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Neues von der GMD
Auch dieses Jahr hatte die GMD wieder viele interessante Dinge vorgestellt. Wie jedes Jahr war auch dieses mal wieder der Stand der GMD interessanter als die meisten Hallen und wieder waeren wir ueberfordert zu allen zu schreiben. Daher sind wir froh, dass die GMD ihre Projekte im Verteiler "Wissenschaftsjournalisten" vorgestellt hat und wir diese Beitraege nur relegieren muessen. Red. Chalisti - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Eurochip - eine Aktion zur Ausbildung von VLSI Designern In den Mitgliedsstaaten der Europaeischen Gemeinschaft steigt der Bedarf an Designern von Hoechstintegrierten Elektronischen Schaltkreisen (VLSI) rasch an. Der Mangel an ausgebildeten VLSI-Designern begrenzt den Einsatz fort- schrittlicher Mikroelektronik in einigen Industriesektoren. In der gemeinsa- men Aktion Eurochip arbeiten fuenf europaeische Partner daran, durch die Unterstuetzung von Hochschulen und Fachhochschulen die Forschung und die Ausbildung auf dem Gebiet des Entwurfs integrierter Schaltungen aufzubauen oder zu verbessern: Circuits Multiprojects (Frankreich), GMD (Deutschland), Danmarks Tekniske Hojskole (Daenemark), IMEC (Belgien), Rutherford Appleton Laboratory (Grossbritannien). Untersuchungen, die Ende der achtziger Jahre durchgefuehrt wurden, ergaben, dass die Hochschulen in der Gemeinschaft von hoher Qualitaet sind und auch beachtliche Entwicklungspotentiale haben, dass ihre Ausbildungskapazitaet von etwa 1500 Chipdesignern pro Jahr aber zu gering ist und auf mindestens 4500 Studenten pro Jahr angehoben werden muesste. Um diesen dringenden Bedarf zu decken, startete die Generaldirektion XIII der Kommission der Europaeischen Gemeinschaft 1989 die Ausbildungs-Aktion im Bereich der ESPRIT Grundlagen- forschungen. Inzwischen erhielten mehr als 120 Hochschulen freien Zugang zur Herstellung von Microchips und zusaetzliche Unterstuetzung, mit der sie die zur Ausbildung erforderliche Infrastruktur vervollstaendigen konnten. Von den Vorteilen angeregt, die die Aktion bietet, nehmen inzwischen weitere 100 Hochschulen auf eigene Kosten teil. ]ber 220 Akademische Institute aus den Laendern der Europaeischen Gemeinschaft und aus der Europaeischen Freihandelszone sind damit heute beteiligt, und eine grosse Zahl weiterer Teilnahmewuensche liegt aus anderen europaeischen und aussereuropaeischen Laendern vor. Die Grundlage der VLSI-Design-Ausbildungs-Aktion bilden ueber 500 Vereinbarungen, die zwischen Eurochip, der Service Organisation der Aktion, Hochschulen und Industrieanbietern abgeschlossen wurden. Bislang sind etwa 2700 Softwarepakete fuer den computergestuetzten Entwurf von Schaltkreisen installiert. 80 Computerarbeitsplaetze und Testanlagen wurden von der Service Organisation der Aktion an ausgewaehlte Hochschulen geliefert, und 600 weitere Anlagen wurden von den Instituten auf eigene Kosten beschafft, wobei die von den Herstellern gewaehrten hohen Rabatte auf die Marktpreise genutzt werden konnten. 