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Neues aus den USA
Inkopatible EDI-Standards ------------------------ In der amerikanischen Geschaeftswelt nimmt das papierlose Buero in Form des sog. "Electronic Data Interchange" (EDI) zunehmend Gestalt an. Bereits mehr als 10.000 Unternehmen, darunter auch Grossunternehmen wie Motorola, United Airlines, JC Penny und AT&T, wickeln ihre internen Geschaeftsablaeufe und externen Kontakte mit Geschaeftspartnern elektronisch, auf der Grundlage EDI-basierter Kommunikationsprotokolle ab. Dieses Jahr sollen in den USA EDI- Anwendungen im Wert von insgesamt $440 Mio. umgesetzt werden. Fuer 1994 wird ein Umsatz von $796 Mio. prognostiziert. Klein- und mittelstaendische Unternehmen mit eingeschraenkten Geschaefts- kontakten koennen bereits fuer $1500 PC-gestuetzte EDI-Schnittstellen erwerben. Anfang des Jahres wurde erstmalig eine auf dem amerikanischen ANSI X12-Standard aufgestzte EDI-Schnittstelle fuer Apple/Macintosh-Rechner zum Preis von $1.950 angeboten. Ein ausgereifteres System zur EDI-basierten Integration der durch hohe Interdependenz gekennzeichneten Geschaeftsablaeufe eines Grossunternehmens verlangt jedoch nach umfangreicheren Investitionen in Hardware, Spezialsoftware und Kommunikationsnetzwerke. Amerikanische Grossunternehmen koennen jedoch auch sog. "Value-Added Networks" anmieten, auf denen fast jede Art von EDI-Anwendungen aufgesetzt werden kann, und so einen Grossteil eigener Entwicklungskosten sparen. In dem Masse, in dem auslaendische Staaten ihre Telekommunikationsmaerkte deregulieren, werden weitere Maerkte fuer EDI-Anwendungen erschlossen. Mit Blick auf den gemeinsamen Markt im Jahr 1992 investieren europaeische Regierungen mehrere Mio. US-$ in die Gewaehrleistung gemeinsamer Standards fuer einen grenz- uebergreifenden Datenaustausch. Verglichen mit insgesamt 12.000 Unternehmen in den USA nutzen gegenwaertig lediglich 3.000 - 5.000 europaeische Unternehmen EDI-Anwendungen. Ein amerikanisches Marktforschungsunternehmen, das sich auf Informationsdienstleistungen spezialisiert hat, schaetzt das Gesamtvolumen des europaeischen EDI-Marktes jedoch fuer 1992 auf $250 Mio. Bislang wird der US-Informationsindustrie jedoch der Zugriff auf diesen Markt durch die Inkompatibilitaet des amerikanischen EDI-Standards (ANSI X12) mit dem sich international und insbesondere in Europa durchsetzenden Edifact- Standard erschwert. Urspruenglich war es das Ziel des sog. "X12-Committee" der "Data Interchange Standards Association" in Alexandria (VA), den amerikanischen ANSI X12- und den Edifact-Standard bis 1994 anzugleichen. Dieses Unterfangen haelt Robert Hurd, Direktor der internationalen Abteilung dieser Fachvereinigung mittlerweile fuer eine unrealisierbare "Tagtraeumerei". Bill Cafiero, Leiter eines internationalen Foerderprogramms fuer die Entwicklung von EDI- Anwendungen und Mitglied des Edifact-Standardisierungsgremiums haelt hingegen den Verweis auf inkompatible EDI-Standards fuer eine faule Ausrede. In den USA gaebe es buchstaeblich hunderte von Softwarehaeusern, die durchschaubare "Uebersetzungssoftware" fuer die Ueberbrueckung von Inkompatibilitaeten zwischen ANSI X12 und einer Menge anderer spezieller EDI-Standards anboeten. Robert V. Head, Organisator einer in Washington durchgefuehrten Tagung mit dem Titel "EDI in Government", haelt langfristig entweder ein Zusammenwachsen von ANSI X12 und Edifact oder ein Zusammenbrechen beider Standards fuer unausweichlich. Dramatischer Ertragsrueckgang fuer IBM im ersten Quartal ------------------------------------------------------- Letzte Woche Mittwoch (20. Maerz) veroeffentlichte IBM dramatische Zahlen ueber den Verlauf der ersten drei Monate des laufenden Wirtschaftsjahres 1991. Verglichen mit dem Vorjahresquartal sind die Ertraege des groessten Computerherstellers der Welt um 50% zurueckgegangen. Auf das gesamte Wirtschaftsjahr hochgerechnet ist ebenfalls mit zurueckgehenden Ertraegen zu rechnen. Die urspruenglich angenommene 5%ige Ertragssteigerung kann mit Sicherheit nicht mehr erreicht werden. IBM selbst fuehrt diese Einbussen nicht auf den Verlust von Markt anteilen an Mitbewerber zurueck. Die Kauflust sei insgesamt zuruckgegangen. Apple Computer Inc., der Hauptmitbewerber auf dem Mikrocomputer-Markt, der bereits Ende letzten Jahres mit einer neuen Preisstrategie aufwartete, kann diese Einschaetzung nicht teilen. Die Nachfrage sei weltweit nach wie vor gut. Die Intel Corp. schliesst sich dieser Auffassung an, differenziert jedoch zwischen dem derzeitigen Mikrocomputer- und dem Mainframe-Markt. Sowohl in den USA als auch in Europa zeichne sich insbesondere der Markt fuer Grosscomputer durch zunehmende Absatzschwaechen aus. Marktforscher gehen davon aus, dass sich der gesamte Markt derzeit in einer Konsolidierungsphase befindet. Wohl unter Anspielung auf die ausserordentlich erfolgreiche Preisgestaltungsstrategie von Apple wird darauf hingewiesen, dass Mikrocomputer im wesentlichen aus den reichlich vorhandenen und preiswerten Rohmaterialien "Sand, ein wenig Metall und Plastik" bestuenden. Wenn bestimmte Hersteller in Absatzschwierigkeiten gerieten, muessten sie daher lediglich die Stueckpreise reduzieren, um Marktkonkurrenten frueher oder spaeter zu gleichem Marktverhalten zu zwingen. Neue Exportskontrollen fuer Supercomputer ----------------------------------------- Letzten Freitag (15. Maerz) trafen sich in Tokyo amerikanische und japanische Regierungsvertreter, um einen sieben Jahre alten Geheimvertrag neu zu verhandeln, demzufolge beide Staaten uebereinstimmen, den Export von Supercomputern in Drittlaender einzuschraenken. Auf der Grundlage des bisherigen Abkommens haben die USA und Japan die Verbreitung von Supercomputern in Osteuropa und der Dritten Welt erfolgreich unterbunden Dadurch sollte vor allem der durch Supercomputeranwendungen erleichterten Entwicklung und Anwendung von Nuklearwaffen und Traegersystemen Einhalt geboten werden. Wenn dem bisherigen Abkommen, wie geplant, nun auch Grossbritannien, Deutschland, Frankreich und moeglicherweise die Niederlande und Italien beitreten, fuerchten die Amerikaner, dass Supercomputer bald auch in den Laendern Verbreitung finden, die den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben. Die USA hoffen daher, dass Japan die amerikanische Absicht unterstuetzt, gemeinsam mit den westeuropaeischen Staaten eine neues Abkommen ueber Exporteinschraenkungen im High-Tech Bereich zu unterzeichnen. Dieses Abkommen soll offensichtlich das bisherige COCOM-Abkommen ersetzen, dass zwar den Export von Hochtechnologie nach Osteuropa unterbindet, nicht jedoch in viele Laender, die als nukleare Schwellenmaechte angesehen werden. Die amerikanische Computerindustrie wiederum befuerchtet, ein derartiges Abkommen koenne ihre internationale Konkurrenzfaehigkeit beeintraechtigen. Zum Zeitpunkt der urspruenglichen Unterzeichnung des amerikanisch-japanischen Geheimabkommens waren nur zwei amerikanische Hersteller, die Control Data Corp. und Cray Research und das japanische Unternehmen Fujitsu Ltd. auf dem Supercomputermarkt vertreten. In den letzten Jahren hat sich d er Markt erweitert. Zusaetzlich sind neue Rechnerarchitekturen, z.B. Parallelrechner, entwickelt