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Entstehung des World Wide Web

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 Die Anfänge
 Der Boom

 

Die Anfänge

Tim Berners-LeeDie Geschichte des World Wide Web ist - trotz ihres unfaßbaren Erfolges - noch ziemlich jung. Sie begann um 1990 in Genf.  Tim Berners-Lee, britischer Informatiker am Genfer Hochenergieforschungszentrum CERN, startete zusammen mit einigen Kollegen eine Initiative, um das Internet für einen neuartigen Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern zu nutzen. Es ging darum, wissenschaftliche Dokumente online sichtbar zu machen, wobei einfache Textformatierung und das Einbinden von Grafik möglich sein sollte. Ganz entscheidend war aber auch die Idee, Hypertextfunktionalität einzubauen, so daß Dokumente Verweise auf beliebige andere Dokumente enthalten können, auch, wenn diese auf ganz anderen Internet-Servern liegen.

Die beiden Säulen des Projekts sollten das neue Dateiformat HTML (Hypertext Markup Language) und das neue Internet-Protokoll HTTP (Hypertext Transfer Protocol) bilden. Neue Endanwender-Software sollte die Dateien online anzeigen und Verweise ausführen können. Wegen des Hypertext-Charakters wurde das ganze Projekt World Wide Web (weltweites Netz) getauft.

Gleichzeitig wurde bereits begonnen, WWW-Server einzurichten, die das neue HTTP-Protokoll unterstützten. Erste Client-Programme für Endanwender wurden entwickelt. Software-Entwickler wurden von der Idee des WWW angesteckt und entwickelten fieberhaft die ersten WWW-Browser.

 

Der Boom

Marc AndreessenBesonders aktiv war ein junger Mann namens  Marc Andreessen. Er entwickelte den ersten WWW-Browser für grafische Benutzeroberflächen, den Browser Mosaic. Die Programmierer von Mosaic erfanden auch neue Features, die sie in ihren WWW-Browser implementierten, ohne daß diese Features standardisiert waren. Doch andererseits wurde hauptsächlich dadurch jene Lawine ins Rollen gebracht, die wir heute erleben. Marc Andreessen, der den Boom frühzeitig witterte, stieg schließlich aus dem Mosaic-Projekt aus und wurde Mitbegründer einer neuen Firma für WWW-Software: Netscape.

In der zweiten Jahreshälfte 1993 brachten einflußreiche Blätter wie die New York Times erste Artikel über das neue Fieber in der Internet-Gemeinde. Die Anzahl der Schaulustigen wuchs, ebenso wie die Anzahl von Server-Betreibern im Internet, die sich die frei verfügbare HTTP-Software installierten und damit WWW-fähig wurden. Hunderte, tausende Menschen mit Internet-Zugang und Zugang zu Servern begannen, HTML fürs WWW zu schreiben, Wissenschaftliches, aber auch Persönliches, Abstruses, Verrücktes.

Bill Gates, Chef von Microsoft, dem mächtigsten Software-Konzern der Welt, rümpfte zu diesem Zeitpunkt höchstens die Nase über die Entwicklungen im Internet, wenn er sie überhaupt zur Kenntnis nahm. Auch traditionelle Online-Dienstanbieter wie CompuServe oder die Telekom schotteten sich zunächst gegen das "Chaos Internet" ab. Die Lawine war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Sie wurde so mächtig, daß die anfänglichen Gegner später, als der Boom bereits in vollem Gange war und Anwender entsprechende Software und Internet-Zugänge verlangten, Hals über Kopf den Kurs wechselten und fieberhaft in das neue Medium investierten. Heute sind Online-Dienste in erster Linie Internet-Provider, und Microsoft beschäftigt Heerscharen von Entwicklern, die nichts anderes im Sinn haben als das Versäumte nachzuholen, um auch im Internet-Bereich zum Software-Anbieter mit dem größten Umsatz zu werden.

Die Anzahl von Technologien und Software-Lösungen im WWW-Bereich ist heute kaum noch überschaubar. Doch je bunter und unübersichtlicher der Markt, desto wichtiger werden allgemein anerkannte und weitgehend eingehaltene Standards wie HTML und andere Sprachen, die vom W3-Konsortium normiert werden. Denn letztendlich sind die Daten das Entscheidende, nicht die Software. Immer mehr Endanwender und Entscheidungsträger beginnen das zu begreifen. Und dementsprechend wächst der Druck auf Software-Hersteller, sich an den Standards zu orientieren. Das gilt für einfache Dokumentformate wie HTML genau so wie etwa für Ansätze zu elektronischem Business.

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© 1998  Stefan Münz, muenz@csi.com