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Demokratie direktReferent:Hans Hübner, Datenreisender Jürgen Christ, Journalist bei einem Privatsender (j.christ@bionic.zer.de) Matthias Lehnhard, Hochschule für bildende Künste, Hamburg padeluun, Medienkünstler (padeluun@bionic.zer.de) "Demokratie direkt" war das indirekte Schlagwort dieser Veranstaltung. Die Möglichkeiten, Demokratie transparenter zu gestalten, Datenbanken für alle, Wahlen durch Nutzung der elektronischen Datenübertragung interessiert Hans Hübner. Jürgen Christ ist eher den konventionellen Medien verbunden. Er erinnerte an die allgemeine Berichterstattung über 'Hacker und das Unwesen, das sie treiben' und das diese Berichte immer falsch gewesen seien. Die Frage sei aber, ob die ZuschauerInnen die Wahrheit wissen oder lieber eine gute Story mitbekommen wollen. Matthias Lehnhardt brachte seine Kompetenz in der künstlerischen Telematik mit ein. Die Wahrheit gäbe es nicht. Wohl gäbe es eine Hoffnung, eine Illusion von Wahrheit. Aber 'Wahrheit' und 'Information' seien falsche Begriffe. Erfahrbar sei nur das, wo der Sinn eine Brücke zur Erinnerung schlägt. Die Silben "ha hop ü hü" bleiben uns nicht in der Erinnerung. Der Satz "Der Hase hoppelt über den Hügel" bleibt uns im Kurzzeitgedächtnis erhalten. Im Grunde würden wir alle in einem 'Realitätstunnel' leben. Wir seien von permanenter Täuschung umgeben. So sehen wir im Fernsehen nicht fünfundzwanzig einzelne Bilder, die in einer Sekunde abgespult werden, sondern sehen eine fließende Bewegung. Der Künstler padeluun möchte dagegen schon gerne auch die Wahrheit kennen, er glaubt sogar - zumindest für sich selbst - die Wahrheit zu kennen. Er meint, daß Wahrheit (die in permanentem Fluß ist) aus der ständigen Kommunikation der Menschen untereinander entspringt. 'Liebe' sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Wort. Für die Kommunikation eigneten sich MailBoxen in besonderer Weise. Sie ermöglichten die schnelle Kommunikation unter großen Gruppen von Menschen über weite Entfernungen hinweg. Lehnard verwies auf die Bedeutung, die solchen "Orten der Kommunikation" in der Geschichte zukam. Die Französische Revolution sei in den bürgerlichen Salons vorgedacht worden. Ohne die Diskussionen über eine andere Geselschaft hätten objektive Faktoren - wie die Erhöhung des Brotpreises - nicht zu jener tiefgreifenden Umgestaltung der Gesellschaftsordnung führen können. Derzeit kommunizieren weltweit etwa dreißig Millionen Menschen über MailBoxen. Wie ein Zuhörer kritisch anmerkte, rekrutiert sich diese "kleine Elite" weitgehend aus der Mittelschicht. Denn vorwiegend hier fänden sich die nötigen Computerkenntnisse und das erforderliche Geld für die MailBox-Hard- und Software. Diese soziale Zusammensetzung beeinflusse die Wahl der Gegenstände und die entstehende "Wahrheit". Hübner meinte, daß Zeitungen alleine nicht zur demokratischen Kontrolle des Staates ausreichen. Journalismus lenke das Interesse der Leser und Leserinnen. Er setze aus der unendlichen Vielfalt der Themen die "wichtigsten" auf die Tagesordnung. Die "User" dieses Mediums hätten über den Prozeß keine Kontrolle. In einer Zeit zunehmender Pressekonzentration steige die Gefahr der Meinungsmanipulation. Bei MailBoxen sei diese Gefahr nicht gegeben, da die Nutzer selbst ihre Agenda setzen. In der Diskussion kam auch die Reaktion von Journalisten auf MailBoxen zur Sprache. Diese seien teilweise total begeistert über die weitreichenden Möglichkeiten, die sich für die Recherche öffnen. Die meisten allerdings schlotterten noch vor Angst, daß sie überflüssig werden könnten. Wozu Zeitung lesen oder fernsehen, wenn MailBoxen schneller und zuverlässiger informieren. Im Publikum überwog die Meinung, daß die herkömmlichen Medien nicht überflüssig würden. Wohl aber würden Journalisten in Zukunft ihrerseits über die Boxen kontrolliert. Gegenwärtig entwickeln sich die Netze hin zu verstärkter Kommerzialisierung und Funktionalisierung. Die Computerszene hätte hier die Aufgabe, das Chaos ihrer bisherigen Strukturen in die Entwicklung einzubringen. Ein besonderes Problem bei MailBoxen ist das Fehlen eines direkten feedbacks. Medienkünstler padeluun verwies auf die großen Unterschiede zwischen einem Bankraub, der elektronisch, und dem, der mit Revolver oder Wasserpistole ausgeübt werde. Viele MailBoxbenutzer machten sich noch nicht in allen Fällen die Folgen ihres Tuns bewußt. Noch immer dominiere der User mit der zweiten Persönlichkeit, die er oder sie nur im Netz offenbare. Hier ist aber ein Lernprozeß im Gang. Es bilden sich Normen aus, das mangelnde Feedback werde es aber auch in Zukunft Usern ermöglichen, sich psychisch aus der Sache, die sie am Bildschirm betreiben, herauszukoppeln. Autor: ppc, mc
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[Datenschleuder]
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