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"Stille Helfer für die Polizei
Sicherheitsexperten loben Beitrag des Verfassungsschutzes zur Verbrechensbekämpfung
... Schon im Herbst vergangenen Jahres hat die Innenministerkonferenz
eine Prüfung in Auftrag gegeben, wo der Einsatz der Verfassungsschützer
sinnvoll sein könnte. Das Ergebnis: Erkenntnisse über die Täter
und die Strukturen organisierter Kriminalität gehen den Sicherheitsbehörden
regelmäßig verloren. So geben Nachrichtendienste aus anderen
Ländern Tipps an die Verfassungsschützer, die diese nicht an
die Polizei weiterreichen dürfen. Verfassungsschutzbehörden erhalten
bei der Beobachtung von politischen Tätern Informationen über
andere Straftaten, dürfen ihnen aber nicht nachgehen. Oder sie geben
die Hinweise an die Polizei weiter und gefährden dadurch möglicherweise
ihre Quelle. ... " SZ 12.8.99 S. 2
Interview
"Wir haben hier null Sicherheitslücke
Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens beharrt
auf der Trennung von Polizei und Verfassungsschutz
SZ: Der Prüfbericht der Innenministerkonferenz führt 39 Fälle
auf, in denen deutsche Sicherheitsbehörden Hinweisen auf Straftaten
nicht nachgehen, weil sie sich selbst rechtliche Fesseln auferlegt haben.
... Behrens: Diese Fesseln sind Frucht einer rechtsstaatlichen Entwicklung,
Frucht unserer demokratischen Tradition. Ich halte sie für richtig
und will deshalb diese rechtliche Grenze nicht überschreiten. ...
Behrens: ... Andere Länder haben ein völlig anderes Rechtssystem.
Die Alliierten haben uns aus gutem Grund das Trennungsgebot zwischen Polizei
und Verfassungsschutz auferlegt. Diese Grenze will ich nicht verwischen
. Der Verfassungsschutz ist für den Schutz der freiheitlichen Grundordnung
da, die Polizei für die Strafverfolgung. ... Für jeden Fall der
Bayern, in dem der Verfassungsschutz angeblich hilfreich war, liefern meine
Polizei-Experten ein Gegenbeispiel, bei dem sie das Problem allein lösen
konnten. ... Auch unsere Polizei hat die Möglichkeit, durch verdeckte
Ermittler in solche Strukturen einzudringen. Wir haben gerade erst den
Großen Lauschangriff beschlossen, für den ich mich eingesetzt
habe, um dem organisierten Verbrechen besser begegnen zu können. Wir
haben eigens die Verfassung dafür geändert, da müssen wir
jetzt nicht die Befugnisse des Verfassungsschutzes ausweiten. ... "
SZ 12.8.99 S. 2
*
"Statistischer Beirat plädiert für neue
Volkszählung
... Zu den Vorschlägen des Beirats zählt auch eine
erneute Volkszählung. Nach 13 Jahren sei es wieder Zeit für eine
Bestandsaufnahme der Grunddaten, sagte der Präsident des Statistischen
Bundesamtes, Johann Hahlen. Allerdings müssten dafür neue Methoden
angewendet werden. Die letzte Volkszählung war von heftigen Protesten
und Widerstand vieler Bürger begleitet gewesen, die sich ausgeforscht
fühlten. ..." SZ 12.8.99 S. 2
"Bei Dienstleistungen völlig unterbelichtet
Experten fordern bessere Statistiken / Beirat übergibt Vorschlagsliste
... plädiert der 60köpfige Beirat, dem Vertreter von Nutzern
und Befragten amtlicher Statistiken angehören, für eine häufigere
Durchführung des Mikrozensus-Systems, bei dem jedes Jahr 800 000 Menschen
um persönliche Angaben gebeten werden. ... Tsp 12.8.99 S. 20
"Dienstleistungen transparent machen
Beirat legt Empfehlungen zur Modernisierung der amtlichen Statistik
vor" HB 12.8.99 S. 6
Interview
Gerd Wagner, Prof. an der Universität Frankfurt/O., leitet
das Sozio-Ökonomiesche Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
Schwarze Löcher in der Statistik stopfen" HB 12.8.99 S.
6
*
"In virtuellen Universitäten wird diskutiert
statt doziert
Deutsche Hochschulen suchen Anschluss im weltweiten Bildungsmarkt"
HB 12.8.99 S. 6
LOKALES
Berlin
"Videoüberwachungen für Schuhreparateure
'Mister Minit' plante Kamerainstallation - Datenschützer: Verstoß
gegen Persönlichkeitsrechte
... Marketingleiter Wolfgang Westerhaus beruft sich auf das Datum des
Mitarbeiterschreibens. Seitdem habe man weitergedacht. Die Überwachung
solle nicht mehr in dieser Breite durchgeführt werden. Westerhaus
sei sich darüber im Klaren, dass Videoaufzeichnungen für Verkaufsgesprächsanalysen
in andere Bereiche des Datenschutzes führten. 'Die Überwachung
der Mitarbeiter ist nicht unsere Absicht.' ... Den Vorwurf einer 'totalen
Vollüberwachung' weist Westerhaus als unberechtigt zurück, da
die Kamerainstallationen nur für den sogenannte 'Kunden- und Kassenraum'
vorgesehen seien. Alles deutet daraufhin, dass die Firmenleitung ursprünglich
eine Form der Überwachung geplant hatte, die rechtlich unzulässig
ist. Claudia Schmid, stellvertretende Datenschutzbeauftragte des Landes
Berlin, sagte, dass die Vollüberwachung der Mitarbeiter ein Verstoß
gegen die Rechtsprechung sei. Der Arbeitgeber sie verpflichtet, das Persönlichkeitsrecht
des Arbeitnehmers zu achten. Gegen eine wie bei Kaufhäusern übliche
Videoüberwachung des Verkaufsraumes zur Verhinderung von Ladendiebstahl
sei allerdings nichts einzuwenden. Es komme auf die Intensität an.