worden, die die Performance von Supercomputern weiter nach oben treiben. Die Kritik der amerikanischen Computerindustrie an dem geplanten Abkommen konzentriert sich daher darauf, welche Leistungsgrenzen festgesetzt werden, die einen Rechner als einen entsprechenden Exportbeschraenkungen unterworfenen Supercomputer definieren. Japanische Regierungsvertreter setzen diese Grenze offensichtlich wesentlich hoeher an als ihre amerikanischen Verhandlungspartner. Ein diskutierter Entwurf der Hitachi Corp. setzt die Leistungsgrenze fuer "wirkliche" Supercomputer bei zwei Mrd. Rechenoperationen pro Sek. an. Ein zweiter von den Japanern eingebrachter Grenzwert zur Unterscheidung von sog. "General Purpose Mainframes" und Workstations liegt bei 800 Mio. Rechenoperationen pro Sek. Grundsaetzlich wird in Frage gestellt, ob die USA ueberhaupt in der Lage sind, die Verbreitung von Supercomputern durch international abgestimmte Exportkontrollen zu verhindern. So wurde der israelischen Technion- Universitaet im letzten Jahr eine amerikanische Export-Lizenz fuer den Kauf eines US-Supercomputers mit dem Argument verweigert, er koenne fuer die Produktion und die strategische Einsatzkontrolle von Nuklearwaffen ver wendet werden. Die Israelis reagierten mit offen vorgetragenen Ueberlegungen, einen entsprechenden Supercomputer entweder in Deutschland zu kaufen oder selbst zu entwickeln. Supercomputer widerlegt Einstein ------------------------------- Ein Supercomputer an der Cornell University, auf dem ein aussergewoehnlicher Gravitationszusammenbruch im Universum simuliert wurde, hat Astrophysiker mit Ergebnissen ueberrascht, die nach Einsteins genereller Relativitaetstheorie nicht auftreten duerften. Die Wissenschaftler erklaerten, das Simulations- verfahren habe moeglicherweise einen Fehler in zumindest einem Teilaspekt von Einsteins Theorie ueber das Verhalten von Raum, Zeit, Materie und Gravitation aufgedeckt. Durch weitere Tests koennte der Sachverhalt jedoch durchaus noch zu Gunsten Einsteins geklaert werden. Durch die Simulation wurde aufgedeckt, dass eine gigantische Materiewolke, deren Teilchen durch Gravitation in Form eines eifoermigen (amerikanischen) Fussballs zusammengehalten werden, sich bei ihrem ploetzlichen internen Zusammenfallen an den beiden Enden in unendlich kleine Materieteilchen und unendlich grosse Gravitationskraefte aufloest. Wissenschaftler haben diesen Vorgang bislang im Rahmen der Einteinschen Theorie als sog. "naked singularities" kalkuliert. "Naked singularities", so die bislang gueltige Annahme, existieren in den bekannten "schwarzen Loechern", also Regionen im Universum, in denen die Gravitationskraefte so stark sind, dass weder Materie, noch Energie, noch nicht einmal Licht aus ihnen entweichen kann. Nach den Ergebnissen der Supercomputersimulation ist die Natur jedoch ueberhaupt nicht in der Lage, diesen Vorgang zu produzieren. "'Naked Singularities' existieren ueberhaupt nicht" meint Dr. Stuart Shapiro, ein Astrophysiker an der Cornell-University, der das Simulations- verfahren entwickelt hat. "Wenn also die Simulationsergebnisse aufzeigen", so Shapiro, "dass Einsteins Theorie zu derart unbestimmbaren Groessen fuehrt, zur Freisetzung ungebundener Kraefte, so ist das ein Zeichen, dass die Theorie selbst ueberprueft werden muss, oder dass zumindest Zweifel hinsichtlich der Anwendbarkeit der Theorie in diesem speziellen Zusammenhang angebracht sind." Kurzmeldungen ------------- Wird "WordStar" um "Grammatik-Checker" erweitert ? WordStar International, Vertreiber des bekannten gleichnamigen Text- verarbeitungssytems, wird das