320 Hochschullehrer haben Kurse besucht und sich mit der Benutzung der Entwurfssoftware vertraut gemacht. Mehr als 5000 Studenten - das sind 500 mehr als urspruenglich geplant - nahmen im ersten Jahr an der Aktion teil. Die beteiligten 120 Hochschulen fuehrten inzwischen rund 1200 Kurse durch, in denen mehr als 1000 Schaltungen entworfen, und ueber 600 hergestellt wurden. Die Zahl der Entwuerfe, die gefertigt und getestet werden, steigt staendig. Die Ergebnisse der Aktion in der Ausbildung dokumentieren ueber 2000 interne Berichte und Ver- oeffentlichungen, darunter rund 800 Diplom- und 190 Doktorarbeiten. Die Bereit- stellung der Entwurfsmoeglichkeiten im Rahmen der Ausbildung und der Zugang zur industriellen Herstellung von Prototypen eroeffnete fuer die Hochschulen den Weg zur Chipfabrikation. Die Beteiligten griffen diese Moeglichkeit auf, sie investierten zudem eigene Mittel und verstaerkten die Aktion um ein Mehr- faches. Die zunaechst nur fuer zwei Jahre vorgesehene Aktion wird um weitere drei Jahre verlaengert. In dieser zweiten Phase wird sie fuer alle anerkannten Hochschulen der Gemeinschaft geoeffnet. Es wird erwartet, dass sich etwa 300 Universitaeten und Fachhochschulen beteiligen. Durch zusaetzliche Massnahmen werden fortschrittlichste Entwurfswerkzeuge und Technologien einbezogen, die inzwischen aus Europa erhaeltlich sind. Ausserdem soll ein abgestimmtes Ausbildungsprogramm eingefuehrt werden, das auch die Ausbildung von akademi- schen Lehrern umfasst. Dabei werden auch Mitarbeiter der Industrie als Ausbilder taetig sein. DASSY - Integration von CAD-Werkzeugen in offenen CAD-Systemen Standardisierte Schnittstellen sind die Voraussetzung fuer eine flexible Generierung von Systemen des Computer Aided Design (CAD). Die Einbindung von Produkten unterschiedlicher Hersteller in ein CAD-System der Mikroelektronik ist derzeit nur mit sehr hohem Aufwand moeglich. Dies fuehrt dazu, dass der Anwender sich entweder an einen einzigen Hersteller bindet und damit nicht die spezi- fischen Vorteile der verschiedener Anbieter nutzen kann oder mehrere CAD-Systeme kauft, was erhebliche Konsistenz- und Datenaustauschprobleme mit sich bringt. Fuer den Entwurf integrierter Schaltungen wird im Verbundprojekt DASSY (DAtentransfer und Schnittstellen fuer offene, integrierte VLSI-Entwurfs- SYsteme), an dem Wissenschaftler der Gesellschaft fuer Mathematik und Daten- verarbeitung mbH (GMD), der staatlichen Grossforschungseinrichtung fuer Informatik und Informationstechnik, beteiligt sind, eine Standard-Schnittstelle definiert, die es erlaubt, CAD-Werkzeuge unterschiedlicher Hersteller mit verschiedenen Datenhaltungssystemen zu kombinieren. Die in DASSY spezifizierte Schnittstelle basiert auf einem formal festgelegten Datenschema fuer den Anwen- dungsbereich der Elektronik. Hierbei wurden sowohl das in internationalen Standardisierungsprojekten verwendete Beschreibungsmittel EXPRESS als auch Konzepte aus semantischen und objektorientierten Datenmodellen verwendet und den speziellen Anforderungen der Elektronik-Entwurfswerkzeuge angepasst. Die Entwurfsdaten werden im DASSY-Datenmodell (DaDaMo) durch Objekte modelliert, die in Beziehungen zu anderen Objekten stehen koennen. Zur Beschreibung des Datenschemas wurden zwei Datenbeschreibungssprachen ent- wickelt: eine an C++ (CDDL) und eine an EXPRESS (XDDL) orientierte. Die komplexen Entwurfsdaten koennen durch einen erweiterbaren Satz vordefinierter Operationen zugegriffen und manipuliert werden. Die Funktionalitaet der Schnittstelle ist mit den in der Mikroelektronik sich weltweit durchsetzenden Standards EDIF (Electronic Design Interchange Format) und CFI (CAD Framework Initiative, Inc) abgestimmt. Die im Projekt DASSY spezifizierte Schnittstelle ist als Prototyp in einer heterogenen