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Workshop

                "Mailboxaufzucht und Pflege"

Da die technische Entwicklung voranschreitet gibt es immer eine Luecke
zwischen dem technisch Machbarem und dem, was als Angebot tatsaechlich
vorhanden ist. Wird diese Luecke zu gross, gibt es Leute die versuchen,
diese mit einem eigenen Angebot zu schliessen. Aus diesem Grund
entstanden im Laufe des letzten Jahrzehnts an allen Orten Mailboxen. So
auch in Kiel, wo am 18.12.86 die Toppoint ihren Betrieb aufnahm. Wie
sie waren in dieser Zeit die meisten Systeme kleine lokale Mailboxen,
die von ihrem Betreiber finanziert wurden. Die Software bestand aus
selbstgeschriebenen, vergleichsweise kleinen Programmen. Diese waren
mit einem vertretbaren Aufwand zu warten. Mit den steigenden
technischen Moeglichkeiten stiegen Arbeitsaufwand und Kosten.
Mailboxbetreiber wie der der Toppoint versuchten, durch
Benutzergebuehren zumindestens die finanzielle Last auf mehrere
Schultern zu verteilen. In Kiel fuehrten diese Versuche, da nur
halbherzig und mit mangelnder Konsequenz durchgezogen, zu einer enormen
Belastung des Sysops ( sowohl Geld- als auch Arbeitsmaessig ). Die
Folgen waren ein Sysopwechsel und, nach einem Systemcrash, das
vorlaeufige Aus fuer die Mailbox. Dieses lag nicht zuletzt an dem Trend
zur Vernetzung, der die Telefonkosten fuer den Betreiber ins Absurde
wachsen liessen. Der Versuch, internationale News in Kiel in einer
Mailbox anzubieten, brachte dem Betreiber ein Minus von 2000 DM
innerhalb von drei Monaten.

An dieser Stelle haette die Geschichte dieser Mailbox wohl fuer immer
geendet, wenn die Uni in Kiel wie an anderen Unis, die Dienstleistungen
wie e-mail und News ihren Studenten und Mitarbeitern zur Verfuegung
gestellt haette. Doch in Kiel waren diese Moeglichkeiten, zumindest
fuer Studenten, nicht in Sicht. So fand sich ein Haeuflein Unentwegter
zusammen, um das ganze in Form eines Vereins neu aufzubauen. "Wenn sich
sieben Deutsche treffen, dann gruenden sie einen Verein", so lautet ein
Vorurteil. Vereinsmeierei und Mailbox, laesst sich das miteinander
verbinden ? Doch einige Vorteile sprechen dafuer :

- Die Verantwortung liegt auf mehreren Schultern.
- Ein Verein ist demokratischer als ein alleiniger Betreiber.
- Ein besseres Auftreten nach aussen.
- Sysopwechsel werden unproblematischer.

Erfolge stellten sich schnell ein. Eine schnell wachsende
Mitgliederschar ( trotz der fuer Mailboxverhaeltnisse aussergewoehnlich
hohen Beitraege von 20 DM / Monat ) sicherten die finazielle Basis. Der
Vorstand einigte sich auf eine Arbeitsteilung, die den Betrieb sicherte
ohne den Einzelnen zu ueberlasten. Der groesste Einzelerfolg war die
Erteilung der Gemeinnuetzigkeit durch das Finanzamt Kiel Nord. Damit
sind Mitgliedsbeitraege, Hard- und Softwarespenden steuerlich
absetzbar. Etwas was anderen Vereinen wie dem CCC versagt geblieben
ist. Zur Zeit bietet die Toppoint ihren Benutzern weit ueber 1000
Bretter ( Newsgroups ) aus Netzen wie EuNet, SubNet, Zerberus, UseNet
und anderen wie die apc-Gruppen an. Als Hardware steht ein 386'er unter
Xenix mit 4 MB RAM, 480 MB Plattenplatz, 2 Ports ( 19200 & 9600 ) und
einem Wartungsport zur Verfuegung. Durch dieses Angebot entstehen
natuerlich erhebliche Kosten ( monatlich ) :

- 100 DM Unido und GUUG.
-  20 DM SubNet-Verein ( VzFdpbD ).
-  40 DM Grundgebuehr Telekom.
- 500 - 700 DM variable Telefonkosten.

