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"Die neue Kontrollkultur
Immer mehr Unternehmen spionieren mit Hilfe von Computersoftware
ihre Mitarbeiter aus
Benjamin T. hat seinen Arbeitsplatz als Kundenbetreuer einer Düsseldorfer
Versicherung verloren ... Die Begründung lieferte der Computer: Eine
bestimmte Software protokollierte automatisch sämtliche Arbeitsschritte
und machte sie dem Vorgesetzten ohne das Wissen des Angestellten zugänglich:
angefangen von der Abhebegeschwindigkeit des Telephons über die Inhalte
seiner elektronischen Post bis hin zu Anzahl und Profil der Tastenanschläge
auf dem Computer. ... Das Thema Datenmißbrauch hat zur Zeit Hochkonjuktur.
Eine gewaltige 'Datensammelwut' jenseits von Recht und Gesetz sei in vielen
deutschen Unternehmen im Gange, behaupten Systemanalytiker wie Karl Schmitz
und Thomas Barthel aus Hamburg. ... Die Angst vor dem Computer-GAU führt
zu Überreaktionen: Daten, die ausschließlich aus Gründen
der Systemsicherheit erhoben werden dürfen und einer definierten Verfallszeit
unterliegen, werden zweckentfremdet und zur Erstellung von Mitarbeiterprofilen
mußbraucht. ... Karl Schmitz von der Gesellschaft für Technologieberatung
und Systementwicklung mbH hält das Sicherheitsargument, mit dem das
Ausspähen von Mitarbeitern meist gerechtfertigt wird, für vorgeschoben.
Verursacht sei die Misere durch dir flächendeckende Einführung
von Verwaltungssoftware. Ursprünglich für mittlere und kleine
Unternehmen konzipiert, wird sie inzwischen vorwiegend in Großbetrieben
eingesetzt. Und führt dort zum Teil zu absurden Konsequenzen. Die
Verwaltungssoftware unterstütze in den Betrieben eine neue 'Unkultur
der Kontrolle, Überwachung und des Zentralismus', sagen Schmitz und
sein Kollege Barthel von der Forschungs- und Beratungsstelle Informationstechnnik
e.V. ... Hinzu komme, erklärt Barthel, ein unübersehbarer Amerikanisierungstrend
und eine seit den Volkszählungsurteilen Anfang der 80er Jahre abnehmende
Sensibilität für Fragen des Datenschutzes: Der 'moderne' Arbeitnehmer
stelle seine Bereitschaft zur Flexibilität auch dadurch unter Beweis,
daß er seine elementaren Persönlichkeitsrechte an der Garderobe
des Unternehmens abgibt. ... Den wenigsten Arbeitgebern scheint bewußt
zu sein, daß sie sich mit ihrer Datensammelleidenschaft strafbar
machen. Paragraph 206 des Strafgesetzbuches stellt illegales Ausforschen
unter bis zu fünfjährige Freiheitsstrafe. Denn das Fernmeldegeheimnis
endet nicht an den Werkstoren oder im betrieblichen Intranet. Und auch
'die Rechtslage nach dem Datenschutzgesetz besagt eindeutig', so Barthel:
'Grundsätzlich ist die Verarbeitung personenbezogener Daten verboten.
Sie ist nur mit einer strengen, fallbezogenen Zweckbindung möglich,
die zudem schon vor dem Eingriff per Betriebsvereinbarung definiert sein
muß. ... " SZ 31.7.1999/ 1.8.1999 S. 10
*
"Gauck will alle Stasi-Akten zurück
Kritik an Verhandlungen mit USA auf Geheimdienstebene
... Die Gauck-Behörde hat stets den Anspruch vertreten, daß
sie die Akten zurückerhalten müsse. Nach dem Stasi-Unterlagen-Gesetz
gehörten alle Stasi-Akten in ihre Archive. ... " MoPo 1.8.1999
S. 2
Interview
"Gauck weist Kritik an seiner Arbeit zurück
Der Stasi-Beauftragte wehrt sich gegen den Vorwurf, Veröffentlichungen
von Mitarbeitern zu behindern
... Die Welt: Wie denken Sie über die Zukunft ihrer Abteilung
'Bildung und Forschung' in der Zusammenarbeit mit dem öffentlich-universitären
Bereich? Gauck: Tatsache ist, daß sich diese Konstruktion wohl schwerlich
ändern läßt. Der Deutsche Bundestag ist nämlich der
Autor dieser Regelung und nicht irgendwelche Bürokraten in meiner
Behörde. Der Grund besteht darin, daß wir über ein sehr
sensibles Material verfügen mit Millionen von Daten zu völlig
unbescholtenen Menschen. Forschungsfreiheit gibt es, aber man hat aus Gründen
des Datenschutzes und wegen der Persönlichkeitsrechte Betroffener
die Veröffentlichungsfreiheit begrenzt. Behördenmitarbeiter haben
eine spezielle Loyalitätspflicht und nur deshalb Zugang zu allen Unterlagen.
Sie haben die Aufgabe, die Öffentlichkeit zu unterrichten. Der einzelne
Forscher außerhalb der Behörde muß oftmals mit anonymisierten
Dokumenten vorliebnehmen. Nach einer längeren Debatte war dies 1991
der Kompromiß zwischen Datenschutz und öffentlichem Interesse.
... Die Welt: Wie ist der Stand der Aufarbeitung der Sira-Datenbänder,
deren Entschlüsselung in Ihrem Hause zur Jahreswende gelungen ist
und deren Pendant bei den US-Behörden in Verwahrung liegt? Gauck:
Bei den bekannten Teildatenbanken, die wir der Öffentlichkeit vorgestellt
haben, gehen wir davon aus, daß wir Ende des Jahres den Antragstellernm,
die forschen und berichten wollen, Material zur Verfügung stellen.
Die Öffentlichkeit sollte zurückhaltend sein mit großen
Erwartungen. Die Amerikaner haben den Deutschen von vier Jahren sschon
die westdeutschen namen gegeben, zu denen sie Unterlagen hatten. "
Welt 31.7.1999 S. 5
*
"Im Auftrag der EU: Satelliten jagen Subventionsbetrüger
Den 'Großen Bruder' gibt es doch. High-Tech-Satelliten aus
dem All überwachen, ob Europas Bauern zu Unrecht für angeblich
stillgelegte Äcker kassieren" MoPo 1.8.1999 S. 6