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Alan M. Turing und die Intelligenz
"Sage mir exakt, was der Mensch der Maschine voraushat, und ich werde eine Maschine bauen, die Deine These widerlegt" Ein Versuch ----------- Das obige Zitat stammt von einem der (Ueber-) Vaeter der Informatik, dem Englaender Alan Matheson Turing (1912--1953). Turing, Mathematiker, Kryptologe (er war massgeblich an der Entschluesselung des deutschen Enigma-Codes beteiligt), Computertheoretiker, bevor es ueberhaupt Computer gab, Schoepfer der Turingmaschine (primitives Denkmodell, das aber prinzipiell allen Computern gleichwertig ist) und des Turing-Tests. Sein beruehmtester Artikel stellt die provokante Frage "Can Machines Think?" -- und er erlaeutert dann eine praezise Methode, diese Frage fuer eine beliebige Maschine zu klaeren. Es soll also um kuenstliche Intelligenz gehen, diesen frustrierenden Zweig der Informatik, der immer wieder feststellen muss: it Das, was wir gerade geschafft haben, ist doch keine Intelligenz ?! In den 50er Jahren meinte man, dass das Schachspiel unbestreitbar eine Intelligenzleistung sei, und machte sich daran. Als man Erfolg hatte, zerstob die Hoffnung. Das Finden mathematischer Saetze und Beweise erwies sich als ebenso mechanisch loesbar wie das Verstehen (geschriebener, spaeter auch gesprochener) Sprache, das Erkennen von Schriften, das Loesen von angewandten Problemen. Um auf Turings Zitat zurueckzukommen: Sicher gibt es Dinge, die Maschinen noch (?) nicht gut koennen. Insbesondere das Erkennen von Gesichtern, auch wenn sie durch Alter, Krankheiten, Stimmung, Beleuchtung, Bewegung veraendert erscheinen. Es sieht so aus, als seien Menschen ohne weiteres in der Lage, Gesichter auf das Wesentliche zu reduzieren und daher wiederzuerkennen, ohne dass ihnen dieser komplexe Vorgang ueberhaupt bewusst wird. Ein weiteres, von den Verfechtern und Gegnern der kuenstlichen Intelligenz immer wieder beschworenes Bild ist die Faehigkeit, aeus dem System herauszuspringen", die ausgetretenen Pfade zu verlassen und zu neuen, unerwarteten Ideen zu kommen. "Die Maschine kann nur tun, was wir ihr zu befehlen wissen" (Augusta Ada Lovelace, geb. Byron, Mitarbeiterin von Charles Babbage). Ein Schachprogramm wird sich nie aus eigenem Antrieb die "Uberlegung anstellen, sich durch bewusstes Verlieren (wie offensichtlich darf das sein?) beim Gegenueber einzuschmeicheln, nach Verlusten sauer zu reagieren oder gar vorzuschlagen, doch lieber 17 und 4 zu spielen. Aber Schachprogramme schlagen ihre Programmierer -- ein Widerspruch? Nein, denn ein Haus schuetzt auch besser vor Regen als ein Maurer. Allerdings: "Der Mensch will betrogen sein", das zeigt der ungeheure (und auch nicht "er-wuen-sch-te") Erfolg von Programmen wie "DOCTOR" / "ELIZA" von Joseph Weizenbaum, einem der schaerfsten Kritiker der kuenst-lichen Intelligenz. Das Programm simuliert einen Psychiater ("nondirektive Therapie"), indem es auf definierte Schluessel-worte vorgegebene Textkonserven auswirft. Viele Benutzer, obwohl vorher ausdrueck-lich auf diesen Charakter des Programms hingewiesen, glaubten sich trotzdem it verstanden. Die in letzter Zeit eher als "Abfallprodukt" der Forschung entstandenen sog. "Expertensysteme" stellen eher eine Datenbank verknuepft mit einem Schluss- mechanismus dar und werden von ernsthaften Leuten auch lieber als "wissensbasierte Systeme" bezeichnet. Sie sind nicht besser als das ihnen eingegebene Wissen (bestehend aus Fakten und Regeln), haben aber den Vorteil, im Gegensatz zu echten Experten beliebig kopierbar zu sein, nicht krank zu werden und keine Gehalts-erhoehungen zu fordern. Ihre Lernfaehigkeit ist aber begrenzt, und ausserhalb ihres speziellen Gebietes sind sie bestenfalls als Ablageflaeche nutzbar. All dies beleuchtet aber nur verschiedene vordergruendige Facetten des Turing'schen Zitates aus heutiger Sicht. Was Turing eigentlich fordert, ist die exakte Definition, wo der Mensch ueberlegen sei: Eben hieran hapert es. Insofern ist die Forschung auf dem Gebiet der Kuenstlichen Intelligenz verschmolzen mit Psychologie, Neurologie und Philosophie (Erkenntnistheorie, Ontologie) zur Kognitionswissenschaft (Cognitive Science), ein Weg, unsere eigenen Denkprozesse besser zu verstehen -- tiefer, als die formale Logik und die Mathematik dies ueberhaupt vermag. Allmaehlich daemmert es auch den Hardlinern der Wissenschaft, dass die Welt nicht vollstaendig