus Zustimmmung zu der Aufgabe, gerade die Kids und Freaks als Kunden von morgen heranzuziehen. Schade, daß sich in vielen Fällen - wie meistens auf solchen Messen - interessante Veranstaltungen überschnitten. Alles kann man nicht sehen und aufnehmen, schon gar nicht in einem solchen Text wiedergeben. Trotzdem hoffe ich, daß der Bericht dem Leser einige Aufschlüsse über die momentane Situation auf dem ONLINE-Markt gegeben hat, und anregt, am Ball zu bleiben. Andreas Eichler |
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Die Quatsch-Explosion