Packet Radio - Eine Einführung
Datenfunk im Amateur- und CB-Funkdienst
Referent: Henning Heedfeld [DG1YGH]
Packet-Radio ist ein paketorientierter Datenfunk im Amateur- oder
CB-Funkdienst. Zur Zeit werden als gängige
Übertragungsgeschwindigkeiten 1.200 und 9.600 bit/s eingesetzt. Als
Netzwerk-Standard wird das AX.25-Protokoll verwendet, ein speziell für
den Amateur-Datenfunk modifiziertes X.25-Protokoll. Bei
Übertragungsgeschwindigkiten bis 2.400 bit/s kann man mit
handelsüblichen Funkgeräten arbeiten, der Anschluß funktioniert
direkt über die Mikrofon-Buchse des Funkgerätes. Bei
höhereren Übertragungsgeschwindigkeiten muß aufgrund der
höheren Bandbreite eine Modifikation im Funkgerät vorgenommen
werden: das Sendesignal wird dann hinter dem FM-Diskriminator
eingespeist.
Als Modem können zwei Gerätearten eingesetzt werden: die
preiswertere Lösung bietet 1.200 bit/s und besteht aus einem
Operationsverstärker sowie einigen passiven Bauteilen. Dieses
sogenannte PCCOM-Moden kostet im Selbstbau rund 20 DM oder ist für ca
100 DM fertig aufgebaut im Fachhandel zu beziehen. Es ist ein passives
Gerät, die Protokollumsetzung und Auswertung erfolgt
über eine zusätzliche PC-Software.
Als zweite Möglichkeit, die grundsätzlich vorzuziehen ist,
können sogenannte TNCs (Terminal Node Controller) eingesetzt werden.
TNCs sind sowohl für 1.200 bit/s als auch für 9.600 bit/s
erhältlich oder preiswert im Eigenbau zu realisieren. Im Eigenbau
entstehen Kosten von rund 150 DM, ein Fertiggerät kostet zwischen 250
und 350 DM. Ein TNC hat eine eigene, meist Z80-basierende
Microcontroller-Steuerung und kann somit auch autark betrieben werden.
Die Ansteurung durch den PC erfolgt über einen eigenen Befehlssatz.
TNCs bieten ausserdem die Möglichkeit, im sogenannten Transparent-Modus
betrieben zu werden. Somit kann mittels PPP oder SLIP eine TCP/IP-Verbindung
aufgebaut werden. Im Praxistest wurden in einer Punkt-zu-Punkt-Funkstrecke
über 7 km rund 300 Byte/s Datendurchsatz erreicht (70cm Band,
9.600 bit/s übertragungs -geschwindigkeit im Simplex-Betrieb).
Wesentlich höhere Übertragungsraten können nur durch Modifikation
auf 19200 bit/s oder unter Einsatz einer Vollduplex-Verbindung
erreicht werden, da dann die Hochtastzeiten der Funkanlagen wegfallen.
Nachteilig ist hierbei, daß auf beiden Seiten doppeltes Equipment
benötigt wird.
Unklar ist bei einer solchen TCP/IP-Verbindung, über die ja auch
Internet geroutet werden kann, die rechtliche Lage. Funkgeräte für
9.600 bit/s sind zur Zeit nur im Amateurfunkdienst legal zu betreiben bzw.
zu modifizieren. Der Amateurfunkdienst darf nur von lizensierten
Funkamateuren betrieben werden. Das Amateurfunkgesetz verbietet allerdings
die Verbindung von Funkanlagen mit anderen Kommunikationsnetzen.
Außerdem ist die Übermittlung von verschlüsselten Daten
nicht zulässig.
Die legale Alternative wäre der CB-Funk (Citizens Band =
Jedermannsfunk). Da der CB-Funk im Kurzwellenbereich betrieben wird, ist ein
effektiver Funkbetrieb aufgrund von Störungen in der Regel nicht
möglich. Desweiteren müssen im CB-Funk zugelassene Funkgeräte
verwendet werden. Somit stehen nur Geschwindigkeiten von 1.200 bit/s zur
Verfügung. Unter anderen rechtlichen Umständen wäre so eine
preiswerte Realisierung von Wireless-LANs möglich, die auch mit
wesentlich höheren Geschwindigkeiten betrieben werden können.