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Das Imperium der POSTLER


Prolog
 
Wir gehen zum Wandschrank, wuehlen uns durch alte Programmlistings und 
Magazine, finden den "galaktischen Dierkeatlas" und schlagen die Ueber-
sichtskarten auf. Unsere Gedanken werden schwer und sinken langsam zu 
Boden, denn die bewohnten Planeten unserer Galaxis sind ausnahmslos in 
Gelb eingetragen, um anzudeuten, dass sie alle dem Imperium der POSTLER 
angehoeren.
Ihre Bevoelkerung ist Repressialien ausgesetzt oder in Lethargie gefallen, 
je nach dem ob sie sich mit den blaubepelzten POSTLERN arrangiert haben 
oder nicht.

Das Jahr ist eigentlich unwichtig, denn was besteht , besteht schon seit 
vielen Aeonen, und das, was sich aendert, wird nix wieder so sein, wie es 
war. Alles fliesst traege auf dem Strom der Zeitquanten, wie ein Brot-
kruemmel auf Honig; und sinkt in ihn hinab, um sich endlich, wie ein 
Insekt im Bernstein, der statischen Ruhe der Resignation hinzugeben.

Ganz so schlimm, wie es aussieht, bzw. wie die POSTLER es gerne haetten 
ist es dann doch nicht. Denn in der Galaxis, die wegen der ausgewogenen 
Proportionen ihrer drei Haupt- und ihrer drei Nebenarme von einigen 
Lebensformen aus der vierten Dimension mit Fug und Recht als die schoenste 
in unserem Raum-Zeit-Kontinuum bezeichnet wird, gibt es im Gamma-Arm ein 
oder zwei Planeten, mit denen die POSTLER Muehe haben. Obwohl sie genuegend 
Erfahrung in der Durchsetzung ihrer pervertierten Interessen haben - Noch 
auf ihrem Ursprungsplaneten entwickelten sie alle ihre Tricks im Kampf der 
konkurierenden Institutionen (wie CIA, BKA, CCC und eben DBP) mit denen sie 
schleichend die Macht erlangen und sich wie ein Krebsgeschwuer in unsere 
Galaxis hineinfrassen- gaehrt es auf diesen Planeten staendig.
 
 
Kapitel 1  -  Woods Planet
 
Gorf sass in der Kueche vor einem Glas Milch -dem einzigen Luxus den er 
sich noch von Zeit zu Zeit erlaubte- und meditierte dumpf ueber die 
Ungerechtigkeit der Welt und seine eigene Dummheit, die ihn beide in eine 
eineigermassen auswegslose Situation gebracht hatten.

Vor ungefaehr einem Jahr hatte er einen Freund aus alten Tagen auf einem 
Nachbarplaneten besucht. Neben den (illegalen) Gruessen der Freunde, sollte 
er ihm noch ein Paeckchen mitbringen (illegal).

Wieso illegal? Wirst Du, lieber Leser, dich fragen.

Die POST hat das MONOPOL auf:indirekte Kommunikation und auf planetare und 
interplanetare Transporte, die der Kommunikation dienen: d.h. wenn Du jemand 
etwas von jemanden ausrichtest oder Du jemanden etwas von jemanden mitbringst,
seid Ihr drei so ziemlich alle im A.... . Jeder von Euch darf naemlich der 
POST das Doppelte der Gebuehren, die entstanden waeren, plus Verwaltungs- 
und Gerichtskosten zahlen. Bei den ohnehin schon horrenden Gebuehren ist
man schnell ein oder zwei Jahresverdienste los.
 
Gorf hatte also -durch eigenen ruecksichtslose Dumheit und ein wenig Pech- zu 
sehr viel Schulden gekommen. Waehrend er deprimiert in seine Milch starrte, 
klingelte es mit einem Mal arrogant an der Tuer - POSTLER. Gorfs Adrenalin-
spiegel war deutlich gestiegen als er die Tuer oeffnet, aber schluckte den 
Hass hinunter und behielt seine Haende, die zum Hals des POSTLERs wollten 
um ihn zu erwuergen, unter Kontrolle. 
Der POSTLER stand vor ihm, mit seinem blauen Pelzflaum auf blassgelber Haut, 
wie ein Baum der ueber Nacht gewachsen war, aus dem Nichts entstanden,
als ob das das Selbstverstaendlichste der Welt sei. Mit dieser Selbstge-
faelligkeit desjenigen am laengeren Hebel kam der POSTLER sofort zur Sache:
"Sie wissen was passiert, wenn sie ihre Strafe nicht vor Ablauf der Monats-
frist bezahlen... Sie werden ruiniert werden... WIR werden Sie ganz einfach
und effektiv fertigmachen... nein, WIR werden Sie nicht umbringen... WIR 
werden Sie wohl verkaufen... Hoeschst hat im Moment sehr grossen Bedarf an 
Versuchshumanoiden... Die machen wohl grad wieder einige 50 von 100 Versuche,
und da gibt es nichts besseresals die Menschen dieser Region...". Gorf sah 
sich um. Neck, sein Nachbar, schaute gerade kurz ueber den Zaun und ver-
schwand wieder.