Rechnerumgebung (SUN/UNIX, VAX/VMS) implementiert, in der CAD-Werkzeuge zur Simulation und zum Test integrierter Schaltungen ihre Daten austauschen und in einer gemeinsamen Datenbasis verwalten. Diese Entwurfsumgebung wird ergaenzt um die Hilfswerkzeuge, die Daten zur Beschreibung von Bauelementen (Me~werte, Modell-Parameter etc.) in einem EDIF-aehnlichen Format in die Datenbank einlesen und den interaktiven Zugriff auf Entwurfsobjekte in der Datenbank ueber eine CFI-Schnittstelle erlauben. Darueber hinaus ist diese Entwurfsumgebung mit einer einheitlichen Benutzerschnittstelle zum Aufruf der CAD-Werkzeuge ausgestattet. Das Zusammen- wirken der einzelnen Werkzeuge aus den Bereichen TCAD (Technology CAD) und EDA (Electronic Design Automation) wird anhand einer Beispielschaltung demonstriert. Mit dem DASSY-Prototyp wird gezeigt, dass Werkzeuge verschiedener Herkunft relativ leicht, das heisst, ohne groesseren Anpassungsaufwand, mit unter- schiedlichen Datenverwaltungssystemen kombiniert werden koennen, sofern sie ueber eine abgestimmte, als Standard akzeptierte Schnittstelle verfuegen. Diese Prototyp-Implementierung erlaubt jedoch keinerlei Aussagen ueber die Leistungsfaehigkeit des generierten CAD-Systems. Dies wird erst moeglich sein, wenn nicht nur die Werkzeuge der Projektpartner, sondern auch diejenigen industrieller Anbieter ueber eine solche Standard-Schnittstelle verfuegen und damit die freie Kombination der besten Werkzeuge moeglich ist. DASSY ist ein Verbundprojekt, in dem das Institut fuer Systementwurfstechnik der GMD, die Hochschulen Darmstadt, Duisburg, Hagen, Hamburg-Harburg, Kaiserslautern und Siegen sowie Siemens Nixdorf Informationssysteme AG, Paderborn zusammenarbeiten. Das Projekt wird vom Bundesminister fuer Forschung und Technologie gefoerdert. JEWEL - Ein Werkzeug zur grafischen Darstellung von Systemverhalten Im Rahmen des Projekts RelaX der Gesellschaft fuer Mathematik und Daten- verarbeitung mbH (GMD), das Konzepte, Prototypen und Werkzeuge zur Unter- stuetzung der Entwicklung verlaesslicher verteilter Applikationen entwickelt, wurde ein Problem offensichtlich: es gibt bisher keine Standardverfahren oder -werkzeuge zur detaillierten Beobachtung des Verhaltens, insbesondere des Leistungsverhaltens verteilter Programme. Die fuer sequentielle Programme benutzten Verfahren wie Profiling, Sampling oder Einzelschrittausfuehrung genuegen aufgrund der inhaerenten Nebenlaeufigkeit in verteilten Systemen nicht mehr, und es muessen andere Wege gesucht werden. Oftmals begnuegen sich Leistungsuntersuchungen mit der Bestimmung von Durchschnittswerten fuer einige Kenngroessen. Dabei gehen wesentliche Informationen ueber die empirische Verteilung der Kenngroessen verloren. Ziel des im Institut fuer Systementwurfstechnik der GMD, der staatlichen Grossforschungseinrichtung fuer Informatik und Informationstechnik, entwickelten Meuesystems JEWEL ("Just a new evaluation tool") war es, diese Luecke zu schliessen und ein flexibles, leicht benutzbares und praezises Messwerkzeug fuer die Entwicklung und Administration verteilter und nebenlaeufiger Programme bereitzustellen. Hohe Flexibilitaet ist von Bedeutung, um bei der Breite des moeglichen Einsatzgebietes moeglichst viele, im Detail verschiedene Aufgaben bewaeltigen zu koennen. JEWEL bietet Loesungen fuer die immer wiederkehrenden Aktivitaeten bei der Beobachtung eines verteilten Systems und erlaubt es, sowohl