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Liebe Telekom,

die betriebsbedingte Unsicherheit in Zusammenhang mit dem Konzept der Security By Obscurity bei der Einführung der Telefonguthabenkarten scheint für Dich allmählich zu einem echten Problem zu werden.

Erst knapp ein Jahr ist es her, daß Dir die Einführung neuer Telefonkarten in Anbetracht der geringen Mißbrauchszahlen betriebswirtschaftlich zu kostspielig erschien. Mittlerweile besteht das Problem, gewisse Unternehmensentscheidungsbereiche vom Sinn einer solchen Maßnahme zu überzeugen, wohl nicht mehr. Dafür ist Dein eigentliches Problem - die "Schäden" durch Telefonkartenbetrug - ein bißchen erwachsener geworden. Fast täglich erreichen uns Meldungen zu diesem Thema. Wie die aus Hanau, wo nach Polizeiangaben in der jüngsten Vergangenheit allein in dieser Region ein Schaden von rund 100.000 Mark durch derart gefälschte Telefonkarten entstand. Auch wurde aus düsteren Quellen von einer Fabrik in Ungarn berichtet, die offenbar professionell aussehende nichtleerwerdende Wundertelefonkarten inklusive Aufdruck Deines Logos herstellte.

In einer Pressemeldung heißt es, "die Anrufe zum Nulltarif führen zu erheblichen Umsatzeinbußen bei der Telekom, die zusätzlich von ausländischen Telefongesellschaften für die benötigten Leitungen zur Kasse gebeten wird. Diese Kosten sind in der Schätzung noch nicht enthalten und werden von der Telekom unter der Decke gehalten."

Das ist schade, denn genau diese Kosten sind ja die "realen". Deine Schätzungen der Umsatzeinbußen gehen - ähnlich wie bei "Raubkopien" - von der irrigen Annahme aus, die Leute hätten sonst für die Gespräche bezahlt bzw. sich all die Software gekauft, die sie sich illegal kopiert haben.

Nun versuchst Du die Wunderkarten durch entsprechende Software im Netz anhand ihres Timings zu erkennen und ihre Verwender dann mit entsprechenden mobilen Einsatzgruppen abzugreifen. Das klingt aber lästig für alle Beteiligten und ist wohl als minder elegante Lösung zu bezeichnen.

Die Meldungen der Berliner Polizei betreffen daher in letzter Zeit auch primär Einsätze am Sonntag, wo offenbar genug Beamte für so einen Unsinn zur Verfügung stehen. In Berlin wird von einem Schaden von 150.000 DM pro Monat geredet, als Täter werden vorwiegend Asylbewerber angegeben, was angesichts ihrer eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten mit der Heimat wohl eher wenig verwunderlich ist. Vom Menschenrecht auf doch zumindest weltweite, ungehinderte Kommunikation ist diese Welt an einigen Stellen doch noch weit entfernt. Man sollte meinen, daß Du für Deine Eskapaden in den letzten Dekaden genug bezahlt hast, um es endlich besser zu wissen.

Doch solange Du nicht begreifst, daß nur eine offene Dokumentation aller Systeme und die endgültige Verabschiedung von der Geheimniskrämerei Dir in das nächste Jahrtausend helfen, solange mußt Du auch weiterhin unseren Hohn und Spott ertragen, wenn es dann wieder alles nicht nach Plan verläuft.

Mit eristischem Gruß
Deine Freunde vom CCC

andy@ccc.de
tim@ccc.de

 

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