"Ich wuerde ja bezahlen," sagte Gorf,"wenn ich das Geld haette".
Neck stieg mit einem alten Holzbalken ueber den Zaun.
"Uns is es gleich, ob Sie bezahlen oder WIR Sie verkaufen...".
Neck stand nur noch wenige Schritte hinter dem POSTLER,
"Hauptsache WIR bekommen ...." Der Pelz des POSTLERs faerbte sich rot, 
sein Schaedel lag zertruemmert zwischen den beiden Nachbarn.
"Wir werden ernsthafte Probleme bekommen", sagte Gorf trocken.
"Ich weiss|" antwortete Neck, "aber da wir schon mal angefangen haben, 
koennen wir auch gleich weitermachen, oder?"
"Gut, jeder muss mal sterben"

 
Kapiel 2 - Gorf und Neck
 
Nachdem Neck den POSTLER erschlagen und Gorf sich mehrmals davon
ueberzeugt hattte, dass kein noch so winziges Leben in dem blaubepelzten
Koerper war, sahen sie einen Reihe von wirklichen Problemen auf sich zu
kommen. Und wie dass so ist, wenn man eine Reihe wirklicher Probleme
auf sich zukommen sieht, aber die Loesungen sich krampfhaft bemuehen
unsichtbar zu bleiben, man flucht und tut dann endlich das was man
schon lange tun wollte, bzw schon lange haette tun sollen.

"Der Anfang war ja nicht schlecht," sagte Neck, "wir sollten beim
planetarischen MINISTERIUM weitermachen". Im Prinzip mochte Gorf den
Vorschlag seines Nachbarn nicht, aber wer einen POSTLER toetet (sei
es Mord, im Affekt oder im Duell) sollte die ganze Sippschaft
umbringen -oder sich selbst, denn niemand ist so kleinlich auf Rache
und bezahlte Rechnungen bedacht wie die Beherrscher unserer Galaxis,
und  die sitzen nunmal massenhaft in ihrem MINISTERIUM.
 
"Was hast Du an Waffen im Haus?", fragte Gorf. "Im Prinzip nur das
Uebliche, aber damit werden wir nicht weit kommen .... Tja, und auf
die Kamikaze-Tour .... Benzin waere genug da, ein wenig Loesungsmittel
haette ich auch noch ." Beide sahen sich kurz in die Augen und
beluden dann ihre Luftwagen.
Wenn man nun ein POSTMINISTERIUM angreifen will, so ist weniger der
Entschluss das Problem  -kein Geld, um eine Rechnung zu bezahlen, ein
Angriff auf einen POSTLER oder eine Beleidigung, man hat in jedem Fall
die Wahl zwischen der Flucht nach vorn oder Selbstmord- als der
Angriff selbst. Die MINISTERIEN sind geschuetzt, wie sonst nichts im
Universum: Planetare und interplanetare Radarueberwachung, gut
ausgebildetete und gut ausgeruestete Kampftruppen und Waffenarsenale,
die danach duersten, aufmuepfige Bioformen in nicht ganz so aufmuepfige 
Nichtbioformen zu verwandeln.

Gorf und Neck entscheiden sich fuer eine sehr unorthodoxe Methode:
im Tiefflug durch die Stadt, zischen den Tuermen des alten
Kaiserpalastes hinauf und dann irgendwo bei, ueber, auf, oder im
MINISTERIUM die Wagen zur Explosion zu bringen. Der einzige
Schwachpunkt in ihrem Plan lag im Charakter der POSTLER, wuerden sie
gleich die erste Moeglichkeit zum Praeventivschlag nutzen und das
Risiko eingehen den Kaiserpalast zu zerstoeren, oder wuerden sie noch
eine halbe Minute warten?

Die Frage ist schnell beantwortet: Natuerlich warteten sie nicht und
natuerlich sind Gorf und Neck mit einem Grossteil des alten Kaiserpalastes 
eingeaeschert worden| Aber, keine Panik|