Diese Kosten sind noch ohne jegliche Hardware. Hinzu kommen auch noch
Kosten fuer die Verwaltung, die nicht zu unterschaetzen sind. Insgesamt
sind mit mittleren Kosten von 800 DM pro Monat zu rechnen. Um dieses zu
finanzieren stehen der Toppoint in der Hauptsche die Mitgliedsbeitraege
von z.Zt. 34 Mitgliedern zur Verfuegung. Hinzu kommt eine
Mitgliedsfirma, die als juristische Personen einen einen Beitrag von
100 DM pro Monat leistet. Entgegen unseren fruehen Hoffnungen spielen
Spenden z.Zt. eine untergeordnete Rolle.

Um einen Verein zu gruenden bedarf es einiger Dinge. Es mus zum einen
mindestens 7 Gruendungsmitglieder geben. Weiterhin bedarf es einer
Satzung. Um damit spaeter keine Probleme zu bekommen empfiehlt es sich,
mit der Satzung schon vorher zum Finanzamt und Vereinsregister zu gehen
und sich beraten zu lassen. Wir stellen unsere Satzung gerne anderen
Vereinen in spe zur Verfuegung, aber es gibt da in der Handhabe lokale
Unterschiede. Auf der Gruendungsversammlung muss dann die Satzung
beschlossen werden. Mit dem Protokoll der Versammlung und der Satzung
geht man dann zum Notar ( 40 DM ) und zum Vereinsregister ( 120 DM ).
Weiteres zum Thema Vereinsgruendung gibt es in einschlaegiger Literatur
im Tachenbuchformat.

Mit der Gruendung eines Vereins allein ist es nicht getan. Geleitet
wird der Verein von einem Vorstand ( bei uns 5 Leute ). Verteilt
werden muessen Aufgaben wie die Verwaltung ( Mitgliedsbeitraege etc. ),
technische Wartung, Publicity und die Einfuehrung neuer Benutzer.
Letzteres ist besonders wichtig, wenn man aus dem Freak- und
Technik-Ghetto ausbrechen will. Bei dem Heranfuehren neuer
Benutzergruppen an das Medium Mailbox kommt es auf zwei Dinge an :

1) Bekanntmachen der Moeglichkeiten und des Nutzens des Mediums.

   Dazu sind uns folgenden Moeglichkeiten eingefallen :

   - Mailingaktion ( direktes Anschreiben von EDV-Firmen )
     teuer, null Reaktion.

   - Mundpropaganda
     wirkungsvoll, billig, aber eng begrenzter Wirkunsgkreis

   - Lokalpresse
     sehr wirkungsvoll, langanhaltender Effekt
     VORSICHT : keine Voice-Nummern angeben

   - Seminare und Vortraege
     ist im anlaufen

   - Flugblaetter
     ist im anlaufen

2) Abbau des Hemmschwelle im Umgang mit Unbekanntem

  Eine erste Huerde ist die Oberflaeche. UNIX pur ist nicht sehr
  bedienungsfreundlich. Deshalb laeuft eine Menueoberflaeche bestehend
  aus einem Shellscript kombiniert mit "elm" und "nn". Weiterhin wird
  an einer deutschsprachigen Dokumentation der verwendeten Programme
  gearbeitet, da die englische Sprache doch auf viele abschreckend
  wirkt.Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Moeglichkeit fuer neue
  Benutzer, Fragen stellen zu koennen, sei es per e-mail oder Telefon.
  Es muessen Ansprechpartner vorhanden sein.


Wichtig fuer eine erfolgreiche Vereinsfuehrung ist auch eine gute
Gruppenchemie. Mit Leuten, die nicht miteinander auskommen, laesst sich
kein Verein aufziehen. In der Hinsicht stimmte bei uns alles. Die
meisten von uns waren seit ueber 3 Jahren dabei. Das was sich hier
darstellen laesst ist nur ein kleiner Teil dessen was wir realisieren
wollen. Fuer weitergehende Fragen, speziell von neuen Vereinen, stehen
wir gerne zur Verfuegung. Man erreicht uns als

Toppoint Mailbox e.V.
c/o Georg Hoermann
Massmannstrasse 10
2300 Kiel
0431/577523 oder als verein@tpki.toppoint.de

Martin

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