mit Differentialgleichungen und Zahlentheorie beschreibbar ist. Goedel, Church, Turing und andere haben dies bewiesen. Wahrlich, dies schrieb Pirx. Es folgt: Wau "Sage mir exakt, was der Mensch dem Tier voraushat, und ich werde dir einen Menschen zeigen, der dem zuwider handelt." Ein Versuch ----------- Das obige Zitat modifiziert ein Zitat von Alan Turing, dem wohl ersten Praktiker maschinengestuetzter Entschluesselung im zweiten Weltkrieg. Die Maschinen mussten nicht nur hergestellt, sondern vorher erdacht werden. Turing, ein Homosexueller, starb trotz seines Einsatzes fuer das Vaterland als spaetes Opfer einer religioesen Frage. Der Sieg des Priestertums ueber die gesunde Sinnlichkeit des Volkes durch Veraechtlichmachung derselben ist wohl die nachhaltigste Folge des Christenums hier, waehrend die Idee der Naechstenliebe und der pazifistische Gedanke des Friedens auf Erden von der Kirche weit weniger unterstuetzt wurde. Auch heute spielt der Krieg eine wichtige Rolle. Wer gewinnt, ist die Frage. Wenn die Amis in Bagdad den Zensor hinter der Satellitenschuessel von CNN dauerhaft auswechseln koennen, ohne den Reporter dabei umzubringen, haben sie gewonnen. Wenn ein Hund als Hausgenosse dir einen Ball so zuspielt, dass du ihn leicht halten kannst und du spielst mit und ihm den Ball zurueck, geht es so dreimal. Dann haelt der Hund zwei zu eins fuer sich und du hast keine Lust mehr. Und dann will der Hund Ball finden spielen. Er bringt dir genau deinen Ball aus den 19 anderen kleinen und wartet darauf, dass du ihn hinter dem Ruecken in eine Hand nimmst. In welcher ist der Ball? Das erste Mal laesst er dich stets gewinnen. Doch hinterher steht es zwei zu eins fuer seine Nase. Wie soll man so ein Problem loesen? Vielleicht ein kleines Tuch unter der geruchsintensiven Achsel tragen und es dann mal mit Ball und Tuch zusammen oder getrennt in den Haenden versuchen! Mal sehen, wie der Hund reagiert. Diese Idee als Loesungsansatz einer Maschine mit kuenstlicher Intelligenz zu betrachten, verdeutlich das Problem. Lemminge sollen angeblich schon mal alle gemeinsam eine Klippe runterspringen und ersaufen. Der Fortschritt beim Menschen besteht darin, dass er die ganze Welt wegsprengen kann. Und wenn dann als Entschuldigung benutzt werden koennte, der Oberboese solle nicht auch noch wissen, wie Atombomben gebaut werden, bevor man sich ueber die Verteilung oder Vernichtung der vorhandenen geeinigt hat, wird es kritisch. Wie ist es mit Monopolen zerstoererischen Wissens? Und wer bezahlt solche Entwicklungen, anstatt Wichtigeres zu erforschen? Als de Gaulle die franzoesische Atombombe wollte, verweigerten ihm die USA trotz ihres Grundrechts auf Waffen seit ihrem Unabhaengigkeitskrieg den Franzosen den dazu benoetigten Computer, der irgendwelche Gleichungen ausrechnen sollte. Modern formuliert, hatte der so etwa die Kapazitaet eines IBM PC XT. In der Konsequenz erhielten franzoesische Kolonien die Unabhaengigkeit, was mehrheitliche Auswirkungen auf UN-Abstimmungen hatte, weil so das Gewicht amerikanischer Kolonien mit Bananenmarketing sank. Angesichts der neuen Weltordnung mit mehr Selbstbestimmung fuer Laender mit bisher nicht so netten Regimes fragt sich, wann endlich im UN-Sicherheitsrat das Vetorecht abgeschafft wird. Auch wenn nur Mahatma Gandhi am roten Knopf fuer alle ABC-Waffen der Welt saesse, waere mir die Waffenabschaffung lieber. Wir haben genug Probleme und brauchen mehr natuerliche Intelligenz statt kuenstlicher. Und wenn schon Blauhelme zu den brennenden "Oelquellen sollen, dann ist auch freie Information ueber den erreichten Demokratielevel und die oekologischen Daten dort notwendig. Die FUCHS-Spuerpanzer als Umweltmesswagen, aber kein nacktes Datenmaterial, sondern genauso Lebensberichte etwa von Nomaden in der Wueste und ihr jahrtausendealtes kulturelles Verhaeltnis zu Grenzen. Information ueber Kultur und Wirklichkeit der less-developped-countries per Satellit auch fuer ganz Europa ueber einen Kanal, das UN-Fernsehen von einem anderen. Eine tiefschuerfende Datenbank ueber die Lehensvertraege der Ressourcen fehlt noch. Ach ja, zumindest technische Telekommunikation hat der Mensch dem Tier voraus, auch wenn schon Affen im Kaefig mit einer TV- Fernbedienung umgehen koennen. Wau Aus Datenschleuder 34 ------------------------------------------------------------------------------ |
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