 
Kapitel 3 - Der Kampf des MINISTERIUMS
 
Nach der Zerstoerung des alten Kaiserpalastes gab es auf Woods Planet
eine interssante Entwicklung. Es ist naemlich nicht so, dass man die
Symbole eines traditionsbewussten Volkes so mir nichts dir nichts
einschmelzen darf: man kann, aber muss auch mit den Folgen rechnen ...
"Ich glaub, dass wir jetzt endlich zuschlagen koennen: die Bomben
sind fertig, wir haben gute Piloten, und die Leute sind so sauer, dass
sie auch ohne uns auf die Barrikaden gehen wuerden|" "Gut, mein Sohn,
mobilisier die Truppen und ich werde mich um den Strassenkampf kuemmern."
Dieser Dialog fand zwischen den beiden grossen Koepfen des
Widerstandes auf Woods Planet statt, von denen man eigentlich nicht
mehr weiss, als das sie Vater und Sohn waren.
Aber auch die POSTLER machten mobil. Die Wachen wurden alamiert und
verstaerkt und noch bevor sich alle Staubkoerner, die vorher den
Palast gebildet hatten, ein nettes Plaetzchen gefunden hatten,
begannen Greiftrupps zu je zehn POSTLER in der Stadt Panik zu verbreiten.
Aber auch der Widerstand ruestete sich. Zehn Luftwagen wurden mit
kleinen Atombomben beladen und machten sich bald auf den Weg das
MINISTERIUM in das Zentrum einer nuklearen Explosion zu stellen. Aber
nicht nur sie hatten sich aufgerafft, die Unterdruecker zu vernichten.
Auf den Strassen der Stadt begann das Gemetzel, schon bald waren die
blauen Uniformen der POSTLER zerfetzt von Schuessen, Stichen und Bissen.

In diesem Gemetzel wurde die sogenannte `extrem dreiste Taktik` (kurz edT) 
erfunden. Einige Mutige provozierten einen Trupp mit Parolen wie `let our 
Modem go` und fluechteten dann in eine bestimmte Strasse. Dort lagen andere 
Freiheitskaempfer im Hinterhalt, die dann das Feuer eroeffneten.

Aber nicht nur auf den Strassen wurde gekaempft. Es waren wohl an die
tausend kleine Luftfahrzeuge die auf das Ministerium zuflogen,
darunter auch die zehn mit einer besonderen Fracht. Die POST schickte
ihre gelben Deltajaeger gegen die Flotte. Aber was sind schon 1000
kleine unorganisierte Flieger, gegen 10000 Deltajaeger, die zu einer
straff und unflexibel durchorganisierten Streitmacht gehoeren.

Jetzt wurde die `spontan anarchistische Taktik`(saT) entwickelt.
Sie zeichnete sich vor allem durch das voellige Fehlen irgendeiner
Taktik aus.

Viele der gelben Deltajaeger wurden abgeschossen, viele Angreifer
(statistische Untersuchungen ergaben, das 75% der Angreifer ein
Lightspeed 1200, ein Epson CX-21 oder einen Eigenbau flogen) erlebten
den Sieg nicht mehr.

Einer der Bombenflieger kam durch, und setzte seine Bombe direkt in
der Etage der Staatssekretaere ab, das MINISTERIUM schauderte kurz und
beschloss dann, in sich zusammenzufallen. Bald gab es keine POSTLER 
mehr auf Woods Planet.
 
 
Kapitel 4 - Die Typen vom ISC

Woods Planet hatte seine Ketten zerissen. Die Bewohner hatten
sich spontan entschlossen, das POSTMINISTERIUM anzugreifen und waren
siegreich geblieben. Schon bald waren alle Spuren der Unterdruecker,
jede Briefmarke und jedes Antragsformular beseitigt.

Aber es ist so ziemlich das Gleiche, ob man nun einen POSTLER der
Gehaltsgruppe 2b/VI mit einem Zaunpfahl erschlaegt, oder ob
hunderttausende bis hinauf zum Staatssekretaer anlaesslich einer
atomaren Explosion sterben. Der Rest des Molochs will Rache. Jeder auf
Woods Planet haette sich schon mal an den Gedanken gewoehnen muessen,
die naechsten Wochen als Versuchshumanoide bei Hoeschst oder Baier zu
verbringen.

Aber einige Leute verfielen nicht in Panik, sondern dachten nach.
Und als die Erste mit Nachdenken fertig ware, rief sie ihre Freunde
von der InformationsSchmuggelCrew zusammen, um mal wieder an allen
Passwortabfragen und Strassensperren vorbei Informationen zu verbreiten.
Das war wie ueblich nicht ganz ungefaehrlich und nicht so einfach, wie
man sich das so heutezutage vorstellt. Aber die ISC war eines der
kreativsten Teams im bekannten Universum. Sie kultivierten die
Kommunikation mit Hilfe von Anspielungen (subkryptische Kommunikation)
und schrieben eine Sammlung von Kurzgeschichten, die an der
Oberflaeche alle sehr nett waren, aber wer ihre Anspielungen verstand,
der hatte ein Manifest in der Hand, eine Anleitung zu Revolution.

Merkwuerdigerweise klappte der Trick !

Hie und dort- und bald ueberall begann man den POSTLERN mittels saT
und edT das Leben schwer zu machen, mit Erfolg uebrigens.


(w) 87-89 by Ruediger Pfeilsticker
(c) 90    by Ruediger Pfeilsticker (132456@vmxa.hrz.uni-oldenburg.de)
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