|
Kunde bei der Telekom
Vor mehreren Wochen wollte ich fuer unsere Geschaeftsraeume zwei neue Telefonnummern samt den zugehoerigen Telefonen. Bislang haben wir deren drei, darunter ein Fax und einen "Anrufweiterschalter". Ich rief beim zustaendigen Fernmeldeamt an und erhielt eine telefonische Beratung von etwa 15 Minuten Dauer. Ich bedankte mich und forderte die Antragsunterlagen. 14 Tage spaeter bekam ich ueberraschend einen Anruf von der Telekom verbunden mit einer weiteren viertelstuendigen Beratung. Ich dankte und bat abermals um die Antragsunterlagen. Weitere 14 Tage spaeter hielt ich sie in Haenden, fuellte sie aus und sandte sie zurueck ans Fernmeldeamt. Es vergingen drei Wochen. Dann rief mich Herr Keun von der Firma XY an: Seine Firma erledige das im Auftrag der Telecom. Zwei Tage spaeter installierte Herr Keun die beiden Anschluesse in unseren Geschaeftsraeumen. Er suchte und fand den Hauptverteiler im Treppenhaus nebenan, pruefte verschiedene Leitungen, legte seine Stirn in kummervolle Falten und schaltete eine halbe Stunde diverse Pruefgeraete ein und aus. Waehrend der ganzen halben Stunde beantwortete er meine Fragen mit "hm", "nein", "hmhm". Herr Keun war, wie man sieht, nicht redselig. Schliesslich packte er seine Sachen ein. "Schwierig", sagte er. "Aber jetzt ist es in Ordnung." "Wann werden die Nummern freigeschaltet?" fragte ich Herrn Keun und drueckte ihm zehn Mark in die Hand. Zum ersten Mal ging ein Strahlen ueber Herrn Keuns Gesicht. "Danke! -- Das kann Wochen dauern. -- Warten Sie, ich gebe Ihnen eine Nummer. Da rufen Sie an, wenn es Ihnen zu lange dauert." Herr Keun drueckte mir die Hand und ging. Ich ahnte nicht, wie recht er hatte. Drei Tage spaeter, die Telefone waren tot, rief ich die Nummer an, die mir Herr Keun gegeben hatte. "Wir sind nicht zustaendig", sagte mir der Herr von der Telekom. "Da muessen Sie folgende Nebenstelle anrufen: (er nannte sie). Aber erst morgen frueh, heute ist da keiner mehr." -- Am naechsten Morgen waren meine beiden Telefone noch immer tot. Ich rief die genannte Nebenstelle an. "Wer hat Ihnen diese Nummer gegeben? -- Ja so, die Techniker. Alles schicken's zu uns herueber... Nein, wir sind nicht zustaendig. Da muessen Sie folgende Nummer anrufen..." Ich rief die folgende Nummer an. Dort war ein Band zu hoeren: "Dieser Platz ist nur bis 12 Uhr besetzt. Rufen Sie folgende Nummer an...". Nichts da, dachte ich mir, Du hast ja noch zwei andere Nummern. Ich rief nochmal die erste, die mir der Herr von der Telekom genannt hatte, an. Auch dort war inzwischen ein Band zu hoeren: "Dieser Platz ist nur bis 12 Uhr besetzt. Rufen Sie folgende Nummer an...". Es war eine andere Nummer. Ich rief beide an. Beide waren stundenlang belegt. Als ich endlich durchkam, hoerte ich: "Wer hat Ihnen denn diese Nummer gegeben? -- Warten Sie, ich geben Ihnen die Durchwahl, die fuer Ihre Telefonummern zustaendig ist. Es handelt sich um folgende zwei Nummern:... Aber nicht mehr heute anrufen, die sind grundsaetzlich nur von 7.30 bis 12.00 Uhr da." -- Am naechsten Morgen waren meine beiden Telefone noch immer tot. Ich rief die Stoerungsstelle an und sagte das. Meine Beschwerde wurde verstaendnisvoll aufgenommen. "Kann man Sie zurueckrufen?" Ich gab unsere anderen Telefonnummern an und bedankte mich. -- Am naechsten Morgen waren meine beiden Telefone noch immer tot. Ich dachte an Herrn Keun. Ich rief gleich um 7.30 die erste der beiden