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Urheben II

Autor / ReferentInnen: Kurd Alsleben, Prof. fuer künstlerische Telematik / Computer an der HfbK, Hamburg, Antje Eske

Mit der Datenkunst hat der Chaos Computer Club eine bis in die frühen 80er Jahre zurückreichende Beziehung zur telematischen Kunst. Das belegen Namen wie padeluun und Rena Tangens, Wau Holland, Matthias Lehnhardt, Peter Glaser. Der Beitrag "Urheben" lenkte die Aufmerksamkeit auf die Idee des zwischen persönlichem und öffentlichem Raum plazierten offiziösen Raum (Claudia Schmölders). Er ist der Ort, in dem authentischer Austausch möglich ist. Netze sind offiziöser Raum, Datenkunst, Netzkunst ist Kunst ohne Publikum. Es wird nichts geboten, es gibt kein Publikum, das wünscht vom Künstler gefesselt zu werden, kein Sender richtet sich an einen Empfänger. Es geht vielmehr um Formen / Konventionen, einen gemeinsamen Code zu erarbeiten. Das bekannte Bemühen um "Netiquette", deren erste Maxime - ähnlich dem Paragraphen 1 der Straßenverkehrsordnung - aufruft, zu bedenken, daß auf der anderen Seite ein Mensch sei, nähert sich diesem Punkt. Kunst ohne Publikum, Kunst als Verkehr, ist nicht unfaßlich. Wir können aus der Geschichte lernen.

Während des Absolutismus in Frankreich, einer Zeit mächtigster Zensur, 200 Jahre zwischen englischer und französicher Revolution, waren Salon, Brief und schmale Broschüre die intellektuellen kommunikativen Institutionen. Die Literalität hatte noch keine Alleinherrschaft erlangt.

Die erste Generation der pariser Salons war die "Preciosité". Diese Salons entwickelten sich gegen die kulturelle Vorherrschaft des königlichen Hofes, sie waren offen für die Bürger - Mme de Rambouillet -, man löste sich von Grundsatzdebatten zugunsten des Verarbeitens eigener Entdeckungen, suchte die Leichtigkeit der "Sprezzatura" und artistische Höchstleistungen - Mlle de Scudéry -. Moliére geißelte die Auswüchse in seinem Stück "Die lächerlichen Preziösen". Erotik war ein deutliches Medium aller Konversationskultur. Die zweite Generation der Salons - nach einer Übergangszeit (Mme de Tencin) - waren die Salons der Enzyklopädie. Drei hervorragende wurden genannt (v.d. Heyden-Rynsch): Mme Geoffrin, ein sehr gut organisierter Salon, in dem wohl heikle Themen weniger zur Sprache kommen konnten. Der Salon der jungen Mlle de Lespinasse wurde "Laboratorium" genannt, in ihm konnte man sozusagen ins Unreine sprechen. Im Salon der Mme du Deffand gab es scharfzüngigen kritischen Spott. Die pariser Salons und ihre wechselnden und sich jahrelang, auch täglich immer wiedertreffenden BesucherInnen bildeten ein dichtes Netz. In diesem Netz existierte die Enzyklopädie ausformuliert. Die 17 Buchbände dürfen - von einem nichtliteralen Standpunkt aus - als nachträgliche Vervielfältigung aufgefaßt werden. - Kurz erwähnt wurde auch die ars sermonis, die Konversationskunst der griechischen und römischen Antike, deren Grundmaxime einer Ästhetik des Sozialen das Verbot der Rechthaberei war.

Die Netze sind offiziöser Raum für die Kunst, einer Kunst ohne Puplikum. Dabei gibt es tiefgreifende Proble für uns, wie das unseres Individualismus-Ideals.

 

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