Chaos Communication Congress '97
Hamburg, Eidelstedter Bürgerhaus, 27. - 29.12.1997
Chaos-Knoten

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Konzepte von Kommunikation und Information

Referent: Henrik Fulda


Dieser Workshop über Kommunikationstheorien war alles in allem ein wenig ernüchternd. Wer den Titel des Vortrags kannte, hatte sich wahrscheinlich auf etwas anderes eingestellt als auf den Austausch von eigenen Erfahrungen von Seiten der Zuschauer und relativ trockenen Theorien zum Thema Kommunikation von Seiten des Referenten. Das Thema Information hätte den Zeitrahmen noch weiter überschritten und war deswegen von vorneherein ausgeklammert.

Die Veranstaltung startete mit dem oft zitierten Satz von Paul Watzlawick - "Man kann nicht nicht kommunizieren". Die Frage war, ob das nicht nur für face-to-face-Kommunikation gilt, sondern auch für die Kommunikation über Telefon und Computer; allgemein ging es die ganze Zeit darum, welche Aspekte der face-to-face-Kommunikation auch bei technisch vermittelter Kommunikation zum Tragen kommen.

Wie kommuniziere ich wann, mit wem, womit und worüber? Diese Frage verdeutlicht die Bestandteile von Kommunikation. Wichtig sind dabei Kommunikationsumgebung und Kommunikationsverhalten. Die Kommunikationsumgebung ist Voraussetzung und Rahmen für ein Gespräch, zum Beispiel, ob ein Mensch mit einem Handy oder mit Hilfe eines Computers kommuniziert. Das Kommunikationsverhalten bestimmt, wie eine Person sich in einer Unterhaltung verhält, wobei Emotionen und die Reflektion des eigenen Verhaltens eine Rolle spielen. Zu diesen beiden Teilaspekten der Kommunikation treten einige Fragen auf: Wie ist die eigene Kommunikationsumgebung bestimmt? Wodurch ist das Verhalten in dieser Umgebung bestimmt? Wie ist das Verhalten langfristig reflektierbar? Welche Optimierungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung?

Die Kommunikationsumgebung läßt sich in mehrere Unteraspekte trennen. Zum einen gibt es Variablen, die sich zu den persönlichen Fertigkeiten zählen lassen, wie Sprache, kultureller Hintergrund und Kompatibilität zu anderen Menschen. Zum anderen gibt es äußere Einflüsse wie die Anzahl der Kommunikationskanäle, die Verfügbarkeit sowohl der Technik als auch der Kommunikationspartner.

Kommunikationsverhalten muß zunächst gelernt werden; in jedem Medium neu, da es in unterschiedlichen Medien verschiedene Verhaltensregeln gibt, die befolgt werden müssen, um überhaupt kommunizieren zu können. Dazu kommt ein Abgleich des Verhaltens unter den Gesprächsteilnehmern, der je nach Medium, Kommunikationsabsicht und Bekanntheitsstatus unterschiedlich gut funktioniert. Kommunikationsverhalten wird erst dann reflektiert, wenn Probleme in einem Gespräch auftauchen, weil erst dann etwas am Verhalten geändert werden muß.

Wenn eine Gesprächsituation reflektiert wird und erkennbar ist, daß die Kommunikation nicht ideal funktioniert, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Situation zu verbessern. Zum Teil ist es hilfreich, von den vier Kommunikationsebenen - Inhalt, Beziehung, Apell und Selbstoffenbarung (nach Schulz von Thun) - eine oder zwei auszublenden. Das ist nur zwischen Kommunikationspartnern möglich, bei denen die Kommunikation auf Beziehungs- und Selbstoffenbarungsebene überflüssig ist. Es läßt sich erkennen, daß dies nur selten der Fall sein wird. Eine weitere Möglichkeit der Optimierung wäre es, den Kreis der Kommunkationspartner einzugrenzen, in dem Gepräche abgebrochen werden, die nicht sinnvoll erscheinen oder zu nichts führen.

Dabei sollte der Aspekt nicht außer acht gelassen werden, daß es Unterhaltungen gibt, bei denen die Inhaltsebene unwichtig ist, und die zustandekommen, weil sich zwei Personen unterhalten wollen. Damit Kommunikation effektiv ist, ist es wichtig, daß die Gesprächspartner einen gemeinsamen Level finden und beiden die Materie bekannt ist. Je mehr die Beteiligten sich mit einem bestimmten Thema auskennen, desto optimaler verläuft ein Gespräch. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anzahl der Empfänger einer Nachricht, sowohl in der face-to-face-Kommunkation als auch in medial vermittelter Kommunikation. Je mehr Empfänger es gibt, desto genauer muß sich der Sender ausdrücken, weil er nicht davon ausgehen kann, daß alle Empfänger die gleichen Voraussetzungen haben.

Meike von der Born

Folien zum Vortrag



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