generische Standardkomponenten fuer Auswertung, grafische Darstellung und Experiment- kontrolle in weiten Grenzen zu konfigurieren als auch neue spezialisierte Komponenten hinzuzufuegen. Damit kann sich jeder Anwender von JEWEL, vom Systementwickler, ueber den Anwendungsprogrammierer bis zum Netzwerk- administrator, das Messsystem zusammenstellen, das seinen speziellen Anforderungen genuegt. Fuer die leichte Benutzbarkeit eines solchen Systems spielen zwei Aspekte eine Rolle. Erstens muss es einfach sein, in einem fertigen oder sich noch in Entwicklung befindlichen Programm Messensoren zu installieren, und zweitens muss es leicht sein, die daraus ermittelten Groessen aussagekraeftig zu praesentieren. JEWEL ermoeglicht es, einen Mess- sensor mit nur einer zusaetzlichen Programmzeile, unter Umstaenden sogar automatisch, anzulegen. Es unterstuetzt, neben der ueblichen Moeglichkeit zur offline-Analyse, die Aufbereitung der gewonnenen Ergebnisse zu animierten online-Grafiken. Die online-Praesentation ist vor allem dann von Bedeutung, wenn ein Entwickler oder ein Anwender ein "Gefuehl" fuer das Verhalten des System oder Teilsystems bekommen moechte. So kann waehrend des laufenden Programms sofort nachvollzogen werden, welche Operationen besonders aufwendig sind, oder wann Unregelmaessigkeiten im Systemverhalten auftreten, die naeher untersucht werden muessen, weil sie zum Beispiel auf einen Engpass, einen Fehler oder vielleicht auch auf einen Virus hindeuten koennen. Die Anforderungen an die Praezision eines Messwerkzeugs haengen immer von der Groessenordnung der beobachteten Vorgaenge ab. Die typischen Vorgaenge in einem modernen verteilten System finden oft in Zeitraeumen statt, die weit kleiner sind als die Aufloesung der Systemuhr, sie bestehen oft nur aus wenigen Instruktionen und uebergreifen nicht selten auch mehrere Rechner. Um solche Vorgaenge noch einzeln beobachten zu koennen, benoetigt man neben einer systemweit einheitlichen Zeitbasis auch eine Methode zur Messwerterfassung, die das Zeitverhalten der beobachteten Aktionen nicht signifikant veraendert (Interferenzarmut). JEWEL erlaubt es, sowohl bei sehr hohen Anforderungen an die Genauigkeit spezielle Hardware-Uhren und -Messfuehler einzusetzen, als auch fuer die Beobachtung laenger andauernder Aktionen eine kostenguenstige und portable Software-Loesung zu benutzen. Das JEWEL-System besteht aus drei Teilsystemen, die sich die drei Haupt- aufgaben bei der Systembeobachtung teilen. Das Messwerterfassungs- und -verarbeitungssystem DCRS (Data Collection and Reduction System) gewinnt Messwerte aus dem zu beobachtenden verteilten System, fuehrt sie zusammen, verdichtet sie und berechnet daraus Kenngroessen. DCRS besteht aus Erfassungs-, Sammel- und Berechnungsbausteinen, die zu einer dem aktuellen Problem angepassten Loesung konfiguriert werden koennen. Das grafische Praesentationssystem GPS bereitet die Daten fuer eine leicht erfassbare grafische online-Darstellung der Kenngroessen auf, es fasst in Fenstern inhaltlich zusammengehoerige Kenngroessen des beobachteten Systems zusammen und veranschaulicht ihre Werte mit Hilfe verschiedener Standarddiagrammtypen. GPS basiert, wie das gesamte JEWEL-Benutzerinterface, auf den de facto- Standards von X Window System und OSF/Motif. Das Experimentkontrollsystem ECS stellt dem Experimentator eine komfortable grafische Schnittstelle zur Konfiguration und