kalifornische Unternehmen Lifetree Software uebernehmen. Lifetree Software hatte sich in der Vergangenheit einen Namen durch den Vertrieb von "Correct Grammar" gemacht, einem Programm fuer Grammatikkorrekturen, das teilweise auf dem von Houghton Mifflin vetriebenen "CorrecText Grammar Correction System" aufsetzt Weitere Preissenkungen bei Apple Apple Computer Inc. hat angekuendigt, die Preise fuer mittlere und "High-End" Computer um bis zu 31% zu reduzieren. Ab sofort soll ein Macintosh IIFX mit 4Mbyte Arbeitsspeicher und 160 Mbyte Festplatte $8.669 kosten - ein Preisnachlass von $2.300. Der Kaufpreis fuer einen Mac IICI mit 5 Mbyte Arbeitsspeicher und 80 Mbyte Festplatte soll um $700 auf $5.969 reduziert werden. Um $1.000 auf letztendlich $4.999 soll der Kaufpreis fuer den MacSE/30 reduziert werden. Im "Low-End" Bereich soll der ueberragende Verkaufserfolg des MacClassic durch entsprechende Preisreduzierungen fuer "Low-End" Laserprinter weiter aufgewertet werden. So soll der Personal Laserwriter LS5 zu einem Listenpreis von lediglich $1.299 angeboten werden. Es wird erwartet, dass die tatsaechlichen Verkaufspreise fuer diesen Printer unter $1.000 liegen werden. Neue Y-MP Modelle von Cray Cray Research hat zwei neue Supercomputer der Y-MP Linie, den Y-MP8E und den Y-MP8I angekuendigt. Die Neuerungen - ein neues I/O Subsystem fuer verbesserte Durchsatzraten zu internen Laufwerken und zur Peripherie, ein verbesserter Festspeicher mit verbesserten Zugriffszeiten auf grosse Mengen haeufig benoetigter Daten, Halbleiterreduzierungen durch verbesserte Systemintegration. Der Y-MP8I, der weniger Platz einnimmt als die Vorgaengermodelle und geringere Betriebskosten verursacht, soll zwischen $9,8 Mio. und $16,3 Mio. kosten. Je nach Ausstattung mit 4 - 8 Zentraleinheiten soll der vorgeblich leistungsfaehigste "General-Purpose" Supercomputer Y-MP8E zwischen $15,3 Mio. und $23,7 Mio. kosten. Journalistenpreis fuer Artikel ueber Recht auf Informationsfreiheit Toby McIntosh, "White House"-Reporter fuer das "Bureau of National Affairs", einer privaten Nachrichtenagentur, die u.a. im "Daily Report for Executives" ueber das Regierungsgeschehen in Washington berichtet, ist der mit $3.000 dotierte diesejaehrige "Joseph Brechner Freedom of Information Award" zuerkannt worden. Der Preis wurde fuer den am 23. Okt. 1989 veroeffentlichten Bericht "Agencies Restrict Public Access to Computerized Government Information" verliehen, der seinerzeit einen politischen Konflikt um den oeffentlichen Zugriff auf Datenbankinformationen der US-Regierung ausloeste. Der 1985 von dem Buergerrechtler Joseph Brechner gestiftete Preis wird jaehrlich vom "Brechner Center for Freedom of Information", einem Institut fuer Medienrecht in Gainesville (FL) vergeben. US-Kartellamt untersucht Windows-Vermarktung Die amerikanische Kartellbehoerde, die "Federal Trade Commission", untersucht z. Zt., ob die Microsoft Corp. sich in Zusammenhang mit der Vermarktung von Windows unerlaubte Wettbewerbsvorteile auf dem amerikanischen Softwaremarkt erschlichen hat Der Vorwurf der Konkurrenten - Systementwickler von Microsoft haetten bessere Moeglichkeiten, Anwendungsprogramme auf das hauseigene Windows-System abzustellen. Darueberhinaus habe Microsoft seine Vermarktungs- strategie fuer Windows zu lange verschleiert, ansonsten haette man weniger in die Entwicklung von Anwendungen fuer das alternative IBM-Betriebssystem OS/2 investiert. Fitnus 11, 12, 15, GMD Aussenstelle Washington ----------------------------------------------------------------------------- |
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