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MausNet
Tauchte beim "Neuromancer" der User unmittelbar über sein nervliches Sensorium in ein komplexes, weltumspannendes Datennetz Namens "Matrix" ein, so mußte er in der Realität höchst mittelbar und extrem langsam mit den wenigen verfügbaren Systemen Kontakt aufnehmen. Und auch von weltumspannenden Netzen konnte damals noch nicht die Rede sein. Zwar gab es an einigen Universititen "'Usenet" (Larry Wall brachte im April '84 die erste Version seines "rn" heraus), aber Tom Jennings, der Begründer des FidoNet, fing gerade mal mit zwei Systemen an. Zu diesem Zeitpunkt - Ende 1984 - fingen einige Enthusiasten aus einer Apple-Keimzelle in Münster an, ihre eigene Mailbox zu programmieren. Sie waren der kryptischen und unergonomischen Bedienung anderer Systeme überdrüssig, wo wilde Zahlenkombinationen das Mailboxprogramm steuerten und man geradezu einen Führerschein oder Lehrgang brauchte um sich als User zurechtzufinden. Ihnen schwebte etwas intuitiv bedienbares vor, für Anfänger ebenso leicht, wie für Fortgeschrittene schnell zu bedienen. Übersichtliche Menues mit Hotkeys statt Zahlenkürzeln und Kommandozeilen (Das Programm Zerberus, welches zwar auch mit Kommandozeile, dafür aber mit wesentlich leichter zu merkenden Wort-Befehlen arbeitete, konnten die Autoren nicht kennen (da es erst ein Jahr später erschien. Es dürfte ihre Absichten aber wohl auch nicht beeinflußt haben...) Verwirklicht wurde das Ganze auf einem Apple 11 Clone unter Turbo-Pascal und wurde unter dem Namen M.A.U.S. - die Abkürzung stand damals noch für "Münster Apple User Service" - Anfang April '85 auf die bundesdeutsche Szene losgelassen. Die Art der Benutzerführung ist seither eine Art Markenzeichen für die Maus-Software, in gewisser Weise auch eine Polltik. Bezeichnend dafür ist die Tatsache das die entsprechenden Code-Zeilen seit dieser ersten Version unverändert bzw. nur erweitert wurden. Wenig später wurde das Programm innerhalb weniger Tage von der Apple-Basis (ein Wortspiel übrigens, für den, der's versteht :-) auf MS-DOS und Turbo-Pascal 3.0 konvertiert - notgedrungen, denn die alte Hardware hat ihren Dienst eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt eröffnete Wolfgang Mexner die erste Zerberus Mailbox und FidoNet hatte eine Handvoll Installation in Deutschland. Heute, Ende 1991, besteht das MausNet aus 50 Installationen bundesweit (zwei Sites in Österreich sind in Vorbereitung). Diese geringe Zahl von Installationen für eines der ersten deutschen Mailboxprogramme läßt sich in der nicht-ganz-sio-einfachen Einsteigsprozedur für neue Sysops erklären. Während beim Z-Netz der Kauf des Programms, bei FidoNet sogar nur die erfolgreicbe Installation des Paketes genügt um Sysop zu werden, wird im MausNet eine kurze Vorstellung des potentiellen Neu-Sysops verlangt. Er soll in eigenen Worten ein wenig von seiner Person erzählen und wieer zum MausNet kam, resp. wieso er eine MausNet Mailbox betreiben will. Die Sysops geben danach in der Regel ihr Placet.Diese psychologische Hemmschwelle hat bisher die Fluktuation im MausNet recht gut eingedämmt. Ist man als neuer Kollege akzeptiert, dann erhält man die Maus-Software gegen 100,- Shareware-Gebühr (für kommerzielle Stand-alone Nutzung fallen. 500,- KAUFpreis an). Die Netzstruktur im MausNet ist streng baumförmig auf einen Hauptserver ausgerichtet. Pro Netzaufruf (zwischen 4.00h und 6:00h morgens) finden zwischen zwei miteinander verbundenen Boxen jeweils ZWEI Anrufe statt, die auf jeweils andere Telefonrechnungen anfallen. In der ersten Stufe senden die Systeme in den untersten Netzebenen (also die Blätter im Baum) ihre Daten (auf ihre Rechnung) nach 'oben'. Nach einiger Zeit erhalten sie den Rückruf von ihrem Server, der die neuen Daten der anderen Systeme (auf seine Rechnung) überträgt. Die insgesamt übertragenen Daten werden gegen die entstandenen Kosten aufgerechnet und jedes System zahlt an seinen Server nur für die Daten die es mehr empfängt als es gesendet hat. Eine automatisierte, aber ziemlich gerechte Art der Abrechnung. Weiterhin hat diese, Netzstruktur auch den Vorteil, das eine Laufzeit von einem Tag durch gesamte Netz beinahe garantiert werden kann (was es nur verhindern kann ist der Ausfall eines Systems). Über die Gateways im MausNet kann man diese Geschwindigkeit nicht ganz beibehalten. Der FidoNet-Gateway in Aachen läuft zweimal täglich um im FidoNet 242 liegt die Laufzeit aus dem MausNet heraus in der Regel bei 1.5 Tagen. Der Z-Netz Gateway in München läuft auch zweimal täglich - eine MausNet Mail schafft es innerhalb 1.5 Tagen in große Teile des Netzes. Nur gibt Z-Netz leider keine Rückmeldung über unzustellbare Mails, Der InterEUNet Gateway in Bremen wird sogar viermal täglich betrieben - mit entsprechend guten Laufzeiten. Der ProNet-Gateway in Köln läuft einmal täglich, wobei mir über die Laufzeiten im ProNet nichts bekannt ist. Der GEnie Gateway ist leider seit wenigen Tagen eingestellt. User-Politik im MausNet ist die Offenheit. Es gibt im Netz nur drei Typen von Benutzern. Der GAST, der sich nicht namentlich einträgt. Er sollte möglichst schon einige Newsgroups lesen können und, je nach Sysops, auch Programme doawloaden. Der Typus USER hat seinen Namen im System hinterlassen und sollte dann nahezu vollen Lesezugriff, evtl. auch öffentlichen Schreibzugriff haben. Das Versenden von persönlichen Mails ist nur nach Entrichtung eines Jahresbeitrages (20.- bis 50.-, je nach Stadt PRO JAHR(!)) möglich. Der SYSOP zum Schluß ist für die technische Funktion des Systems zuständig.Vernetzungen und Gruppenwünsche gehen in der Regel von Userseite aus, werden auf jedenfall aber dort abgestimmt. Für eine neue Newsgroup muß man zehn Unterstützer für die Einrichtung finden - eine Abstimmung ist in der Regel nicht nötig. Bei einer Vernetzung uber einen. Gateway müßen sich die User dafür aussprechen, und in der Regel wird darüber auch abgestimmt. Gleiches gilt, wenn ein anderes Netz von uns Newsgroups beziehen will. Wen dieser kurze Einblick neugierig gemacht hat, den lade ich herzlich ein, sich mal bei uns umzuschauen. Nähere Infos über die Maus-Software selbst gibt es bei js@ac.maus.de Michael Keukert |
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