Kontrolle des gesamten verteilten Messsystems und der durchzufuehrenden Experimente von zentraler Stelle aus zur Verfuegung. Neben der GMD-internen Nutzung wird JEWEL derzeit in zwei Kooperations- projekten eingesetzt und in die Umgebung der Kooperationspartner transferiert. Hieraus wurden auf der CeBIT zwei Beispiele fuer die Anwendung von JEWEL gezeigt. Aus der Kooperation der GMD mit dem OSF Research Institute, Grenoble, Frankreich, wird die Leistungsanalayse von UNIX-Systemdiensten in einer Mikrokern-basierten Betriebssystemarchitektur bestehend aus dem MACH 3.0 Mikrokern und dem OSF/1 Betriebssystemserver auf einem i386-basierten Multiprozessorsystem im laufenden Experiment gezeigt. Weiter wurden mit Hilfe der Aufzeichnungsmechanismen von JEWEL Ergebnisse aus der Untersuchung des RPC (Remote Procedure Call)-Mechanismus des verteilten Betriebssystems Amoeba aus der Zusammenarbeit mit dem ESA European Space Research and Technoloy Centre, Noordwijk, Niederlande, praesentiert. JEWEL ist sehr gut dokumentiert und fuer Interessierte auf der Basis eines Lizenzvertrages nutzbar. Die STARCOS-SmartCard - Instrument fuer neue Dienstleistungen Die SmartCard - Intelligenz im Scheckkartenformat, ist ein Schluessel zu mehr Sicherheit, zu mehr Komfort und zu neuen Dienstleistungen in der Informationstechnik. Als elektronische Geldboerse hilft sie beim Telefonieren und vermeidet das Problem des passenden Kleingelds. Bei der Zugangs- oder der Zugriffskontrolle ist sie das 'Sesam-oeffne-dich'-Werkzeug. Im Bereich der vertrauenswuerdigen Kooperation uebernimmt sie die Funktion des Signier- Instruments zur Erzeugung der elektronischen Unterschrift unter dem elektronischen Dokument. Als Chiffrier-Geraet ermoeglicht sie vertrauliche Kommunikation durch Verschluesselung der Nachricht. Als Traeger persoenlicher Daten ueberwacht sie den Zugriff auf die gespeicherte Information durch Pruefung der Autorisierung. Die Gesellschaft fuer Automation und Organisation (GAO) und die Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung mbH (GMD), die staatliche Gross- forschungseinrichtung fuer Informatik und Informationstechnik, entwickeln in einem gemeinsamen Forschungsvorhaben unter der Bezeichnung STARCOS ein in vielen Anwendungsbereichen einsetzbares SmartCard-Anwendungspaket. Die mit dem neu entwickelten und sehr leistungsstarken SmartCard Chip Operating System STARCOS ausgestattete STARCOS-SmartCard ist mit einer File Organisation ausgestattet, die die neuesten Entwicklungen der Standardisierung berueck- sichtigt (Working Draft ISO 7816-4). Sie verfuegt ueber einen leistungsstarken Satz an Chipkarten-Kommandos und bietet zahlreiche Sicherheitsfunktionen. Die STARCOS-SmartCard wurde auf der Basis des Hitachi-Chips H8/310 realisiert und ist als 'Multi Application SmartCard' konzipiert. Das zugehoerige STARCOS SmartCard Terminal ist mit Tastatur, Display und Security-Modul ausgestattet und an Personal Computer ueber eine RS 232- Schnittstelle anschliessbar. Es erlaubt im Zusammenspiel mit der STARCOS- SmartCard die Erzeugung und Pruefung elektronischer Unterschriften auf der Basis des Kryptoverfahrens nach Rivest, Shamir und Adleman bis zu einer Schluessellaenge von 1024 bits. Das SmartCard Interface Modul STARMOD bietet dem Anwendungsprogrammierer eine Schnittstelle, ueber die er alle SmartCard- Funktionen ansprechen kann. Als weitere Komponente gehoert zu dem Basis- System das