Nummern an, die ich am Tag vorher erhalten hatte. "Wir sind nicht zustaendig", hoerte ich, was mich nicht weiter ueberraschte. "Wer hat Ihnen denn -- " "Halt," sagte ich hastig. "Ich habe da schon ein paar Nummern, die alle nicht zustaendig sind." "Ja, welche Nummern haben'S denn angerufen?" Ich nannte ein halbes Dutzend davon. "Ja, das stimmt. Die sind alle nicht zustaendig. Aber ich verbinde Sie mit dem Herrn Karlstaedter, der ist fuer Ihre Telefonnummern zustaendig". Nach einer Viertelstunde Warten und einigem Hin- und Hergeschalte meldete sich Herr Karlstaedter. Er war sehr verstaendnisvoll. "Ja, das ist ja inzwischen ueberfaellig. Aber wissen'S, ich kann hier nichts ein- oder ausschalten. Immer legen's mir die Reklamationen rueber. Ich kann doch auch nichts machen!" Ich warf ihm ein paar Telefonnummern um die Ohren. "Was, die haben alle gesagt, sie sind nicht zustaendig?" Sorgenvolles Kopfschuetteln des Herrn Karlstaedter. "So eine Bande. -- Wissen'S was, rufen'S die Stoerungstelle an. Die koennen Ihre Nummern gleich durchschalten." Ich rief die Stoerungsstelle an. "Geht in Ordnung, wir pruefen das und rufen Sie dann zurueck." Ich dachte an Herrn Keun, und dass jetzt erst knapp eine Woche vergangen war. Mir wurde mulmig zu Mute. -- Zwei Stunden spaeter rief ich die Stoerungsstelle nochmal an. Mein voriger Anruf war untergegangen. Man nahm meine Reklamation verstaendnisvoll auf. "Geht in Ordnung, wir pruefen das und rufen Sie dann zurueck." Abermals knapp zwei Stunden spaeter rief ich die Stoerungsstelle das dritte Mal an. Niemand wusste etwas von meinen vorigen Anrufen. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen: "Geht in Ordnung, wir pruefen das und rufen Sie dann zurueck. Heute wird's aber vermutlich nicht mehr klappen -- wir sind nur bis 12 Uhr da." Ich musste an Herrn Keun denken. Was er wohl grade machte? Telefone installieren, die niemals durchgeschaltet werden wuerden? Zwanzig vor zwoelf rief ich nochmal die Stoerungsstelle an. "Wir gehen jetzt gleich", drohte die angerufene Dame. "Aber ich verbinde Sie mit der Technik." Nach einer Viertelstunde meldete sich ein freundlicher Techniker. "Hier die Technik. Ich moechte Sie aber darauf aufmerksam machen, dass wir eigentlich nicht zustaendig sind. Aber ich probier's mal. Um welche Nummern geht es denn? -- Ach die -- ! Da sind ja schon Reklamationsmeldungen da. Eine von 7.45, eine von 9.30 und eine von 10.45. Ich pruef mal eben die Nummern. -- Aha, die Leitung ist unterbrochen. Nein, heute kann ich da nichts mehr machen. Aber wir rufen Sie gleich morgen frueh zurueck. Wie war noch gleich die Nummer?" Ende der Geschichte: Gegen neun Uhr vormittags am folgenden Tag rief ein Herr von der Telekom-Technik an und meldete, die eine der beiden Nummern waere jetzt freigeschalten. An der zweiten seien sie noch am Arbeiten. Sie wuerden demnaechst jemand vorbeischicken. -- Zwei Stunden spaeter klingelte das zweite der beiden bisher toten Telefone. "Hier die Telekom. Geht Ihr Telefon jetzt?" Ich bejahte. "Na sehen Sie. Da war bloss was in der Leitung. Wir haben es jetzt freigeschalten." Seitdem funktionieren beide Telefone. Und ich hatte schon den unschuldigen Herrn Keun verdaechtigt. Autor: Gabriele Hooffacker g.hooffacker@infinet.zer Alle Rechte beim Autor. Nachdruck erwuenscht! ------------------------------------------------------------------------------ |
[Contrib]
[Chalisti]
[19]
Kunde bei der Telekom