Schmid fügt hinzu, daß es für Leistungskontrollen bessere
Methoden gebe, die weniger in das Persönlichkeitsrecht der Mitarbeiter
eingriffen." WELT 12.8.99 S. 35
"Mit Gewalt für die Einführung der Videoüberwachung
Die CDU will die Genehmigung der optischen Bespitzelung zum 'Kernthema'
der Koalitionsverhandlungen mit der SPD machen. Die ist dagegen - aus Kostengründen
Die CDU hält an ihrer Forderung nach einer Videoüberwachung
öffentlicher Plätze fest. Die Partei will jetzt auf eigene Kosten
ein Gutachten erstellen lassen, in dem die technische Machbarkeit der Überwachungsmaßnahme
untersucht werden soll. ... Zumindest einen auf fünf Jahre befristeten
Modellversuch am Hardenbergplatz will die Partei ... durchsetzen. ... Später
wolle man die Maßnahme beispielsweise auf den Breitscheidplatz und
Kottbusser Tor ausdehnen. In Leipzig, wo seit 1995 ein Pilotprojekt stattfindet,
solle nach Auskunft von Gewalt 'wegen der großen Akzeptanz' künftig
die gesamt Innenstadt überwacht werden. ... " taz 12.8.99 S.
14
"Wir fühlen uns den Kriminellen ausgeliefert
Geschäftsinhaber am Bahnhof Zoo sprechen sich dafür aus,
das Laden-Umfeld mit Videotechnik überwachen zu lassen
... Die SPD ist skeptisch: 'Die Menschen wollen nicht von seelenlosen
Maschinen überwacht werden, sondern Polizisten sehen. Genau das wollen
wir auch', sagt deren sicherheitspolitische Sprecherin Heidemarie Fischer.
Der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Detlev
Riefenstahl, glaubt, dass sinnvoll ist, wenn Beamte aufgrund der gefilmten
Erkenntnisse sofort eingreifen können. ... Nur Videoüberwachung
könnte dieses Problem entschärfen, glaubt Martin Lammel von Blumen
Range an der Joachimstaler Straße. Seitdem dort eine Videokamera
aufgebaut wurde, die den Laden und den Vorplatz abfilmt, ist die Zahl der
Diebstähle und der Drogenhandel zurückgegangen. ...
Heidemarie Fischer hat nichts dagegen, wenn Ladenbesitzer ihre Geschäfte
durch Videoanlagen überwachen lassen. 'Aber das wenige Geld, was wir
für die Polizei noch haben, sollten wir in sinnvollere technische
Dinge stecken.'" BerlZtg 12.8.99 S. 26
"CDU und SPD streiten über Videoüberwachung
Union will mit Kameras Taschendiebstähle um 44 Prozent
zurückdrängen - Sozialdemokraten setzen auf Polizeipräsenz
... Die Videoüberwachung öffentlicher Gelände wäre
zwar schon jetzt rechtlich möglich, solange nichts aufgezeichnet wird.
Doch ein wirksames System müsste Aufzeichnungen ermöglichen,
sobald eine Straftat entdeckt wird, damit Beweismittel erstellt werden
können." WELT 12.8.99 S. 34
*
"Ein 'Anfangsverdacht' reicht aus
Ein Inserat, in dem Original-Computerspiele zum Verkauf angeboten
wurden, brachte einer Frau eine Hausdurchsuchung ein. Doch die Anschuldigungen
erwiesen sich als gegenstandslos. Wer mehrmals annonciert, ist schon verdächtig
... Allein die mehrmalige Schaltung von Inseraten über
mehrere Monate, in denen H. Original-Computerspiele' älteren Datums
zum Verkauf angeboten hatte, reicht aus, um die Aufmerksamkeit der zuständigen
Polizeibehörde auf sich zu ziehen. Diese leitete ein Ermittlungsverfahren
ein. ... Dieses Vorgehen der Polizei ist kein Einzelfall. ... Ermittlungen,
die wie bei H.nur auf einer dünnen Verdachtsbasis beruhen, sind dabei
keine Seltenheit. Ein Sprecher der Polizei bestätigte gegenüber
der taz: Bei sogenannten Vielfach-Anbietern, also Personen, die mehrmals
per Inserat für den Verkauf von Produkten der gleichen Kategorie werben,
bestehe ein Anfangsverdacht. Um auf diese Personen zu stoßen, würden
Zeitungen wie die 'Zweite Hand' systematisch ausgewertet. ... In manchen
Fällen geben sich dann Polizeibeamte - ausgestattet mit einer Legende
- als potentielle Käufer aus." taz 12.8.99 S. 17