SmartCard Management Control System STARMAC zum Design und zur Verwaltung von SmartCard-Anwendungen. Um die Leistungsfaehigkeit und die vielfaeltigen Anwendungsmoeglichkeiten von STARCOS zu zeigen, haben die beiden Projektpartner eine Reihe von Anwendungs- beispielen auf einer STARCOS-SmartCard realisiert: Die TeleSign-Anwendung erzeugt und prueft elektronische Unterschriften unter elektronischen Dokumenten. Die SigMedica-Anwendung zeigt die 'electronic signature'-Funktion am Beispiel des elektronischen Rezepts. Die CancerDat-Anwendung demonstriert die Verwendbarkeit von SmartCards als Traeger medizinischer Behandlungsdaten am Beispiel der Krebsnachsorge. Und fuer die persoenlichen Beduerfnisse des Chipkartenbenutzers wurden die PerDat-Anwendung Funktionen "Telefon- Verzeichnis", "Adress-Register", "Kooperations-Logbuch" und "Memo" auf der STARCOS-SmartCard realisiert. MERIT - ein wissensbasiertes Informationssystem mit grafischer Dialog- schnittstelle Die Entwicklung von Wissensbanken, Objektorientierten Datenbanken und Multimedia-Informationssystemen erfordert ein Umdenken nicht nur im Bereich der Speicher- und Zu- griffsmethoden, sondern insbesondere auch in der Konzeption der Benutzerschnittstelle. War diese bis vor einigen Jahren noch an dem Modell der Kommandosprache orientiert, so zeichnet sich heute ein entscheidender Wandel ab: Leistungsfaehige Arbeitsplatzrechner bieten heute grafische Benutzerschnittstellen an, die es erlauben, Informationen als "grafische Objekte" auf dem Bildschirm sichtbar zu machen. Da die Informationen oft hochgradig vernetzt sind, eignen sich die traditionell eingesetzten Anfragesprachen nur bedingt dazu, auf die Informationsbasis zuzugreifen. Als Alternative zu den herkoemmlichen "Retrieval-Schnittstellen" entwickelt deshalb das Institut fuer Integrierte Publikations- und Informationssysteme der Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung mbH (GMD) Informationssysteme, die es dem Benutzer erlauben, die Informations- bestaende in einem Dialog mit dem System zu erforschen. Ein erster, von der GMD als staatlicher Grossforschungseinrichtung fuer Informatik und Informationstechnik erarbeiteter Prototyp ist das System MERIT ("Multimedia Extensions of Retrieval Interaction Tools"). Es enthaelt Informationen ueber Foerderprogramme, Projekte und Forschungsinstitutionen im Gebiet "Informationstechnologie", die in verschiedenen Datenbanken der Europaeischen Gemeinschaft zur Verfuegung gestellt werden. Das System bietet grafische Darstellungen von Anfrageresultaten an, die auf verschiedene Situationen zugeschnitten sind. So wird dem Benutzer, der nur einen Ueberblick gewinnen will, die Vernetzung zwischen Programmen oder Projekten als Orientierungshilfe angeboten, waehrend ein an Details interessierter Fragesteller, der zum Beispiel Forschungskontakte knuepfen will, mit weiteren Daten ueber einschlaegige Projekte und die notwendigen Adressen der potentiellen Ansprechpartner versorgt wird. Zusaetzlich sind nuetzliche Zusatzinformationen, wie Landkarten mit den Standorten der Forschungsinstitutionen oder Fotos von Ansprechpartnern verfuegbar. Um den Benutzer nicht mit einem unuebersichtlichen Angebot zu irritieren, bietet das System zu Beginn des Dialogs eine Reihe von exemplarischen Situationen an, von denen der Benutzer diejenige auswaehlen kann, die seinem Informationsproblem am naechsten kommt. Das System reagiert darauf mit einer diesem "Fall" angemessenen Dialogfuehrung: So werden bei der Formulierung einer Anfrage, zum Beispiel ueber Forschungsprojekte, bevorzugt diejenigen Merkmale angeboten, die im gewaehlten Fall zur Beschreibung gesuchter Informationen nuetzlich sind. Ist eine Anfrage bearbeitet, so wird eine dem Fall entsprechende Strategie bei der Vermittlung der Resultate verfolgt. Dies wirkt sich einerseits in Praesentationen aus, die situationsspezifisch wichtige Daten hervorheben, andererseits wird die Reihenfolge, in der die verschiedenen Darstellungen gezeigt werden, auf den Fall zugeschnitten. Trotz der Orientierung an der Problemsituation des Benutzers kann es dazu kommen, dass der Dialogverlauf nicht dem Informationsbeduerfnis des Benutzers Rechnung traegt. Es steht dem Benutzer frei, einen anderen "Fall" zu waehlen oder zu einer frueheren Dialogsituation zurueckzukehren. Entscheidungshilfe dazu stellt das System bereit, indem es geeignete Kommentare zum aktuellen Dialogzustand anbietet. Bei der Formulierung der Anfrage wird der Benutzer vom System aktiv unter- stuetzt. Zu einem eingegebenen Suchbegriff kann das System inhaltlich ver- wandte Begriffe vorschlagen, die zur Erweiterung der Anfrage benutzt werden koennen. Fuer diesen Zweck wird in MERIT Wissen ueber die Begriffe des Fach- bereichs "Informationstechnologie" bereitgehalten. Dieses Wissen ist in Form eines semantischen Netzes erfasst. Aehnlich einem Thesaurus sind die Begriffe untereinander durch Beziehungen verbunden. Es werden vier Beziehungstypen unterschieden, naemlich eine Aehnlichkeitsbeziehung, eine Gegenteilsbeziehung, eine Spezialisierung und eine Generalisierung. Diese Beziehungen sind "unscharf" (englisch: fuzzy), das hei~t unterschiedlich stark ausgepraegt, wobei die Beziehungsstaerke durch einen Wert zwischen 0 und 1 ausgedrueckt wird. Der verwendete Formalismus eignet sich sehr gut, um die Vagheit und Mehrdeutigkeit der menschlichen Sprache nachzubilden. Eine zentrale Systemkomponente von MERIT ist der Dialogmanager, der den Benutzer bei der Informationssuche unterstuetzt. Dabei werden die Aktionen von Benutzer und Informationssystem als kooperative Dialogbeitraege inter- pretiert, die dazu dienen, wechselseitig ueber Dialogziele und Loesungswege zu informieren. Durch geeignete Visualisierung soll sich der Benutzer nicht nur als Bediener einer grafischen Schnittstelle fuehlen, der Bildschirmobjekte wie Icons, Menues oder Fenster manipuliert. Vielmehr soll er Anfragen oder Rueckfragen aeussern, Entscheidungen treffen und Themen bestimmen. Dies geschieht auch in MERIT hauptsaechlich durch Anklicken grafischer Objekte. Diese sollen aber aufgrund ihrer Gestaltung und Anordnung lediglich wie sprachliche Hilfsmittel in einem inhaltlichen Kontext wirken und den Dialog, also Inhalte und Zusammenhaenge, sichtbar machen. Der in MERIT verfolgte Ansatz zur Visualisierung von komplexen Dialog- strukturen basiert auf einem Dialogmodell, das die Abfolge von Dialog- beitraegen, den Rollenwechsel zwischen den Teilnehmern und die Einbettung von Klaerungsdialogen formal beschreibt. Diese Konzeption konnte auf die grafischen Oberflaechen umgesetzt werden durch die Gestaltung verschieden- artiger Typen von Dialogobjekten, zum Beispiel fuer Benutzeranfragen, Systemangebote, fuer Rueckfragen von Benutzer und System in Klaerungs- dialogen, fuer begleitende Kommentare oder Hilfen. Loesen von Differentialgleichungen mit Computer-Algebra Das Loesen von Differentialgleichungen ist in fast allen Gebieten der Naturwissenschaften von grundlegender Bedeutung. Die Kenntnis analytischer Loesungen in geschlossener Form ist dabei von ganz besonderem Interesse, da sie Einsichten in die Struktur des zugrunde liegenden Problems erlauben, die durch eine numerische Loesung nicht moeglich sind. Oft entscheidet sie ueber den weiteren Fortschritt in einem Gebiet. In aller Regel ist die Bestimmung solcher analytischen Loesungen mit grossem Rechenauf- wand verbunden. Ausserdem sind die verwendeten Loesungsverfahren meist nur heuristisch, da der Rechenaufwand fuer systematische Verfahren noch erheblich groesser ist. Aehnlich wie beim Integrieren verwendet man Tabellen von geloesten Beispielen - ein Standardwerk ist die Sammlung von Kamke - und versucht, sein eigenes Problem auf eines dieser Beispiele zurueckzufuehren. Falls man fuer eine bestimmte Differentialgleichung eine Loesung nicht findet, kann man jedoch nicht sicher sein, ob sie vielleicht doch existiert. Die Computer-Algebra ermoeglicht einen fundamental neuen Ansatz. Der Rechen- aufwand an analytischen Rechnungen spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, er wird fehlerfrei auf dem Computer ausgefuehrt. Deshalb sind die verwendeten Verfahren algorithmisch, sie arbeiten fuer ganze Klassen von Gleichungen und erlauben definitive Aussagen ueber die Loesungen des untersuchten Problems. In der Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung mbH (GMD), der staatlichen Grossforschungseinrichtung fuer Informatik und Informations- technik, arbeiten Wissenschaftler an der Entwicklung von Software, mit der die Loesungen linearer homogener Gleichungen, deren Koeffizienten rationale Funktionen sind, bestimmt werden koennen. Durch diese Software wird das Arbeiten mit Differentialgleichungen vollstaendig revolutioniert. In wenigen Jahren werden aehnliche Algorithmen fuer fast alle Klassen von Gleichungen, die von praktischem Interesse sind, entwickelt und implementiert werden. Das langwierige Arbeiten mit Nachschlagewerken wird dann vollstaendig durch die Arbeit mit dem Computer abgeloest. Die Zeitersparnis, die Korrektheit und die Qualitaet der Ergebnisse sind ein enormer Gewinn und schaffen Zeit fuer kreative Arbeit. Die fundamentale Bedeutung dieser Software fuer alle Gebiete, in denen Differentialgleichungen geloest werden, liegt auf der Hand. Die Akzeptanz dieser neuen Moeglichkeiten wird durch eine benutzerfreundliche Oberflaeche erleichtert. Fuer die Eingabe bedeutet das die Moeglichkeit, handgeschriebene Gleichungen in der ueblichen mathematischen Schreibweise an das System zu uebergeben. Die Bedienung eines Grafiktabletts kommt dem Rechnen auf einem Blatt Papier sehr nahe und braucht deshalb nicht erlernt zu werden. Die Loesungen der eingegebenen Differentialgleichungen werden von der Computer- Algebra-Software berechnet und in einem druckaehnlichen Format auf dem Bildschirm ausgegeben. Das Grafiktablett wurde an der Universitaet des Saarlandes am Lehrstuhl von Prof. Dr. Guenter Hotz entwickelt. Es verwendet ein neuronales Netz zur Mustererkennung und arbeitet mit neuartigen Methoden zur Analyse der mathematischen Formeln. Quelle: Mitteilungen der GMD, Wijo-Liste ------------------------------------------------------------------------------ |
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